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Glosse Nr.19 / 15. Juli 2005

Abfall ante portas

Es ist egal wo man dieser warmen Sommertage durch Basel geht - zurückgelassenen Abfall kann man jederzeit antreffen. Es ist wohl saisonbedingt, wie bei den Flauten im Baugewerbe. Es gibt keine Leute die sich im Winter an lauschigen Plätzchen zur Mittagspause niederlassen, um dort gesättigt den übrigen Nudelsalat, das Plastikgäbelchen und eine halbleere PET-Flasche mit Eistee zu hinterlegen.

Derzeit dringt aus den Amtsstuben auch die Kunde dass man der Polizei die gesetzliche Grundlage geben wolle, künftig hart und schnell die lästig gewordenen Schmutzfinken zur Rechenschaft zu ziehen. Ich höre die Worte, allein sind meine Augen nicht blau genug um daran zu glauben dass dies wirklich etwas ändern wird, auch wenn ich einen scharfen Kurs gegen das Übel befürworte.

Jede Richtlinie ist nur etwas wert wenn sie auch durchgesetzt wird. Wäre es nicht auch verboten am Steuer mit dem Natel zu telefonieren, oder im Kreisverkehr ohne blinken auszuscheren oder auf dem Trottoir mit dem Velo einherzubrettern? Obwohl all dies bei Strafe verboten ist, können sie solche Darbietungen jeden Tag in Basler Strassen verfolgen ohne lange danach suchen zu müssen.

Drängt sich der Verdacht auf, dass die Obrigkeit den bevorstehenden personellen Abbau bei der Strassenreinigung mit bekanntlich geduldigem Papier relativieren will. In Zeiten wo sie allethalben ein erbittertes Rückzugsgefecht führt, muss die staatliche Putztruppe 20% ihrer orangen Jacken an den Nagel hängen. Jeder mit mehr als zwei Gehirnzellen kann sich ausrechnen wo das endet.

Derweil suchen hedonistische Sauniggel/innen in allen Spielarten weiterhin die Stadt heim. Da sind jene die ihren Hausmüll auf öffentliche Abfallkübel verteilen um Bebbisäcke zu sparen. Und weil sie ihren Müll nicht gleich aus dem Wohnzimmerfenster auf die Strasse werfen, halten sie sich für besonders kultiviert. Ihre Mülltüten häufen sich um alles was wie ein Abfallkübel aussieht.

Gewiss auch keine Schuldgefühle plagen jene Schlaumeier die einen Zettel "Gratis zum mitnehmen" auf ihr kaputtes Sofa kleben, um es dann aufs Trottoir zu stellen. Sie halten sich dabei auch noch für sozial verantwortungsvoll, als ob je ein Obdachloser aus Kalkutta an die Gundeldingerstrasse käme, um voller Dankbarkeit mit dem kostenlosen Mobiliarramsch einen Haushalt aufzubauen.

Legion ist der Name jener die bei Freiluftevents ihre Spuren hinterlassen. Da bleibt alles liegen - sei es Verpackungsmüll oder gar Körpersäfte die via Blase durch die Harnröhe oder stossweise aus dem Magen über die Speiseröhre ans Licht kommen. Gewisse Partien der Innenstadt sahen nach der Meisterfeier des FCB aus als wäre ein Tsunami aus Bier, Urin und Kotze über sie hereingebrochen.

Dies alles kann natürlich mit etwas statistischer Spielerei widerlegt werden. Der Herr Rebmann ist subjektiv und übertreibt masslos. Mag sein. Aber es macht mich halt sauer wenn mein kleiner Sohn auf dem Spielplatz stinkenden Hausmüll findet, oder wenn eine junge Dame an einem meiner Stadtrundgänge auf dem Leonhardskirchplatz in eine kaputte Flasche Smirnoff tritt.

engel

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