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Die Basler Juden im Mittelalter
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Anfänge im 13.Jahrhundert
Man geht heute davon aus, dass die Wurzeln der ersten jüdischen Gemeinde von Basel bis zum Anfang des 13.Jh zurückreichen. Aus dem Elsass und aus den Städten des Mittelrheins sind vermutlich die ersten Juden nach Basel gezogen. Die erste Nennung eines Juden fällt ins Jahr 1216 und legt Zeugnis von jenen delikaten Beziehungen ab, die oft zwischen Herrschern und Juden bestanden.
Mehr und mehr Einschränkungen verdrängten die Juden nach der Jahrtausendwende aus vielen wirtschaftlichen Bereichen. Zu einem der wenigen Broterwerbe die ihnen offen blieben gehörten Geldgeschäfte. 1179 gestattete ihnen Papst Alexander III. das Verleihen von Geld gegen Zinsen. Derartige Geschäfte waren damals in weiten Kreisen neu und man lehnte sie oft ab.
Üblicherweise richtete sich der Handel nach festen Preisen und das Nehmen von Zinsen galt als unsittlich. Das Verleihen von Geld gegen Zinsen nannte man "Wucher". Der bis heute negative Klang dieses Wortes zeugt von der Unbeliebtheit der Geldverleiher im Mittelalter. Papst Innozenz III. erliess 1215 das Kanonische Zinsverbot, welches Christen das Nehmen von Zinsen untersagte.
Aus Gewerben ausgeschlossen
Mit diesem Verbot war das Geldverleihen gegen Zinsen eine weitgehend jüdische Domäne in Europa geworden. In jenen Zeiten waren die Juden aus Gewerben und Zünften ausgeschlossen. Da Christen und Juden jeweils in der Überzeugung lebten den einzig wahren Glauben zu haben, ergaben sich folglich auch hier Spannungen die zur Absonderung jüdische Minderheit in der Bevölkerung beitrugen.
Dass der religiöse Faktor eine grosse Rolle spielte, zeigt die Tatsache dass der Übertritt zum Christentum einem Juden viele Wege öffnete die zuvor verschlossen waren, und ihm in Zeiten der Verfolgung das Leben retten konnte. Die Gesellschaft war noch stark im Glauben verwurzelt, dass Kreuzigung Christi das Werk der Juden gewesen sei. Daraus erwuchs steter religiöser Hass.
Der bisher zweitälteste gefundene Grabstein vom Friedhof der ersten jüdischen Gemeinde von Basel. Es handelt sich um den Grabstein der Sara, Tochter des Rabbi Israel, verstorben 6. Kislev 987, nach christlicher Zeitrechnung am 27.November 1226.
Ungeliebte Kreditgeber
Wohl verwarf die Kirche den Glauben der Juden, aber sie war oft genug selbst auf jüdische Kredite angewiesen. Weltliche und geistliche Herren unterschiedlichen Standes verschuldeten sich bei Juden aus Not oder eigener Unfähigkeit mit Geld umzugehen. Spätestens wenn die Zinsen oder Rückzahlungen fällig wurden, begann das Grollen, Zürnen und Fäusteschütteln wider die Kreditgeber.
In gewissem Umfang waren die Juden auch im Geldwechsel und im Pfandhandel tätig, wo man ebenfalls kaum Beliebtheit ernten konnte. Auf ein solches Geschäft geht die erste Erwähnung eines Juden in Basel zurück. Lüthold I. von Aarburg, der damalige Bischof von Basel, bemühte sich um das Jahr 1216 um bischöfliche Objekte die in jüdische Hand verpfändet worden waren.
Der Bischof und der Pfandleiher
Mit 6 Mark sollten bei einem "Villicus" genannten Juden ein Bischofsring und ein seidenes Messgewand eingelöst werden, die offenbar zuvor verpfändet wurden. Es wird leider nicht erwähnt, ob dieser jüdische Pfandleiher in Basel selbst oder in der Region ansässig war. Zu diesem Zeitpunkt dürften jedoch bereits erste jüdische Familien in der aufstrebenden Handelsstadt gelebt haben.
Besonders wichtig wurden die Basler Juden für Bischof Heinrich von Thun. Als sich dieser mit dem Gedanken trug eine Brücke über den Rhein zu bauen, fehlte das Geld für ein solches Projekt. In dieser heiklen Lage wandte er sich um 1223 unter anderem an die Juden um den Kirchenschatz zu verpfänden. Ohne jüdische Hilfe hätte Heinrich in diesem Fall seine Brücke nicht bauen können.
Das Blutbad von 1096
Eine gewisse christliche Konkurrenz erwuchs den Juden aus den Lampartern (benannt nach der Region Lombardei in Oberitalien) und den Gawertschen aus dem Süden Frankreichs. Beide Gruppen standen im üblen Rufe, gegen das päpstliche Zinsverbot zu verstossen. Eine zweifelhafte Rolle sollen christliche Geldverleiher später bei der Judenverfolgung gespielt haben - aus durchsichtigen Gründen.
Im Vorfeld des ersten Kreuzzuges kam es 1096 entlang des Rheines zu Progromen. Unter dem Vorwand, den Tod Jesu zu rächen, wurden ganze jüdische Gemeinden vom Pöbel ermordet. Lokale Bischöfe versuchten zum Teil vergebens die Juden zu schützen, und Kaiser Heinrich IV. war wütend ob des Blutbads. Künftig sollten die Juden mehr Schutz geniessen - den Schutz des Kaisers.
Die untere Gerbergasse, einst "Rindermarkt" genannt. Hier lebte ein Grossteil der ersten jüdischen Gemeinde Basels. Grün eingefärbt die Liegenschaft Gerbergasse 14, wo sich im 13.Jh wahrscheinlich die erste Synagoge der Stadt befand.
Die Juden wurden um 1236 in den Stand Kaiserlicher Kammerknechte erhoben. Da die Juden die Schuld am Tode Jesu trügen, müssten sie laut Kaiser Friedrich II. in ewiger Knechtschaft leben. Diese Knechte seien (ähnlich Sklaven) Eigentum des Kaisers und daher unantastbar. Wer sich am kaiserlichen Besitz vergreift sollte hart bestraft werden.
Trügerischer Schutz
Der Stand der "Kammerknechte des Kaisers" bot relativen Schutz, der aber mit besonderen Abgaben zu bezahlen war. In Basel überliess der Kaiser die Abgaben dem Bischof als Stadtherrn. Diese besonderen Steuern waren jedoch keine Garantie für dauerhaften Schutz. Die erste jüdische Gemeinde von Basel wurde beim Nahen der Pest Mitte des 14.Jh gewaltsam ausgelöscht.
Häuser in jüdischem Besitz aus den Tagen der ersten Gemeinde sind hauptsächlich an der Gerbergasse nachweisbar. Ein abgesondertes jüdisches Ghetto gab es nicht, da sich die Häuser von Juden oft in direkter Nachbarschaft zünftiger Basler Bürger befanden. Beim heutigen Haus Gerbergasse 14, wo der Mannenhof selbst lange jüdischer Besitz war, befand sich vermutlich die Synagoge.
Jüdische Häuser
Von einigen Häusern sind die jüdischen Bewohner oder Eigentümer bekannt, so etwa vom bereits angesprochenen Mannenhof. Die stattliche Liegenschaft kam 1324 in den Besitz des Moses von Köln, der wenig später noch eine andere Basler Liegenschaft erwarb. Der Vater von Moses, Salman Unkel, kaufte 1284 von Ritter Kuno Reich und dessen Schwester ein Haus am Rindermarkt.
Das Haus wurde auch Richenhof genannt und muss von stattlicher Grösse gewesen sein. Er erhob sich dort wo 1912/13 das Gebäude der einstigen Schweizerischen Volksbank von Hermann Neukomm errichtet wurde, heute Domizil des Unternehmens Mitte Gerbergasse 30. Auch an der Gerbergasse wohnte Moses von Rheinfelden. Er ist allem Anschein nach ein wohlhabender Mann gewesen.
Er wird 1290 und 1293 als Eigentümer eines Hauses aus Stein genannt, dies in einer Zeit wo die Mehrzahl der Häuser aus Holz bestand. Weniger vermögend war offenbar ein gewisser Rabbi Rasor, der 1293 am Rindermarkt ein Holzhaus besessen hat. Rasors Person ist bis heute geheimnisvoll und unklar. Sein Haus lag ebenfalls an der Gerbergasse in der Nähe der Synagoge.
Das Gemeinschaftsgrab auf dem Israelitischen Friedhof von Basel, wo die Gebeine jener Angehörigen der ersten jüdischen Gemeinde bestattet wurden, die man bislang auf dem Areal des 1348 verwüsteten Friedhofs am Petersgraben fand.
Erste Nennung eines Friedhofs
Eine Verkaufsurkunde des Stifts St.Peter erwähnt 1264 erstmals auch einen jüdischen Friedhof. Dieser lag zwischen dem damaligen Kloster Gnadental und dem heutigen Petersplatz, etwa dort wo das Vesalianum und das Kollegiengebäude der Universität stehen. Dass der Friedhof schon früher existierte belegen überlebende Grabsteine. Hier begegnen uns auch Jüdinnen der ersten Gemeinde.
Aus dem Jahr 1222 stammt der Stein der Frau Hanna, welche die Tochter des Moses war. Aus dem Jahr 1226 ist der Stein von Sara, der Tochter des Rabbi Israel. Dies belegt bereits für die 1220er Jahre die Existenz einer jüdischen Gemeinde mit eigenem Friedhof in Basel. Von rauhen Zeiten berichtet der 1939 gefundene Stein des Rabbi Moses von 1303, auf dem steht dass Gott sein Blut rächen möge.
Auf dem Friedhof wo diese Grabsteine standen begann auch der Auftakt zum Ende der ersten jüdischen Gemeinde Basels. Im Vorfeld der grossen Pest von 1349 ging das haltlose Gerücht um, dass Juden die Brunnen vergifteten um die Seuche unter die Christen zu bringen. Überall wo die Pest auftrat war dieses Märchen rasch verbreitet. Dass auch Juden an der Pest starben spielte dabei keine Rolle.
Zweifellos ging es nicht nur darum Sündenböcke für das Unheil der Pest zu suchen, es gab auch einige Kreise die materielle Interessen verfolgten. Wieviele Kredite mussten nicht zurückbezahlt werden, wenn man die Kreditgeber beseitigte? Ein unschönes Kapitel sollten auch einige Basler Zünfte schreiben, da sie sich besonders eifrig an der Hetze gegen die Juden beteiligten.
Verbrannt auf einer Rheininsel
Um Weihnachten 1348 drängte eine rasende Volksmenge auf den jüdischen Friedhof um die über hundert Jahre alte Begräbnisstätte zu zerstören. Steine wurden umgestossen, Gräber verwüstet und der Friedhof dem Erdboden gleichgemacht. Die Grabsteine schleppte man fort um sie als Baumaterial zu nutzen. Einige sah man später in der Stadtmauer wieder, andere missbrauchte man als Türschwellen.
Am folgenden 16.Januar trieb man schliesslich alle Juden die noch nicht geflohen zusammen. Auf einer Rheininsel war ein Holzhaus errichtet worden, in welches man die ergriffenen Frauen und Männer sperrte. Dann zündete man das Haus an und verbrannte die Eingesperrten lebendigen Leibes. Viele jüdische Kinder wurden zwangsgetauft und in Klöster gesteckt, wodurch sie überlebten.
Einige Erwachsene entkamen dem Tod indem sie sich taufen liessen. Als die Pest schliesslich im Mai Basel erreichte und erste Opfer forderte, gab man auch jenen Juden die Schuld an der Seuche, die sich hatten taufen lassen. Man verfolgte sie und zwang ihnen unter der Folter vorgeplapperte Geständnisse ab, bevor man auch sie, die sie den Massenmord vom Januar überlebt hatten, hinrichten liess.
Für 200 Jahre der Stadt verwiesen
Im Jahr 1580 schrieb der Chronist Christian Wurstisen über die Geschehnisse, dass der Rat Basels durch den Pöbel gezwungen wurde, die Juden zu verbrennen und für die kommenden 200 Jahre keine jüdischen Bewohner mehr in der Stadt zu dulden. Diese Überlieferung stellt den Rat als gedrängtes Opfer des Volkszorns dar, das gegen seinen Willen genötigt war zu tun was geschehen war.
Die Möglichkeit ist allerdings nicht auszuschliessen, dass dieser Standpunkt mit der Ernüchterung nach den Ereignissen von der Obrigkeit selbst verbreitet wurde. Schliesslich galt es darzulegen, wieso man das kaiserliche Gebot missachtet hatte, und sich an den Kammerknechten ihrer Hoheit vergriff. Nicht zu unterschätzen ist bei der Sache auch der Einfluss von Adel und Zünften.
Die Grünpfahlgasse an der Einmündung in die Gerbergasse. Wo heute an der Gerbergasse 30/Grünpfahlgasse 1 (Gebäudeteil links im Bild) das Unternehmen Mitte seinen Sitz hat, stand im 14.Jh die Synagoge der zweiten Gemeinde. Das im 19.Jh abgerissene Haus trug noch lange den Namen "Judenschule".
Es sollte aber keine 200 Jahre dauern, bevor man wieder Juden in Basel duldete. Die überlebenden Angehörigen der ersten jüdischen Gemeinde Basels hatten vielfach beim nahen Landadel Zuflucht gefunden, besonders im benachbarten Territorium von Österreich. Nicht alle Schulden in Basel waren somit bei dem Massaker getilgt worden. Die jüdischen Gläubiger lebten in der Nähe weiter.
An ihrem Zufluchtsort waren sie der Kontrolle Basels entzogen und sie stellten unter dem Schutz des Nachbarn ein gewisses politische Risiko dar. Dazu kam 1356 das grosse Erdbeben, welches beim folgenden Wiederaufbau gewaltigen Geldbedarf mit sich brachte. Geldgeber und Finanzfachleute waren dringend nötig, man entsann sich der Juden die schon 1223 beim Bau der Rheinbrücke halfen.
Eberlin von Colmar
Auf den 29.August 1362 gestattete Basel dem Juden Eberlin von Colmar gegen die Bezahlung von 12 Gulden sich mit Frau, Kind und seinen Bediensteten für ein Jahr in der Stadt niederzulassen. Dem war im Mai 1362 eine Städtetagung in Colmar vorausgegangen, auf der sich offenbar Vertreter Basels und der Juden aus der Umgebung zu einer erneuten Ansiedlung in der Stadt verständigten.
Im folgenden Jahr verlängerte Eberlin die Berechtigung zum Aufenthalt um zwei weitere Jahre mit der Abgabe des Schirmgeldes. 1365 verlängert er für 20 Gulden dieses Recht gleich um fünf Jahre, wobei zunehmend auch seine Verwandtschaft nach Basel kam und gegen klingende Münze das Bleiberecht erhielt. Dieser Vorgang mag seinen Grund in einer Übertragung gewisser Rechte an Basel haben.
Kaiser Karl IV. übertrug Basel 1365 die Schirm- und Steuerherrschaft über die ansässigen Juden. Die Stadt konnte somit direkt von den niedergelassenen Juden Abgaben beziehen, und war in diesen Tagen der Geldknappheit gerne bereit sich jüdischen Zuwanderern zu öffnen. Damit folgte eine steigende jüdische Zuwanderung aus dem Elsass. Jüdisches Geld trug bei zum Wiederaufbau der Stadt.
Dieses verliehene Privileg wurde der Stadt vom Kaiser übrigens 1374 wieder entzogen und an Herzog Leopold von Österreich übertragen. Dieser behielt es bis er 1386 in der Schlacht von Sempach umkam. Danach eignete sich Basel leise und unrechtmässig die Rechte über die Juden wieder an, bis sie ihr 1390 von Kaiser Wenzel auf 14 Jahre rechtmässig überlassen wurden.
Anfänge der zweiten Gemeinde
In der Zeit nach 1362 entstand nun eine zweite jüdische Gemeinde in der Stadt Basel. Diese Gemeinde siedelte sich wiederum im Umfeld der Gerbergasse an, die Synagoge lag diesmal an der heutigen Grünpfahlgasse im Haus "zum Mühlstein", welches bald den neuen Namen "zur Judenschule" trug. Heute steht dort das Eckgebäude Gerbergasse 30, wo das "Unternehmen Mitte" seinen Sitz hat.
Das Hirschgässlein nahe des Aeschenplatz. Hier lag vermutlich der Friedhof der zweiten jüdischen Gemeinde von Basel, der von 1394 bis zu ihrem Ende 1397 genutzt wurde. Gräber wurden allerdings bis heute noch keine gefunden.
Während die Angehörigen der ersten jüdischen Gemeinde aus Städten des Oberrheins wie Neuenburg, Rheinfelden, Laufenburg oder Schaffhausen stammten, setzte sich die zweite Gemeinde hauptsächlich aus Zuwanderern aus dem Elsass, ferner aus Frankreich, aus dem rheinnahen Deutschland und auch aus Biel und Zürich zusammen. Die Gemeinde umfasste in den 70er Jahren rund 150 Personen.
Einzelne Personen der Gemeinde sind überliefert, so stand ihr um 1370 Elias Voegelin vor. Sein Vater Menlin von Rufach amtete um 1379 als Vorsteher. Einen besonderen Status genoss Moses von Colmar, der von 1365 bis 1386 in Basel nachgewiesen ist. Er wohnte am oberen Spalenberg und war ein reicher Geldhändler. Sein Vermögen war so gross, dass er seine Steuern autonom von der Gemeinde beglich.
Im Jahr 1370 kam mit Meister Josset ein Chirurg nach Basel, der bis 1376 im Dienste der Stadt tätig war. Allgemein scheinen jüdische Ärzte oft kompetenter und erfolgreicher praktiziert zu haben, als ihre christlichen Berufsgenossen, denen sich gewisse Geheimnisse der Medizin noch lange verschlossen. Es sollte auch ein Arzt sein, der als letzter Jude nach 1400 noch in Basel lebte.
Rabbi Abraham
Auch von einem Rabbiner wird berichtet. Mit Abraham, dem Sohn des Rabbi Eliezer hatte die Gemeinde einen Rabbi an dem die Stadt ordentlich Geld verdiente. Er hatte Basel den stolzen Betrag von 100 Florin pro Jahr für seinen Aufenthalt zu bezahlen. Ausser ihm ist auch der Vorbeter Chija überliefert, ein Sohn von Rabbi Chaijm. Beide waren wichtige Männer der zweiten jüdische Gemeinde.
Die Angehörigen dieser zweiten Gemeinde erwarben Häuser an der Gerbergasse, an der Grünpfahlgasse, am Spalenberg und in der Freien Strasse. Auch sind einige Besitzungen in Kleinbasel bekannt. Da die Juden jedoch nicht als feste Bewohner in Basel geduldet waren, sondern lediglich als Einwohner mit widerrufbarer Bewilligung zum Aufenthalt, hatte die zweite Gemeinde lange keinen Friedhof.
Erst am 23.Juni 1394 gestattete der Rat den Juden Basels das Anlegen eines eigenen Friedhofes in der Vorstadt zu Spitalschüren. Das Areal dieses Friedhofes dürfte sich in der Gegend des Hirschgässleins befunden haben und wird etwa dort vermutet, wo die Liegenschaften Aeschengraben 18, 20 und 22 mit der Rückseite ans Hirschgässlein stossen. Bis heute belegen keine Bodenfunde diesen Friedhof.
Vielleicht hängt die dünne Fundlage mit der Tatsache zusammen, dass der Friedhof wohl nur kurz genutzt wurde. Die Ratsrechnung 1395/96 weist "von der Juden Kilchhofe" (vermutlich Abgaben die für Bestattungen zu entrichten waren) mit 11 Pfund 8 Schilling einen wesentlich höheren Betrag aus als jene 1396/97 mit nur 3 Pfund und 5 Schilling. Wieso gab es plötzlich wenige Todesfälle?
Das Ende der zweiten Gemeinde
Der Grund dafür mag das Ende der zweiten jüdischen Gemeinde von Basel sein. Seit 1390 gingen im Elsass unter dem Eindruck von Seuchen und Unruhen erneut die Gerüchte von Juden um, welche Brunnen vergifteten und die Christen zu verderben. So hatte auch der Massenmord von 1349 begonnen. Ferner war die Schirmherrschaft über die Juden zum Streitfall zwischen Basel und Österreich geworden.
Besorgt wegen der schlechten Vorzeichen und der unsicheren Lage verliess 1397 die zweite Gemeinde die Stadt Basel. Viele Juden begaben sich in den Schutz Österreichs und liessen sich im Sundgau nieder. Der Rat versuchte die Auswanderung vergebens zu verhindern, bis nach 1400 gab es keine Juden mehr die in Basel wohnten. Die Stadt ihrerseits beschloss, künftig keine Juden mehr aufzunehmen.
Es gab jedoch weiterhin Juden in der Umgebung von Basel, sie lebten im Schutze Österreichs und des Bischofs von Basel auf entsprechendem Hoheitsgebiet. In der Stadt selbst gab es mit Meister Gutleben ab 1398 einen Juden der weiterhin in Basel lebte. Er wurde von der Stadt als Wundarzt angestellt und genoss ein exklusives Wohnrecht. Bis um 1800 gab es jedoch keine jüdische Gemeinde in Basel.
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Literatur:
Werner Meyer, Juden im mittelalterlichen Basel, Beitrag aus dem Buch Der erste Zionistenkongress von 1897, 1997, Karger Verlag, ISBN 3-8055-6491-0, Seiten 176 bis 180
Theodor Nordmann, Zur Geschichte der Juden in Basel, Jubiläumsschrift der Israelitischen Gemeinde Basel zum 150jährigen Bestehen, 1955, Seiten 7 bis 29
Theodor Nordmann, "Judenwohnungen im mittelalterlichen Basel" im Basler Jahrbuch 1929, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Seiten 172 bis 201
Ludwig Kahn, "Basler Synagogen im Laufe der Geschichte" im Basler Stadtbuch 1969, 1968, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Seiten 204 bis 207
Paul Koelner, Basler Friedhöfe, 1927, Verlag der National-Zeitung, Seiten 11 bis 12
Nadja Guth, Synagoge und Juden in Basel, 1988, Verlag Morascha Zürich, Seiten 15 bis 25
Katia Guth-Dreyfus, Neue Grabsteinfunde vom mittelalterlichen Judenfriedhof in Basel, Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, Band 85, Seiten 330 bis 336
André Salvisberg, Die Basler Strassennamen, 1999, Christoph Merian Verlag, ISBN 3-85616-104-X, Seite 193
René Teuteberg, Basler Geschichte, 2.Auflage 1988, Christoph Merian Verlag, ISBN 3-856-16-034-5, Seiten 148 bis 149
Emil Major, Bauten und Bilder aus Basels Kulturgeschichte, 1986, Verlag Peter Heman Basel, ISBN 3-85722-010-5, Seiten 41 und 53
Ferdinand Seibt, Glanz und Elend des Mittelalters, Wolf Jost Seibler Verlag, 1987, ISBN 3-442-12825-0, Seiten 423 bis 435
Jüdische Rundschau Maccabi Nr.40, 1995
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