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fragen zum alten basel
Der Gellert und das Gellertgut



Herr H. / 15. August 2005:

I froog mi vo wo dr Name Gellert kunnt. Zweiterens wett i wysse was dr frieneri Stellewärt vom Gellert gsi isch, sadass an dr Gellertstroos so viil Stadt-palais baut worde sin.

Übersetzung ins Hochdeutsche:

Ich frage mich woher der Name Gellert stammt. Zweitens möchte ich wissen welchen früheren Stellenwert der Gellert hatte, dass an der Gellertstrasse so viele Villen gebaut worden sind.

Antwort von altbasel.ch:

Der bereits im 14.Jahrhundert erwähnte Name "Göllert" (gelichtete Hard) war wohl einst die Bezeichnung für ein teilweise gerodetes Waldgebiet im Bereich des heutigen Gellert. Die im Mittelalter noch grösseren Wälder ragten oft bis nahe an die Stadt heran, woran der "Kohlenberg" noch erinnere, wo einst die Köhler das Holz des Waldes zu Kohle gemacht haben sollen. Bis ins 19. Jahrhundert gab es auf dem Gellert lediglich Obst- und Rebgärten, aber keine Wohnhäuser.

Heute versteht man unter dem Gellert das Umfeld des Gellertgutes. Hier kommen wir zum zweiten Teil der Frage bezüglich der Villen. Der Landschaftspark Gellertgut wurde zwischen 1822 und 1830 durch den Kaufmann Christoph Burckhardt-Bachofen (1783-1841) angelegt, etwa zu jener Zeit als der Galgen verschwand. In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstand mit dem Galgen auf dem Gellert eine Richtstätte, gegen die damals die Mönche von St.Alban protestierten.

Solange auf dem Gellert Leute hingerichtet wurden wollte niemand dort wohnen, geschweige denn einen Herrensitz bauen. 1819 fand in Basel die letzte Hinrichtung statt und den Galgen auf dem Gellert riss man 1823 ab. Erst jetzt wurde das freie Gelände attraktiv als ruhiger Wohnort für die gehobene Gesellschaft. Bürgermeister Johann Jakob Stehlin (1803-1879) und Ratsherr Karl Sarasin (1815–1886) gaben der Entwicklung mit grosszügiger Raumplaung starke Impulse.

Die zunehmende Enge in Basel, und die unhygienischen Verhältnisse (die etwa die Choleraepidemie 1855 begünstigten) veranlassten die betuchteren Basler, sich neue Anwesen ausserhalb der Stadtmauern zu schaffen. Auf dem lange gemiedenen Areal im Grünen wuchs der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das grösste Villenquartier Basels. An der Gellertstrasse, die früher der letzte Weg der Verurteilten auf dem Weg zum Galgen war, entstanden noble Anwesen.



Querverweise zum Thema:

>> Der Galgen auf dem Gellert




Beitrag erstellt 15.08.05 / nachgeführt 29.04.14

Quellen:

Othmar Birkner / Hanspeter Rebsamen, Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850-1920: Basel, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern, 1986, Seite 156

Emil Blum / Theophil Nüesch, Basel Einst und Jetzt, Eine kulturhistorische Heimatkunde (Textband), Verlag Hermann Krüsi, Basel, 1913, Seite 3

Rolf Brönnimann, Basler Bauten 1860-1910, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1973, ISBN 3-7190-0624-7, Seiten 42 bis 45

André Salvisberg, Die Basler Strassennamen, Christoph Merian Verlag, Basel, 1999, ISBN 3-85616-104-X, Seite 185 (Gellertstrasse)

engel

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