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Die Kartause am Theodorskirchplatz
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Theodorskirchplatz 7lageplan

Tram- / Bushaltestelle Wettsteinplatz

Stiftung eines Oberstzunftmeisters

Zum ersten Mal war Ende des 14.Jh die Rede von einer Niederlassung der Kartäuser in Kleinbasel. Konkret wurde der Gedanke, als 1401 Oberstzunftmeister Jakob Zibol beschloss in Basel eine Kartause zu gründen. Dazu kaufte er den Bischofshof in Kleinbasel vom Rat, und übergab mit dessen Segen die stattliche Liegenschaft im September dieses Jahres Prior Wynand von Dortmund. Zibol hatte den Prior aus der Strassburger Niederlassung der Kartäuser nach Basel gebeten.

Er sollte den Aufbau der Kartause unterstützen. Der Bischofshof war ein grosses Anwesen mit Herrenhaus und Nebengebäuden, welches gelegentlich als Residenz für die Bischöfe von Basel genutzt wurde. Im März 1402 kamen aus Strassburg zwei Kartäusermönche und ein Laienbruder nach Basel. Zusammen mit lokalen Novizen bildeten sie den Kern der Kartause, die unter der Leitung der Prioren Wynand und Hermann von Deventer in Basel zu wachsen begann.

kartausenareal um 1615

Die alte Kartause auf dem Stadtmodell im Klingentalmuseum um 1615

1 - Wirtschaftshof und Eingangsbereich
2 - Bäckerei mit Pfründerwohnung darüber
3 - Langes Haus mit Wohnungen der Laienbrüder
4 - Refektorium mit Küche (früher Bischofshof)
5 - Grosser Kreuzgang mit 16 Zellen und Friedhof
6 - Pulverturm der Stadtmauer
7 - Rebgarten der Kartause
8 - Fruchtschütte, Sakristeigebäude und kleiner Kreuzgang
9 - Kirche mit Mönchschor und Laienkirche

Das Kloster lag mit seinem Standort Niederbasel auch im Herrschaftsbereich des Bischofs von Konstanz, Marquard von Randeck. Es gab am 8.Februar 1403 sein Einverständnis zur Stiftung und gab der Kartause den Namen St.Margarethental. Ferner erlaubte er den Kleinbaslern den Abriss der Kapelle der heiligen Margaretha, die damals im Graben an der Stadtmauer stand. Jedoch mit der Auflage, dass der Margarethenkult von Kloster weitergeführt werde.

FBis 1404 kam es zu einer Übereinkunft betreffend die Ansprüche der nahen Theodorskirche. Die Kartause verpflichtete sich den Pfarrzehnten zu bezahlen. Sehr wichtig war das Beten für das Seelenheil der weltlichen Gönner/innen des Ordens, denn diese hatten quasi für ihr jenseitiges Wohlergehen in dieses Kloster investiert. Unter den Gönnern fanden sich beispielsweise die Herzöge von Österreich, welche als Beschützer des Ordens der Kartäuser auftraten.


Mönche in eigenen Häuschen

Es durften auch keine Sakramente ausserhalb des Klosters gespendet werden. Unter gewissen Bedingungen erhielt die Kartause ferner das Begräbnisrecht für jedermann. Im Zuge der angesprochenen Einigung wurde es den Kartäusern auch untersagt, ihren Kleinbasler Grundbesitz ohne Genehmigung des Domkapitels zu mehren. Ferner verpflichteten sie sich, Rechte und Privilegien von Pfarrkirchen des Domkapitels nicht via höhere Amtsstellen in Rom anzutasten.

Das Besondere einer Kartause lag darin dass die Mönche in getrennten hausartigen Zellen lebten, die sich um einen rechteckigen Hof (hier Kreuzganggarten) herum gruppierten. Dies war die Folge des Gebots des Ordens zu Einsamkeit und Schweigsamkeit. Am Vorabend der Reformation wies die Kartause insgesamt sechzehn Zellen auf. Hier hatte jeder der Mönche sein Nachtlager aus Stroh mit einem harten Kissen und einer rauhen Decke.

Morgens um drei Uhr erhoben die die Kartäuser zum Nachtgottesdienst. Nach dem ersten Läuten betete jeder in seiner Zelle für sich, beim zweiten Läuten gingen sie zur Kirche, wo bis Tagesanbruch gesungen wurde. Danach ging jeder in seine Zelle zurück, um den Tag der Arbeit und dem Gebet zu widmen. Unter der Woche assen sie ihr schlichtes Mahl alleine in ihrer Zelle. Abends folgte ein zweiter Gottesdienst in der Kirche.

Nach diesen Gottesdienst verrichtete jeder der Kartäuser in seiner eigenen Zelle das Nachtgebet und legte sich schlafen. Nur an Sonn- und Feiertagen assen die Mönche gemeinsam im Refektorium zu Mittag, wobei auch dann nie geredet werden durfte. Ganz allgemein war es nur am Sonntagabend für eine Stunde im kleinen Kreuzgang erlaubt miteinander Gespräche zu führen. Doch auch dabei waren den Kartäusern laute Worte und Lachen streng untersagt.

kirche und sakristei

Im Hintergrund der Chor der Klosterkirche, vorn das Sakristeigebäude. Grün eingefärbt die Sakristei, rot markiert die einstige Kapitelstube. Die ungefärbte obere Partie nahm früher die Bibliothek auf.
Schwierige Überzeugungsarbeit

Die Kartause wurde erst Jahre später, um 1407, in den Ordensverband aufgenommen. Man hatte an übergeordneter Stelle bei den Kartäusern Zweifel daran dass die Kleinbasler Niederlassung überhaupt lebensfähig sei, entschloss sich aber ihr die Chance zu geben die Zweifel zu widerlegen. Nun war der Weg frei und Wynand von Dortmund wurde von seinem Strassburger Priorat entlassen, damit er zum ersten Prior in Basel ernannt werden konnte.

Im August 1408 wurden dann die Grenzen des Klosters und dessen Besitz durch den Kartäuserorden festgelegt und bestätigt. Nach dem Tod des ersten Priors Wynand im Sommer 1409 übernahm Johannes Dotzheim das Amt welches er bis 1418 innehatte. Mit einem prunkvollen Bankett für den durchreisenden Generalprior Stephan und sein Gefolge, gelang es 1410 der Kartause die steten Zweifel an ihrer Lebensfähigkeit im Generalkapitel des Ordens auszuräumen.

Nach seinem Tod im März 1414 wurde Jakob Zibol, der grosse Gönner der Kartause, zunächst im Kreuzgang nahe der Zelle P bestattet. Dort ruhte er bis die Kirche geweiht war. Dann wurde er in ein würdiges Grab direkt vor dem Hochaltar des Gotteshauses umgebettet. Prior Heinrich Kotlo von Lüdenscheid gelang es im Jahr 1429, in der Rheinprovinz sieben reiche Häuser des Ordens dazu zu überreden die Basler Niederlassung finanziell zu unterstützen.


Goldene Jahre des Konzils

Im Jahr drauf versuchte die Kartause einen stattlichen Geldbetrag in Grunderwerb zu investieren und verspekulierte sich dabei mit kostspieligen Folgen. Kaiser Sigismund stellte im Jahr 1434 die Kartause St.Margarethental in Kleinbasel unter den besonderen Schutz des Reiches und bestätigte alle ihre Privilegien und Besitztümer. Von Papst Felix V. bekam die Kartause während der Jahre des Konzils zu Basel mehrere Ablässe gewährt.

Zur Zeit des Konzils bekleidete von 1432 bis 1439 der Utrechter Albert Bur das Amt des Priors. Er verstand es, nützliche Verbindungen zu den Mächtigen die in der Stadt weilten zu knüpfen. Er und sein Nachfolger Adolf Brouwer, Prior von 1439 bis 1449, nutzten die in die Kartause fliessenden Spenden zum Ausbau des Klosters. Unter den grosszügigen Stiftern befand sich auch Kardinal Nicolaus Albergati, der eine ganze Zelle erbauen liess.

pulverturm und zelle

Links der Pulverturm der Kleinbasler Stadtmauer am Oberen Rheinweg. Hinter ihm lag die Zelle die Bischof Nicolaus Albergati während des Konzils erbauen liess. Rechts sieht man die sichtbar gemachten Mauerzüge der Zelle hinter dem Turm.
Die Mauerzüge dieser Zelle wurden bei Ausgrabungen im Jahr 2001 freigelegt und sichtbar gemacht. Es handelte sich mit Aussenmassen von 740 mal 820 Zentimeter um ein ziemlich geräumiges Gebäude. Man musste das Bauwerk seinerzeit so anlegen, dass den Wachen der Stadt der Zugang zum Pulverturm der rheinseitigen Stadtmauer möglich blieb. Diese Zelle wies zwei Zugänge auf, von denen einer zum Garten und der andere zum Kreuzgang führten.


Bau weiterer Zellen

Anno 1434 erbaute man mit Spenden des reichen Burkard Zibol und dessen erster Frau Agnes von Eptingen die benachbarte Zelle C. Eine weitere Stiftung erfolgte im Jahr 1438 durch Isabella von Burgund, die gleich zwei neue Zellen erbauen liess. Burkard Zibols zweite Ehegattin, Sophie von Rotberg, liess dem Kloster sogar den stattlichen Betrag von 3500 Pfund zukommen, mit welchem Prior Brouwer das Kapitelhaus würdig vollenden liess.

In September und Oktober konnte an drei verschiedenen Tagen Bischof Stephanus Plonerii die umfangreichen Partien des erweiterten Klosters der Basler Kartäuser weihen. Dabei erhielten unter anderem der grosse und der kleine Kreuzgang mit ihren jeweiligen Friedhöfen den Segen. Die nordöstliche Ecke des grossen Friedhofs blieb jedoch ungeweiht, damit man die Möglichkeit hatte, dort exkommunizierte Verstorbene begraben zu können.

Nach dem Ende des Konzils brach für das Kloster eine Durststrecke an, denn die ganzen Gönner hatten die Stadt verlassen. Neue Einnahmen blieben aus, und der von 1449 bis 1480 amtierende Prior Heinrich Arnoldi von Alfred hatte die Aufgabe begonnene Bauarbeiten dennoch zu beenden. Ihm gelang es sogar vier der noch fünf fehlenden Zellen für Mönche zu bauen. Prior Heinrich Arnoldi war um die Bewahrung der Klosterbauten besorgt.

Er liess sämtliche Dächer der Kartause neu machen und sorgte in vielen Räumen, wie etwa in der Küche, den Gästekammern oder der Konventsstube, für einen neuen Innenausbau. Prior Arnoldi war ab 1478 gelähmt und übergabm von Krankheit gezeichnet, zwei Jahre darauf das Amt des Klostervorstehers mit Jakob Louber von Lindau einem Nachfolger. Dieser übernahm mit der Kartause ein wohl finanziell armes aber baulich gut gehaltenes Kloster.


Ein reicher Jüngling wird Mönch

Louber liess 1480 die letzte fehlende Zelle bauen, womit der Zellenkreis um den grossen Kreuzgang vollständig war. Im Jahr drauf suchte Hochwasser das Kloster heim. Der Prior liess Zellen erneuern und die Bäckerei der Kartause ausbauen. Schwere Hagelschäden mussten im Jahr 1487 repariert werden. Bei allen Arbeiten konnte Prior Louber auf die Hilfe von Gönnern zählen. Reiche Gaben sollten aber erst in dem kommenden Zeiten fliessen.

Die Kartause erlebte als das zuletzt gegründete Basler Kloster in der Zeit bis zur Reformation einen Aufstieg. Dies ist aussergewöhnlich, da bei vielen anderen Klöster in der Stadt in jener Phase der Niedergang deutlich spürbar Einzug gehalten hatte. Eine bedeutsame Gestalt aus dieser Zeit ist Hieronymus Zscheckenbürlin, Doktor der Rechte und Sohn eines Oberzunftmeisters. Mit 26 Jahren überkam den reichen Jüngling der Wunsch Mönch zu werden.

eingangspartie

Der Eingang zur Kartause, von Innen gesehen zum Theodorskirchplatz hin. Rechts neben dem Tor die Pförtnerwohnung und daneben die Stube der Zinsbauern. Ganz rechts lagen einst Stall und Scheune.
Den Eintritt ins Kloster zu Pfingsten des Jahres 1487 inszenierte er effektvoll. Nach einem üppigen Bankett begab er sich in ausgesucht edler Kleidung und in Begleitung von vielen Freunden und Verwandten zum Kloster, wo er sich von seinem weltlichen Dasein verabschiedete. Er machte rasch Karriere und stand der Kartause ab 1501 als Prior vor. Die begüterte Verwandtschaft Zscheckenbürlins eröffneten dem Kloster neue Geldquellen.

Die Kartause sah in den letzten drei Jahrzehnten vor dem Ende Zeiten einmaliger Prachtentfaltung. Die Ausstattung erhielt prunkvolle Ergänzungen, aber auch praktische Bauarbeiten wurden getätigt. Noch 1526/27, im unmittelbaren Vorfeld der Reformation, wurden sowohl das Refektorium für die Mönche als auch jenes für die Laienbrüder neu gebaut. Die Kartause umfasste zu ihren besten Zeiten diverse Gebäude und einen beträchtlichen Rebgarten.


Umfang der Kartause

Die Zellen der Mönche gruppierten sich um den grossen Kreuzgang herum, in dessen Garten der Friedhof die letzte Ruhestätte der Kartäuser bildete. An der Südostecke, beim heutigen Kartauseckturm, erhob sich das Haus mit den Refektorien der Mönche und Laien. Dort lag damals auch die Küche und die Küchenstube. Westlich neben der Kirche befand sich der kleine Kreuzgang. Um diesen herum fand man die Fruchtschütten, die Sakristei und die Kapitelstube.

In den oberen Geschossen war die Bibliothek untergebracht. Neben dem Eingang gegenüber der Theodorskirche lagen die Pförtnerstube, die Stube der Zinsbauern und die Trotte. In der Nordostecke des Klostergevierts befand sich ein Stall mit Scheune. An der Klostermauer zum Kartauseckturm hin lagen ferner ein Holzschopf, eine Bäckerei mit Pfründerwohnung im Obergeschoss, und das sogenannte "Lange Haus" mit Wohnräumen der Laienbrüder.

Zur heutigen Wettsteinbrücke und zum oberen Rheinweg hin bildete die Klostermauer einen Teil der Kleinbasler Stadtmauer mit integrierten Wehrtürmen. Einer davon ist der heute noch erhaltene Pulverturm am Oberen Rheinweg. Mit der Reformation kam das Ende der kleinbasler Kartause. Prior Hieronymus Zscheckenbürlin suchte am 23. März 1529 das Weite und floh nach Freiburg im Breisgau, wo man dem alten Glauben weiterhin treu blieb.


Bis zum Tod des letzten Kartäusers

Von Freiburg aus bat Zscheckenbürlin den Rat Basels, ihm im Falle einer Versteigerung der Wertgegenstände des Klosters jene Dinge zurückzugeben, die er mit dem Geld seiner Familie für die Kartause angeschafft hatte. Nach einen Vertrag zwischen der Stadt Basel und dem Konvent aus dem Jahr 1532, war es den Kartäusern fortan verboten neue Novizen aufzunehmen. Damit war das Kloster faktisch zum Aussterben verurteilt.

Es blieb den Mönchen erlaubt, innerhalb des Klosters ihre Tracht zu tragen, Almosenspenden anzunehmen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit ihre Gottesdienste abzuhalten und ihre Einkünfte und Güter selber zu verwalten. Im Jahr 1557 übernahm ein weltlicher Schaffner die Verwaltung der Kartause. Der letzte Kartäuser im Kloster war Pater Thomas Kresszi. Er war ein Freund des bekannten Bonifacius Amerbach.

Amerbach fand nach seinem Tod im Jahr 1562 im kleinen Kreuzgang der Kartause seine letzte Ruhestätte. Zwei Jahre später starb Pater Kresszi selbst, womit das Kloster vollends verwaist war, und hundert Jahre darauf zum Waisenhaus wurde. Mit dem Tod des letzten Kartäusers wurde die wechselvolle Geschichte des jüngsten aller Basler Klöster beschlossen, und ein anderes Kapitel im Dasein der Liegenschaft konnte beginnen.




Querverweise:

>> Beitrag zum Bürgerlichen Waisenhaus



Quellen:

primär genutzte

Casimir Hermann Baer, Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 3, 1941, Birkhäuser Verlag, Seite 449 bis 594

Walter Asal, Bürgerliches Waisenhaus Basel in der Kartause, 149. Neujahrsblatt GGG 1971, Helbing & Lichtenhahn

Kartause und Waisenhaus zu Basel, 1969, ohne Autor und Verlag


sekundär genutzte

Fritz Meier, Basler Heimatgeschichte, 5.Auflage 1974, Lehrmittelverlag des Kantons Basel-Stadt, Seiten 97 bis 101

René Teuteberg, Stimmen aus der Vergangenheit, Band 1, Lehrmittelverlag des Kantons Basel-Stadt 1966, Seiten 37 bis 39 und 71 bis 75

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