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3. August 1833 - 10.30 Uhr bis 11.30 Uhr

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Beim Hagebächli oberhalb von Pratteln

In den Bergreben ob Pratteln steht heute noch ein Rebhäuslein welches nach Christoph Hagenbach benannt ist, der von 1625-68 Dorfpfarrer war. Vom "Hagebächli" hatte man einen schönen Blick, weshalb eine Gruppe Dorfbewohner dorthin flüchtete, als die Basler kamen. Entsetzt sahen sie, wie die Truppen auf der Hauptstrasse zu Schiessen begannen und Häuser brannten. Plötzlich krachte ein Schuss mitten unter ihnen. Als sich der Pulverdampf verzog sah man, dass die Hände von Niklaus Bielser nur noch blutige Klumpen waren.

hagenbaechli ob pratteln

Das Rebhäuschen Hagebächli am Rande der Bergreben oberhalb von Pratteln. Hier geschah am 3. August 1833 der Unfall bei dem sich der Leinenweber Niklaus Bielser die rechte Hand zerschoss. Im Dorf ging später die Rede von höherer Vergeltung für die Tötung des wehrlosen Fuhrmanns Hürlemann.

Er hatte sich leichtsinnig auf seinen geladenen Stutzer gestützt; sein Unglück selbst verursacht. Der 45jährige Prattler Leinenweber war eine gute Stunde zuvor dabei als beim Wartenberg die Pferde eines zivilen Basler Fuhrwerks für Verwundete im Gewehrfeuer zusammenbrachen. Es war der vierte von dreizehn Wagen. Die neun folgenden Wagen wendeten um sich davon zu machen. Den unglücklichen Kutscher überliessen sie seinem Schicksal. Die Baselbieter traten an den Wagen um den Fuhrmann David Hürlemann aus Zürich gefangen zu nehmen.

Unter den Baselbietern war der Scharfschütze Bielser. Wütend drohte er dem Kutscher mit dem Tod. Hürlemann flehte um sein Leben - er sei kein Kämpfer. Kameraden versuchten den Rasenden zu bremsen. Doch unvermittelt hatte Bielser den Fuhrmann mit seinem Stutzer erschossen. Auf dieselbe Waffe stützte er sich nun beim Hagebächli; den Unterarm über den Lauf und die zweite Hand obenauf gelegt. Ein Stutzer ist eine Präzisionswaffe mit sehr empfindlichen Abzug. Geladen und gespannt, löst sich ein Schuss beim geringsten Druck.

Blarers Baselbieter auf dem Geispel bei Muttenz

Josef Gutzwillers Therwiler von Major Gschwindt waren eilig nach Muttenz gezogen. An der Münchensteiner Brücke stiessen sie auf vier Mann der Basler Landwehr, die sofort flohen. Von Muttenz und Pratteln her drangen Schüsse, woraufhin sie schneller marschierten. Offenbar kämpften ihre Kameraden schon mit den Baslern; brauchten vielleicht Hilfe. Als sie auf dem Geispel (Geissbühl), dem befohlenem Sammelplatz ankamen, trafen Josef und seine Kameraden dort auf weitere dazugestossene Mannschaften aus dem Birseck.

Rasch machte die Neuigkeit die Runde: Die Basler seien nach Pratteln gezogen und hätten des Bauerndorf in Brand gesteckt. Man konnte aufsteigenden Rauchsäulen vom Geispel aus sehen. Wut machte sich unter den Versammelten breit. Eine Wut die Jakob von Blarer zu nutzen wusste. Unter den Anführern des Aufstands gegen die Herrschaft der Stadt, genoss er auf der Landschaft die grösste Beliebtheit. Sein älterer Bruder Anton von Blarer war Mitglied der provisorischen Regierung. Die Familie von Blarer hatte einen leicht aristokratischen Hintergrund.

Dem Geschlecht entstammte der bekannte Bischof Christoph Blarer von Wartensee, der im späten 16. Jahrhundert die Gegenreformation im maroden Bistum Basel vorantrieb. Die Blarer stellten die Obervögte von Pfeffingen und verlegten im 18. Jahrhundert ihren Amtssitz ins 1608 erbaute Familienschloss in Aesch. Hier kam 1802 auch Jakob von Blarer zu Welt, der bis 1830 als Offizier in königlich französischen Diensten stand. Nach der Julirevolution kehrte er Heim. Hier stellte er sich in den Dienst des Aufstands und wurde zum Führer im Kampf gegen die Basler.

Beim Roten Haus am Rheinufer

Den Rauch in Pratteln sah auch Remigius Merian beim Roten Haus am Rheinufer. Vor einer halben Stunde waren vom Hardhübel her die Basler Scharfschützen von Major Christoph Ryhiner beim ihm angelangt. Dieser fragte Merian, ob er Neuigkeiten von Vischers Truppe hätte. Der Wirt wies auf den Rauch über Pratteln und antwortete dass das Basler Militär sich offenbar dort aufhalte. Ein Scharfschützen schrie, dass noch viele Häuser brennen müssten. Merian entgegnete, dass dies keine Lösung brächte. Der Trupp zog weiter.

Noch immer standen Rauchschwaden über Pratteln und Merian erwog die Wirtschaft zu schliessen. Zu nahe rückte das kriegerische Geschehen. Da kam ein Mann mit blutigen Hosen von Pratteln her zum Roten Haus. Es war der Bruder des getöteten Schneiders Friedrich Schwob. Der städtisch gesonnene 55jährige hatte die Basler freudig vor seinem Haus erwartet als die ihn erschossen. Er war eines der unschuldigen Opfer der Schiesserei. Merian erfuhr, dass neun Häuser im Dorf in Flammen standen. Die Basler seien weiter gezogen und nun beim Hohen Rain.

Den Schilderungen entnahm Merian, dass der Vormarsch der Basler sich verlangsamte. Dass sie unentschlossen vorgingen. Er ahnte dass der Feldzug auf ein Scheitern zulief; dass es eine Frage der Zeit war bis das Kampfgeschehen zum Roten Haus kam. Schnell liess er ein Boot holen um seine Familie über den Rhein ins sichere Grenzach bringen zu lassen. Doch Frau und Eltern weigerten sich, das Rote Haus zu verlassen. Die Kinder und zwei Kisten mit Bargeld und Silbergeschirr wurden vorbereitet um ans deutsche Ufer in Sicherheit gebracht zu werden.

Im brennenden Pratteln

Jakob Rahn kam 1833 als Pfarrer nach Pratteln um den stadttreuen Johann Rudolf Fürstenberger abzulösen. Der war, wie viele Basler Pfarrer auf dem Land, aus dem Amt gejagt worden war. Der 27jährige neue Pfarrer war zuerst Mathematiklehrer am Fellbergschen Institut in Hofwil. Er wurde 1827 ordiniert und wirkte dann als Vikar im aargauischen Zofingen. Mit Schulmeister Johann Martin beobachtete Rahn den Einzug der Basler von Kirchturm aus. Eilig stiegen sie hinab und vergruben die Taufbücher an einem sicheren Ort. Ihnen schwante Schlimmes.

Wie Pfarrer Rahn war auch Johann Martin neu im Amt. Er war am 24. Februar 1833 als Schulmeister an die Oberschule gewählt worden. 1807 geboren stammte Martin eigentlich von Frenkendorf, verlebte aber den Grossteil seiner Jugend in Pratteln. Er war als Schüler schon so begabt, dass er mit 14 Jahren den oft kranken Schulmeister Heinrich Schlag vertrat. Die Laufbahn als Lehrer war vorgezeichnet. Die Basler waren abgezogen und hinterliessen das Dorf im Chaos. Aus den Ställen hatten sie Pferde mitgenommen und Martin sah an drei Stellen Rauch aufsteigen.

Rahn hatte Löscharbeiten eingeleitet. Vom Erli kamen die Männer hinzu. In den brennenden Ställen brüllte Vieh. Eine versengte Kuh hatte ein Stück der Krippe an der sie angebunden war losgerissen und brach hinter dem Haus zusammen. Rahn half schwitzend einer Familie, das strohgedeckte Waschhäuschen niederzureissen, damit es keine Gefahr für nahe Häuser wurde. Schneider Friedrich Schwob lag tot vor seiner Tür. Die Leiche des fünffachen Vaters Niklaus Dürr lag im Flur seines Hauses; den erschossenen Johannes Rebmann fand man auf seinem Dachboden.

Pfarrer Rahn versorgt den verletzten Niklaus Bielser

Pfarrer Rahn half, die um den Brand stehenden Häuser mit soviel Wasser zu begiessen als die Muskelkraft es zuliess. Er war verschwitzt vom Löschen als ein Prattler Kämpfer kam um ihm zu sagen, dass Niklaus Bielser schwer verwundet aus dem Kampf heimgetragen worden sei. Rahn folgte als pflichtbewusster Seelenhirte dem Mann zu Bielsers Haus und trat ein. Der Verwundete lag alleine in seinem Blut. Seine furchtbar zugerichteten Hände waren kaum noch als Gliedmassen zu erkennen. An der linken Hand hatte Bielser nur noch zwei Finger.

Die Folgen des Unfalls beim Hagenbächli waren grauenhaft anzusehen. Bielsers rechter Arm hatte direkt auf dem Lauf gelegen als der Schuss sich löste. Das Mündungsfeuer verbrannte das Fleisch und die Kugel zertrümmerte die Unterarmknochen bevor sie mehrere Finger der linken Hand wegriss, die auf dem rechten Arm lag, die ebenfalls über dem Lauf ruhte. Es war ein dummer Unfall der keinem geübten Schützen passieren sollte. Um den Blutung zu stillen, band Rahn dem Verletzten mit zwei rausgeholten Nastüchern die Oberarme fest ab.

Dann suchte der Geistliche im ganzen Haus nach Bielsers Frau. Schliesslich kam diese verängstigt aus dem Schweinestall. Sie hatte sich dort mit ihren drei Kindern vor den schiessenden, plündernden und brandlegenden Soldaten versteckt. Rahn wies die aufgewühlte Frau an, den Arzt Dr. Stingelin zur Versorgung ihrer Mannes holen. Dann eilte der Pfarrer zurück zum Brandplatz. Niklaus Bielser, Vater zweier Kinder, sollte Invalide bleiben. Er erhielt später eine lebenslängliche Pension für seine Verwundung im Kampf für die Landschaft zugesprochen.


jakob von blarer
Blarers Rede auf dem Geispel

Jakob von Blarer liess auf dem Geispel die etwa 170 Männer aus dem Birseck im Kreis um sich sammeln und sprach zu ihnen. Hinter dem Wartenberg im Osten stiegen Rauchschwaden aus Pratteln auf; für alle sichtbar. Blarer nutzte den Moment. Er betonte wie wichtig dieser Tag sei, forderte zum Standhalten auf, auch wenn das Kämpfen tagelang dauern sollte. Die Rede gipfelte in der lauten Forderung keine Gnade zu zeigen und keine Gefangenen zu machen. Joseph Gutzwiller überliefert eine Passage der Rede in Muttenz folgendermassen:

"Macht alles nieder was ihr erwischt! Wer mir einen Gefangenen bringen sollte, und wenn es mein eigener Bruder wäre, den würde ich mit dem Säbel niederhauen! Denn jetzt ist es einmal genug! Und wenn der Entscheid nicht zu unseren Gunsten ausfällt, so bleibe ich nicht mehr da, ich gehe fort."

Die Ankündigung, keine Gefangenen zu machen, fiel an diesem Tag nicht zum ersten Mal. Ein energischer Vorkämpfer des unabhängigen Baselbiets, der Politiker und Engelwirt Johann Jakob Buser (bekannt als "General Buser"), rief am Morgen der ausziehenden Baselbieter Artillerie in Liestal nach "Gebt's kein Pardon, alles muss hingemacht sein." Blarers Birsecker Mannschaft auf dem Geispel zog hinab nach Muttenz. Vor dem Gasthof Schlüssel gab es einen Umtrunk. Joseph Gutzwilller vernahm dass, man Pause mache. Blarer erwarte eine Meldung aus Frenkendorf.

auf dem geispel oberhalb muttenz

Der Geispel (Geissbühl) ob Muttenz mit dem Wartenberg links im Hintergrund. Hier teilte Blarer seine Birsecker in zwei Abteilungen von denen er die eine Johannes Martin dem Bezirksschreiber von Arlesheim unterstellte. Auf dem Geispel hielt er auch seine kompromisslose Ansprache.

Beratungen der Basler vor Pratteln

Während in Pratteln Häuser brannten lag der Grossteil des Basler Milizbataillons seit einer guten Stunde tatenlos am Hohen Rain bei der Landstrasse nördlich des Dorfes. Oberst Vischer beriet mit seinem Stab das weitere Vorgehen. Der geplante Übergang über das Erli durch das brennende Pratteln war jetzt undenkbar. Es blieb nur ein Durchbruch bei der verteidigten Hülftenschanze. Major August Wieland von der Artillerie und Oberstleutant Franz Lukas Landerer, Kommandant der Kavallerie, stimmten für den Marsch auf die Hülftenschanze.

Zweifel kamen auf, ob das Bataillon der Miliz überhaupt zum Weitermarsch zu bewegen sei. Immerhin hatte es schon bei Muttenz wegen fehlender Wagen gemeutert. Die Truppe ruhte nun am Hohen Rain, aus Brotsäcken essend, und hatte mit Unbehagen die Vorgänge in Pratteln mitbekommen. Die Kampfmoral war, so überhaupt vorhanden, heftig gesunken. Benedikt Vischer ritt zur lagernden Miliz. Er fragte sie nach einigen ermunternden Worten und einem Appell an ihr Ehrgefühl ob sie umkehren oder gegen die Hülftenschanze marschieren wolle.

Es gelang Vischer tatsächlich, die Miliz zum Weitermarsch zu motivieren. Ohne es zu ahnen hatte aber seine umgängliche Art eine Grundlage für den nahenden Untergang geschaffen. Es machte Vischer menschlich, wenn er Tränen über das brennende Pratteln vergoss. Doch für die Truppe sah so kein entschlossener Anführer aus. Als er jetzt fragte, ob man Lust hätte weiterzumarschieren, kam das Gefühl auf, dass die Truppe selber bestimmen konnte, was sie lieber tat oder bleiben liesse. Dies sollte militärisch bald bittere Folgen haben.

Der Prattler Pfarrer rettet einen Basler

Das Dorf war noch immer mit Löschen beschäftigt, als ein uniformierter Reiter auf der Hauptstrasse erschien. Es war der Trompeter von Major Franz Lukas Landerers Kavallerie. Wegen seines verwundeten Pferdes war er verloren gegangen und suchte nun den Anschluss zur Truppe. Der Weg hatte ihn erst zum Roten Haus geführt, wo er Remigius Merian nach dem Standort der Basler fragte. Der Wirt verwies auf die Rauchschwaden über Pratteln, warnte den Reiter vor einem Alleingang. Merian fiel eines auf; der Basler Kavallerist war offenbar anbetrunken.

Der Kavallerist entgegnete auf die Warnung, dass er nur zu seinen Kameraden wolle und den Tod weniger als die Gefangenschaft fürchte. Vielleicht waren seine Prahlworte eher für die Kellnerin Sara Liechtenhan gedacht. Sie kannte den Reiter von früher aus dem Waisenhaus und plauderte kurz mit ihm. Der Trompeter ritt Pratteln zu und geriet in Teufels Küche. Der Knecht des Wirtshauses Ochsen sah ihn und rief: "Haut ihn runter. Er hat eine schwarze Kokarde - er ist ein Basler!" Die wütenden Leute rissen ihn vom Pferd; zerrten ihn unter Schlägen zu Boden.

Die Basler hatten getötet und das Dorf angezündet. Dafür sollte der Trompeter büssen. Er wurde fast totgeschlagen, als Pfarrer Jakob Rahn mutig dazwischentrat. Er riss den Basler hoch und stiess ihn vor sich her durch die zornige Menge zum Pfarrhaus. Mit Gewehrkolben wurde auf den Trompeter eingeschlagen. Schulmeister Martin versuchte den Pfarrer zu schützen, denn auch dieser bekam Hiebe ab. Jakob Rahn liess den Basler später unauffällig aus dem Dorf bringen. Im Schutz der Nacht wurde er von einer Wache sicher nach Liestal gebracht.

Vorrücken auf die Hülftenschanze

Gegen 11.00 Uhr kam Bewegung in die Basler Truppen, die sich auf der Landstrasse beim Hohen Rain aufgestellt hatten. Oberstleutnant Burckhardt liess Major Wieland mitteilen, dass er mit der Artillerie rasch auffahren und wacker hineinschiessen solle wenn man bei der Hülftenschanze ankomme. Das übrige werde er mit seiner Standeskompanie erledigen. Oberst Vischer riet den vorbeiziehenden Kanonieren, sich brav zu halten; es gäbe bald Arbeit für sie. Die Hülftenschanze sperrte schon im 18. Jahrhundert das Ergolztal unterhalb Liestals.


theodor kuendig
Schon beim Feldzug der Basler am 21. August 1831 fielen an der Hülftenschanze Schüsse. Die Standeskompanie lieferte sich damals mit einigen Liestalern ein Scharmützel bis letzteren die Munition ausging und sie abzogen. Mittlerweile war die alte Schanze mit Wallgraben, Palisaden und Schanzkörben verstärkt worden. Burckhardt erwartete ein hartes Gefecht. Er schickte Hauptmann Theodor Kündig mit einer Abteilung zum Waldrand des Erli, um das Unterholz zu sichern, damit von dort keine Gefahr für seine Flanke drohte.

Theodor Kündig war ein erfahrener Soldat und diente früher in der Garde des französischen Königs. Seiner Abteilung sollte sich eine Jägerkompanie der Miliz anschliessen. Diese verweigerte aber den Befehl und Kündig musste ohne sie losziehen. Nur einige entschlossene Milizsoldaten folgten aus eigenem Antrieb der Standeskompanie. Teils durch das Unterholz und teils am Waldrand entlang pirschten Kündigs Leute vor und deckten die Flanke von Burckhardts Kolonne, die nun die Hülftenschanze erreicht hatte und dort eine Überraschung erlebte.

Die Baselbieter verlassen die Hülftenschanze

Der 32jährige Regierungsrat Johannes Meyer bildete mit etwa vierzig Mann die Besatzung der Hülftenschanze. In auffallend gelber Hose und blauen Weste war der Politiker aus Itingen vor bald zwei Stunden zur Schanze geeilt. Als in Pratteln geschossen wurde und Rauch aufstieg, fürchtete Meyer dass die Basler den Übergang über das Erli erkämpfen könnten um seine Schanze zu umgehen. So wäre er auf verlorenem Posten gestanden. Er hätte einen Läufer schicken können, der klärte was sich beim Erli abspielte um es der Schanze zu melden.

Stattdessen entschloss sich Meyer, die ihm anvertraute starke Schanze zu verlassen und zur rund siebenhundert Meter entfernten neuen Schanze bei der Griengrube nahe Frenkendorf zu eilen. Ohne Schutz liess er dabei auch die beiden um ca 09.00 Uhr aus Liestal angekommenen Kanonen in der Schanze stehen. Karl Kloss, der mit diesen 4pfündern angekommen war, sah befremdet Meyers Unbeholfenheit. Karl Gottlieb Kloss hatte 1802 im polnischen Wielun das Licht der Welt erblickt und war an der Militärschule Warschau zum Offizier ausgebildet worden.

Wie die Brüder Mieroslawski war er nach dem Novemberaufstand aus seiner Heimat geflohen und stand nun als führender Kopf der Polen auf Seiten der Baselbieter im Kampf gegen die Stadt. Kloss trug seine Uniform und war somit einer der wenigen uniformierten Kämpfer der Landschaft. Ohne Infanterie in der Schanze auf den Gegner zu warten war töricht. Daher zogen sich die beiden Kanonen nach einer Weile zum Schillingsrain zurück. Als die Männer von Oberst Burckhardt zur Hülftenschanze kamen, war diese von allen Verteidigern verlassen.

Der Kampf beginnt

Als die Standeskompanie zur Hülftenschanze loszog, folgten ihr Artillerie und Infanterie der Miliz für eine kurze Strecke. Unerwartet eröffneten dann die beiden Baselbieter 4pfünder auf der Birchschanze jenseits der Ergolz das Feuer. Während die Kompanie weiter auf der Hülftenschanze vorging liess Major Wieland die beiden Haubitzen und die vier 6pfünder abprotzen und das Feuer erwidern. Über die Ergolz hinweg lieferten sich die feindlichen Kanonen ein Duell. Oberst Vischer schickte die Infanterie der Miliz zu den Wannenreben ausser Schussweite.

blick ueber die ergolz

Blick vom Rande der Wannenreben bei Prattlen auf die Birch ob Füllinsdorf jenseits der Ergolz. An ihrem Westhang unterhalb des Waldes lag die Birchschanze von der aus zwei 4pfünder-Kanonen der Baselbieter die Basler Truppen bei den Wannenreben beschossen und sich mit deren Artillerie ein Duell lieferten.

Am Rand des waldigen Hangs zu Augst hin stellte sich das Bataillon der Miliz auf um zu warten. Einige Soldaten schlichen sich weg um es sich irgendwo gemütlich zu machen. Am Hangfuss richteten die Ärzte einen Verbandsplatz ein. Die Basler Artillerie musste unversehens die Stellung wechseln, denn von einem Vorsprung des Erli (dem Blötzen) wurde sie von Baselbieter Scharfschützen beschossen und hatte bereits mehrere Verwundete zu beklagen. Sie bezog eine besser geschütze Position um weiterzukämpfen. Da trafen die Basler Scharfschützen ein.

Vom Hohen Rain her zogen die Leute von Major Christoph Ryhiner über die Landstrasse heran. Wachtmeister Rudolf Hauser sah am Hang viele Soldaten der Miliz, die er erst für Verwundete hielt. Dann erkannte er dass, sie es sich dort nur bequem machten. Weiter vorn entdeckte er durch Gebüsch getarnt die Artillerie, wo auch Oberst Vischer anzutreffen war. Rechts der Strasse stand der Grossteil des Milizbataillons bereit. Die Scharfschützen liessen sich nun auch am Abhang nieder um auszuruhen. Die Standeskompanie erreichte mittlerweile die Hülftenschanze.


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Beitrag erstellt 27.06.07 / Nachgeführt 31.07.23

Quellen:

August Bernoulli, Basel in den Dreissigerwirren, Band IV - Von der Anerkennung des Kantons Basel-Landschaft bis zur gänzlichen Trennung von 1833, 88. Neujahrsblatt der GGG, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1910, Seiten 44 bis 48 und 61

Martin Birmann, Beitrag "Der 3. August 1833", publiziert im Basler Jahrbuch 1888, herausgegeben von Albert Burckhardt und Rudolf Wackernagel, C.Detloff's Buchhandlung, Basel, 1888, Seiten 99 bis 102 und 106

Karl Gauss / Hans Schäfer / Fritz LaRoche, Basilea Reformata 2002, herausgegeben von den Evangelisch-reformierten Kirchen Basel-Stadt und Basel-Landschaft, Basel/Liestal 2002, ISBN 3-9522134-0-4, Seite 267 (zu Pfarrer Jakob Rahn)

Hanspeter Hammel, Der beredte Baselbieter, Literarische Schriftenreihe Baselland Band XIII, Kommissionsverlag Lüdin AG, Liestal, 1. Auflage 1982, Seite 26 (zu Bezirksschreiber Johannes Martin)

Rudolf Hauser-Oser, Beitrag "Der 3. August 1833 - Aufzeichnungen eines Augenzeugen", publiziert im Basler Jahrbuch 1884, herausgegeben von Albert Burckhardt und Rudolf Wackernagel, C.Detloff's Buchhandlung, Basel, 1884, Seiten 150 bis 151

Eduard Schweizer, Beitrag "Der Sieg der Schweizerischen Regeneration im Jahr 1833", publiziert in Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, Band 46, Verlag der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft, Basel, 1947, Seiten 106, 125 bis 127

Gustav Steiner, Beitrag "Bericht eines Therwilers über den 3. August 1833", publiziert im Basler Jahrbuch 1938, herausgegeben von Ernst Jenny und Gustav Steiner, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1937, Seiten 150 bis 151 (zu Erinnerungen des Josef Gutzwiler-Schaub)

Adolf Vischer, Die Geschichte des dritten August 1833, Verlag Felix Schneider, Basel, 1888, Seiten 27 bis 31 (zum Brand von Pratteln) und 75 bis 77 (Erinnerungen des Pfarrer Rahn)

Fritz Vischer, Beitrag "Erlebnisse von Remigius Merian zum Roten Haus am 3. August 1833", publiziert im Basler Jahrbuch 1905, herausgegeben von Albert Burckhardt-Finsler, Rudolf Wackernagel und Albert Gessler, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1904, Seiten 163 bis 164

Karl Weber, Die Revolution im Kanton Basel 1830-1833, Verlag Gebrüder Lüdin, Liestal, 1907, Seite 213

Ernst Zeugin, Pratteln - Beiträge zur Kulturgeschichte eines Bauerndorfes, Prattler Heimatschriften Band 3, Max Muff Buchdruck und Offset, Pratteln, 1954/79, Seiten 172 bis 173 (zum Brand von Pratteln)

Ernst Zeugin, Aus der Schulgeschichte der Gemeinde Pratteln, Prattler Heimatschriften Band 5, Max Muff Buchdruck und Offset, Pratteln, 1973, Seite 24 (zu Schulmeister Johann Martin)

Ernst Zeugin, Aus früheren Zeiten - Bilder aus Prattelns Vergangenheit, Prattler Heimatschriften Band 6, Max Muff Buchdruck und Offset, Pratteln, 1974, Seiten 49 bis 53, 86 (zu Niklaus Bielser), 119, 121 bis 125 und 136

Diverse Autoren, Beiträge "Karl Kloss" und "Johannes Meyer", publiziert im Personenlexikon des Kantons Basel-Landschaft, Verlag des Kantons Basel-Landschaft, Liestal, 1997, ISBN 3-85673-251-9, Seiten 94 und 111

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