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Lager zu St.Alban am Tag der Stadttore 2010
Am ersten Samstag nach den Sommerferien öffneten sich in Basel von 10.00 bis 16.00 Uhr die Stadttore für die Öffentlichkeit. Das St.Alban-Tor bot den Besuchern eine kleine aber lebendige mittelalterliche Szenerie zum Eintauchen und Anfassen. Der Schwerpunkt lag auf dem späten 15. Jahrhundert.
Vermittelt werden sollte mittelalterlicher Alltag, frei von fasnächtlich gefärbtem Kostümtreiben vieler Mittelaltermärkte und Ritterspektakel. Diese Damen hier halten Haar und Nacken mit Haube (Gebende) und Wollfransen (Gefrens) züchtig bedeckt. Sie sind in belegbare Gewandung des 15. Jahrhunderts gekleidet.
Als treibende Kraft und Sponsor des Anlasses war Patrick Schlenker von Pat's Uniform- und Kostümverleih zugegen. Er stach als betuchter Kaufmann des 13. Jahrhunderts aus der Szenerie des späten 15. Jahrhunderts heraus, und tröstete sich am reich gedeckten Tisch über sein wohlgewähltes Aussenseitertum.
Auch der Grabmacherjoggi war da; als Basler Minoritenbruder um 1479 (mit Tonsur). Er führte auf 11.00 und 14.00 Uhr durch das Stadttor. Als er indes zufällig Schwert und Eisenhut in die Hände bekam, fuhr offenkundig der Geist Ulrich Zwinglis in ihn, bereit erneut aufs Schlachtfeld bei Kappel zu ziehen.
Gekommen waren auch eine Dame und ein Herr der "Constaffel 1485". Sie stellen einen gutbürgerlichen Zürcher Haushalt des späten Mittelalters dar. Hier erläutert der Herr dem Publikum die mitgebrachten Trippen (Unterschuhe aus Holz die man anzog um auf verschmutzten oder nassen Strassen die Lederschuhe zu schonen).
Zwei Eidgenossen üben sich in der Handhabung des Schwertes. Wer allerdings ein wildes und lautes Gedengel erwartete war enttäuscht. Es wurden langsam und schulmässig überlieferte Bewegungen des Zweikampfs mit der Klinge nachvollzogen. Eben wird ein Hieb mit der Schwertklinge pariert.
Das Martialische war bei diesem Anlass allerdings nur ein kleiner Mosaikstein der ganzen Darstellungspalette. Hier unterrichtet einer der Schwertkämpfer eine Dame aus dem Publikum im Nesteln. Nestelschnüre waren im späten Mittelalter wichtig zum Verbinden von Kleidungsstücken oder Kleidungspartien.
Der Nestelunterricht am authentisch gedeckten Holztisch war gut besucht. Hinten in der Mitte steht der zweite Schwertkämpfer in einem weissen Gambeson, einer aus vielen Textilschichten gesteppten Schutzjacke. Seine Brille ist übrigens für das 15. Jahrhundert belegt (wenn auch zum Schwertkampf wenig geeignet).
Auch die Musse kam nicht zu kurz. Die Holzbank wurde daher zum Schauplatz einer Partie Mühle (vulgo baslerisch "Nüünistai"); einem Spiel welches ab dem 12. Jahrhundert sehr beliebt war. Der Spieler links trägt nun über dem Gambeson eine Brigantine (ärmellose Jacke mit eingenähten Panzerplättchen).
War das Anziehen der Brigantine eine Affäre des kriegerischen Herrn, widmeten sich die Damen aufmerksam ihrer eigenen Gewandung. Über dem Unterkleid, der sogenannten "Cotte", wurde die Robe aus schwererem Stoff getragen. Hier findet gerade die Feinjustierung zum Tragen mittels Nadel und Faden statt.
Trotz der Launen des Wetters erfreute sich das Reenactment (geschichtliche Darstellung) unter dem Torbogen zu St.Alban interessierten Zulaufs. Vertraut mit dem Thema das sie neu belebten, konnten die Darsteller/innen vieles vermitteln was sonst in den Seiten der Geschichtsbücher gefangen bliebe.
Der Anlass wurde unterstützt durch:
Pat's Uniform und Kostüm Verleih Basel
Denkmalpflege Basel-Stadt
Constaffel Zürych - Alltagsleben um 1485
Re-enactorinnen und Re-enactoren aus der Schweiz
Fasnachtsclique Spezi im St.Alban-Tor
so wie altbasel.ch - das historische Basel online
> Fotos vom Lager zu St.Alban 2009
> Impressionen vom Lager zu St.Alban 2012
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