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Der Friedhof von Bettingen am Silberberg
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Silberbergweg
Bus 32 / 42 - Bettingen


Bestattungen zu St.Chrischona

Im Mittelalter bestatteten die Leute aus Bettingen ihre Toten um die heutige Kirche St.Chrischona. Das Gotteshaus lässt sich wahrscheinlich bis auf das 7. Jahrhundert zurückführen. Aus dieser Zeit stammt ein Plattengrab, das sich neben der frühen Kirche befand. Vermutlich war die Heilige Chrischona nicht die ursprüngliche Patronin des Kirchleins. Es gibt Hinweise darauf, dass sie eventuell im Frühmittelalter St.Brictius geweiht war.

Ein Indiz für St.Brictius als Patron hängt auch mit einer frühen Nutzung als Bestattungsort zusammen. Um das Gotteshaus fanden sich bei Ausgrabungen 1974/75 insgesamt 91 mittelalterliche Gräber, von denen 56 Kindergräber waren. St.Brictius galt als Beschützer der Kinder, was mit sich gebracht haben könnte, dass man verstorbene Kinder der Obhut seiner Kirche anvertraute. Die Kirche wurde im Spätmittelalter zu einem populären Wallfahrtsort.

der kirchhof von st.chrischona

Der Kirchhof von St.Chrischona, auf dem die Verstorbenen von Bettingen bis 1828 ihr letzte Ruhe fanden. Heute ist der längst aufgehobene Bestattungsplatz eine Terrasse für Besucher der Kirche.

Unschöne Verhältnisse auf dem Kirchhof

Mit der Reformation verlor St.Chrischona den Wallfahrtsstatus, und allmählich schwand auch die enge Bindung der kleinen Kirche an Grenzach. Für das nahe Bettingen, war sie der Ort, wo die Toten des Dorfes ihre letzte Ruhe fanden. Die Leichenzüge auf die Höhen des Dinkelbergs, müssen je nach Jahreszeit beschwerlich gewesen sein, und es gab weitere Nachteile. Der Boden um das Kirchlein war steinig, so dass man die Gräber meist nur einen Meter tief machte.

Tiere aus der Landwirtschaft, wie etwa Schweine, gelangten immer wieder auf den Kirchhof, wühlten im Boden und gruben unverweste Leichen aus. Das machte es im Jahr 1828 notwendig, die marode Kirchhofmauer auszubessern. Die Gemeinde übernahm die Kosten, da der damalige Grundeigentümer Jakob Schaub die nötigen Sanierungen, zu denen er verpflichtet gewesen wäre, nicht vorgenommen hätte. Auch herrschte zunehmend Platznot auf dem Friedhof um die kleine Kirche.

Der Gottesacker Mohrhalde bei Riehen

Im selben Jahr, 1828, ergab sich eine Lösung für das Bestattungsproblem von Bettingen. Die Gemeide Riehen legte an der Mohrhalde einen neuen Gottesacker an, an dessen Nutzung sich Bettingen eine Beteiligung sicherte. Nunmehr wurden die Verstorbenen des Dorfes nicht mehr hinauf nach St.Chrischona getragen. Vielmehr führte ihr letzter Weg jetzt hinab in den Bann von Riehen. Als der Gottesacker angelegt wurde, rechnete man mit sieben Bestattungen pro Jahr.

das tor der gottesackers am sliberbergweg in bettingen

Das Portal des 1881 eröffneten Gottesackers am Silberberg in Bettingen, auf dem noch heute bestattet wird.

Doch der neue Gottesacker in Riehen, der im Jahr 1864 ausgebaut werden musste, war eine Lösung mit Mängeln. Zum einen war der Weg, den die Trauerzüge von Bettingen hinunter zum Gottesacker nehmen mussten, beschwerlich. Es gab keinen Leichenwagen im Dorf, und wenn sonst kein Fuhrwerk zur Verfügung stand, musste der Sarg von Hand getragen werden. Dies über eine Strecke von drei Kilometern, über eine Feldstrasse, die im Winter häufig wegen Glatteis nicht begehbar war.

Zudem gab es in Bettingen kein Totenhäuschen, in dem eine Leiche bis zur Bestattung hätte aufbewahrt werden können. Ein weiteres Problem mit dem Gottesacker in der Mohrhalde war, dass die Bevölkerung von Riehen ab 1870 unerwartet schnell wuchs. Zugleich war die Einwohnerzahl des Dorfes Bettingen im abnehmen begriffen, so dass die Kostenbeteiligung Bettingens von 25% nicht mehr die wahren Verhältnisse spiegelte. Ein eigener Friedhof versprach Lösungen.

Ein eigener Friedhof für Bettingen

Die Gemeinde beschloss am 15. Juni 1879 das Anlegen eines eigenen Gottesackers für Bettingen. Am Silberberg, an der Grenze zum Bann Riehens, fand sich ein Areal, welches sonnig und trocken war. Bei durchschnittlich sieben Toten pro Jahr, erachtete man ein Areal von 900 Quadratmetern für ausreichend, um lange darauf bestatten zu können. Es wurde mit 280 Bestattungen für die kommenden vierzig Jahre gerechnet. Der eigene Gottesacker war eine Erleichterung.

Am 17. Juli 1881 wurde der Friedhof am Silberbergweg eingeweiht. Der Anteil am Gottesacker Mohrhalde wurde an Riehen verkauft. Ein Problem war die Tatsache, dass das Dorf keine eigene Kirche hatte. Daher mussten die Abdankungsfeiern in der Turnhalle des Schulhauses abgehalten werden. Die Einrichtung eines eigenen Gotteshauses 1963, dem "Kirchli" an der Brohegasse, gab dem Dorf ein Lokal für Abdankungen, welches den bis heute genutzten Friedhof ergänzt.

kiesweg auf dem friedhof von bettingen

Der zentrale Kiesweg durch den Bettinger Friedhof. Der Bestattungsbetrieb wird heute (2016) von der Stadtgärtnerei Basel-Stadt betreut, welche auch an der Friedhofsplanung beteiligt ist.

Zusammenfassung

Vom Mittelalter bis in die Neuzeit diente der Kirchhof von St.Chrischona auf dem Dinkelberg dem Dorf Bettingen als Bestattungsplatz. Bis ins 19. Jahrhundert wurde dort aber der Raum knapp, und der Boden liess keine tiefen Gräber zu. Die Verhältnisse wurden unhaltbar; und so ergriff die Gemeinde 1828 die Möglichkeit, sich am neuen Friedhof Mohrhalde in Riehen zu beteiligen. Aber die Verhältnisse veränderten sich, als Riehen ab 1870 stark zu wachsen begann.

Die Trauerzüge mussten von Bettingen aus bei jedem Wetter einen drei Kilometer langen Weg zurücklegen. Auch die finanzielle Beteiligung des kleinen Dorfes stand nicht mehr im Verhältnis mit seiner 25% Beteiligung am Gottesacker Mohrhalde. So fiel 1879 der Beschluss, einen eigenen Friedhof am Silberberg anzulegen. Dieser konnte 1881 eröffnet werden. Bis zur Eröffnung des Bettinger Kirchlis 1963, fanden die Abdankungen in der Turnhalle der Schule statt.




Beitrag erstellt 15.09.16

Quellen:

Anna Frei, Beitrag "Kirche auf dem Berg und im Tal", publiziert in Bettingen - Geschichte eines Dorfes, herausgegeben von der Gemeinde Bettingen, Friedrich Reinhard Verlag, Basel, 2011, ISBN: 978-3-7245-1759-7, Seite 162 ("Von Toten und Gräbern")

Ludwig Emil Iselin / Albert Bruckner, Geschichte des Dorfes Bettingen, Verlag Schwabe & Co, Basel, 1963, Seiten 62 und 75 bis 76

Rudolf Moosbrugger-Leu, "Bettingen Chrischonakirche", im Jahresbericht 1975 der archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt, publiziert in der Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, 76. Band, Verlag der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft, Basel, 1976, Seiten Seiten 236 bis 245

Michael Raith, Beitrag "Das kirchliche Leben seit der Reformation", publiziert in Riehen - Geschichte eines Dorfes, herausgegeben vom Gemeinderat Riehen, Verlag A. Schudel & Co, Riehen, 1972, ISBN: 3 85895 721 6, Seiten 192, 199

Michael Raith, Beitrag "Der Gottesacker an der Mohrhaldenstrasse", publiziert in Gemeindekunde Riehen, herausgegeben vom Gemeinderat Riehen, Riehen, 2. überarbeitete und aktualisierte Auflage 1988, Seite 260

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