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Das Chorherrenstift St.Leonhard / Lohnhof
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Lohnhof / Leonhardskirchplatz

Tram 3 - Musikakademie

Anfänge im Dunkel der Geschichte

Die Anfänge St.Leonhards liegen im Dunkeln. In der Gründungsurkunde im Cartular von 1295 wurde im 14.Jh eine korrigierende Randnotiz angebracht. Demnach wurde die Kirche 1002 gegründet und 31 Jahre später vollendet. Im Gründungsbericht wird ein 1082 verstorbener Domkanoniker Ezelinus als Stifter genannt. Allerdings zeichnen diese frühen Angaben ein eher widersprüchliches Bild von der Gründung.

Laut dem Cartular aus dem 13.Jh soll ein Basler Bischof Rudolf seinen Segen zu dieser Stifung gegeben haben, aber im 11.Jh gab es keinen solchen Bischof. Gemäss Überlieferung habe Ezelinius, (auch Ezzelin) Rudolf um die Freigabe des Allmendhügels über dem heutigen Kohlenberg ersucht, als Platz für ein Gotteshaus zu Ehren des Apostels Bartholomäus und des Bekenners Leonhard.

kloster um 1615

Das Klosterareal auf dem Stadtmodell im Klingentalmuseum um 1615.

1 - Spätgotische Hallenkirche des späten 15./16.Jh
2 - Hochgotischer Chor des 14.Jh
3 - Latrinenturm in Terrassenmauer
4 - Hügelin-von-Schönegg-Haus
5 - Häuser der Chorherren
6 - Trakt mit Eckturm
7 - Romanischer Kreuzgang mit innerem Friedhof
8 - Armarium mit Klosterbibliothek
9 - Die Friedhofhalle des 15.Jh mit äusserem Friedhof

A - St.Leonhards-Kirchgänglein
B - Der heutige Kohlenberg

Zuvor diente der Ort als Weide und als Übungsplatz für Bogenschützen. Im Leonhardsgraben gab es bis um 1498 einen Schiesstand der Büchsenschützen. Mit Hilfe von Einwohnern Basels und Gläubigen aus fernen Gebieten sei dann die Kirche erbaut worden. Später erschien immer wieder eine ominöse Burg "Tanneck" oder "Wildeck", die auf dem Hügel gestanden haben soll, die es aber nie gegeben hatte.


Wahrscheinlich eine kleine Saalkirche

Neuste Erkenntnisse deuten auf die Existenz einer kleinen Saalkirche mit Apsis (Altarnische) hin. Diese könnte zwischen 1060 und 1070 erbaut worden sein, in den Tagen des Diakons Ezelinius. Nach dieser Theorie wäre später, bis um 1080, an Stelle der kleinen Kirche die romanische Basilika erbaut worden, die heute noch in den Grundmauern von St.Leonhard erkennbar ist.

Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass bereits vor Ezelinius ein Gotteshaus auf dem Hügel stand das im Gründungsbericht verschwiegen wird. Diese mutmassliche kleine Kirche oder Kapelle stand möglicherweise südlich des heutigen Kirchenchors und wäre im Bereich der Marienkapelle zu suchen, die den einen beiden Seitenchöre bildet.

Die Basilika (Kirche mit überhöhten Mittelschiff) wurde wohl vor dem Bau der Stadtmauer des Bischofs Burkhard von Fenis gestiftet. Allerdings könnten sich der Bau der Mauer und die letzte Bauphase der Basilika überschnitten haben. Die Krypta (unterirdische Gruft unter dem Chor) des Gotteshauses und die beiden Seitenschiffe hinterliessen Spuren.


Reste der alten Kirche

Man findet sie in den wesentlichen Mauerzügen der heutigen Kirche beim Chor und den beiden Seitenchören wieder (Marienkapelle und Theobaldskapelle). Die Basilika war kürzer als die heutige Kirche, denn sie endete einige Meter vor der Burkhardschen Stadtmauer, von der wir wissen dass sie wiederum einige Meter hinter der Stadtmauer aus dem 13.Jh verlief.

Über diese Gasse zwischen Mauer und Hauptfassade erreichte man damals den Kircheneingang. Aus den Tagen dieses ersten grossen Gotteshauses stammten die ältesten Gräber, die im Inneren der Kirche gefunden wurden. Angelegt zwischen 1200 und 1360, gehen sie auf die Zeit der Basilika zurück und lagen einst vor der Westfassade im Gässlein an der Stadtmauer.

Dort gab es vermutlich eine säulengestützte Vorhalle, in deren Schutz die Grabstätte lag. Später wurde die Kirche bis über die Stadtmauer hinaus verlängert und wuchs über die Gräber hinweg. Von der romanischen Basilika ist unter dem gotischen Chor die Hallenkrypta mit drei Schiffen und Wandmalereien aus dem 12.Jh erhalten. Zu den wesentlichen Elementen einer Basilika gehörte der erhöhte Mittelteil, genannt Obergaden.


Einzug der Augustiner

Die St.Leonhardskirche wurde offenbar 1118 von Rudolf von Homburg geweiht, der von 1107 bis 1122 Bischof von Basel war. Spätestens für jene Tage ist auch belegt, dass das Gotteshaus mehr als eine einfache Pfarrkirche war, denn im Zusammenhang mit einer Landschenkung ist von "canonici" und einem "scolasticus" unter ihnen die Rede, die zu St.Leonhard gewirkt hätten.

Dies darf als Beleg für die Existenz eines Klosters betrachtet werden. In die Zeit von Bischof Adalbero III. von Froburg zwischen 1133 und 1137 fällt ein neuer Abschnitt. 1135 führten Mönche aus dem papsttreuen Kloster Marbach mit der Zustimmung des Domstifts und des bischöflichen Vogts Werner von Hohenberg die Regel Augustins ein.

Mit dem Einzug der Augustinerchorherren entstanden der Gründungsbau des Stifts. Bei Ausgrabungen 1996/97 stiess man im Lohnhof auf die Grundmauern dieses romanischen Bauwerks. Das Gebäude mass ca 14 mal 9,5 Meter, seine Mauern sind in den Kellern des Lohnhofs erhalten aber nicht öffentlich zugänglich. Das Gebäude war durch eine Hofmauer mit der Stadtmauer verbunden, so dass ein kleiner Hof entstand.


Mehrung des Besitzes und zunehmender Einfluss

Gewiss entstanden in der Gründungszeit des Stifts weitere Gebäude, die aber bisher nicht nachweisbar sind. Als Irrtum darf heute die Behauptung gelten, dass den Marbacher Mönchen die Gebäude der nie existenten Burg Wildeck übergeben worden seien. Sicher hingegen ist dass der Bischof den Kanonikern ein nahes Stück Wald schenkte, welches man später "zu Kohlehäusern" nannte.

Ferner bekamen sie das Recht der Probstwahl und das Begräbnisrecht. Bischof Ortlieb von Froburg (im Amt von 1137 bis 1164), Nachfolger von Bischof Adalbero III., verlieh dem Stift die Beteiligung am Patronat der Kirche von Stetten im Sundgau und deren Zehnquart. Bis ins Jahr 1197 kam das Stift auch in den Besitz der Kirche von Wintersingen.

Weiterer Aufstieg folgte im 13.Jh. Bischof Lütold von Aarburg bestätigte 1205 und 1206 dem Stift das Recht der Sakramentsverwaltung und der Seelsorge. Es war damit gestattet Laien beizusetzen, zu taufen, Krankenbesuche zu absolvieren und die Beichte abzunehmen. 1230 legte Bischof Heinrich von Thun die Grenze zwischen den Stiften St.Leonhard und St.Peter fest, um ein für allemal Klarheit zu schaffen.


Die Oswaldkapelle

Anno 1252 und 1270 trat ein sogenanntes Probstgericht in Erscheinung, welches vor der Oswaldkapelle sass. Im Namen seiner Kirche sprach hierbei der Probst Recht. In diesem Zusammenhang sei die 1241 zum ersten Mal festgehaltene Kapelle des Pilger- und Kreuzfahrerpatrons St.Oswald erwähnt. Im Hungerjahr 1289 wurde die direkt am äusseren Kirchhof gelegene Kapelle neu errichtet.

Um 1300 wird bestätigt dass sie als Totenkapelle diente. Sie lag wohl oberhalb der Häuser Leonhardsberg 3 und 6 und hatte zwei Geschosse. Die Kapelle verschwand um 1600. Zur Amtszeit von Probst Albert verleibte 1264 dem Chorherrenstift Bischof Heinrich von Neuenburg die Kirche von Roggenburg und das Kloster Kleinlützel ein.

st.leonhard

Links Turm und Chor der Leonhardskirche heute, grün markiert die einstige Marienkapelle wo der Standort der Urkirche aus dem 11.Jh vermutet wird. Rechts der Eingang zum Areal des einstigen Stifts, heute Lohnhof. Neben dem 1505 datierten Torbogen steht das ehemalige Pförtnerhaus des Klosters.
Zum Ende des Jahrhunderts vermehren sich die Nachrichten von Einnahmen und Besitztum des Stifts im nahen Birsig- und Birstal, um Wintersingen, im Sundgau, an den Vogesen und sogar jenseits des Rheines. Die Juden die sich am Rinder- und Kornmarkt niedergelassen hatten, mussten eine Aufenthaltsgebühr an St.Leonhard bezahlen.


Strenges Durchgreifen des neuen Bischofs

Vom wachsen des Klosters zeugen auch neue Bauten die das Stift zu einem umfangreichen Gebäudekomplex machten. 1269 wird erstmals ein Friedhof für die Gemeinde St.Leonhard erwähnt. Möglicherweise war Bischof Heinrich von Isny vieles was seinen Vorgängern lieb war ein Dorn im Auge, zeigt doch sein hartes Vorgehen zu St.Leonhard dass er vorhatte neue Saiten aufzuspannen.

Kaum sass er auf dem Bischofsstuhl, liess er vier Kanoniker des blühenden Stifts strafversetzen. Ferner verschrieb er dem Kloster eine verschärfte Aufsicht und änderte den Titel des Probstes in den eines Priors. Das Amt vergab er 1279 an den einstigen Provinzial des vier Jahre zuvor aufgelösten Ordens der Sackbrüder (dem sich der Bischof sehr nahe fühlte), Heinrich von Weissenburg.

Heinrich amtete von 1279 bis 1294 und tat sich durch seinen Tatendrang hervor. In seinen ersten beiden Amtsjahren erhielt die Kirche einen Lettner während die Altäre auf der Ostseite renoviert und 1280 geweiht wurden. Unter Heinrich erhielt das Stift ein neues Kapitelhaus sowie eine neue Begräbnisstätte für die Mönche.

Heinrich führte auch als erster ein Probstsiegel und er erlangte das bedeutsame Recht in der Diözese Basel predigen zu dürfen. Stets behielt er bei seinem Streben die Ideale der Bettelorden im Sinn. 1287 erneuerte der Bischof das Recht des Stifts in der Diözese (bischöfliches Amtsgebiet) die Beichte abzunehmen, Busse aufzuerlegen und beim Volk zu predigen sowie dafür Ablass zu versprechen.

Dieses Recht wurde dem Stift wegen seiner löblichen Leistungen 1309 erneuert. Im Jahr zuvor erhielten die Chorherren zu St.Leonhard vom Bischof von Konstanz dasselbe Privileg für seine Diözese, wobei hier vor allem an Kleinbasel gedacht werden kann. Allerdings musste hier das Stift zuvor das Einverständnis der entsprechenden Priester einholen.


Die Altäre der Leonhardskirche

Bereits um 1260 ist ein Mauritiusaltar belegt, der vermutlich seinen Standort in der Krypta hatte. Um 1280 erfährt man erstmals vom Hochaltar im Chor der den Heiligen Bartholomäus, Augustin und Leonhard geweiht war. Im 15.Jh bemalte der Künstler Konrad Witz die Flügel des neuerstellten Altarvorwerks. Sein Heilspiegelaltar wurde zu einem der unsterblichen Meisterwerke in Basel.

Ebenfalls um 1280 erwähnt wird der Marienaltar der auch Johannes dem Evangelisten geweiht war. Er erhob sich in der südlichen Chorkapelle. In der nördlichen Chorkapelle stand zur selben Zeit der Altar des Heiligen Kreuzes, geweiht den Heiligen Niklaus, Erasmus und Gothard. Wohl in der Krypta gab es einen Altar zu Ehren der Heiligen Felix, Regula, Gregor, Martin, Ulrich und Agnes.

Er wird erstmals 1298 im Zusammenhang mit einem Ablass als bereits geweihter Altar genannt. Spätestens seit 1356 gab es in der nördlichen Chorkapelle einen Altar zu Ehren St.Katharinas. Es handelte sich hier eventuell um den ehemaligen Heiligkreuzaltar. Dieser Katharinanaltar scheint später zum Altar des St.Theobald geworden zu sein, wohl um 1369 mit der Umbenennung der Kapelle.

Ein Altar der Jakobsbruderschaft befand sich im nördlichen Seitenschiff der Leutkirche. Zunächst nur St.Thomas geweiht, wurde 1522 betont dass Thomas, Rochus und Jakob gemeinsam an diesem Altar verehrt würden. Am östlichsten Pfeiler im südlichen Seitenschiff der Leutkirche ist seit 1488/89 ein Altar der Wolfgangsbruderschaft belegt.


Die Jahrzehnte vor dem Erdbeben

Zur Jahrhundertwende ist im personellen Bereich deutlich der Aufstieg des Klosters abzulesen. Gab es zu Beginn laut Gründungsurkunde nur sechs Chorherren, so waren es nun zwölf. Neben dem Schaffner und dem Scholasticus traten auch die Ämter eines Kustos, Kantor, Cellerar und Pleban auf. Auch gab es vermehrt Kanoniker aus der Bürgerschaft Basels und aus den Reihen des niederen Adels.

Auch folgten auf Heinrich von Weissenburg weitere tüchtige Pröbste, so etwa der von 1304 bis 1328 amtierende Probst Konrad, dem es 1295/96 gelang die benachbarten Chorherren zu St.Peter dazu zu überreden, den Tag des Ordenspatrons St.Augustin feierlich zu begehen. Seit 1317 zeigte das Siegel von Probst Konrad ein Bildnis Marias.

Schaffner Niklaus von Amsoldingen erwarb 1310 einen Steinbruch in Warmbach, was für die stetigen Bauarbeiten im Stift nützlich war. In die Amtszeit von Probst Konrad fällt der erste Hinweis auf einen Kirchturm, denn sicherlich für einen solchen wurde 1324 eine Glocke gegossen. Sein Nachfolger Probst Heinrich war von 1330 bis 1344 im Amt und er führte für kurze Zeit das Michaelssiegel.

Ihm wurden 1338/39 für eine Kapelle im Kreuzgang drei Ablässe zugesagt. Diese Kapelle wurde wohl als Sakristei und für Beisetzungen benutzt und war einer ganzen Reihe von Gestalten gewidmet - vorab Erzengel Michael, daneben allen anderen Engeln, dazu Johannes dem Evangelisten und schliesslich den Allerheiligen.


Der Wiederaufbau nach dem Beben

Das Erdbeben von 1356 nahm Kloster und Kirche derart mit, dass im folgenden Jahr im ganzen Bistum Geld für die Wiederinstandstellung gesammelt werden musste. Mit einer stattlichen Summe beteiligte sich Ritter Hüglin von Schönegg. Als Sohn eines Basler Malers war zog er als junger Mann aus um in päpstliche Kriegsdienste zu treten wo er bald Karriere machte.

ritter

Links das Wappen des Ritters Hügelin von Schönegg an einem Pfeiler der Theobaldskapelle am Leonhardskirchplatz. Rechts die Skulptur die den betenden Ritter Hügelin in der Theobaldskapelle darstellt.
Hügelin wurde 1376 zum Marschall des Herzogtums Spoleto ernannt, einer Provinzstadt des Kirchenstaates. Seine Spende sollte dem Wiederaufbau von Chor und Leutkirche zukommen, vor allem aber wurde sie für den Neubau der schwer beschädigten St.Katharinenkapelle verwendet. Dafür wünschte der Ritter ein Grab in der Kapelle.

Um seines Seelenheils ganz sicher zu sein, verfügte er das in ihr für ihn und seinen Bruder Johannes, der Kanoniker zu St.Leonhard war, eine Messe zu lesen sei, und ein ewiges Licht zu brennen habe. Ausserdem gelang es Hügelin einige Heiligenreliquien St.Theobalds aufzutreiben, die im Jahr 1369 in die neuerrichtete Katharinenkapelle überführt wurden.


Grab für einen Ritter

In der Folge wurde der Name der Kapelle zugunsten des heiligen Theobald geändert, ausserdem wurde dem edlen Gönner eine Grabnische und eine Skulptur errichtet. Die Grabplatte zeigt den Ritter Hügelin von Schönegg in voller Rüstung ruhend, die Hände zum Gebet gefaltet, den kettenhaubenbewehrten Kopf auf seinen Helm gebettet.

Die Skulptur stellt ebenfalls den Ritter in Rüstung dar, doch sieht man ihn hier auf den Knien beim Gebet. Früher war das Standbild dem Altar der Kapelle zugewandt, der der Grabnische gegenüber stand. Heute blickt der kniende Ritter sinnentleert zur Ostwand des Raumes. Als im Jahr 1918 die Grabkammer freigelegt wurde, fanden sich darin keinerlei Gebeine oder Beigaben.

Hügelin von Schönegg wurde zuletzt im Jahr 1377 in den päpstlichen Soldverzeichnissen geführt. Im Jahr 1386 erwähnte man ihn als verstorben. Es ist anzunehmen, das er im Herzogtum Spoleto starb und auch dort beigesetzt wurde. Es fanden sich nie Hinweise für eine Bestattung zu St. Leonhard, die Grablege blieb offenbar ungenutzt.


Die Basilika des 14.Jahrhunderts

Nach dem Erdbeben erstand auf den Trümmern der alten Kirche um 1360/70 eine hochgotische Basilika. Über der erhaltenen romanischen Krypta entstand ein neuer Chor mit einem Seitenchor der die Marienkapelle aufnahm und einem anderen der die Theobaldskapelle mit dem Grab des Ritters Hügelin von Schönegg beherbergte.

In der Zeit zwischen 1200 und 1250 war einige Meter vor der Burkhardschen Stadtmauer ein zweiter massiverer Mauerring erbaut worden. Das neue Schiff wurde länger gestaltet und die Westfassade erhob sich direkt auf dieser Stadtmauer, wie heute noch sichtbar. Direkt an die Theobaldskapelle wurde ein neuer Turm angebaut, der mit dem Chor und den beiden Seitenchören bis heute erhalten ist.

Der Bau der Kirche wurde unter Probst Peter Fröwler (im Amt von 1371-1388) abgeschlossen. Er hatte als Verwandter der potentesten Stifter des Klosters alle Register gezogen, um die nötigen Mittel zu sammeln die zur Vollendung des Wiederaufbaus gefehlt hatten. Fröwler verewigte sich am Bauwerk indem er den Westgiebel des Langhauses der Kirche mit seinem Wappen schmückte.

In der Zeit danach erlebte das Kloster eine goldene Ära unter dem von 1416 bis 1440 amtierenden Probst Johannes Oflatter. Unter ihm kam dem Stift eine besondere Ehre zu - während des Konzils zu Basel wählte dessen erster Vorsitzender Kardinallegat Giuliano Cesarini hier seine Bleibe. In der Folge wurden die Versammlungen der Kongregationen im Refektorium zu St.Leonhard abgehalten.


Rascher Einbruch in den 40er Jahren

Papst Eugen IV. bedachte das Stift mit Privilegien und der neugewählte Papst Felix V. beglückte 1440 die Chorherren mit einer ausgesuchter Garderobe - sehr zum Ärger der Chorherren im Münster und zu St.Peter. Seit dem selben Jahr unterstand das dem Spital übergebene Klostergut der Barfüsser dem Probst zu St.Leonhard als geistlichem Richter.

Böse Zeiten nahten, Krieg und wirtschaftliche Not. Bis 1448 sank das Stift so tief, dass es nicht einmal mehr Steuern und Schulden bezahlen konnte. Der personelle Bestand des Kapitels schrumpfte auf zwei Personen. Nun griff Bischof Arnold von Rotberg ein und setzte mit Billigung von Papst Nicolaus V. mit Stephan de Vasis einen neuen Probst ein der den verlotterten Betrieb reorganisieren sollte.

Die Wahl erwies sich als geschickt, denn der neue Mann nahm sich erfolgreich der wirtschaftlichen Belange an. Unter seiner Führung wurden mit Hilfe der Bruderschaften der Metzger und Gerber notwendige Bauprojekte realisiert. Der Bischof gab dem Stift St.Leonhard detailierte Richtlinien damit das Leben im Kloster zur ursprünglichen Strenge zurückfand.


Ein neuer Wind weht

Bischof Johann von Venningen unterstellte das Stift 1462 dem Generalkapitel von Windesheim. Folglich stammten danach die meisten Mönche vom Niederrhein und waren fremd in Basel. In der strikten Regelung musste ein Kompromiss bei der Klausur gefunden werden. Wohl konnte man Teile des Klosters gegen die Aussenwelt abschirmen, aber beim Kreuzgang musste eine Ausnahme gemacht werden.

Dort lagen Gönner des Klosters begraben, und man konnte den Witwen der Verblichenen schlecht den Besuch am Grab verwehren. Man liess folglich hier Frauen zu. Im Kreuzgang wurden keine Laien mehr beigesetzt, man musste sich mit einem Grab auf den äusseren Friedhof begnügen. Dem vielfachen Wunsch nach einer Kreuzgangbestattung wurde damals mit einem weiteren Kompromiss Rechnung getragen.

An der Nordwestseite des äusseren Friedhofs, entlang der Stadtmauer, wurde im Stil eines Kreuzganges die Friedhofhalle gebaut, die bald zu einer begehrten Begräbnisstätte wurde. Das Volk strömte in Scharen in die Leonhardskirche um den Predigten des Johann Heynlin von Stein zu lauschen, der von 1475 bis 1478 als Vizeplebanus amtete und offenbar in der Landessprache predigte.

hauptportal

Die im 15./16.Jh erbaute Hallenkirche mit der Vorhalle des Hauptportals, die nun wieder in ihrer alte Höhe zu sehen ist. Sie war 1719 wegen einer neuen Orgel zum Einbau einer Gebläsekammer erhöht worden, weshalb das heute wieder sichbare Fenster darüber verschwand.
Der zwischen 1479 und 1500 amtierende Basler Bischof Kaspar zu Rin legte die Seelsorge der Gemeinde in die Hände von drei Weltgeistlichen die von den Chorherren ausgesucht wurden. Das nun erstarkte Stift beteiligte sich eifrig an der Reformation anderer Klöster. So brachten beispielsweise zwei Kanoniker von St.Leonhard das Augustiner-Chorherrenstift in Interlaken auf Vordermann.


Der letzte Kirchenneubau

Mit dem neuen Tatendrang sollten auch neue Bautätigkeiten folgen, allerdings harzte es wohl zeitweise etwas. Jedenfalls musste Bischof Kaspar zu Rin den Chorherren 1483 schwere Strafen androhen, damit sie die Baupfleger finanziell bei ihrem Tun unterstützten. Um 1481 begann der Umbau der hochgotischen Basilika zur spätgotischen Hallenkirche.

Das Langhaus wurde durch eine Hallenkirche ersetzt die in der Breite auf die bislang vorstehenden Seitenchöre angepasst wurde. Der um 1454/60 eingebaute Lettner musste daher verbreitert werden. Der Hauptchor wurde eingewölbt, die alte Flachdecke verschwand. Die Bauarbeiten dauerten bis in die 1520er Jahre. Einzelne Chorherren brachten Opfer aus eigenen Mitteln um den Bau zu unterstützen.

So stiftete etwa ein Johann Turnont ein Fenster. Derweil nahte auf leisten Sohlen die Reformation. Der letzte Prior des Stifts war der Zürcher Lukas Rollenbutz, ein persönlicher Vertrauter der Reformatoren Oekolampad und Zwingli. Im Jahr 1523 kam mit dem Leutpriester Marx Bertschi einer der eifrigsten Vorkämpfer der Reformation in Basel nach St.Leonhard, gewiss zur Freude von Prior Rollenbutz.


Das Ende des Chorherrenstifts

Im Laufe der Zeit war das Stift auf sechs Mönche geschrumpft. Am 30.Januar 1525 teilte der Rat von Basel dem Stift mit, dass Oberzunftmeister Jakob Meier und der Meister der Gerber- und Schuhmacherzunft Urban von Brunn die neuen Pfleger von St.Leonhard sein sollten. Am Tag darauf übergaben die Chorherren freiwillig Kirche samt Pfarrei mit allen Rechten und Einkünften an die Stadt.

Prior Rollenbutz händigte man zwei silberne Trinkgefässe aus, die ein Geschenk seiner Mutter waren, und er erhielt die 70 Gulden zurück die er ins Kloster mitgebracht hatte. Ferner sollte er eine jährliche Rente von 128 Gulden bekommen. Der Rest der Chorherren erhielt ein Quantum Korn und Wein und eine Jahresrente von 64 Gulden, ausserdem das weitere Wohnrecht in den Stiftsgebäuden.

Das Chorherrestift St.Leonhard war nun Vergangenheit. Das Amt des Leutpriester versah weiterhin Marx Bertschi, unter ihm wurde ein Tauf- und Trauregister angelegt. Im Jahr 1529 wurde mit der Reformation St.Leonhard eine der vier Basler Pfarrkirchen. Im Jahr zuvor war die Leutkirche planmässig ausgeräumt worden, nur die mit dem Bau verbundenen Skulpturen blieben zurück.


Der Hof des Lohnherrn

Geschmückt waren danach lediglich noch der Chor mit seinen beiden flankierenden Kapellen. Aber auch dort schlug dann der Bildersturm zu, und sorgte dafür dass jeder religiöse Schmuck zerstört wurde. 1555 wurde die Kirche renoviert, wobei ein Holzlettner an der Westwand der Langhauses eingebaut wurde. Eine neue Orgel erhielt die Kirche 1642.

Die Einkünfte des ehemaligen Stifts verwaltete ein Schaffner der den Pflegern unterstand. Die Schaffneien von St.Leonhard, St.Martin, der Prediger und der Augustiner wurden 1669 zusammengelegt. Anstelle der Schaffners hatte bereits 1668 der Lohnherr im einstigen Kloster Sitz genommen. Ihm unterstand das Bauwesen der Stadt mit den Werkhöfen.

Er bezahlte den Handwerkern im Dienste Basels ihren Lohn, woher der noch heute gebräuchliche Name Lohnhof stammt. Weitere Neuerungen an der Kirche sind für 1688 belegt. Damals wurden unter anderem die drei ovalen Fenster unter dem Lettner an der Westwand ausgebrochen. Fünf Jahre danach gab man dem Turm zwei neue Glocken.


Bis zum Einzug der Kantonspolizei

Der fällige Einbau einer neuen Orgel durch den berühmten Orgelbauer Johann Silbermann war 1718/19 mit der Errichtung einer Tribüne verbunden. Die Orgel ist wurde im 20.Jh von späteren Verunstaltungen befreit. Dazu war es nötig die Vorhalle des Hauptportals für eine Gebläsekammer einzurichten. Folglich musste ein Fenster über diesem Eingang geopfert werden.

Anno 1719 kam eine Treppe vom Chor zum Lettner hinzu und im Jahr darauf krönte eine Kanzel die neue Einrichtung. Seit der Reformation wurden von der Gemeinde sowohl Kreuzgang als auch äusserer Friedhof für Beerdigungen genutzt. Die Friedhöfe zu St.Leonhard vergammelten zusehends. 1808 wurde der Gemeinde das weitere Bestatten auf dem Friedhof bei der Kirche untersagt.

Die einstige Marienkapelle der Kirche wurde 1819 zu einem heizbaren Winterchor umgebaut. Zehn Jahre später frischte man das ganze Gotteshaus aussen auf und ebnete den Kirchhof aus. 1821 zog im Lohnhof die Polizei ein und ab 1835 lag hier die Strafanstalt. Als mehrere Gefängnisse in Türmen der alten Stadtmauer aufgegeben wurden, kam man auf den Gedanken das ehemalige Kloster als Gefängnis zu nutzen.


Bis ins 21.Jahrhundert

Vergebens erhob der Kirchenbann Einspruch gegen das Projekt - er wollte kein Gefängnis neben seiner Kirche haben. 1840 gab es dort 24 Gefängniszellen. Seit 1839 plante Stadtbaumeister Amadeus Merian an der Nutzung des Lohnhofs als neue Polizeidirektion die fünf Jahre später hier einzog. Auch der erneute Um- und Ausbau des Lohnhofs zu Polizeizwecken bis 1853 wurde unter Merian realisiert.

Der alte Kreuzgang des Kloster St.Leonhard wurde 1897 abgerissen um Platz für einen neuen Gefängnisflügel mit 100 geräumigen Zellen zu schaffen. Eine Baslerin vom Heuberg hatte damals als Schulmädchen die Freilegung der Grabstätten aus der Zeit vor der Reformation erlebt. Mit Schaudern habe sie die offenen Gräber mit den Skeletten der Chorherren gesehen.

Sie wären alle mit dem Gesicht zur Kirche gebettet gewesen, und man habe sogar noch die Kutten erkennen können, in welchen die Toten einst begraben worden seien. Die romanische Krypta der Kirche konnte ab 1859 beheizt werden, sie diente zuvor als Weinkeller. In den folgenden Jahrzehnten hielt auch in der Leutkirche die Heizung Einzug und ab 1870 gab es Gasbeleuchtung.

totenhalle

Die auf die alte Stadtmauer aufgesetzte Kirchenfassade (grün) und die benachbarte Friedhofhalle (rot), vom Kohlenberg aus gesehen. Das ehemalige Armarium (blau) wurde 1853 um ein Stockwerk erhöht. Ungefärbt im Vordergrund - Trakt mit Eckturm.
Ende 1995 verliessen das Untersuchungsgefängnis und auch die Staatsanwaltschaft den Lohnhof. Heute sitzen die Bösen Buben im Untersuchungsgefängnis Waaghof, wenn sie nicht gerade durch fragile Backsteinmauern oder benachbarte Büroräume ins Freie fliehen. Mit dem Waaghof wurde der Weg frei, den wenigen übrigen Mauern des einstigen Chorherrenstifts St.Leonhard neues Leben einzuhauchen.

Heute befinden sich auf dem alten Klosterareal unter anderem das im Herbst 2000 eröffnete Musikmuseum, ein Hotel, ein Restaurant, ein Theater und ein Jazzklub. Im alten Pförtnerhaus am Eingang wurde ein Kinderhort eingerichtet.


Quellen:

primär genutzte

François Maurer, Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 4, 1961, Birkhäuser Verlag, Seite 140 bis 294

Beat Matthias von Scarpatetti, Die Kirche und das Augustiner-Chorherrenstift St.Leonhard in Basel, Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft Band 131, 1974, Verlag von Helbing & Lichtenhahn, ISBN 3 7190 0628 X

E.Miescher, Die Reformation in Basel und speziell zu St.Leonhard, 1917, Basler Missionsbuchhandlung, Seiten 21 bis 30

Christoph Philipp Matt, Rund um den Lohnhof, Archäologische Denkmäler in Basel Band 2, 2002, Archäologische Bodenforschung Basel-Stadt, ISBN 3-905098-34-2, Seiten 2 bis 19

Bernard Jaggi/Daniel Reicke im Jahresbericht 2001 der Archäologischen Bodenforschung BS, 2003, Die baugeschichtlichen Untersuchungen im Lohnhof von 1997-2000, ISBN 3-905098-35-0/ISSN 1424-4535, Seiten 209 bis 264


sekundär genutzte

E. Blum und Th. Nüesch, Basel Einst und Jetzt, Eine kulturhistorische Heimatkunde, 1913, Verlag Hermann Krüsi, Seiten 88 bis 89

Gustav Adolf Wanner, Häuser Menschen Schicksale, Band 3, 1988, Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-85815-173-4, Seiten 102 bis 104

Gustav Adolf Wanner, Häuser Menschen Schicksale, Band 2, 1986, Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-85815-150-5, Seiten 85 bis 86

Johannes Bernoulli, Die Kirchgemeinden Basels vor der Reformation, Basler Jahrbuch 1895, Seiten 119 bis 124

Dorothee Huber, Architekturführer Basel, 2.Auflage 1996, Herausgegeben vom Architekturmuseum in Basel, ISBN 3-905065-22-3, Seiten 35 und 45

Markus Fürstenberger,175 Jahre Basler Polizei, 1991, Friedrich Reinhardt Verlag, ISBN 3-7245-0738-0, Seiten 78 bis 80

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