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Schloss Binningen
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Schlosstrasse 5

Tram 11/17 - Binningen

Schloss Binningen ging in die Geschichte ein als eines der Besitztümer des Baslers Johann von Brügge. Besser bekannt wurd er als David Joris. Die Jahre seiner Hausherrschaft sind nur ein kleiner Teil einer Geschichte die bis zur ersten Nennung des einstigen Weiherhauses am 4. Mai 1299 zurückgeht. Erbaut wurde es vermutlich in der zweiten Hälfte des 13.Jh, wahrscheinlich auf Eigengut des Basler Bürgers Heinrich von Zeise.
schloss binningen

Schloss Binningen 2004, mit dem alten Osttrakt der im 18.Jh zwei Stockwerke niedriger gemacht und mit einem Dach mit Dachreiter versehen wurde. Damals verschwanden auch Weiher und Zugbrücke.
Zeise besass die Binninger Güter des Klosters Olsberg. Erneut tritt das Schloss im Jahr 1343 aus Anlass eines Gütertausches auf. Die Rede ist da von sechzehn Jucharten Acker vor dem Schloss, unten beim Birsig. In jenen Tagen gehörte es der Familie Erimann. Das Geschlecht besetzte damals das Amt eines Münzmeisters des Bischofs von Basel. Sie bewohnten das Schloss als Wohnsitz, mit dem keine herrschaftlichen Rechte über das Dorf Binningen verbunden waren.

Wie das grössere Schloss Bottmingen noch heute, war auch jenes von Binningen von einem Weiher umgeben. Zweifach sollte Schloss Binningen im 14.Jh Schaden nehmen. Beim Erdbeben im Jahr 1356 wurde das Schloss stark beschädigt. Für 1374 werden erneut Schäden erwähnt. Im Jahr 1409 zerstörte ein Brand das Schloss, welches danach als "Burgstall", das heisst als Ruine veräussert wurde. Es wurde wohl um 1419 wieder aufgebaut.


Schäden und Umbauten

Im Jahr 1446 brannten die Österreicher im St.Jakoberkrieg die Gebäude des Vorhofes nieder. Vermutlich bestand das Schloss anfangs bereits aus zwei Gebäuden die parallel zueinander ausgerichtet waren, getrennt durch einen Hof. Mehrfache schwere Beschädigungen in späteren Zeiten machten eine klare Definition des frühen Baubestandes jedoch bisher unmöglich. Dazu kommt dass das Schloss im 18. und 19.Jh mehrfach stark umgebaut wurde.

Zumindest gibt es Hinweise auf unterschiedliche Bauphasen einzelner Partien. Demnach scheint der Westtrakt des Schlosses einst zerstört oder abgetragen worden zu sein. Eine Mauerfuge an der Hauptfassade zwischen Hofmauer und Osttrakt sowie verschiedenes Mauerwerk zeigen dass die beiden Hauptbauten nicht aus der selben Zeit stammen. In der zweiten Hälfte des 15.Jh kommt das Schloss in den Besitz des Basler Achtburgergeschlechts Grieb.


Solothurn vor Basels Toren?

Nach 1520 rückte Schloss Binningen ins Blickfeld der Stadt Basel. Der Soloturner Vogt auf Dorneck habe Schloss und Dorf Binningen für einen Erwerb ins Auge gefasst. Solothurn hätte dadurch sein Territorium im Birsigtal ausgedehnt und quasi bis vor die Haustür Basels erweitert. 1529 kaufte daher ein Mitglied des Rats das Schloss womit der Stadt auch das Vorkaufsrecht zufiel. Damit war die Gefahr einer solothurnischen Expansion gebannt.

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Der Westtrakt des Schlosses, der wohl von Beginn an niedriger als der Osttrakt war. Alles spricht dafür, dass dieser Trakt jüngeren Datums als sein östliches Gegenstück ist.
Basel hatte sich ferner ein besonderes Recht ausbedungen. Schloss Binningen galt nunmehr als sogenanntes "offenes Haus". Dieses konnte bei Bedarf als Vorposten der Stadt genutzt und mit Truppen besetzt werden. Zu den Besitzern in der folgenden Zeit zählen ab 1545 Johann von Brügge und Joachim van Berchem. Diese niederländischen Zugezogenen kauften das Schloss und ferner das Landgut St.Margarethen sowie das Holeeschlösschen.


Schlossherr David Joris

Bei dem Herrn von Brügge handelte es sich um keinen geringeren als David Joris, dem Führer einer niederländischen Täufergemeinde. Er lebte in Basel unentdeckt unter einer falschen Idendität. Erst nach seinem Ableben 1556 kam die Wahrheit ans Licht. Joachim van Berchem musste als Schwiegersohn von Joris der "Irrlehre" abschwören. Das Schloss diente hauptsächliche Van Bechem als Domizil und wurde wohl auch von seinem Geld erstanden.

In die Zeit der Joris'schen Schlossherrschaft fallen Umbauten. Auf jeden Fall ist an der Ostfassade des Schlosses gearbeitet worden, vielleicht eine Vergrösserung der bestehenden oder der Ausbruch einiger zusätzlicher Fenster. Dies wird durch ein Steinmetzzeichen und die eingehauene Jahreszahl 1546 am Sturz eines dortigen Fensters belegt. Van Berchem lebte weiterhin in Binningen und wurde nach seinem Tod 1574 zu St.Margarethen beigesetzt.

Der Grabstein von Joachim van Berchchem ist noch heute im Kirchhof erhalten. Im Jahr 1574 ging das Schloss in den Besitz des Nikolaus von Hattstatt über. Er war in fremden Diensten zum Oberst aufgestiegen. Von Hattstatt verfügte, dass das Schloss nach seinem Tod an Basel fallen sollte. Nachdem die Stadt Schloss Binningen übernommen hatte, verpachtete sie es zunächst. Später wurde es an die Familie Eckstein veräussert.


Das Schloss im 17.Jh

Im Jahr 1613 befand sich Schloss Binningen in der Hand des Grafengeschlechts derer von Sulz aus Württemberg. Als Eigentümer folgten Georg Wilhelm Waldner von Freudenstein und dann Freiherr von Polheim und zu Wartenburg. Unter Freiherr von Polheim erlangte das Schloss eine stattliche Ausdehnung, die von einem Aquarell von Albrecht Kauw um 1670 noch bezeugt wird. Der Eingang führte damals in den Osttrakt des Schlosses.

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Links Die Nordfassade des Bürgerhauses (auch Balik-Haus) an der Schlossgasse 1 - einst Teil des Vorhofes. Rechts Der Südturm des Schlosses ist der einzige verbliebene von einst drei Türmen.
Heute gelangt man durch den Eingang direkt in den Innenhof. Dieser Hof war zu den Tagen des Freiherrn von Polheim noch kein gedeckter Raum. Der alte Eingang besass ein Vorwerk mit einer Zugbrücke. Er konnte zu jener Zeit nur via eine Holzbrücke über den Weiher erreicht werden. Dieser Weiher umgab das Schloss. Am anderen Ende der Brücke lag zwischen Weiher und Birsig der Vorhof des Schlosses mit drei grossen Gebäuden.

Das aus einem viergeschossigen Osttrakt und einem Westtrakt mit zwei Geschossen bestehende Schloss hatte im späten 17.Jh zwei Rundtürme und einen eckigen Turm. Bereits für das Jahr 1574 wird erwähnt, dass der Vorhof nebst mehreren Gebäuden auch eine Ringmauer aufwies. An der heutigen Schlossgasse 1 steht das Bürgerhaus (auch "Balik-Haus"), welches damals an der linken Flanke der Toröffnung in der das Anwesen schützenden Ringmauer stand.

Der gezinnte Mauerabschnitt um das Tor verlief zum Haus Schlossgasse 2 (auch "Imhof-Haus" - wohl um 1591/92 erbaut). Die beiden nunmehr durch die Schlossgasse getrennten Häuser sind noch heute durch die identischen Treppengiebel visuell verbunden. Ein seperat ummauerter Teil des Vorhofs erstreckte sich nordwestlich des Schlosses, im Bereich zwischen heutiger Schlossgasse und dem Birsig. Ein zweiter Hof lag westlich des Schlosses entlang des Weihers.

Dieser Hof war unterteilt durch ein drittes (abgegangenes) Haus, wohl ein Oekonomiegebäude. Bei diesem Haus endete die Ufermauer des Hofes, während sich die Aussenmauer parallel zur heutigen Parkstrasse nach Süden hinzog. Nur noch ein kleines Rechteck südlich des Gebäudes war speziell ummauert. Vermutlich ein Garten. Das alte Geschlecht der Freiherren von Polheim stammte aus Österreich und brachte Leben in die Mauern des Schlosses.


Der Zwist der Freiherren

Des Freiherrn eigener Stammhalter starb an Lungenschwindsucht. So setzte er Hoffnungen auf seinen Schwiegersohn, den Freiherrn von Hohenfeld. Dieser sollte mit seiner Gattin ins Schloss ziehen um dort zu leben. Natürlich war damit die Aussicht auf ein interessantes Erbe verbunden. Diese Perspektive wurde jedoch getrübt als die Gattin des Freiherrn von Polheim starb. Der alte Herr ehelichte eine neue Gemahlin aus dem Hause Windischgrätz.

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Das Imhof-Haus an der Schlossgasse 2 vor der Sanierung 2007/08 und rechts im Hintergrund das Bürgerhaus. Heute durch die Schlossgasse getrennt, waren die Häuser früher durch eine gezinnte Vorhofmauer mit Tor verbunden.
Von Hohenfeld verlangte die Auszahlung gewisser Erbanteile an seine Frau und die Rückerstattung investierter eigener Gelder. Der greise Freiherr verweigerte beides. Bald kam es zu einem intensiven Familienstreit. Die Tatsache dass beide Parteien unter dem selben Dach wohnten war nicht hilfreich. Zuweilen sollen sich Schweigersohn von Hohenfeld und der Freiherr von Polheim sogar in heissem Zorn mit gezücktem Degen gegenüber getreten sein.


Das Schloss wird versteigert

Vor Gericht trug der Freiherr vor, dass sein Schwiegersohn nicht davor zurückgeschreckt hätte, mit der Säge, voller Tücke, eine Lücke in die Brücke gesägt zu haben. Dies damit sein Schweigervater durch dieses Loch in den Weiher fiele, auf dass er dort verderbe. Es folgten mehrere Prozesse. Am Ende verlor Freiherr senior sein Schloss. Von Polheim war genötigt Schloss Binningen zu versteigern. Den Zuschlag erhielt sein Schweigersohn.

Der Freiherr von Hohenfeld verkaufte Schloss Binningen 1662 an den Bündner Herkules von Salis-Marschlins, dessen Familie bis ins 18.Jh Schlossherrin blieb. Nachdem das Schloss 1738 in andere Hände überging, folgten tiefgreifende Umbauten die das wehrhafte Wesen des Baus eliminierten. Zwischen 1738 und 1752 verschwand zum Beispiel der Rundturm an der Nordostecke. 1772 und wohl in der folgenden Zeit gab es weitere Eingriffe.


Zwei Stockwerke niedriger

Der Weiher um das Schloss wurde aufgefüllt. Der Eingang wurde nach Westen verlegt und verlor sein Vorwerk. Zwei von vier Geschossen des Osttrakts wurden abgetragen. Die Türme machte man niedriger, wobei nur noch der Rundturm sichtbar blieb, der anstelle des Daches einen Kranz Zinnen bekam. Das Schloss war nur noch ein Schatten seiner selbst. Das heutige Krüppelwalmdach mit dem Dachreiter des Osttrakts stammt aus jener Zeit des Umbaus.

Damals kam das Schloss für einige Zeit in Besitz der Berner Familie May von Rued und es gehörte für einige Zeit unter anderem einer Vereinigung von Bügern der Gemeinden Binningen und Bottmingen. Im Jahr 1797 wurde das Schloss versteigert und der Grundbesitz im Verkauf aufgeteilt. Anno 1817 ging es an Niklaus Singeisen aus Liestal, der vorhatte in seinen Mauern ein Sommerkasino einzurichten. Ein Gedanke der sich aber nicht umsetzen liess.

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Das Bürgerhaus an der Schlossgasse 1 flankierte früher das Tor zum Vorhof, direkt an der damaligen Brücke die über den Birsig führte. Zusammen mit dem Imhof-Haus gehörte es zum Schlosskomplex.
Ab 1889 war der englische Ingenieur William Robert Rowan für elf Jahre Besitzer des Schlosses. Er brachte neue Elemente bei Umbauten hinein, so wurde im Jahr 1895 der Hof überdacht. Auch im 20.Jh erfolgten Umbauten. Zum Beispiel kam nach 1949 eine Terrasse an der Ostseite hinzu und der Eingang wurde verändert. Nachdem die Gemeinde im Jahr 1960 Schloss Binningen erwarb, erfolgten schliesslich 1963/64 umfangreiche Renovationen.

Dabei wurde unter anderem der Südturm mit einem Spitzhelm als Dach versehen und er erhielt ein Turmzimmer. Der Hof zwischen dem jüngeren Westtrakt und dem Osttrakt, der einst offen war und 1895 ein Dach erhielt, dient heute dem Restaurant Schloss Binningen als Apero-Halle. Dort sind sowohl Elemente der Baugeschichte als auch der Laubengang aus jenen Zeiten in denen der Hof offen war zu sehen. 1991 erfolgte eine weitere Sanierung des Schlosses.

Eine umfassende Sanierung 2007/2008 betrifft sowohl das Schloss als auch sein Umfeld. Die nicht ganz glücklich gestaltete Schlosstreppe sorgte dabei für Schlagzeilen. Auch das Imhof-Haus wird renoviert. Einige seiner Räumlichkeiten sollen künftig an das Zivilstandsamt vermietet werden. Das laufende Projekt betrifft mit seinen Sanierungen das ganze Schlossensemble. Feierliche Eröffnung des neuen Schlossparks soll am 30./31.August 2008 sein.



Quellen:

Hans-Rudolf Heyer, Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft, Band 1 - der Bezirk Arlesheim, 1969, Birkhäuser Verlag, Seite 231 bis 237

Fritz Hauswirth, Burgen und Schlösser der Schweiz, Band 7, Basel-Landschaft - Basel-Stadt - Solothurn, 1971, Neptun Verlag, Seiten 13 bis 18

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