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Sophie von Rotberg
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Mäzeninnen sind in Basel ein vertrautes Phänomen. Das Kulturleben (und der Sport) verdanken hier vieles der Grosszügigkeit wohlhabender Damen. Solche Damen kannte die alte Universtitätsstadt schon im Mittelalter. Und dabei wird hier nicht zufällig die Universität ins Spiel gebracht; doch dazu später mehr. Die Rede handelt speziell von Sophie von Rotberg, deren Freigiebigkeit im 15. Jahrhundert Spuren im Übermass hinterlassen hat. Geboren wurde sie um 1414.

Der Familienname rührt von der 1311 erscheinenden Stammburg Rotberg bei Metzerlen/SO, und erscheint auch als "von Ratperg"
[1] oder "von Rotperg" [2]. Wurstisen nennt einen um 1283 belegten Ritter Wernher von Rotberg als Ahnen des Basler Zweigs. [3] Das Geschlecht stand ab Mitte des 13. Jahrhunderts im Dienste des Bischofs von Basel und erhielt von diesem eine Liegenschaft in der Stadt zu Lehen. An der Rittergasse ist für 1334/38 der Hintere Rotbergerhof als "domus dominorum de Raperg" bezeugt. [4]

Sophies Vater Hans Ludmann von Rotberg war ein mächtiger Mann. Er bekleidete in bis 1410 mehrfach das Amt des Basler Bürgermeisters und gehörte zum einflussreichen Kreis von Achtburgern und Adligen um Oberstzunftmeister Peter zum Angen (verstorben 1409). Gemeinsam mit Henmann Fröwler von Ehrenfels (verstorben zwischen 1413 und 1417) vereinigte von Rotberg immer mehr Macht in seinen Händen. Mit dem Tod zum Angens 1409 kam die Wende. Es gelang der Opposition die Macht zu ergeifen.

der rotbergerhof an der rittergasse

Der Rotberger Hof an der Rittergasse 25, heute das Domizil von La Roche & Co Banquiers. Zu seiner Rückkehr aus der Verbannung 1416 erwarb Hans Ludman von Rotberg die Liegenschaft um sie zum Basler Sitz der Familie zu machen.

Des Vaters Verbannung und Rückkehr nach Basel

Die Gegenpartei aus den Reihen der Zünfte unter Henman Buchpart (verstorben 1419), dem Zunftmeister zum Schlüssel, erlangte die Oberhand. Hans Ludmann von Rotberg und Henmann Fröwler von Ehrenfels sperrten sich nach Kräften gegen den Wandel, unterlagen aber 1410 den neuen Machthabern. Der Nachwelt sind die beiden, dank einem Ratsbericht, als herrschsüchtige Tyrannen überliefert. Ein Urteil in dem man jedoch versucht ist die Handschrift der politischen Gegner zu ahnen.
[5]

Vermutlich bewegten sich ihre Tyrannei und Willkür im damals für Machthaber üblichen Rahmen. Henmann Fröwler von Ehrenfels wurde für 20 Jahre der Stadt verweisen und lebte bis zu seinem Tod in Thun. Sophies Vater Hans Ludmann von Rotberg wurde aus der Stadt verbannt, bis Rat und Meister seine Rückkehr erlaubten. Die Entmachteten schworen am 2. August 1410 ihre Strafe klaglos hinzunehmen und verliessen Basel. In die Zeit der Verbannung ihres Vaters fällt die Geburt von Sophie.

Eventuell diente der alte Stammsitz bei Metzerlen Hans Ludmann von Rotberg während der Zeit der Verbannung als Domizil. Allerdings verfügten die von Rotberg über diverse Lehen im Birstal und im Leimental. Ebenso stellten sie etwa den Vogt zu Altkirch, weshalb eine Wohnsitznahme Hans Ludmanns auf der Burg Rotberg während der Verbannung nicht zwingend ist. Von langer Dauer war diese Verbannung für ihn allerdings nicht. 1416 wurde von Rotberg die Rückkehr nach Basel erlaubt.
[6]

An der Rittergasse, wo die von Rotberg bereits eine ältere Liegenschaft besessen hatten, erwarb Hans Ludmann von Rotberg 1416, im Jahr seiner Rückkehr nach Basel, ein neues Anwesen. Es war früher im Besitz des Grafen von Thierstein und sollte jetzt als Rotbergerhof zum Basler Sitz der Familie werden.
[7] Hier verlebte Sophie von Rotberg ihre weiteren Jugendjahre. Ihr Vater kam bald wieder zu Ehren. Bereits 1417 wurde er Mitglied im Rat und im Jahr darauf Bürgermeister Basels. [8]

Sophie von Rotberg und ihre Familie

Sophie von Rotberg tritt der Nachwelt unter verschiedenen Namen entgegen. Ihr Lebenslauf machte sie zur vielgenannten Frau. Abgesehen von der einfachen Variante "Sophia" erscheint auch zweiter Vorname "Vigilina" und dessem Umschreibungen wie "Vygolis"
[9] immer prominenter. Ebenso ist die Variante "Viola" [10] und "Violin" [11] belegt. Die noble Dame taucht urkundlich als eine Frau mit vielen Namensvarianten auf, was schon Laien wie Fachleute gleichermassen irritierte.

Sophies Mutter war Ursula von Andlau. Verheiratet mit Heinrich von Efringen, ehelichte sie nach dessen Tod Hans Ludmann von Rotberg. Aus ihrer ersten Ehe stammten die Töchter Agnes und Margret, Sophies Halbschwestern. Neben Sophie sind aus der zweiten Ehe Ursulas mit Hans Ludmann die Brüder Arnold, Ludman, Adelbert und Bernhart überliefert
[12]. Arnold (1394-1458) sollte später als Bischof in die Geschichte der Stadt eingehen, Bernhard (verstorben 1470) als Bürgermeister.

Es ist unwahrscheinlich dass Sophie einen Einfluss auf die Wahl ihres Ehemannes hatte. Sie war knapp achtzehn Jahre alt als sie mit einem Witwer in reifem Alter vor den Altar trat. Sie heiratet Burkart Zibol, einen reichen Mann der einige Jahre zuvor wiederholt das bedeutsame Amt des Oberstzunftmeisters bekleidete. Aus seiner ersten Ehe mit der verstorbenen Agnes IV. von Eptingen war mit Caspar ein Sohn hervorgegangen. Dieser verstarb aber früh. So war Zibol ohne männlichen Erben.

Heirat mit Burkart Zibol

Die Annahme dass Zibol im Herbst seines Lebens nur eine Gattin suchte um mit ihr einen Sohn zu zeugen ist nicht abwägig. Und dass die junge Sophie dafür geeignet war fügt sich in das Bild. Die Ehe musste wohl sorgsam mit dem Familienoberhaupt der von Rotberg ausgehandelt werden. Immerhin ging es hier um nichts geringeres als die Vermählung einer Adeligen mit einem Bürgerlichen. Allerdings ging es nicht um einen gewöhnlichen Bürgerlichen sondern um einen Mann mit Geld und Einfluss.

Da sah man im Hause von Rotberg über den Standesunterschied hinweg, zumal die Verbindung nützliche Bande schuf. Zibols Vater Jakob amtete 1374 als Ratsherr der Zunft der Kaufleute und war 1388 Bürgermeister Basels. Er lebte im Schalerhof am Rheinsprung, wo ihm der Rat zum Dank für seine Verdienste einen Brunnen auf Lebzeiten setzte.
[13] Jakob Zibol stiftete 1401 die Kartause in Kleinbasel, in deren Klosterkirche er nach seinem Tod am 3. März 1414 seine letzte Ruhestätte fand.

Burkarts Grossvater Johannes war Gerichtsherr und wurde zu St.Peter bestattet.
[14] In der Kartause erinnerten Wappenmalerien an seinen Vater Jakob Zibol als Stifter und seine Mutter Verena Sevogel. [15] Auch Burkart bedachte die Kartause reich. Gemäss der Liber benefactorum beliefen sich seine Zuwendungen an das von seinem Vater gegründete Kloster auf eine Summe von 1700 Gulden. Durch die Heirat wurde der Schalerhof, den Zibol von seinem Vater geerbt hatte, Sophies neuer Wohnsitz.

das alte kollegium der universitaet am rheinsprung, ehemals schalerhof

Das alte Kollegium der Universität am Rheinsprung, Der Kernbau war vor 1460 der Schalerhof. Sophie von Rotberg erbte die Liegenschaft von Burkart Zibol und verkaufte sie später für 850 Gulden der Stadt.

Die Zeiten waren bewegt. Im Juli 1431 eröffnete Papst Eugen IV. das 17. Konzil. Sein verstorbener Vorgänger Martin V. hatte 1424 Basel als Tagungsort festgelegt. Der Klerus strömte in die Stadt und mit ihm Leute aus aller Herren Länder. 1433 war hier Kaiser Sigismund als Schirmherr des Konzils Gast. Differenzen mit Papst Eugen führten 1438/39 zur Spaltung und der Wahl des Gegenpapstes Felix V. in Basel. Im Sommer 1439 forderte eine Seuche in der Stadt hunderte von Menschenleben.

Zugleich Mutter und Witwe

In Zibols Haus am Rheinsprung brachte Sophie wohl ihr erstes Kind zur Welt. Es war nicht der erhoffte männliche Erbe. Stattdessen wurde die Tochter Ursula geboren. Burkart Zibols Hoffnung auf einen Sohn sollte auch weiterhin unerfüllt bleiben - er starb 1433 ohne dass Sophie ein zweites Mal schwanger wurde. Bestattet wurde er unweit vom Grab seines Vaters in der Kartause. An Burkart und Jakob Zibol erinnern dort zwei Totenschilde.
[16] Sophie war mit knapp zwanzig Jahren Witwe geworden.

Nach dem Ableben ihres Gatten heiratete Sophie nicht mehr. Sie lebte vermutlich weiterhin im Schalerhof. 1441 erscheint sie als Hausbesitzerin in einer Urkunde. Es ging um den Unterhalt einer Abwasserdole bei "Burchart Zibelen seligen hus". In der Urkunde tritt ihr Bruder Bernard von Rotberg als ihr Vertreter auf.
[17] Auch für eine Stiftung Sophies an das Steinenkloster 1460 war sein Einverständnis nötig. [18] Er hatte wohl eine vormundschaftliche Funktion für seine verwitwete Schwester.

Neun Jahre nach dem Tod ihres Gatten traf Sophie der wahrscheinlich härteste Verlust ihres Lebens. Im Jahr 1442 starb ihr einziges Kind Ursula. Sie zog sich nach diesem Schicksalsschlag als Pfründerin ins Kloster Maria Magdalena an den Steinen zurück.
[19] Dort erwarb sie sich ein kleines Haus aussen an der Kirche, welches sie als Wohnung einrichtete. Mit ihrer Tochter Ursula starb auch die leibliche Erbin von Burkart Zibol. Damit ging die reiche Hinterlassenschaft Zibols an Sophie über.

Freigiebige Pfründerin im Steinenkloster

Sophies erste Jahre im Kloster waren für Basel geprägt von Unsicherheit. Die Stadt befand sich ab 1440 in einem komplizierten Kleinkrieg. Am Oberrhein bekämpften sich Adlige die einerseits die Partei Habsburgs ergriffen hatte, und anderseits auf der Seite Basels standen. 1442 verbündete sich Basel mit den eidgenössischen Städten Bern und Solothurn. Der Konflikt stand im Schatten des alten Zürcherkriegs, in dessen Verlauf es im August 1444 vor den Mauern Basels zur Schlacht bei St.Jakob an der Birs kam.

Es begann damals für Sophie von Rotberg jener Lebensabschnitt in dem sie sich Ansehen als grosszügige Gönnerin erwarb. 1443 stiftete sie dem Predigekloster ein Licht (wohl eine Laterne).
[20] Reich bedacht wurde auch die Kartause wo ihr Ehemann bestattet war. Unter ihren Stiftungen war auch ein kleiner Kranzkelch mit Patene. Er konnte in jene Monstranz gestellt werden, die einst ihr Gatte gespendet hatte. [21] Insgesamt betrug die Summe ihrer Stiftungen an die Kartause 3500 Pfund. [22]

Auch St.Elisabethen kam vermutlich in den Genuss von Sophies Vergabungen. Eine silberne Monstranz im Kirchenschatz wies die Familienwappen der von Rotberg und der Zibol auf. Es liegt nahe dass es sich um eine Stiftung von ihr handelte.
[23] Natürlich profitierte das Kloster Maria Magdalena an den Steinen wo sie wohnte von der Freigiebigkeit der Witwe Zibol. Als in um 1437 Bauarbeiten zum Kreuzgang des Steinenklosters anstanden, stiftetete sie den Bodenbelag und die Säulen. [24]

Diese Stiftung könnte ein Beleg dafür sein, dass Sophie von Rotberg bereits vor dem Tod ihrer Tochter Ursula 1442 gute Beziehungen zu diesem ältesten Basler Frauenkonvent hatte. Es wäre nachvollziehbar, dass sie in den Tagen ihres grössten Schmerzes das Steinenkloster als Refugium wählte. Sie sollte im Schutze dieses Klosters den Rest ihres Lebens verbringen. In den folgenden Jahrzehnten steuerte Sophie immer wieder Mittel für wichtige Umbauten und Sanierungen im Kloster bei.

Als zwischen 1456 und 1459 das Kirchendach erneuert werden musste und man das Chorgestühl ersetzte, zahlte Sophie von Rotberg 370 Gulden an die Kosten. 20 Gulden gab sie damit der Speisesaal getäfert werden konnte. Zu Umbauten am Schlaftrakt steuerte sie 100 Gulden bei. Als 1450 Hagelschauer diverse Fenster zerschlug, spendete sie 30 Gulden um neue Scheiben zu finanzieren. 142 Gulden gab sie an das Siechenhaus und 62 Gulden für die Badstube. Für 18 Pfund liess sie Gesangbücher kaufen.
[25]

Schwester eines Bischofs und eines Bürgermeisters

In den Fußstapfen seines Vaters war derweil mit Bernhard einer von Sophies Brüdern Bürgermeister von Basel geworden. Christian Wurstisen nennt ihn für 1449 erstmals in diesem Amt
[26]. Bernhard hatte im Jahr 1433, als Sophie Witwe wurde, eine beschwerliche Reise nach Jerusalem auf sich genommen. Es war damals ritterlicher Brauch in einer Pilgerfahrt das Heilige Land zu besuchen. [27] Ferner war er am 19. März 1452 an der Krönung von Kaiser Friedrich III. in Rom zugegen.

Basel sandte pflichtgemäss 34 Söldner unter Bernhard von Rotberg als Hauptmann nach Rom, wo sie König Friedrichs Krönung zum Kaiser durch Papst Nikolaus V. beiwohnten.
[28] Zu geistlichen Würden brachte es ein weiterer Bruder Sophies. Arnold von Rotberg hatte in Heidelberg und Bologna studiert und war zum Domdekan aufgestiegen. Das Domkapitel wählte nach dem Tod von Bischof Friedrich zu Rhein im Januar 1451 einstimmig Arnold von Rotberg zum neuen Bischof von Basel.

das grabmal von bischof arnold von rotberg

Das Grabmal von Sophies Bruder Arnold von Rotberg in der Mainzerkapelle des Basler Münsters. Er wurde 1452 zum Bischof gewählt und starb 1458 im Amt. Er liess den Bischofshof an der Rittergasse erbauen.

Auf den Pfingstmontag 1451 empfing er im Münster die Bischofswürde.
[29] Wenige Tage später gab er der Stadt die traditionelle Handveste und bestätigte seinen Bruder Bernhard als Bürgermeister. Auf Arnold geht der Neubau des Bischofshofs an der Rittergasse zurück. Dort findet man, etwa in der Hauskapelle, auch das Wappen der von Andlau, womit er seiner Mutter gedachte. Arnold von Rotberg starb unerwartet am 6. Mai 1458. Sein Grabmal liegt in der Mainzerkapelle des Basler Münsters.

Die letzten Lebensjahre

Der Schalerhof, den Sophie von Rotberg als früheren Wohnsitz ihres verstorbenen Gatten geerbt hatte, verkaufte sie. Zur Liegenschaft gehörte auch ein längliches Grundstück zwischen dem Rheinsprung und der rheinseitigen Stadtmauer.
[30] Der Rat von Basel erwarb von Sophie die Liegenschaft zum Preis von 850 Gulden, zahlbar in Raten. [31] Das Haus in dem sie einst als junge Ehefrau und Mutter lebte, wurde zum Kollegium der 1460 gegründeten Universität. Als solches nutze man es bis 1939.

Ihr Leben im Steinenkloster erleichterten Sophie vom Rotberg ihre Dienerinnen. Es waren dies Agnes, von der bekannt ist dass sie im Februar 1446 Hausrat und Vermögen dem Kloster vermachte. Die andere Dienerin, Elise Maerin, erhielt im Austausch für die Vergabung ihres Vermögens 1479 eine Pfrund auf Lebzeit und ein Taschengeld von drei Gulden und eineinhalb Pfund pro Jahr.
[32] Auf ihre Dienerinnen war Sophie besonders im letzten Abschnitt ihres Lebens angewiesen.

Die Nonnen des Steinenklosters nannten die grosszügige alte Witwe "Unsere liebe getrüwe muter".
[33] Dies zeugt von einer innigen Bindung. Das vermochte Sophie von Rotberg ihre letzten Jahre etwas erleichtert haben. Diese Zeit war für die geprägt von einer langen Krankheit. Sie wurde bettlägerig, so dass der Tod am 24. Februar 1478 wohl als Erlöser kam. Das Kloster verlor eine grosse Gönnerin. Sie hatte ihre Brüder, sowohl den Bischof wie auch den Bürgermeister, überlebt.

Zusammenfassung

Sophie von Rotberg entstammte einem Adelsgeschlecht welches seit dem 13. Jahrhundert im Dienste des Bischofs von Basel stand. Der Name der Familie rührte von der Stammburg Rotberg bei Metzerlen/SO her. Sophie wurde etwa um 1414 als Tochter von Ursula von Andlau und Hans Ludman von Rotberg geboren. Ihr Vater war Ratsherr und Bürgermeister. Nach politischen Intrigen wurde er 1410 vorübergehend aus Basel verbannt. Auf ihn geht der Rotberger Hof an der Rittergasse zurück.

Den Einfluss der Familie spiegelt die Tatsache wieder, dass Sophie zwei Brüder hatte die zu hohen Ämtern kamen. Während Bernhard von Rotberg Basler Bürgermeister wurde, bekleidete Arnold von Rotberg das Amt des Bischofs von Basel. Letzterer war auch Bauherr des heute noch existierenden Bischofshofs an der Rittergasse. Vermutlich um 1432 wurde Sophie von Rotberg mit dem reichen Oberstzunftmeister Burkart Zibol verheiratet - einem Mann der Jahrzehnte älter als sie war.

Zibol gehörte jenem Zweig des Bürgertums an, dem es gelungen war sich zur herrschenden Klasse in der Stadt aufzuschwingen. Zur selben Zeit verlor der Adel an Macht. Sein Vater Jakob Zibol war 1388 Bürgermeister und stiftete 1401 die Kartause in Kleinbasel. Er hinterliess seinem Sohn den Schalerhof am Rheinsprung, ein Anwesen das einst einem Adelsgeschlecht gehört hatte. Burkart Zibols erste Gattin Agnes IV. vom Eptingen starb ohne ihm einen Erben zu hinterlassen.

Der Schluss liegt nahe, dass die Heirat Zibols mit der blutjungen Sophie von Rotberg damit zusammenhängt dass er unbedingt einen Sohn als Erben brauchte. Die kurze Ehe endete schon 1433 mit dem Tod Zibols. Anstatt des erhofften Sohnes gebar Sophie mit Ursula eine Tochter. Die junge Witwe heiratete kein zweites Mal. Stattdessen widmete sie sich vermutlich ihrer Tochter. Diese starb jedoch im Jahr 1442 im Kindesalter, was für Sophie als Mutter ein sehr schwerer Schlag war.


die familienwappen von rotberg und zibol

Die Wappen der Geschlechter von Rotberg und Zibol in der Basler Chronik von Christian Wurstisen.

Nach diesem Verlust zog sich Sophie als Witwe Zibol ins Kloster Maria Magdalena an den Steinen zurück. Sie bezog ein kleines Haus an der Kirche und hauste dort für den Rest ihres Lebens. Umsorgt wurde sie von zwei Dienerinnen, Elise Manerin und Agnes. Nach dem Tode ihrer Tochter wurde Sophie zur Erbin von Zibols Vermögen. Sie setzte den Reichtum für zahlreiche Stiftungen und Vergabungen ein. Zu den grössten Nutzniessern gehörten die Kartause in Kleinbasel und das Steinenkloster.

Ob neues Kirchendach, neue Fensterscheiben oder neue Gesangbücher; Sophie steuert grosszügig Geld bei. Den Schalerhof, den sie längst nicht mehr bewohnte, verkaufte sie für 850 Gulden der Stadt. Diese richtete darin das Kollegium der 1460 gegründeten Universität ein. Ihre letzten Jahre im Steinenkloster waren von Krankheit und Bettlägrigkeit überschattet. Sophie Zibol, geborene Rotberg, starb am 24. Februar 1478. Die Nonnen hatten sie "Unsere liebe getrüwe muter" genannt.


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Beitrag erstellt 14.05.09

Anmerkungen:

[1] J. Haller, Dokument 3 (Original St.Urk. nr. 1239.), publiziert in Urkundenbuch der Stadt Basel, Band 7, Basel, 1899, Seite 7/25

[2] W. Vischer/A. Stern/M. Heyne, Capitulum 28, Basler Chroniken, Band 1, Leipzig, 1872, Seite 293/22

[3] C. Wurstisen, 23. Kapitel, 4. Buch, publiziert in Bassler Chronick, Basel, 1580, Seite 242

[4] A. Nagel/M. Möhle/B. Meles, Beitrag "Rittergasse 11 - Zum Ulrichsgärtlein", Unterabschnitt "Rittergasse", Abschnitt "Auf Burg - Die Rittergasse und ihre Umgebung", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 7 (Altstadt Grossbasel I), Bern, 2006, Seite 155

[5] E. Gilomen-Schenkel, Unterabschnitt "der Umsturz von 1410", in Abschnitt 1 "Die politische Situation Basels zu Beginn des 15. Jahrhunderts", in Teil 2 "Anfänge politischer Tätigkeit", publiziert in Quellen und Forschungen zur Basler Geschichte, Band 6, Henman Offenburg - ein Basler Diplomat im Dienste der Stadt, des Konzils und des Reichs, Basel 1975, Seite 36

[6] A. Heusler, Unterabschnitt 3 "Die Zeit des zweiten Ammeisterthums", in Abschnitt 5 "Der Kampf zwischen Adel und Bürgerthum", publiziert in Verfassungsgeschichte der Stadt Basel im Mittelalter, Basel, 1860, Seite 286

[7] A. Nagel/M. Möhle/B. Meles, Beitrag "Rittergasse 11 - Zum Ulrichsgärtlein", Unterabschnitt "Rittergasse", Abschnitt "Auf Burg - Die Rittergasse und ihre Umgebung", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 7 (Altstadt Grossbasel I), Bern, 2006, Seite 155

[8] A. Heusler, Unterabschnitt 3 "Die Zeit des zweiten Ammeisterthums", in Abschnitt 5 "Der Kampf zwischen Adel und Bürgerthum", publiziert in Verfassungsgeschichte der Stadt Basel im Mittelalter, Basel, 1860, Seite 286

[9] A. Heusler, Unterabschnitt 5 "Die Stadtgemeinde", in Abschnitt 3 "Die Geschlechterherrschaft", publiziert in Verfassungsgeschichte der Stadt Basel im Mittelalter, Basel, 1860, Seite 136

[10] R. Wackernagel, Kapitel 5 "Schule und Gelehrsamkeit", 8. Buch, publiziert in Geschichte der Stadt Basel, Band 2/II, Basel, 1916, Seite 561

[11] J. Haller, Dokument 3 (Original St.Urk. nr. 1239.), publiziert in Urkundenbuch der Stadt Basel, Band 7, Basel, 1899, Seite 7/34

[12] W. Vischer/A. Stern/M. Heyne, Capitulum 28, Basler Chroniken, Band 1, 1872, Seite 293, Fussnote 4

[13] P.Koelner, Abschnitt "Die Zunftangehörigen von 1357 bis 1798", publiziert in Die Zunft zum Schlüssel in Basel, Basel, 1953, Seite 173

[14] F. Maurer, Unterabschnitt "Wandbilder der Marienkapelle", Abschnitt "Ausstattung", Beitrag "St.Peter Pfarrkirche und ehemaliges Chorherrenstift", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 5, Basel, 1966, Seite 126

[15] R. Riggenbach, Unterabschnitt 2 "Lettner und Triumphbogen", Abschnitt "Die Wandbilder der Kartause", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 3, Basel, 1941, Seite 592

[16] C.H. Baer, Unterabschnitt 3 "Die Totenschilde im Chor der Kirche", Abschnitt IV "Die noch erhaltenen kirchlichen Gebäude", Beitrag "Die Kartause in Klein-Basel", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 3, Basel, 1941, Seite 528

[17] J. Haller, Dokument 3 (Original St.Urk. nr. 1239.), publiziert im Urkundenbuch der Stadt Basel, Band 7, Basel, 1899, Seite 7

[18] R. Thommen, Dokument Nummer 145, publiziert in Urkundenbuch der Stadt Basel, Band 8, Basel, 1901, Seite 101

[19] R. Wackernagel, Kapitel 6 "Die Kirche", 8. Buch, publiziert in Geschichte der Stadt Basel, Band 2/II, Basel, 1916, Seite 869

[20] F. Maurer, Unterabschnitt "Der Gründungsbau und seine Veränderungen bis 1261", Abschnitt "Beschreibung", Beitrag "Die Predigerkirche und das ehemalige Predigerkloster", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 5, Basel, 1966, Seite 273

[21] C.H. Baer, Unterabschnitt 4 "Die Vollendung der Klosterplanung", Abschnitt "Geschichtlicher Überblick", Beitrag "Die Kartause in Klein-Basel", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 3, Basel, 1941, Seite 486

[22] C.H. Baer, Abschnitt "Allgemeines und Besonderes", Beitrag "Die Kartause in Klein-Basel", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 3, Basel, 1941, Seite 453

[23] C.H. Baer, Unterabschnitt 1 "Die alten Kapellen und ihre Ausstattung", Abschnitt "Die Baubeschreibung", Beitrag "Die Pfarrkirche von St.Elisabeth", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 3, Basel, 1941, Seite 355

[24] R. Wackernagel, Kapitel 6 "Die Kirche", 8. Buch publiziert in Geschichte der Stadt Basel, Band 2/II, Basel, 1916, Seite 766

[25] E.A. Erdin, Unterabschnitt c "Wirtschaftlicher Aufsteig", Abschnitt II "Die Auswirkungen der Reform", Kapitel B "Reform und Blüte", publiziert in Das Kloster der Reuerinnen Sancta Maria Magdalena an den Steinen zu Basel, Fribourg, 1956, Seite 82

[26] C. Wurstisen, 23. Kapitel, 4. Buch, publiziert in Bassler Chronick, Basel, 1580, Seite 242

[27] R. Wackernagel, Kapitel 6 "Die Kirche", 8. Buch publiziert in Geschichte der Stadt Basel, Band 2/II, Basel, 1916, Seite 862

[28] R. Wackernagel, Kapitel "Streitigkeiten", 5. Buch, publiziert in Geschichte der Stadt Basel, Band 2/I, Basel, 1911, Seite 24

[29] R. Wackernagel, Kapitel 1 "Die Nachbarn", 8. Buch, publiziert in Geschichte der Stadt Basel, Band 2/I, Basel, 1911, Seite 203

[30] A. Nagel/M. Möhle/B. Meles, Beitrag "Rheinsprung 9-11 - Unteres Kollegium der Universität", Unterabschnitt "Rheinsprung, linke Seite", Abschnitt "Auf Burg - zwischen Münsterplatz und Martinskirche", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 7 (Altstadt Grossbasel I), Bern, 2006, ISBN 3-906131-84-X, Seite 339

[31] E. Bonjour, Abschnitt 3 "Organisation", publiziert in Die Universität Basel von den Anfängen bis zur Gegenwart, Basel, 1960, Seite 55

[32] E.A. Erdin, Unterabschnitt c "Wirtschaftlicher Aufsteig", Abschnitt II "Die Auswirkungen der Reform", Kapitel B "Reform und Blüte", publiziert in Das Kloster der Reuerinnen Sancta Maria Magdalena an den Steinen zu Basel, Fribourg, 1956, Seiten 82 bis 83

[33] R. Wackernagel, Kapitel 6 "Die Kirche", 8. Buch, publiziert in Geschichte der Stadt Basel, Band 2/II, Basel, 1916, Seite 869


Quellen:

Casimir Hermann Baer, "Die Pfarrkirche von St.Elisabeth", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 3, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Birkhäuser Verlag, Basel, 1941, Seite 355

Casimir Hermann Baer, "Die Kartause in Klein-Basel", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 3, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Birkhäuser Verlag, Basel, 1941, Seiten 453, 486 und 528

Edgar Bonjour, Die Universität Basel von den Anfängen bis zur Gegenwart, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1960, Seite 55

Emil Albin Erdin, Das Kloster der Reuerinnen Sancta Maria Magdalena an den Steinen zu Basel, Paulusdruckerei, Fribourg, 1956, Seiten 82 bis 83

Elsanne Gilomen-Schenkel, Quellen und Forschungen zur Basler Geschichte, Band 6, Henman Offenburg - ein Basler Diplomat im Dienste der Stadt, des Konzils und des Reichs, herausgegeben durch das Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt, Kommissionsverlag Friedrich Reinhardt AG, Basel 1975, Seite 36

Johannes Haller, Urkundenbuch der Stadt Basel, Band 7, herausgegeben durch die Historische und Antiqarische Gesellschaft Basel, Verlag R.Reich. Basel, 1899, Seite 7

Andreas Heusler, Verfassungsgeschichte der Stadt Basel im Mittelalter, Bahnmaier's Buchhandlung, Basel, 1860, Seiten 136 und 286

Paul Koelner, Die Zunft zum Schlüssel in Basel, herausgegeben von der Zunft zum Schlüssel, Benno Schwabe & Co, Basel, 1953, Seite 173

François Maurer, Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 5, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Birkhäuser Verlag, Basel, 1966, Seiten 126 und 273

Anne Nagel/Martin Möhle/Brigitte Meles, "Rheinsprung 9-11 - Unteres Kollegium der Universität", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 7 (Altstadt Grossbasel I), herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern, 2006, ISBN 3-906131-84-X, Seite 339

Anne Nagel/Martin Möhle/Brigitte Meles, "Rittergasse 11 - Zum Ulrichsgärtlein", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 7 (Altstadt Grossbasel I), herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern, 2006, ISBN 3-906131-84-X, Seite 155

Rudolf Riggenbach, "Die Wandbilder der Kartause", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 3, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Verlag E. Birkhäuser & Cie AG, Basel, 1941, Seite 592

Rudolf Thommen, Urkundenbuch der Stadt Basel, Band 8, herausgegeben von der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft zu Basel, R.Reich vormals C.Detloffs Buchhandlung, Basel, 1901, Seite 101

Wilhelm Vischer/Alfred Stern/Moriz Heyne, Basler Chroniken, Band 1, herausgegeben durch die Historische und Antiqarische Gesellschaft Basel, Verlag von S.Hirzel, Leipzig, 1872, Seite 293

Rudolf Wackernagel, Geschichte der Stadt Basel, Band 2/I, Verlag von Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1911, Seiten 24 und 203

Rudolf Wackernagel, Geschichte der Stadt Basel, Band 2/II, Verlag von Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1916, Seiten 561, 766, 862 und 869

Christian Wurstisen, Bassler Chronick, Sebastian Henricpetri, Basel, 1580, Seite 242

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