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Einwohnerzahl Basels im Spätmittelalter Frau W. / 28. November 2004: Können Sie mir evtl. bei der Frage weiterhelfen, wie groß die Bevölkerungszahl Basels im 15. Jahrhundert war bzw. mir sagen, wo ich mich nach diesem erkundigen kann? Wie groß und bedeutend war Basel im Vergleich zu anderen Städten im Heiligen Römischen Reich?  Antwort von altbasel.ch: Ihre Frage berührt ein umstrittenes Thema. Bis heute gibt es keine absolut verlässlichen Zahlen zur Grösse der Bevölkerung Basels in verschiedenen Abschnitten des Mittelalters. Angaben aus amtlichen Unterlagen offenbaren nur Bruchteile der gesamten Verhältnisse, wenn sie überhaupt vorhanden sind. Zahlenangaben zeitgenössischer Chronisten sind chronisch unzuverlässig. Schätzungen zur Grösse der Bevölkerung wichen in der Vergangenheit immer wieder stark voneinander ab, je nach Grundlage der Berechnungen. Der deutsche Historiker Wilhelm Christoph Friedrich Arnold (1826-1883) kam 1854 zum Schluss, dass Basel in der Mitte des 14. Jahrhunderts 40-50'000 Einwohner gehabt haben müsse [1] Diese Zahl ist mit Sicherheit massiv zu hoch gegriffen.Derart überzogene Schätzungen wurden auch von einem Bericht zur Pest von 1349 gestützt. Christian Wurstisen (1544-1588) schreibt in seiner Chronik, dass die Seuche 14'000 Menschenleben gefordert habe, was ein Drittel der Stadtbevölkerung gewesen sei. [2] Arnold nennt diese Zahl selbst übertrieben. Seine Schätzung basiert auf (falsch ausgelegten) Zahlen zum Wehrwesen.Der Basler Rechtshistoriker Andreas Heusler (1834-1921) nannte in seinem Werk "Verfassungsgeschichte der Stadt Basel" für das 15. Jahrhundert eine Einwohnerzahl von höchstens 25'000 Personen. [3] Der deutsche Nationalökonom Gustav von Schönberg (1839-1908) vermutete 1879 wiederum, dass Basel im 15. Jahrhundert maximal 15'000, vermutlich aber eher 10'000 Einwohner hatte.Konkret ging Schönberg davon aus, dass die weltliche Bevölkerung Basels um 1429 maximal 13'000, 1446 (während der Konzils zu Basel) max. 15'000 und 1454 rund 10'500 Seelen zählte [4] 1886 ging der deutsche Nationalökonom Karl Bücher (1847-1930) davon aus, dass die Bevölkerung von Frankfurt und jene von Basel um 1387 etwa gleich gross waren, als um die 10'000 Personen. [5]Büchers Schätzung dürfte den tatsächlichen Verhältnissen nahe kommen und sie gibt auch einen stützenden Vergleich mit einer anderen deutschen Stadt wieder. Noch etwas vorsichtiger ist der Basler Historiker Werner Meyer (geboren 1937), der davon ausgeht, dass sich die Bevölkerung Basels um 1350 rund 6000-7000 [6] und um 1440/1450 8'000 bis 10'000 [7] Menschen belief.Für die Zeit vor dem 17. Jahrhundert sind Einschätzungen zur Grösse der Basler Einwohnerschaft schwer. Seuchen wie die Pest von 1349 konnten die Einwohnerschaft der Stadt dramatisch reduzieren. Katastrophen wie das Erdbeben von 1356 oder der verheerende Stadtbrand von 1417 konnten ebenfalls Faktoren für Veränderungen im Wachstum der Basler Bevölkerung sein. Ereignisse wie das Konzil zu Basel 1431-48 brachten wiederum viele Gäste nach Basel und Kriege trieben Flüchtlinge in den Schutz hinter die Stadtmauern. Dadurch schwankte die Grösse der Einwohnerzahlen stark. Der Verlust vieler Unterlagen beim Beben 1356 erschwert die Quellenlage für die Zeit zuvor zusätzlich. Als Laie vertraue ich am ehesten auf die Angaben von Werner Meyer. Zusammenfassung Die Einwohnerzahl von Basel ist für das Mittelalter schwer festzulegen. Anhaltspunkte für Schätzungen bietet aktuell allenfalls das Spätmittelalter. Früher ging man für das 14./15. Jahrhundert von 25'000 bis 50'000 Einwohnern aus, was viel zu hoch sein dürfte. Realistischer wäre eine Einwohnerschaft um die 6000 und 10'000 Leuten zwischen 1350 und 1450, je nach Lage der Zeit. Querverweis zum Thema: >> Die Basler Einwohnerzahlen 1601-1901
Erstellt 28.12.04 / überarbeitet 27.03.23 Anmerkungen: [1] W. Arnold (1826-1883), Kapitel 4 - "Inneres Leben der Städte im Mittelalter" in Verfassungsgeschichte der deutschen Freistädte, Band 2, Verlag Friedrich Andreas Perthes, Gotha, 1854, Seite 157[2] C. Wurstisen, Bassler Chronick, Sebastian Henricpetri, Basel, 1580, Seiten 169 bis 171[3] A. Heusler, Abschnitt: "Die Zunftbewegungen und deren Folgen", Kapitel 6: "Die Einwohnerstände und das Bürgertum" in Verfassungsgeschichte der Stadt Basel im Mittelalter, Bahnmaier's Buchhandlung, Basel, 1860, Seite 266[4] G. Schönberg, Kapitel 8 - (zu Kapitelbeginn fehlerhafterweise als Kapitel VII. angeschrieben) "Die Bevölkerungszahl der Stadt" in Finanzverhältnisse der Stadt Basel im XIV. und XV. Jahrhundert, Verlag der H.Laupp'schen Buchhandlung, Tübingen, 1879, Seite 520[5] K. Bücher, Spezieller Teil, Abschnitt 2 - "Das sogenannte Bürgerverzeichnis von 1387", in Die Bevölkerung von Frankfurt am Main im XIV. und XV. Jahrhundert, Band 1, Verlag der H. Laupp'schen Buchhandlung, Tübingen, 1886, Seite 108[6] W. Meyer, Da verfiele Basel überall, 184. Neujahrsblatt der GGG, Schwabe Verlag Basel, Basel, 2006, ISBN 3-7965-2196-7/ISSN 1423-4017, Seite 51[7] W. Meyer, Beitrag "Also griffen die Eidgenossen das Volk an, Die Schlacht bei St.Jakob an der Birs - Hintergründe, Verlauf und Bedeutung", Abschnitt "Basels Verteidigungsvorbereitungen" publiziert in Ereignis - Mythos - Deutung 1444-1994 St.Jakob an der Birs, herausgegeben von Werner Geiser, Druckerei Klingental AG, Basel, 1994, ISBN 3-9520120-4-1, Seite 30Quellen: Wilhelm Arnold (1826-1883), Verfassungsgeschichte der deutschen Freistädte, Band 2, Verlag Friedrich Andreas Perthes, Gotha, 1854, Seite 157 Karl Bücher, "Die Bevölkerung von Frankfurt am Main im XIV. und XV. Jahrhundert, Band 1 Verlag er H. Laupp'schen Buchhandlung, Tübingen, 1886, Seite 108 Andreas Heusler, Verfassungsgeschichte der Stadt Basel im Mittelalter, Bahnmaier's Buchhandlung, Basel, 1860, Seite 266 Werner Meyer, Da verfiele Basel überall, 184. Neujahrsblatt der GGG, Schwabe Verlag Basel, Basel, 2006, ISBN 3-7965-2196-7/ISSN 1423-4017, Seite 51 (Bevölkerung 1350) Werner Meyer, Beitrag "Also griffen die Eidgenossen das Volk an, Die Schlacht bei St.Jakob an der Birs - Hintergründe, Verlauf und Bedeutung", in Ereignis - Mythos - Deutung 1444-1994 St.Jakob an der Birs, herausgegeben von Werner Geiser, Druckerei Klingental AG, Basel, 1994, ISBN 3-9520120-4-1, Seite 30 (Bevölkerung 1440/50) Gustav Schönberg, Finanzverhältnisse der Stadt Basel im XIV. und XV. Jahrhundert, Verlag der H.Laupp'schen Buchhandlung, Tübingen, 1879, Seite 520 Christian Wurstisen, Bassler Chronick, Sebastian Henricpetri, Basel, 1580, Seiten 169 bis 171
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