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Das Konzil 1431-1448 in Basel
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Mit blumigen Worten teilte im April 1424 Papst Martin V. (1368-1431) der Stadt Basel mit, dass sie zum Ort des 17. Konzils gewählt worden sei. Beweggründe dazu wären ihre Weisheit, ihre Würde und ihre Loyalität der zu Rom. Es dürfte indes eher die geographische Nähe zu Frankreich, Österreich und Italien ausschlaggebend gewesen sein. Martin versprach Basel für die zu erwartenden Mühen ewigen Lohn, mit dem sich aber bekanntermassen keine Ausgaben decken lassen.

Ungute Erinnerungen stiegen auf. Nach vier Jahren war 1418 das Konzil zu Konstanz zu Ende gegangen. In dessen Rahmen hatte man die Kirchenrebellen Johannes Hus (ca 1369-1415) und Hieronymus von Prag (1379-1416) verbrannt und die Knochen des Reformers John Wyclif (gestorben 1384) verflucht. Man hatte sich mit Papst und Gegenpäpsten gequält, und nur unter Querelen die Kirchenspaltung überwunden. Ein Konzil brachte stets Kosten und Probleme.

Vorbereitungen

Zur Vorbereitung des Konnzils wurden ab 1425 diverse Massnahmen ergriffen. Man begann die Strassen auszubauen und zu pflästern. Es wurde eine Münzstätte eingerichtet, und auf der Lyss erwarb die Stadt zwei Liegenschaften um die zu Freudenhäusern zu machen. Das Konzil sollte im Sommer 1431 eröffnet werden, und sich jener Probleme annehmen die das Konzil von Konstanz hinterlassen hatte. Für die erste Konzilsmesse wurde die Kirche der Prediger ausgesucht.

Das Konzil zu Basel musste verschiedene Fragen klären. So sollte dem Ketzertum, welches man besonders in den Lehren des Johannes Hus sah, ein Ende bereitet werden. Den christlichen Völkern sollte es Friede bringen. Hauptsächlich wollte man aber die Kirche reformieren, was sich als äusserst schwierig erwies. Mit dem Konzil rückte Basel ins Zentrum der christlichen Welt. Die Stadt wurde zum belebten Angelpunkt für Diplomaten und Kirchenherren.

Um die gewaltige Arbeit anzugehen wurden vier Kommissionen gebildet. Ihre Namen waren Programm. So befasste sich "pro fide" in Tagungslokalen im Barfüsserkloster mit Glaubensfragen. Im Kloster der Augustiner nahm "pro pace" (für den Frieden) seinen Sitz, während im Predigerkloster "pro reformatorio" über Reformen debattierte. Schliesslich beschäftigte sich "pro communibus" im Stift zu St.Peter und im Haus zur Mücke mit gemeinsamen Fragen.

siegel des konzils zu basel

Das Siegel des Konzils von Basel nach einem Holzschnitt der Chronik Wurstisen. Es zeigt Gott und den Heiligen Geist der als Taube zu den Konzilsvätern herabkommt. Die Inschrift auf der Rückseite besagt "SACROSANCTA GENERALIS SINODUS BASILIENSIS" (geheiligte allgemeine Kirchensynode zu Basel)

Auftakt und schwelender Konflikt mit Rom

Das Konzil zu Basel begann schlicht. Als es am 23. Juli 1431 im Kapitelsaal des Münsters eröffnet wurde, war der Kreis der beteiligten Kirchenherren noch sehr überschaubar. Nicht einmal Kardinal Giuliano Cesarini (1398-1444) war da um als Präsident die Synode zu eröffenen. Beschäftigt mit den Hussitenkriegen, hatte er zwei Vertreter geschickt, die vier Tage zuvor in Basel angekommen waren. Schon in den ersten Monaten kam es zum Konflikt mit dem Heiligen Stuhl.

Als Cesarini im September 1431 unter dem Läuten der Kirchenglocken in Basel eintraf, folgten ihm Glanz, mehr Gäste, und bald auch der Streit mit dem Papst den er vertrat. Das Konzil erhob den Anspruch, von Gottes Gnaden die ganze Kirche zu repräsentieren. Martin V. betraf die Frage nicht mehr, denn er war noch vor Eröffnung des Konzils gestorben. Ihm war am 3. März 1431 Eugen IV. (1383-1447) ins Amt gefolgt, der den Machtanspruch des Konzils nicht akzeptierte.

Das Selbstverständnis des Papstes liess keine Unterwerfung unter die Kirchenversammlung zu. Er verlor keine Zeit. Vier Tage nach dem das Konzil seine erste Session abgehalten hatte, liess Eugen IV. in Rom dessen Auflösung verkündigen. Der Beschluss wurde nach Basel getragen um am 13. Januar 1432 offiziell im Tagungslokal im Predigerkloster verkündet zu werden. Die führenden Köpfe des Konzils blieben fern um die Anordnung nicht zu vernehmen.

Eugen wollte ein neues Konzil in Bologna. Unerschrocken drohte man ihm aus Basel indes mit einem Prozess und der Absetzung. Zugleich war der Heilige Stuhl zu jener Zeit hart bedrängt durch Herzog Filipo Maria Visconti (1392-1447) von Mailand. Das raubte ihm Kraft und Spielraum, um sich gegen das Konzil durchzusetzen. Grollend unterwarf sich Eugen im Dezember 1433 vorläufig dem Konzil zu Basel. Er wartete auf seine Stunde, und die sollte noch kommen.

A Juli 1432 fanden die Sessionen des Konzils im Chor des Münsters statt, abgetrennt von den Kirchenschiffen durch den Lettner. Dort hatte die Stadt auf jeder Seite des Chors drei Reihen von Bänken zimmern lassen. Der Präsident nahm Platz auf einem erhöhten Stuhl der vor dem Hochalter platziert war. Eine Kanzel bei der Treppe zum Chorumgang diente als Rednerpult. Daneben war Raum für die Notare, welche die Aufgabe hatten verlesenen Dekrete zu beurkunden.

Basel als Gastgeberin

Schirmherr des Konzils war Sigismund von Luxemburg (1368-1437), König von Ungarn und Kroatien so wie des Heiligen Römischen Reiches. Der alternde Monarch bestimmte dass die benachbarte Eidgenossenschaft schützend über das Konzil wachen möge, auch wenn Basel nicht eidgenössisch war. Hierzu ist zu bedenken, dass die Eidgenossenschaft damals ein Teil des Reiches war, und sich auch als solcher verstand. Basel selbst hatte auch Garantien zu leisten.

Die Stadt sollte die Teilnehmer des Konzils und ihren Besitz schützen, so wie deren Rede- und Handlungsfreiheit sicherstellen. Um Ruhe und Ordnung zu gewährleisten, wurden sowohl für die Basler als auch für die Konziliaren Regeln aufgestellt. Niemand sollte unerlaubt Schwerter oder andere Waffen tragen. Je länger das Konzil tagte, desto mehr Gäste konnte Basel begrüssen. Eine besonders Aufsehen erregende Delegation traf am 4. Januar 1433 ein.

Beim Kleinbasler Richthaus an der Rheinbrücke legten zur Vesperzeit die Schiffe der hussitischen Gesandten an. Die kriegerische Reformbewegung aus Böhmen wandelte in den Spuren des in Konstanz verbrannten Jan Hus, und kämpften mit dem Schwert für ihren Glauben. Nun kamen ihre Vertreter an das Konzil. Mit Neugier und Furcht bestaunt wurde in Basel der gefürchtete und kompromisslose Hussitenfeldherr Andreas Prokop (1380-1434), auch Prokop der Kahle genannt.

Ein anderer Gast in Basel war Enea Silvio Piccolomini (1405-1464). Er weilte jahrelang als Schreiber an der Kirchenversammlung und vertrat zunächst die Sache der Konzilspartei. Für kurze Zeit diente er später dem Gegenpapst Felix V. Dann wechselte er die Seiten und half mit, Kaiser Friedrich III. (1415-1493) für die Sache Roms zu gewinnen. Der gewandte und geschmeidige Piccolomini sollte im Jahr 1458 als Pius II. selbst den Heiligen Stuhl besteigen.

Einen Höhepunkt bot der Besuch des Schirmherren Sigismund von Luxemburg. Von seiner Kaiserkrönung in Rom eilte er nach Basel um den Bruch des Konzils mit dem Papst zu verhindern. Er kam auf dem Wasserweg gegen Mittag des 11. Oktober 1433 an der Schifflände an. Umgehend nahm er an einer feierlichen Sitzung teil. Danach folgte ein Bankett im Rathaus und dann zog Sigismund sich in sein Quartier im Johanniterkloster zurück. Sieben Monate weilte der Kaiser in Basel.

Während allgemeiner Sitzungen thronte Sigismund mit Krone und Gewand inmitten der Konzilsherren. Im Münster feierte mit den Gläubigen Weihnachten und stimmte barhäuptig das Weihnachtsevangelium an. Er vermittelte erfolgreich zwischen Papst Eugen und dem Konzil. Im Januar 1434 hielt er in Basel einen Reichstag ab. Man traf den Kaiser an Bällen, Banketten und Turnieren. Im Mai reiste Sigismund wieder ab, wenig glücklich über den Ablauf der Dinge am Konzil.

das kloster der prediger in basel

Das ehemalige Predigerkloster im 17. jahrhundert. In der Predigerkirche wurde 1431 die erste Konzilsmesse zelebriert. Im Kloster tagte die Kommission für Reformen und Kaiser Sigismund empfing hier kirchliche Würdenträger des Konzils. Hierhin berief der Kaiser auf Januar 1434 auch den Reichstag ein.

Der Bruch mit Rom kündigt sich an

Zwei Parteien kristallierten sich heraus. Die radikale Konzilspartei, "Konziliaristen" genannt, machte sich für die Rechte der Kirchenversammlung stark. Auf der anderen Seite trat die Legatenpatei, auch "Papisten" genannt, für den Papst und dessen Ansprüche ein. Diese Gruppierungen trugen einen Streit aus, der üble Folgen für die Kirche nach sich ziehen sollte. Der Machtkampf zerstörte die zu Konstanz mühsam erlangte fragile Einheit der Kirche.

In der Zeit nach dem Kaiserbesuch wirkte das Konzil zu Basel in vielen Belangen mit Erfolg. Es bot Frankreich diplomatisch Hand, und nahm somit Einfluss auf die Verhandlungen die im September 1435 zum Frieden von Arras im Hundertjährigen Krieg zwischen England und Frankreich führten. Reformen für die Kirche wurden beschlossen; so etwa zur Lebenshaltung der Geistlichen, die vielfach das Zölibat umgingen. Dann sollten päpstliche Pivilegien beschnitten werden.

Der im Hintergrund fortwährend gärende Streit mit dem Heiligen Stuhl gewann wieder an Brisanz, als das Konzil 1435/36 Beschlüsse fällte die tief in den Angelegenheiten des Papstes eingriffen. Der Konflikt zwischen Basel und Rom brauchte nur noch einen Anlass um den endgültigen Bruch herbeizuführen. Aus Konstantinopel gelangte in jener Zeit ein Hilferuf an Papst und Konzil. Das Osmanische Reich unter Sultan Murad II. (1404-1451) bedrohte Byzanz.

Für Hilfe in der Not wurde Bereitschaft signalisiert, über eine Glaubenseinigung zwischen Rom und der griechisch-orthodoxen Ostkirche zu verhandeln. Umgehend kamen Differenzen wegen des Verhandlungsortes auf. Papst Eugen verlegte das Konzil wider dessen Willen am 18. September 1437 nach Italien, wo er direkteren Einfluss nehmen konnte. Am 8. Januar 1438 das Unionskonzil zu Ferrara eröffnet. Konzilsherren die nicht dorthin eilten drohte die Exkommunikation.

Gegenkonzil und Gegenpapst

Unter der Führung Cesarinis verliess eine Minderheit Basel um der Anordnung des Papstes zu gehorchen. In Italien trat nun ein zweites Konzil zusammen. Diese Kirchenversammlung fand allgemeine Anerkennung und ging als Konzil von Ferrara-Florenz in die Geschichte ein. Unter dem Eindruck der türkischen Bedrohung wog für viele seiner Teilnehmer der Schulterschluss mit der bedrohten Ostkirche vermutlich schwerer als jene Themen die zu Basel erörtert wurden.

Den Drohungen Eugens widerstehend, blieb indes ein grosser Teil der Konziliaren weiterhin in Basel und rebellierte damit nun offen gegen den Heiligen Stuhl. Nach der Eröffnung des Konzils in Italien übernahm Nicolaus de Tudeschis (1386-1445), der Erzbischof von Palermo, den Vorsitz über das in Basel verbliebene Restkonzil. Er hatte im Oktober des Jahres 1437 die Forderung befürwortet, den Papst zu suspendieren und abzusetzen und galt als Konziliarist.

Obwohl von Eugen IV. für aufgehoben erklärt, tagte das Konzil zu Basel als Gegenkonzil weiter. Die Gegner des Papstes gewannen Oberwasser. Schliesslich vollzogen sie, bedrängt von der in Basel grassierenden Pest, den definitiven Bruch mit Rom. Sie erhoben die Unterordnung des Papstes unter das Konzil zum Glaubensgrundsatz. Eugen erklärte man am 25. Juni 1439 als Häretiker für abgesetzt. Dem konnte Nicolaus de Tudeschis nicht mehr zustimmen.

De Tudeschis verliess das Konzil. Seine Nachfolge als Vorsitzender übernahm Kardinal Louis Aleman, Erzbischof von Arles (ca 1390-1450), ein führender Kopf der Konzilspartei. Im Haus "Zur Mücke" am Schlüsselberg wurde im Rahmen eines Konklaves am 5. November 1439 Herzog Amadeus von Savoyen (1383-1451) zum Papst nach den Interessen des Konzils gewählt. Seine Krönung zu Felix V. am 24. Juli 1440 auf dem Münsterplatz wurde für Basel ein einmaliges Schauspiel.

Das zu Zehntausenden angereiste Volk begrüssten ihn mit einem vielfachen "Vivat papa!". Der gerührte Pontifex der Basler Rebellen schenkte dem Münster eine Papstglocke. Doch der helle Schein der auf Basel fiel sollte ein nur Nachglühen jener goldenen Tage um 1433 sein. Lebensmittelnot, Teuerung, Kriegsgefahr, Pest und der Bruch mit Rom hatten das Wohlergehen bereits weggewischt. Einzig Schatten waren geblieben, um sich über allem zu senken.

des 1439 in basel gewaehlte papst felix V.

Der im November 1439 in Basel zu Felix V. gewählte Amadeus von Savoyen nach einem Holzschnitt der Chronik Wurstisen. Er sollte nie jene Anerkennung gewinnen die nötig gewesen wäre um seinen Gegenspieler Eugen IV. in Rom zu überwinden, und trat im April 1449 von seinem Amt zurück.

Düstere Erinnerungen

Mit der Papstwahl in Basel war eine Linie überschritten worden. Viele die bislang mit dem oppositionellen Konzil zu Basel sympathisierten, hatten jetzt Mühe damit Farbe zu bekennen. Den Heiligen Stuhl in Rom zu kritisieren und ihm nicht zu gehorchen war eine Sache. Aber einen Gegenpapst zu wählen war was ganz anderes. Zurück kamen düstere Erinnerungen an das grosse abendländische Schisma, als ab 1378 zwei (später drei) Päpste die Christenheit trennten.

Die Päpste und Gegenpäpste hatten damals die Menschen in Verzweiflung gestürzt. Verfeindete Kardinäle ernannten Männer zu Päpsten die ihren Zwecken am besten dienten, und diese bekämpften sich offen. Jeder Papst drohten den Anhängern der Rivalen mit der Hölle. Erst als in Konstanz zwei Päpste abgesetzt wurden und einer zurücktrat, endete die Spaltung. Für die Gläubigen ein schlimmes Dilemma, das nun in Basel erneut aufzukeimen drohte.

Zur Bedeutungslosigkeit verdammt

Der Basler Papst vermochte es nicht, genügend Anhänger um sich zu scharen um seinen Gegenspieler in Rom zu überwinden. Das Konzil zu Basel sank in seiner Bedeutung weiter. Die grossen Mächte Frankreich und das deutsche Reich waren zwar wohlwollend aber zurückhaltend neutral. Beschlüsse der Kirchenversammlung wurden oftmals höflich zur Kenntnis genommen und nie umgesetzt. Der einstige Schutzherr Sigismund I. war bereits 1437 gestorben.

Im deutschen Reich herrschte Friedrich III. Der nunmehr gegen das Konzil arbeitende Enea Silvio Piccolomini wirkte dabei mit, diesen König auf die Seite des römischen Papstes zu bringen. Die Visite Friedrichs im November 1442 in Basel war ein schwacher Abglanz des Besuches von Sigismund von Luxemburg knapp zehn Jahre zuvor. Hatte der sich damals noch direkt zum Konzil begeben, ignorierte Friedrich es schlicht. Er war wegen Papst Felix gekommen.

Der König suchten den Basler Gegenpapst nur diskret auf und reist kurz darauf wieder ab. Keine langen prächtigen Bankette und Turniere wie bei Sigismund. Auch Papst Felix hielt sich kaum noch in der Konzilsstadt auf; er hatte seine Residenz in Lausanne. Es war Friedrich, der dem kraftlos gewordenen Konzil schliesslich den Todesstoss versetzen sollte. Im August 1447 befahl der König Basel schriftlich, das Konzil aus der Stadt zu weisen.

Der grosse Feind des Konzils, Papst Eugen IV. war im Februar 1447 gestorben. An seiner Stelle war Niklaus V. (1397-1455) von der Kurie zum Papst gewählt worden. Friedrich III. und das Reich anerkannten im so genannten Wiener Konkordat im Februar des Jahres 1448 die Herrschaft von Niklaus. Bald trat auch Frankreich auf dessen Seite. Der Gegenpapst Felix V. und das Konzil zu Basel waren damit endgültig isoliert und zur Bedeutungslosigkeit verdammt.

Das Ende des Konzils zu Basel

Da Basel die königliche Anordnung zur Fortweisung des Konzils ignoriert hatte, wiederholte Friedrich III. den Befehl im Dezember 1447 unter Androhung von schwerer Sanktionen. Erneut geschah nichts. Die Stadt tat sich schwer mit der Anweisung. Sie wollte Zeit zu gewinnen und hoffte wohl darauf dass das Konzil von selbst abzog. Doch die Konzilsherren dachten nicht daran aufzugeben, und König Friedrich wurde ungeduldig. Er liess Basel seinen Zorn spüren.

Am 17. Februar traf ein neues Mandat des Königs in Basel ein. Unmissverständlich und mit der Ankündigung ernsthafter Strafen verlangte er die Ausweisung des Konzils. Zugleich erliess der Anweisung, die Strassen nach Basel zu schliessen um den Güterverkehr dorthin zu unterbinden. Die Stadt versuchte wieder zu verhandeln. Sie schickte den erfahrenen Diplomanten Henmann von Offenburg (1379-1459) zum König nach Wien, um die heikle Lage von Basel darzulegen.

Das Hauptproblem stellten für die Stadt die Garantien dar, die sie dem Konzil in besseren Tagen gegeben hatte. Diese Zusagen zurückzuziehen wäre einem Wortbruch gleichgekommen. Deswegen warb man beim König um Verständnis dafür dass man nicht einfach alle Schutzzusagen annullierte und das Konzil davonjagte. Friedrich liess mitteilen, dass auch er in dieser Sache Garantien zurückgezogen habe, und er von Basel jetzt endlich ultimativ selbiges erwartete.

Noch bevor die glücklosen Gesandten nach Basel zurückkehrt waren, hatten Boten bereits ein Schreiben des Königs in die Stadt gebracht. Darin wurden Vertreter Basels aufgefordert, innerhalb von 45 Tagen vor dem König oder seinen Vertretern zu erscheinen, damit die Stadt ihre Rechte und Privilegien verlöre und die Reichsacht über sie verhängt werden konnte. Erneut wurde Henmann von Offenburg losgeschickt, um am 21. Mai 1448 vor dem König in Graz vorzusprechen.

Die Gesandten ersuchten darum, juristisch prüfen zu lassen ob die königlichen Forderungen rechtens seien. Das angerufene Kammergericht bestätigte indes am 31. Mai den Standpunkt Friedrichs. Basel hatte nun alle Mittel ausgeschöpft und war gezwungen das Konzil auszuweisen, wollte es nicht mit der Reichsacht belegt werden. Vergebens beschloss das Konzil in seiner Session vom 15. Juni im Münster, sich nicht aufzulösen und weiter in Basel zu bleiben.

Am 18. Juni wurde den im Bafüsserkloster versammelten Konzilsherren in Gegenwart des Bischofs von Basel, Friedrich zu Rhein (gestorben 1451) und des Bürgermeisters das Unvermeidliche mitgeteilt. Unter grossem Bedauern wurde die Aufhebung der Garantien Basels verkündigt. Damit war das Ende des Konzils zu Basel gekommen. Am 4. Juli 1448 verliessen die Konzilsherren die Stadt. 500 Bewaffnete der Stadt eskortieren den Tross bis nach Waldenburg.

Am Hauensteinpass übernahm eine Eskorte von Solothurn die Begleitung des Konzilszuges, und später begleitet eine Berner Wache die Verstossenen nach Lausanne. Gleichtags begann Bischof Friedrich zu Rhein, ehemals ein Sympathisant des Konzils, mit der Beseitigung der Hinterlassenschaften. Die einst im Münsterchor für die Sessionen gezimmerten Sitzbänke wurden herausgerissen. Die Siegelform des Konzils war sogar noch vor der Abreise zerschlagen worden.

Nachwehen

In Lausanne angelangt, richtete sich das Konzil ein um seine letzte Phase des Siechtums zu durchlaufen. Erschöpft von einen knappen Jahrzehnt der vergeblichen Kämpfe, dankte Papst Felix V. am 7. April 1449 ab, und öffnete den Weg zur Überwindung der Kirchenspaltung. Der römische Papst Niklaus V. machte ihn zum Kardinal, womit der unglückliche Basler Papst zu Ruhe kam und aus der Geschichte verschwand. Am folgenden 25. April löste sich das Konzil selbst auf.

Das Konzil von Basel flackerte noch einmal auf dem Ersten Vatikanischen Konzil (1869-1870) auf. Der damalige Bischof von Basel, Eugène Lachat (1819-1886), verdammte die Parteinahme seines Vorgängers Friedrich zu Rhein für das Konzil und dessen Rolle bei der Absetzung von Papst Eugen, so wie dessen Beteiligung an der Wahl des Gegenpapstes Felix V. Er bat den Heiligen Stuhl vor der Versammlung feierlich um Vergebung für diese Taten seines Amtsvorgängers.

Lachat ging so weit, den Glaubenswechsel Basels mit der Reformation 1529 als Strafe für das Konzil und dessen Tun zu brandmarken. Die Stadt sei für den am römischen Papst begangenen Frevel von Gott gezüchtig worden. Daher zähle sie nicht mehr zu den stolzen Städten am Rhein, die unter dem Mantel der wahren Hirten ruhten. Verbannt vom angestammten Sitzes müsse er als Bischof von Basel leben. Das Konzil bewegte die Kirche noch 400 Jahre nach seinem Ende.




Beitrag erstellt 21.10.03 / überarbeitet 14.03.13

Quellen:

August Bernoulli,"Chronikalien der Rathsbücher 1356-1548", publiziert in Basler Chroniken, Band 4, herausgegeben von der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft in Basel, Verlag von S. Hirzel, Leipzig, 1890, Seiten 44 bis 51

Benedikt Bury, Geschichte des Bistums Basel und seiner Bischöfe, Buch- und Kunstdruckerei Union AG, Solothurn, 1927, Seiten 175 bis 176 (zu Bischof Lachat auf dem Ersten Vatikanische Konzil 1870)

Elsanne Gilomen-Schenkel, Quellen und Forschungen zur Basler Geschichte, Band 6, Henman Offenburg - ein Basler Diplomat im Dienste der Stadt, des Konzils und des Reichs, herausgegeben durch das Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt, Kommissionsverlag Friedrich Reinhardt AG, Basel 1975, Seiten 137 und 138

Paul Koelner, Anno Dazumal, Lehrmittelverlag des Erziehungsdepartements Basel-Stadt, Basel, 1929, Seiten 41 bis 51

Martin Anton Schmid, Beitrag "Das Basler Konzil - Ursachen, Verlauf, Bedeutung", publiziert im Basler Stadtbuch 1981, herausgegeben von der Christoph Merian Stiftung, Christoph Merian Verlag, Basel, 1982, ISBN 3-856-16-013-2, Seiten 169 bis 178

Rudolf Wackernagel, Geschichte der Stadt Basel, Band 1, Verlag von Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1907, Seiten 476 bis 538

Christian Wurstisen, Bassler Chronick, Sebastian Henricpetri, Basel, 1580, Seiten 260 bis 411

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