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Das Wettsteinhäuslein
© by altbasel.ch

Claragraben 38

Tram 1, 2 und 15 - Wettsteinplatz / Bus 31 und 34 - Wettsteinplatz

Wenn es mittlerweile auch schon etwas vergammelt ist, es handelt sich dennoch um ein Kleinbasler Schmuckstück. Das Häuschen aus Mauer- und Fachwerk soll angeblich einst Johann Rudolf Wettstein von der Stadt Basel geschenkt worden sein. Dies für seinen erfolgreichen diplomatischen Einsatz für die Eidgenossenschaft im Vorfeld des Westfälischen Friedens von 1648. Unglücklicherweise ist diese Geschichte nicht durch Akten belegbar und gehört wahrscheinlich ins Reich der Legenden. Der Name aber bleib haften - Wettsteinhäuslein.
wettsteinhaeuslein 1615

Das Wettsteinhäuslein vor dem Riehentor auf dem Stadtmodell im Klingentalmuseum. Umgeben von einer Gartenmauer erhob es sich nahe am Graben der Kleinbasler Stadtmauer,wovon noch die heutige Adresse (Claragraben 38) zeugt.
Erbaut Anno 1571

Ganz zu Unrecht trägt das Gebäude den Namen womöglich aber nicht, denn es soll im frühen 18.Jh einem Angehörigen der Familie Wettstein gehört haben. Was jedoch als gesichert gelten darf ist das Baujahr 1571 - es ist auf dem Fenstersturz neben dem Treppentürmchen eingemeisselt. Damals stand das kleine Bauwerk direkt vor den Mauern Kleinbasels, lediglich einen Steinwurf vom Riehentor entfernt. Auf den Feldern vor der Stadt gab es damals viele derartige Rebhäuschen.

Die Untergeschosse dieser kleinen Bauwerke waren im allgemeinen gemauert, während die Obergeschosse in Fachwerk erstellt wurden. Interessant ein Vergleich mit dem Hagenbächli ob Pratteln, welches als Rebäuschen noch wesentlich kleiner als das Wettsteinhäuslein ist. Andererseits muss man auch an das Gundeldingerschlösschen von Thomas Plattner denken (siehe Querverweis am Fuss dieses Beitrags). Obwohl jenes wesentlich grösser als das Wettsteinhäuschen ist, verbindet die beiden Bauwerke ein besonderes Detail, der Treppenturm.

Der Treppenturm des Plattnerhauses im Gundeldingerquartier ist viereckig und er wurde vollständig in Fachwerk gefertigt, wodurch er sich von jenem des Wettsteinhäuschens unterscheidet. Hier ist der kleine Turm rund und gemauert. Ein derartiges Treppenhaus ist eine Besonderheit bei einem Rebhäuschen. Man darf daraus wohl auf eine gewisse Betuchtheit des Bauherrn schliessen, der sein Vermögen auch gerne mit einem solchen Detail zeigte.

das wettsteinhaeuslein heute

Links das Häuslein von Südwesten her gesehen. Man erkennt im ersten Stock links die verschlossenen ehemaligen Fenster. Rechts Ansicht von Nordwesten mit dem Treppentürmchen und links dem viel jüngerem Anbau aus falschem Fachwerk.
Details des Rebhäusleins

Das Wettsteinhäuslein hat einen quadratischen Grundriss von ca 5 Metern Seitenlänge. Das gemauerte Treppentürmchen, welches gleichzeitig auch den Hauseingang aufweist, befindet sich an der Nordecke des Gebäudes. Der westlich anschliessende Holzbau mit Eternitdach und falschem Fachwerk stammt wohl aus der Zeit als "Künstlerlokal" nach 1891. Ausser auf der Nordwestseite weist das Häuschen im Erdgeschoss an jeder Seite ein Fenster auf, wobei der Fenstersturz an der Nordostseite mit der Jahreszahl 1571 versehen ist.

Der erste Stock hat ebenfalls kein Fenster auf der Nordwestseite, dafür war die Südwestseite einst mit zwei Fenstern versehen, von denen aber das westliche heute verschwunden ist. Aussparungen im Fachwerk deuten darauf hin, dass früher auch die Südostseite zwei Fenster hatte, von denen aber ebenfalls nur noch eines erhalten ist. Eine Zeichnung von Heinrich Meyer-Krauss um 1860 zeigt das Wettsteinhäuslein mit einem eingeschossigen Anbau an der Südwestseite, der offenbar als Gewächshaus diente und der heute verschwunden ist.

Aus dem Pyramidendach ragt auf der Südostseite ein Kamin. Das Dach wurde an der Nordecke etwas verlängert und bedeckt somit das Treppentürmchen. Der Sturz der Eingangstür war vermutlich einst etwas aufwendiger gestaltet. Verputzte Stellen am Mauerwerk deuten heute darauf hin dass hier zwischen 1860 und 1926 der Türbereich verändert wurde. Über dem Türsturz des Eingangs wurde ein Zweizeiler aufgemalt: "Hie Schwiz Grund und Boden/Und die Stein in der Bsetzi". Darüber prangt ein Baslerwappen, welches aber auf der Darstellung Meyers um 1860 noch nicht verhanden ist.

details

Links die Eingangspartie beim Treppentürmchen an der Nordecke mit dem wohl abgeänderten Türsturz, sowie der zweizeiligen Inschrift und dem Baslerwappen darüber. Rechts der Fenstersturz links neben der Tür mit der eingehauenen Jahreszahl 1571.
Bildhaueratelier

Das Wettsteinhäuslein war bis 1891 Privateigentum und wurde dann vom Staat übernommen und offenbar restauriert. Der Basler Künstlergesellschaft gelang es, das Häuschen für ihre Zwecke zu mieten bis sie in der Kunsthalle ab 1898 neue Lokalitäten fand. Das kleine Haus diente weiterhin als Atelier für kreativ Schaffende, so wirkte hier der Bildhauer Hans Frei und sein 1894 geborener Berufskollege Alexander Zschokke. Von letzterem ist sogar noch sein Firmenschild zu entdecken.

In diesem Atelier schuf Zschokke den Wettsteinbrunnen am Theodorskirchplatz, doch schliesslich musste er sich aus Altersgründen zur Ruhe setzen. Im Jahr 1980 zogen die Bildhauer Jacques Weder und Joseph Bossart in das Atelier mit dem Wettsteinhäuschen ein. 1981 verstarb Alexander Zschokke und ein Jahr später holte der Grimmige Schnitter Jacques Weder. Bossart betrieb das Atelier alleine weiter, doch noch 1990 standen Werke von Zschokke in den Arbeitsräumen, als Hinterlassenschaft eines grossen Künstlers.

Joseph Bossart verlebte seine Kindheit in Luzern. Die Lehre als Steinbildhauer führte ihn nach Burgdorf und ein Stipendium ermöglichte es ihm sich für ein Jahr an den Freien Akademien in Paris weiterzubilden. Er brachte es in einer Firma für Steinbearbeitung zum Geschäftsführer, bis er sich dazu entschloss zu seinen Künstlerwurzeln zurückzukehren weil er den direkten Kontakt mit dem Handwerk misste. Im Basel arbeitete er seit 1952, und bevor er mit ihm ins Wettsteinhäuschen kam unterhielt er mit Jacques Weder in Riehen ein gemeinsames Atelier.




Querverweise:

>> Das Gundeldingerschlösschen



Literatur:

Das Bürgerhaus in der Schweiz, Band XXII - Kanton Basel-Stadt, 1.Teil, 1926, Orell Füssli Verlag, Seite 37 sowie Tafel 66

Eugen A. Meier, Basel Einst und Jetzt, 3.Auflage 1995, Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-85815-266-3, Seite 298

Edith Schweizer-Völker in B wie Basel, Nummer 4 April 1990, Verlag B wie Basel, Seiten 30 bis 35

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