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Das Haus zum Luft / Erasmushaus
© by altbasel.ch

Bäumleingasse 18lageplan

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Michael Wenssler in Kämmerers Hof

Erstmals erscheint das Haus an der heutigen Bäumleingasse im Zinsbuch des Klosters St.Alban um das Jahr 1400, wobei es schon früher existiert haben muss. Dies jedenfalls belegt die Bezeichnung "Kammerers hof" nach dem Geschlecht der Kämmerer welches früher die Liegenschaft besass. Zum Zeitpunkt der ersten Nennung befand sich das Haus im Besitz von Ritter Burckhard Zu Rhein, der 1414 zum Bürgermeister von Basel erhoben wurde.

Den Zu Rhein gehörte das Haus bis in die 1470er Jahre. Erstmals mit Büchern, oder vielmehr deren Druck, in Zusammenhang kam das Haus 1479 als Michael Wenssler aus Strassburg es erwarb. Er wohnte im Haus zum Maulbeerbaum (Bäumleingasse 10) und richtete seine Druckerei im Haus Zum Luft ein, welches damals als "ze Ryn hoff" genannt wurde. Das Spitzbogentor der Umfriedung am Luftgässlein stammt aus Wensslers Tagen und trägt die Jahreszahl 1488.

das haus zum luft

Das Haus zum Luft mit dem gotischen Tor in der mittelalterlichen Umfriedung links im Luftgässlein, und dem rechts an der Bäumleingasse anschliessenden Nebenhaus mit nur zwei Geschossen, in dem sich Frobens Drucksaal befand.
Wenssler galt nach Johannes Amerbach (ca 1440-1513) als reichster Drucker Basels und wurde bereits 1462 in Basel immatrikuliert. Erste Basler Drucke von ihm sind ab 1474 bekannt. Seine Druckerei im Haus zum Luft war gut ausgelastet. 1476/78 hatte er das beträchtliche Vermögen von 1600 Gulden zu versteuern, aber Wenssler war ein erbärmlicher Kalkulator und verlor alles. 1491 machte er sich in aller Stille aus Basel davon, Schulden und Haus zurücklassend.


Hieronymus Froben wird Hausherr

Mit Ritter Friedrich Zu Rhein wurde noch einmal ein Vertreter jenes Geschlechts Eigentümer des Hauses zum Luft, welches bereits in der ersten Nennung des Hauses erscheint. Friedrich war der Bruder des Bischofs von Basel, Kaspar Zu Rhein, und stand in dessen Dienst als Hofmeister. 1531 wird die Liegenschaft als "Hus und Gesess mit samt Stallung und der Schüren" beschrieben. In jenem Jahr ging das Haus in neue Hände über.

Käufer der Liegenschaft waren Hieronymus Froben (1501-1563) und seine Gattin Anna Lachner. Der Überlieferung gemäss ist Hieronymus just in jenen Stunden des Jahres 1501 geboren worden, als Basel in die Eidgenossenschaft aufgenommen wurde. Er sei somit der erste Eidgenosse der Stadt gewesen. Sein Vater war der Basler Druckerherr Johannes Froben (ca 1460-1527), ein guter Freund des Erasmus von Rotterdam (ca 1466-1536), der bei ihm seine Werke drucken liess.

Hieronymus war wie sein Vater Drucker geworden und führte auch die Freundschaft zu Erasmus von Rotterdam fort. Die väterliche Druckerei liess er vom Haus zum Sessel im Totengässlein in sein neuerworbenes Haus an der Bäumleingasse verlegen. Hier führte er gemeinsam mit Stiefvater Johannes Herwagen (ca 1497-1558) und Schwager Nicolaus Bischoff (1501-1564, latinisiert Episcopius) seine Druckerei, deren Schwerpunkt der Druck der Werke des Erasmus war.


Sterbehaus des Erasmus von Rotterdam

Froben konnte Erasmus, der wegen der Reformation Basel verlassen hatte, im Mai 1535 in der Liegenschaft an der Bäumleingasse begrüssen. Der gesundheitlich angeschlagene Gelehrte war gekommen um dem Druck seines Werkes Ecclesiastes beizuwohnen. Eigentlich hätte Erasmus von Basel aus später mit dem Schiff in die Niederlande weiterreisen wollen, aber die Gicht die ihn plagte verschlimmerte sich so rasch, dass dies unmöglich war.

Im ersten Obergeschoss am Ende der Zimmerflucht liess Froben einen Raum für Erasmus einrichten. Das Zimmer verfügte über eine Kaminheizung, da dem Gelehrten Ofenheizungen nicht behagten. So die Schmerzen es zuliessen, arbeitete Erasmus unermüdlich weiter. Obschon er seit Herbst 1535 das Bett kaum noch verlassen konnte, verfasste er unter dem Titel "Über die Reinheit der christlichen Kirche" eine Auslegung des 14.Psalms.

torbogen von 1488

Das heute funktionslose Spitzbogentor aus den Tagen Michael Wensslers in der Umfriedung der Liegenschaft. Die Sandsteinumrahmung zeigt die Datierung 1488.
Der Kranke ahnte dass er Basel kaum mehr verlassen würde, und schreib am 12.Februar 1536 sein Testament neider. Stark geschwächt wurde Erasmus im folgenden Sommer auch noch von der Ruhr befallen. Froben, Episcopius sowie der Basler Rechtsgelehrte und Humanist Bonifacius Amberbach (1495-1562) weilten häufig an seinem Krankenlager. Ironisch verglich Erasmus sie mit Eliphas, Bildad und Zophar, die Freunde Hiobs die ihn in seinem Elend besuchten.

In der Nacht vom 11. zum 12.Juli 1536 starb Erasmus Desiderius von Rotterdam in seinem Zimmer im Haus Frobens. Der Überlieferung entsprechend hätten er seine letzten Worte seine Lippen in seiner Muttersprache verlassen - "Lieve God" (Lieber Gott). Obwohl er zeitlebens katholisch geblieben war, gewährte ihm das evangelische Basel die Ehre einer Beisetzung im Münsterkreuzgang. Das Haus ging in die Geschichte ein als Sterbestätte des Erasmus.


Die Söhne Frobens übernehmen das Haus

Im Jahr 1577 nannte der Gelehrte Theodor Zwinger die "domus ventosa" als geadelt durch das Leben und Sterben des Desiderius Erasmus. Dabei ist die lateinische Version des Hausnamens "zum Luft" zu beachten. Erstmals erscheint dieser Name 1537, und er ist bis heute üblich. Zu den Zeiten von Hieronymus Froben bestand die Liegenschaft aus dem Hauptgebäude welches sich mit drei Geschossen an der Ecke zum Luftgässlein steht.

Ein Rest der aus dem Mittelalter stammenden Umfriedung erstreckt sich am Luftgässlein, wo sich das bereits genannte Spitzbogentor von 1488 befindet. Während das Hauptgebäude einen Keller hat, ist das Nebengebäude aus dem Spätmittelalter an der Bäumleingasse nicht unterkellert. In diesem Bau befand sich Frobens Duckersaal. Die Druckerei wurde nach dem Tod von Hieronymus Froben 1563 im Haus zum Luft weiterhin betrieben.

Frobens Söhne Ambrosius und Aurelius Erasmius führten die Offizin ihres Vaters zusammen mit ihrem Cousin Eusebius Episcopius weiter. Das Geschäft stand aber nicht mehr unter einem guten Stern, denn die Brüder unter sich und ihr Cousin als Drittpartei, lagen sich um die Hinterlassenschaft in den Haaren. Aurelius hatte zudem eine schlechte Hand in Gelddingen, was auch später das Verhältnis zu seinem Bruder nicht einfacher machte.


Ein Treppenturm kommt dazu

Eine Weile war Aurelius der alleinige Besitzer des Hauses zum Luft, veräussertes es aber 1576 an seinen älteren Bruder. Dieser blieb nicht lange Eigentümer und verkaufte es wiederum, so verliess die Liegenschaft die Hand der Familie Froben. Der neue Hausherr wurde Junker Jakob von Andlau. Aus dem Elsass stammend, war er der Gatte von Barbara Zu Rhein und hatte 1591 das Basler Bürgerrecht erlangt. Von Andlau liess Umbauten vornehmen.

treppenturm

Der durch den Latrinenturm von 1882 partiell verdeckte Treppenturm; 1599 unter Jakob von Andlau angebaut. Die Turmpforte zeigt das Allianzwappen Von Andlau (rotes Kreuz auf gelbem Grund) und Zu Rhein (grüner Löwe auf weissem Grund).
Um 1599 liess Jakob von Andlau den beiden Häusern an der Bäumleingasse rückseitig einen Treppenturm anbauen. Der Treppenturm verband die auf unterschiedlichen Niveaus liegenden Geschosse der beiden Gebäude. Das Portal des Turmes zeigt noch heute das Allianzwappen der von Andlau und der Zu Rhein. Das Ehepaar ist bis 1622 als Eigentümer des Hauses zum Luft belegt. Unter den folgenden Besitzern finden wir bekannte Familiennamen.

Belegt ist dass der Urenkel von Nicolaus Episcopius, Nicolaus Bischoff, und seine Frau Justinia Froben das Haus im Winter 1651/52 veräusserten. Der Käufer war der Buchhändler Johann König. Er verkaufte die Liegenschaft aber schon im darauffolgenden Jahr, womit sie in die Hand des Gerichtsherrn Jeremias Mitz kam und bis ins 18.Jh in Familienbesitz blieb. 1765 liess mit Johann Jakob Bischoff-Roschet ein neuer Eigentümer seine Fabrik im Haus ein.


Umbauten und Seidenbandfabrik

Das Unternehmen Bischoff, Jünger und Söhne stellte Siedenband her und nutzte das Haus zum Luft. Bischoff liess auf dem Areal des Hofes zum Luftgässlein hin ein Fabrikgebäude mit zwei Geschossen erbauen, welches im Jahr 1853 um ein Stockwerk erhöht hat. Ein weiterer Seidenfandfabrikant kaufte 1882 die Liegenschaft. Rudolf Sarasin-Stehlin war ein herausragender Unternehmer seiner Tage. Er nahm bauliche Veränderungen vor.

Das Architektenbüro Vischer & Fueter baute das Haus zum Luft zu Sarasins Firmensitz um. Dem bereits vorhandenen Fabrikbau wurde im rechten Winkel ein Flügel mit vier Geschossen angefügt. Den historischen Häusern an der Bäumleingasse wurde hofseitig neben dem Treppenturm eine Fabrikhalle und ein Latrinenturm angefügt. Ein Portal von 1882 im ersten Stock zeigt das Monogramm Sarasins mit seinem Motto "Ora et labora" (Bete und arbeite).

Im Jahr 1935 zog das Buchantiquariat Braus-Riggenbach in das Haus zum Luft ein. Das Unternehmen geht zurück auf Felix Schneider, der um 1800 mit einer Druckerei begann und sein Unternehmen bald mit einer Verlagsbuchhandlung und einem Antiquariat ergänzte. Er hatte seine Druckerpresse ganz in den Dienst der christlichen Sache gestellt und betrieb seine Offizin in den oberen Stockwerken des Hauses zum Fälkli am Stapfelberg.


Das Antiquariat Erasmushaus

Später zog Schneider mit seinem Unternehmen in die Bäumleingasse um, nahe des Hauses zum Luft. Sein Schweigersohn Leonhard Geering übernahm 1833 das Geschäft, welches nach dessen Ableben an den Sohn Adolf übrging. Schliesslich erbte dessen Sohn Rudolf Geering das Unternehmen, welches dann 1927 in die Hand Henning Oppermanns kam. Das Gefüge aus Verlag, Buchhandlung und Antiquariat kam 1934 in den Besitz der Firma Braus-Riggenbach.

gedenkplatte erasmus von rotterdam

An der Fassade zur Bäumleingasse erinnerte diese Gedenktafel an den Aufenthalt von Erasmus von Rotterdam in Basel. Im Bezug auf den Einzug irrt die Inschrift, Erasmus wohnte bereits ab Mai 1535 hier.
Diese richtete sich 1935 im Haus zum Luft ein und nannte des Geschäft "Erasmushaus - Haus der Bücher" unter dem das Antiquariat bis ins 21. Jahrhundert bekannt war. Im Juli 1936 wurde mit einer Gedenkfeier im ehemaligen Druckersaal Frobens der 400. Todestag von Erasmus von Rotterdam begangen. Das Unternehmen beschwor den Geist des Erasmus, was sich etwa in einem an der Wand des Druckersaals angebrachten Zitat zeigte:


"Nicht diejenigen haben die Bücher lieb, welche dieselben unberührt in ihren Schränken aufheben, sondern welche sie Tag und Nacht in Händen haben, so dass dieselben beschmutzt sind, welche Eselsohren darin machen, sie abnutzen und mit Anmerkungen bedecken."

Im Antiquariat wirkten einst die Antiquare Adolf Seebass und Alain Moirandat. Auch altbasel.ch gründet auf zahlreiche Bücher die der Schreibende vor den Regalen im Kellergewölbe studierte, bevor er sie im Frobenzimmer an der Kasse bezahlte. Mit der Schliessung der allgemeinen Abteilung am 20. Januar 2008 im Erasmushaus versiegte diese Quelle. Immerhin existiert eine spezialisierte Abteilung des Geschäfts im Haus zum Luft weiterhin.




Querverweise zum Basler Druckwesen:

>> die Druckerherren Petri und Henricpetri

>> Basler Lutherdrucke von Adam Petri

>> Wohnstätten des Erasmus von Rotterdam in Basel



Literatur:

Anne Nagel/Martin Möhle/Brigitte Meles, Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 7, Altstadt Grossbasel, 2006, Herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, ISBN 10: 3-906131-84-X, ISBN 13: 978-3-906131-84-9, Seiten 232 bis 238

Hans Hauzenberger, Basel und die Bibel, 174.Neujahrsblatt der GGG, 1995, Helbing & Lichtenhahn Verlag AG, ISBN 3-7190-1429-0, Seiten 73 und 80

Helene Braus-Riggenbach, Das Erasmushaus zu Basel, 1937, Selbstverlag des Antiquariats

Gustav Adolf Wanner, Was Basler Gedenktafeln erzählen, Verlag von Helbing & Lichtenhahn, 1964, Seiten 21 bis 23

Beat Rudolf Jenny, Tod, Begräbnis und Grabmal des Erasmus von Rotterdam, in der Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 86.Band Nr.2 1986, Seite 66

Elisabeth Landolt, Fünf Briefe des Aurelius Erasmius Froben an Basilius Amerbach, in der Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde 86.Band Nr.2 1986, Seite 105

Heinrich Thommen, "Vom Basler Buchdruck des 15.Jahrhunderts" im Basler Jahrbuch 1953, 1952, Verlag von Helbing & Lichtenhahn, Seite 40

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