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Hans Bär, Basler Fähnrich bei Marignano 1515
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Basel ist eine Stadt die das kriegerische nicht liebt. So erstaunt es, dass im Zentrum am Rathaus ein monumentales Kriegerdenkmal zu sehen ist. Der dort abgebildete Bannerträger ist Hans Bär, der 1515 in der Schlacht von Marigano in Norditalien ums Leben kam. Sein gleichnamiger Vater Hans Bär (gestorben 1502, auch Ber) stammte aus Zabern (Saverne) im Elsass. Er erscheint in Basel mit seiner Aufnahme in die Zunft zu Safran 1465. [1] Drei Jahre später wurde er Basler Bürger. [2]

das basler rathaus mit dem bild von hans baer auf dem turm

Das Basler Rathaus mit dem 1901 vollendeten Turm. Hervorgehoben das Monumentalgemälde von Wilhelm Balmer, darstellend Hans Bär als Basler Bannerträger (Siehe auch Bildvergleich weiter unten).

Im Jahr 1471 trat er der Zunft zum Schlüssel bei und beglich die Gebühr in Bar.
[3] Der erfolgreiche Kaufmann wurde 1474 als Prokurist des Wechslers Hans Zscheckenbürlin (gestorben 1490) in einen grossen Münzbetrug hineingerissen. Man nahm ihn fest, entliess ihn allerdings schon bald wieder aus der Haft. Es erging über ihn auch kein Urteil, was vermuten lässt dass keine Beweise für seine Mitschuld vorlagen. [4] Er war später Besitzer von Liegenschaften an der Freien Strasse.

Der Basler Historiker August Burckhardt (1868-1935) rollte die Geschichte der Familie Bär auf, und hielt fest dass Hans Bär die Liegenschaften "zem Venix" (Zum Phönix) und "zem roten Hut" (später Zum Kardinal, Freie Strasse 36) kaufte. Bereits früher hatte er an der Pfluggasse und der Weissen Gasse Häuser erworben und zu einem grossen Kornlager umbauen lassen.
[5] Der Getreidehandel war eines der lukativen Felder auf denen der vielseitige Kaufmann aus Zabern aktiv war.

Laut Buckhardt sei Bär nicht wohltätig veranlagt gewesen. Bekannt sei nur eine einzige Spende aus dem Jahr seines Todes 1502. Es war die Stiftung von 30 Schilling für Fisch und die Schenkung von Käse im Wert eines Guldens.
[6] Grosszügiger war sein Sohn gleichen Namens. Hans Bär der jüngere gab Geld für Sanierungsarbeiten, für ein Fenster in der Gästekammer so wie für 32 Schilling Nahrungsmittel. [7] Im Unterschied zu seinem Vater war Bär der jüngere nicht Krämer.

Hans Bär der jüngere

Als Tuchmann war Hans Bär der jüngere auf den Handel mit Stoffen spezialisiert. Sein Geburtsjahr ist unbekannt. Seine Mutter war Anna Eberler (gestorben 1506, auch Grünzweig), die zweite Ehefrau von Hans Bär dem älteren. Im Jahr 1504 wurde er mit Unterstützung von Ratsherr Matthias Iselin (1455-1512) in die Zunft zu Safran aufgenommen.
[8] Im selben Jahr nahm ihn die Schlüsselzunft der Tuchleute auf. Schliesslich trat er im Jahr 1513 auch noch der Zunft zu Hausgenossen bei. [9]

Zum Preis von 700 Gulden erwarben Hans Bär und seine Frau Barbara Brunner 1507 das Haus Zum Goldenen Falken (Freie Strasse 9). Seit dem Tod seines Vaters war Bär auch Miteigentümer des Hauses zem roten Hut. Die Ehe mit Barbara brachte sechs Töchter hervor. Aus dem Jahr 1508 ist ein Verstoss von Bär gegen die Ordnung der Schlüsselzunft aktenkundig. Die Vorgesetzten der Zunft büssten ihn, weil er sich dem Spiel hingab während noch zu Abend gegessen wurde.
[10]

Der "Holbein-Tisch"

Lange galt Hans Bär als einer der ersten Auftraggeber von Hans Holbein dem jüngeren (ca 1497-1543). Dieser habe die Platte eines Tischs bemalt. Die Darstellung zeigt den Niemand der Übles tut so wie weitere Szenen. Das Allianzwappen Bär-Brunner weist klar den Auftraggeber aus. Der Kunsthistoriker Hans Reinhardt (1902-1984) erkannte 1960 in der Malerei noch "deutlich ausgeprägt" den Stil Holbeins so wie die "Genialität" des damals jugendlichen Künstlers.
[11]

Aus der Theorie dass die Tischplatte von Hans Holbein dem Jüngeren stammte, folgerte Reinhardt (wie andere Fachleute vor ihm), dass der junge Künstler im Sommer 1515 bereits in Basel geweilt haben müsse. Der Kunsthistoriker stellte die vage Vermutung in den Raum, dass Holbein in den Spuren seines Vaters nach Basel gekommen sein könnte. Hier habe er bei Meister Hans Herbst (ca 1470-1552, auch Herbster) Arbeit gefunden, wie später sein Bruder Ambrosius Holbein auch.
[12]

Im Jahr 1966 widersprach der Basler Kunsthistoriker Lucas Heinrich Wüthrich (geboren 1927) der Theorie vom "Holbein-Tisch" und wies die Signatur "HH" nicht Hans Holbein dem jüngeren sondern dem bereits erwähnten Hans Herbst zu. Auch wenn der Stil der Malerei auf der Tischplatte eine Raffinesse offenbare die man dem jungen Holbein zutrauen dürfe, spräche der Gehalt des Werks für einen gereiften Menschen.
[13] Herbst hatte wohl schon 1502 einen Auftrag für die Familie Bär ausgeführt.

Wüthrich nennt den Grabstein für Hans Bär den älteren (heute im Münsterkreuzgang) als Werk des Malers.
[14] Herbst, dessen Sohn Johann Herbst (1507-1558, latinisiert Oporinus) einer der prominenten Basler Buchdrucker werden sollte, war 1492 von Strassburg nach Basel gekommen und wurde als Maler und die Zunft zum Himmel aufgenommen. In den Reihen dieser Zunft nahm er als Wehrpflichtiger 1512/13 an den Feldzügen des Eidgenössischen Heeres nach Pavia und Novara teil.

der grabstein von hans baer dem aelteren und das familienwappen

Der Hans Herbst zugeschriebene Grabstein von Hans Bär dem älteren im Kreuzgang des Basler Münsters (links) und das Familienwappen der Bär nach einer Darstellung des 16. Jahrhunderts (rechts).

Hans Bär in den Mailänderkriegen

Als Mitglied der Schlüsselzunft war auch Hans Bär auch zum Kriegsdienst verpflichtet. Er wurde in der Vergangenheit auch als Ratsherr dieser Zunft angesprochen, was aber nicht korrekt ist. Schon August Burckhardt hatte festgestellt, dass aufgrund der Gleichheit der Namen die Nachwelt Vater und Sohn Bär zeitweise verwechselte. Die Eidgenossenschaft kämpfte ab 1511 für Papst und Kaiser in Mailänderkriegen. Dazu gehörten die beiden bereits erwähnten Feldzüge von 1512/13.

Bär selbst war schon am sogenannten Kalten Winterfeldzug über den Gotthard gegen Mailand im November 1511 beteiligt. An der Kampagne im Jahr 1513 ist für das Basler Kontingent erstmals das Vorhandensein eines eigenen Schreibers und eines Fouriers (militärischer Beauftrager für Verpflegung) belegt.
[15] Dieser "Furierer" war Hans Bär. Mit dem eidgenössischen Heer kämpfte das Kontingent von Basel am 6. Juni 1513 in der Schlacht von Novara. Es verlor in diesem Feldzug 75 Mann.

Wahrscheinlich nicht Bannerträger

Zwei Jahre später schickte Basel drei Aufgebote in den Krieg nach Norditalien. Mit dem zweiten Aufgebot, das eine Stärke von 600 Mann hatte, zog Ende Juni 1515 auch Hans Bär als Fähnrich. Die Geschichtsschreibung früherer Zeiten schildert Hans Bär als den Träger und Retter des Basler Banners in der Schlacht von Marignano. Es darf aber in Frage gestellt werden, ob Bär wirklich das "Panner" anvertraut war. Dieses kam nur einem Aufgebot mit einer Stärke von 1500 bis 2000 Mann zu.
[16]

Das erste und das zweite Aufgebot kamen zusammen auf maximal 1600 Mann.
[17] [*] Das Aufgebot zu dem Bär gehörte umfasste aber mit 600 Mann gerade genügend Mannschaft um ein sogenanntes Fähnlein zu bilden, also ein kleineres Aufgebot als ein Auszug zum Banner. Ein solches Fähnlein hatte wenig gemein mit dem prachtvollen Juliusbanner mit seinem goldenen Baselstab, welches Papst Julius II. (1443-1513) den Baslern für ihre Kriegsdienste im Jahr 1512 verliehen hatte.

Das dreieckige Fähnlein war schmucklos und in den Basler Standesfarben schwarz und weiss gehalten. Es wies nicht einmal einen Baselstab auf.
[18] Die zeitgenössische Chronik von Fridolin Ryff (gestorben 1554) nennt Hans Bär hierzu als "fenrich" des zweiten Aufgebots und Hans Lutzelman den Metzger als ebensolchen für das erste Aufgebot. [19] Chronist Christian Wurstisen (1544-1588) schreibt 1580 ebenso von "Hans Bären dem Fehnrich von Basel", und konkret von "sein Fehnlin". [20]

Im August erging ein drittes Aufgebot. Somit waren drei Basler Kontingente im Feld. Das erste wurde laut Ryff geführt von Hans Truttmann (gestorben nach 1521). Das zweite von Hauptmann Henman von Offenburg (gestorben 1558). Das dritte von Hauptmann Heinrich Meltinger (gestorben 1531).
[21] [*] Die Verzeichnisse zu den Ausgaben Basels von 1515/16 sprechen klar von "unnseren dryen venlinen". [22] Demnach wird Bär kaum ein Banner sondern ein Fähnlein getragen haben.

Auf dem Schlachtfeld von Marignano

Bei Marignano traf schliesslich ein eidgenössisches Heer von rund 20'000 Mann am 13. September 1515 auf eine Übermacht im Dienste des französischen Königs und Venedigs. Es kam zu einer zweitägigen Schlacht. Der erste Tag verlief für die eidgenössische Seite scheinbar gut. Die Basler kämpften mit den Luzernern an der rechten Flanke. Ein ungestümer Vorstoss führte mitten in das Heerlager der Franzosen, wo der Kampf mit Einbruch der nächtlichen Dunkelheit erstarrte bis zum nächsten Morgen.

Am 14. wurde der Kampf fortgesetzt, bis die Front des Zentrums der Schlachtordnung aus Ost- und Zentralschweizern zu Mittag nicht mehr standhielt. Basler und Luzerner, jetzt mit Urnern und Schwyzern an der Flanke vereinigt, mussten nun ebenfalls zurückgehen. Die Schlacht war verloren. Unter den Verwundeten und Toten waren auch die Fähnriche des ersten und zweiten Basler Fähnleins, Hans Lutzelman und Hans Bär. Ryff schreibt von den Gefallenen von denen er vernommen hatte:

"...Do kamen zu beyden deillen vil redlicher lüt um, wart mancher fromer redlicher eydgnosz erschlagen, esz kamen vil erlicher redlicher burger von Basel um. Got wel in allen gnedig sin! Esz bliben von Basel usz, die umkummen worren, so mir im besten bekant worren, der fenrich Hans Ber, der fenrich Hans Lutzelman, Bartlome Schmyd lifferher, Jeronimus Stechely, Bartlome zum Sternnen, etlich wurtten wund und geschosen heim brocht, es gieng fast ubel. Got erbarms!"
[23] [*]

Meister Ludwig der Scherer hatte als Chirurg viel blutige Arbeit zu verrichten nach der Schlacht. Die Stadt zahlte ihm nach der Rückkehr 6 Gulden und 5 Schilling für die Versorgung Verwundeter.
[24] Die Hauptleute des zweiten und dritten Basler Fähnleins, Henman Offenburg und Heinrich Meltinger, wurden in vorderster Reihe kämpfend schwer verwundet. Sie hatten damit getan was das Ehrverständnis jener Epoche von ihnen verlangte. Hauptleute waren damals keine Befehlshaber im modernem Sinne.

Gemäss dem Basler Historiker Werner Meyer (geboren 1937) hatte ein Hauptmann in der Praxis eher beratende Funktion. Mannschaften wurde nicht im heutigen Sinne geführt. Dafür waren sie schlichtweg zu unkontrollierbar. Ein Hauptmann hatte damals, alle Gefahr missachtend, an der Spitze seiner Leute zu kämpfen um sie durch sein Beispiel anzutreiben.
[25] Seit dem Jahr 1512 wurde ein Basler Fähnlein von einem einzigen Hauptmann geführt. Sein Stellvertreter war der Luttener (Leutnant). [26]

Fähnrich Hans Bär und sein Tod

Zum Personal um den Hauptmann gehörte auch der Fähnrich. Ausserhalb des Kampfes war er wie der Hauptmann beritten und trug das Fähnlein, das eine spezielle Wache bis zum Tod zu verteidigen hatte, selten persönlich. Selbst im Kampf nahm der Fähnrich das Feldzeichen nur wenn notwendig selbst in die Hand.
[27] Bei Hans Bär war dies offenbar der Fall. Sein Tod ist verschieden überliefert. Eine Version stammt vom Chronisten Paolo Giovo (1483-1552, latinisiert Paulus Iovius).

Das Ende von Hans Bär wird von Giovo gemäss dem Historiker August Burckhardt folgendermassen geschildert. Bär wäre von Franzosen umringt und mehrfach verwundet in hoffnungsloser Lage gewesen. Um das Feldzeichen vor der Erbeutung durch den Feind zu bewahren, habe er es von der Stange gezerrt um es zu zerreissen. Danach habe er bis zum Tod weitergekämpft. Zugleich wies Burckhardt, ebenso wie Christian Wurstisen lange vor ihm, diese Variante als wenig glaubwürdig zurück.

Wahrscheinlicher sei der Bericht von Baslern die an der Schlacht beteiligt gewesen seien. Ihnen zufolge habe die Stückkugel eines Geschützes Bärs beide Schenkel derart schwer verletzt (Wurstisen schreibt "hingenommen", was auf Abtrennung hindeutet) dass er nicht mehr länger habe stehen können. Damit konnte er seine Aufgabe als Fähnrich nicht erfüllen und habe vor seinem Tod das Feldzeichen dem anwesenden Basler Georg Werlin weitergegeben. Dieser habe das Fähnlein nach Basel zurückgebracht.
[28]

Für das Seelenheil des in Italien ruhenden Hans Bär war auch seine Zunft zum Schlüssel besorgt. Das Ausgabebuch des Zunft listet für das Jahr 1516 Zahlungen von jeweils drei Pfund für die Jahrzeitfeier des Toten auf. Das Gedenken war abzuhalten im Münster, zu St.Martin und zu Barfüssern.
[29] Seiner Witwe Barbara Brunner wurde für ihre sechs Töchter Jakob Meyer als Vogt zugewiesen. Einen langjährigen Prozess um eine Wiese die er dafür als Entschädigung verlangte verlor er. [30]

Der Bannerträger am Rathausturm

Das zu Beginn erwähnte Monumentalgemälde von Hans Bär am Rathausturm stammt vom Basler Maler Wilhelm Balmer (1865-1922). Das Werk von 1901 hat wenig mit der Realität zu tun. Die Komposition ist das Ergebnis einer historisch inspirierten Fantasie. Bär trägt auf dem Bild nicht das korrektere schlichte Dreiecksfähnlein ohne Baselstab sondern ein Banner. Der abgebildete Kriegsmann tritt dem Betrachter damit als wichtiger Bannerherr eines grossen Basler Aufgebots entgegen.

Bär wurde mit diesem Kniff aufgewertet, vom Fähnlein zum Banner. Das gezeigte Feldzeichen ist allerdings wiederum für ein Banner des frühen 16. Jahrhunderts viel zu klein. Auch entspricht es von der Gestaltung her nicht dem wesentlich grösseren Juliusbanner wie es im September 1515 hätte getragen werden sollen, wenn es denn zum Einsatz gekommen wäre. Effektiv ist es an das älteste überlebende Basler Stadtbanner angelehnt, welches aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts stammt.
[31]

Dieses Banner mit den Massen 100 mal 122 Zentimetern ist unverkennbar das Vorbild für das Gemälde. Der Grund wieso Bär am Rathausturm ein altes Feldzeichen trägt das nicht aus seiner Zeit stammt, dürfte am Geschmack um 1901 gelegen haben. Das päpstliche Banner mit goldenen Baselstab wäre dem Publikum wohl zu fremd gewesen. Offenbar lag der schwarze Stab des mittelalterlichen Banners den Vorstellungen näher. Es entspricht Hans Bär weder in Funktion noch in Gestaltung.

vergleich des banners am rathaus und des juliusbanners

Vergleich des mittelalterliche inspirierten Banners am Rathaus (links) und des Juliusbanner von 1512 nach einem Schnitt von Georg Sickinger um 1580 (rechts). Unterschiede und Gestaltung und Grösse sind deutlich.

Auch beim Gesicht des gemalten Hans Bär nahm man sich Freiheiten. Die Abbildung hat den Charakter eines Portraits, aber nicht eines von Bär. Der stellvertretende Staatsarchivar Ulrich Barth (geboren 1939) erkannte darin anhand einer erhaltenen Portraitskizze die Gesichtszüge des Architekten Eduard Vischer (1843-1929).
[32] Dieser leitete den Umbau des Rathauses von 1898 bis 1904. Der wohl einzige öffentliche Basler Kriegsheld ist somit eigentlich ein Mann friedlicher Baukunst.

Zusammenfassung

Der auf dem Basler Rathausturm abgebildete Fähnrich war der Sohn des aus dem Elsass eingewanderten Hans Bär, der es in Basel zu einem erfolgreichen Kaufmann und zum Ratsherrn brachte. Dieser starb 1502 und wurde im Münsterkreuzgang nahe des St.Bartholomäus-Altars beigesetzt. Der vermutlich von Hans Herbst gestaltete Grabstein hat bis heute überlebt. Bärs gleichnamiger Sohn Hans war Tuchhändler und ab 1504 wie bereits sein Vater zünftig zum Schlüssel und zu Safran.

Im Jahr 1513 trat er zusätzlich der Zunft zu Hausgenossen bei. Hans Bär der jüngere heiratete Barbara Brunner; die Ehe brachte sechs Töchter hervor. Das Ehepaar hatte 1507 das Haus zum Goldenen Falken an der Freien Strasse erworben. Bär galt lange irrtümlich als früher Auftraggeber von Hans Holbein dem jüngeren. Seit 1966 zählt der fragliche Tisch mit Bärs Wappen, bemalter Platte und der Signatur HH allerdings als ein Werk von Meister Hans Herbst, einem Mentoren Holbeins.

Hans Bär wurde von der Nachwelt oft mit seinem gleichnamigen Vater verwechselt. So hielt man ihn zeitweise für einen Basler Ratsherrn, wobei in Wahrheit sein Vater dieses Amt bekleidet hatte. Es komplizierte das Unterscheiden, dass beide zum Schlüssel und zu Safran zünftig waren. Mit der Zunft zum Schlüssel zog Bär der jüngere wiederholt in die Mailänderkriege, an denen Basel als eidgenössischer Stand beteiligt war und dadurch für Papst und Kaiser kämpfte.

Eine erste Teilnahme Bärs an einem Feldzug über den Gotthard nach Norditalien ist für das Jahr 1511 belegt. An der Schlacht von Novara nahm er als Fourier des Basler Kontingents teil. Als Basel im Sommer 1515 drei Aufgebote mit den eidgenössischen Truppen nach Italien schickte, gehörte Hans Bär dem zweiten an. Die Aufgebote von jeweils mehreren hundert Mann nannte man nach dem ihnen vom Stand mitgegebenen Feldzeichen Fähnlein. Bär hatte den Posten eines Fähnrichs.

Er war damit verantwortlich für die Sicherheit des Feldzeichens des zweiten Basler Fähnleins. Er war nicht wie oft behauptet Träger des Banners, denn die baslerischen Aufgebote waren zu klein als dass man ihnen das wertvolle Banner mitgegeben hätte. Stattdessen führten sie ein schlichtes dreieckiges Fähnlein in den Standesfarben ohne Baselstab. Ein solches Fähnlein war Hans Bär anvertraut. Im Rahmen seiner Aufgabe fiel er in der Schlacht von Marignano am 14. September 1515.

Die glaubwürdigste Überlieferung von Bärs Tod in der verlorenen Schlacht von Marignano geht davon aus, dass ihm eine feindliche Kanonenkugel beide Beine verstümmelte. Als er nicht länger in der Lage gewesen sei das Fähnlein zu schützen, habe er es Zeugen gemäss dem Basler Georg Werlin anvertraut bevor er starb. Bärs Leiche wurde nicht in die Heimat gebracht. Für sein Seelenheil gab die Schlüsselzunft 1516 drei Pfund für eine Jahrzeitfeier im Münster, zu St.Martin und zu Barfüssern.

Die Darstellung Hans Bärs auf dem Rathausturm ist historisch nicht korrekt. Der Maler Wilhelm Balmer bildete Bär 1901 mit einem Banner anstatt mit einem Fähnlein ab, was den Dargestellten aufwertete. Zudem entspricht das falsche Feldzeichen nicht dem Banner das Basel 1512 von Papst Julius II. verliehen bekam. Vielmehr handelt es sich eher um ein Banner des 15. Jahrhunderts, das wohl aus optischen Gründen gewählt wurde. Bärs Gesicht ist ein Portrait des Architekten Eduard Vischer.


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Querverweis zum Thema:

>> Jakob Meyer zum Hasen (Schwager von Hans Bär)




Beitrag erstellt 02.06.11

Anmerkungen:

[1] P. Koelner, Unterabschnitt "Krämer", in Abschnitt "Die Zunftaufnahmen seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts bis zum Jahre 1798", publiziert in Die Safranzunft zu Basel und ihre Handwerke und Gewerbe, Basel 1935, Seite 501, Spalte 2

[2] P. Koelner, Unterabschnitt "Krämer", in Abschnitt "Die Zunftaufnahmen seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts bis zum Jahre 1798", publiziert in Die Safranzunft zu Basel und ihre Handwerke und Gewerbe, Basel 1935, Seite 501, Spalte 2, vergleiche Staatsarchiv, Ratsbücher A 1, Rotes Buch 1357-1493, 225

[3] P. Koelner, Abschnitt "Die Zunftangehörigen von 1357 bis 1798", publiziert in Die Zunft zum Schlüssel in Basel, Basel, 1953, Seite 256

[4] W. Vischer, Abschnitt 8 - Process des Münzmeisters und der Wechsler in Basel 1474, in kommentierten Aufzeichnungen des Stadtschreibers Niclaus Rüsch, Basler Chroniken, Band 3, Leipzig, 1887, Seite 408

[5] A. Burckhardt, Beitrag "Die Familie Baer", publiziert in Basler Biographien, Band 1, Basel, 1900, Seite 61

[6] A. Burckhardt, Beitrag "Die Familie Baer", publiziert in Basler Biographien, Band 1, Basel, 1900, Seite 63

[7] A. Burckhardt, Beitrag "Die Familie Baer", publiziert in Basler Biographien, Band 1, Basel, 1900, Seite 71

[8] P. Koelner, Abschnitt "Die Zunftaufnahmen seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts bis zum Jahre 1798", publiziert in Die Safranzunft zu Basel und ihre Handwerke und Gewerbe, Basel 1935, Seite 432, Spalte 1 (Matthias Iselin) so wie 586 (Hans Bär der jüngere).

[9] P. Koelner, Abschnitt "Die Zunftangehörigen von 1357 bis 1798", publiziert in Die Zunft zum Schlüssel in Basel, Basel, 1953, Seite 287

[10] P. Koelner, Abschnitt "Die Zunftangehörigen von 1357 bis 1798", publiziert in Die Zunft zum Schlüssel in Basel, Basel, 1953, Seite 287

[11] H. Reinhardt, Die Malerfamilie Holbein in Basel, im Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Kunstmuseum Basel, Basel, 1960, Seite 27

[12] H. Reinhardt, Die Malerfamilie Holbein in Basel, im Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Kunstmuseum Basel, Basel, 1960, Seite 25

[13] L. H. Wüthrich, Beitrag "Herbst, Hans", in Neue Deutsche Biographie, Band 8, Berlin, 1969, Seite 509

[14] L. H. Wüthrich, Beitrag "Herbst, Hans", in Neue Deutsche Biographie, Band 8, Berlin, 1969, Seite 509

[15] E. A. Gessler, Kapitel "III. Heereseinteilung", publiziert in Basler Wehr- und Waffenwesen im 16. Jahrhundert, 116. Neujahrsblatt der GGG, Basel, 1938, Seite 21

[16] E. A. Gessler, Kapitel "III. Heereseinteilung", publiziert in Basler Wehr- und Waffenwesen im 16. Jahrhundert, 116. Neujahrsblatt der GGG, Basel, 1938, Seite 17

[17] R. Wackernagel, Anmerkungen zu Seite 112, Geschichte der Stadt Basel, Band 3, Basel, 1924, Seite 15*

[*] Ryffs Aufzeichnungen weisen bei der Zuteilung der Hauptleute zu den Fähnlein vom offiziellen Rodel ab.

[18] R. Wackernagel, 9. Buch "Die grossen Jahrzehnte", publiziert in Geschichte der Stadt Basel, Band 3, Basel, 1924, Seite 113 so wie E. A. Gessler, Kapitel "III. Heereseinteilung", publiziert in Basler Wehr- und Waffenwesen im 16. Jahrhundert, 116. Neujahrsblatt der GGG, Basel, 1938, Seite 22

[19] F. Ryff, Chronik 1514-1541, in Basler Chroniken, Band 1, Leipzig, 1872, Seite 23

[20] C. Wurstisen, Bassler Chronick, Basel, 1580, Seite 521

[21] F. Ryff, Chronik 1514-1541, in Basler Chroniken, Band 1, Leipzig, 1872, Seite 22

[*] Die Chronik des Fridolin Ryff spricht hingegen von je 600 Mann beim ersten und zweiten Aufgebot, und nochmals 600 bei einem dritten, was eine Gesamtstärke von 1800 Mann ergäbe.

[22] B. Harms, Der Stadthaushalt Basels im ausgehenden Mittelalter, Erste Abteilung, Band 3, Tübingen, 1913, Seite 253 Spalte 2, Zeile 88

[23] F. Ryff, Chronik 1514-1541, in Basler Chroniken, Band 1, Leipzig, 1872, Seite 23 ¨

[*] Einer Überlieferung gemäss habe Hans Lutzelman (auch Lützelmann) die Schlacht mit dreizehn Wunden überlebt und sei von einem Kleinbasler Waffengefährten vom Schlachtfeld geschleppt worden. In einer Sänfte sei er nach Basel zurückgebracht worden, wo man ihn ins Rathaus habe getragen, damit er seinen Bericht von der Schlacht abgeben konnte. Siehe P. Koelner, Abschnitt VII. - Schicksale und Gestalten, in Anno Dazumal, Basel, 1929, Seiten 211 bis 212

[24] B. Harms, Der Stadthaushalt Basels im ausgehenden Mittelalter, Erste Abteilung, Band 3, Tübingen, 1913, Seite 253 Spalte 2, Zeilen 64 bis 66

[25] W. Meyer, Unterabschnitt "Die Kriegsbereitschaft", in Abschnitt "Krieg und Frieden", publiziert in Hirsebrei und Hellebarde - auf den Spuren des mittelalterlichen Lebens in der Schweiz, Olten, 2. Auflage 1986, Seite 360

[26] E. A. Gessler, Kapitel "III. Heereseinteilung", publiziert in Basler Wehr- und Waffenwesen im 16. Jahrhundert, 116. Neujahrsblatt der GGG, Basel, 1938, Seite 20

[27] E. A. Gessler, Kapitel "III. Heereseinteilung", publiziert in Basler Wehr- und Waffenwesen im 16. Jahrhundert, 116. Neujahrsblatt der GGG, Basel, 1938, Seite 22

[28] A. Burckhardt, Beitrag "Die Familie Baer", publiziert in Basler Biographien, Band 1, Basel, 1900, Seite 72 so wie C. Wurstisen, Bassler Chronick, Basel, 1580, Seite 521

[29] P. Koelner, Abschnitt "Die Zunftangehörigen von 1357 bis 1798", publiziert in Die Zunft zum Schlüssel in Basel, Basel, 1953, Seite 287

[30] A. Burckhardt, Beitrag "Die Familie Baer", publiziert in Basler Biographien, Band 1, Basel, 1900, Seite 78

[31] C. H. Baer, Abschnitt "Geschichte und Bild der Stadt Basel", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 1, Basel, 1932/71, Seite 64

[32] U. Barth, Beitrag "Baugeschichte", publiziert in Das Basler Rathaus, Basel, 1983, ISBN 3 7245 05213, Seite 22


Quellen:

Casimir Hermann Baer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 1, herausgegeben von der Gesellschaft für Erhaltung historischer Kunstdenkmäler, Birkhäuser Verlag, Basel, 1932/71, Seite 64

Ulrich Barth, Beitrag "Baugeschichte", publiziert in Das Basler Rathaus, herausgegeben von der Staatskanzlei, Kommissionsverlag Friedrich Reinhard Verlag, Basel, 1983, ISBN 3 7245 05213, Seite 22

August Burckhardt, Beitrag "Die Familie Baer", publiziert in Basler Biographien, Band 1, Verlagsbuchhandlung Benno Schwabe, Basel, 1900, Seiten 61, 63. 71, 72 und 78

Eduard Achilles Gessler, Basler Wehr- und Waffenwesen im 16. Jahrhundert, 116. Neujahrsblatt der GGG, herausgegeben von der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen, Kommissionsverlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1938, Seiten 21 und 22

Bernhard Harms, Der Stadthaushalt Basels im ausgehenden Mittelalter, Erste Abteilung, Band 3, H.Laupp'sche Buchhandlung, Tübingen, 1913, Seite 253

Hans Rudolf Kunz, Schweizerschlachten, A. Francke AG Verlag, Bern 2. erweiterte Auflage 1977, Seiten 227 bis 234 (zur Schlacht von Marignano)

Paul Koelner, Anno Dazumal, Lehrmittelverlag des Erziehungsdepartements Basel-Stadt, Basel, 1929, Seiten 211 bis 212

Paul Koelner, Die Safranzunft zu Basel und ihre Handwerke und Gewerbe, herausgegeben von E.E. Zunft zu Safran, Verlag Benno Schwabe & Co, Basel 1935, Seiten 432, Spalte 1 (Matthias Iselin), 501 (Hans Bär der ältere) und 586 (Hans Bär der jüngere)

Paul Koelner, Die Zunft zum Schlüssel in Basel, Benno Schwabe & Co, Basel, 1953, Seiten 256 Hans Bär der ältere), 261/62, (Hans Truttmann), 273/74 (Heinrich Meltinger) und 287 (Hans Bär der jüngere)

Werner Meyer, Hirsebrei und Hellebarde - auf den Spuren des mittelalterlichen Lebens in der Schweiz, Walter-Verlag AG, Olten, 2. Auflage 1986, ISBN 3-530-56707-8, Seite 360

Hans Reinhardt, Die Malerfamilie Holbein in Basel, im Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Kunstmuseum Basel, Kunstmuseum, Basel, 1960, Seite 27

Lisa Röthinger / Gabriela Signori, Das Gräberbuch des Basler Domstifts, Quellen und Forschungen zur Basler Geschichte, herausgegeben vom Staatsarchiv Basel, 2009, ISBN 978-3-7245-1620-0, Seiten 43 und 173 (zur Lokalisierung des Grabes von Hans Bär dem älteren)

Fridolin Ryff, Chronik 1514-1541, in Basler Chroniken, Band 1, herausgegeben von Wilhelm Vischer und Alfred Stern, Verlag von S. Hirzel, Leipzig, 1872, Seite 22 und 23

Wilhelm Vischer, Basler Chroniken, Band 1, herausgegeben von Wilhelm Vischer, Verlag von S. Hirzel, Leipzig, 1887, Seite 408

Rudolf Wackernagel, Geschichte der Stadt Basel, Band 3, Verlag von Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1911, Seiten 113 und 15* (Anmerkungen)

Christian Wurstisen, Bassler Chronick, Sebastian Henricpetri, Basel, 1580, Seite 521

Lucas Heinrich Wüthrich, Beitrag "Herbst, Hans", in Neue Deutsche Biographie, Band 8, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Duncker & Humblot, 1969, Berlin, Seite 509

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