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Basel und die Gespenster
© by altbasel.ch

Basel kennt viele Geister und die Zahl der Spukgeschichten ist Legion. Ruhelose Seelen suchten da die verschiedensten Orte heim und es gab sowohl taktvolle Geister wie Der Graue vom Äbtischen Hof oder echte Rüplel wie der Schneider Hagenbach vom Kreuzgang. Im 20. Jahrhundert begannen die Gespenster allmählich aus Basel zu verschwinden. Einige Geschichten um Spukereien im Basel alter Tage seien hier herausgegriffen und erzählt.

Neumond schien geradezu eine unwiderstehliche Zeit für Gespenster im alten Basel gewesen zu sein. Im Marktgräflerhof stieg in den jenen Nächten der "Weisse Tod" aus einem Loch auf, das zum Rhein hin gerichtet war. Stets erschien er an den Fenstern des Hauses, um mit seinen leeren dunklen Augenhöhlen hinaus zu starren. Um Neumond konnte auch am Blumenrain ein unheimlicher Mann gesehen werden, der beim Urbanbrunnen im Rheintürlein erschien.

hebelstrasse

Der Markgräfler Hof an der Hebelstrasse. Hier soll in Neumondnächten der "Weisse Tod" sein Unwesen getrieben haben. Mit mit bleichem Antlitz habe er durch die Fenster gestarrt.

Die Kommende der Johanniter, die sich einst an der St.Johanns-Vorstadt 84 bis 88 erhob (und dabei speziell das Ritterhaus) wurde vielfach von Spuk heimgesucht. Aus dem Sodbrunnen hörte man ein Kind schreien. Ein gerüsteter Ritter mit geschwungenem Schwert ritt durch den Hof. Ein kleiner weisser Hund geisterte durch die Räume, ebenso wie ein unheimlicher Herr mit Totengesicht oder eine theatralische Dame in einem schwarzen Umhang.

Ein Hausgeist am Claraplatz

Einen veritablen Hausgeist hatte der 1951 abgerissene Äbtische Hof am Claraplatz. Noch zu Zeiten der wohlhabenden Familie Schetty im ausgehenden 19. Jahrhundert, trat dort "der Graue" auf. Er soll eine graue altfränkische Tracht getragen haben, mit einem schwarzen Dreispitz und einer Zopfperücke. Offenbar hatte dieser Hausgeist seine Wurzeln in der Zeit, als Samuel Werenfels 1748 dem Äbtischen Hof sein barockes Gesicht gab.

Bei den jüngsten Töchtern des Pompier-Kommandaten und Seidenfärbers Joseph Schetty (1824-1894) soll sich der Graue einmal leise im Schlafgemach zwischen ihren Betten materialisiert haben. Derweil die jüngere Schwester ihr Heil in der Flucht unter die Bettdecke suchte, warf die ältere dem Geist einen frommen Spruch an den Kopf. Wohl gekränkt über derart keckes Gebahren löste sich der Graue sogleich wieder hurtig in Luft auf.

Zuweilen soll der Graue auch übellaunig gewesen sein. Dann pflegte er auf dem Dachboden zu rumpeln und lärmen. Dabei durfte auch das Rasseln mit Ketten nicht fehlen, welches wohl zum Pflichtprogramm von Hausgeistern in ganz Europa gehörte. Derart lautes Betragen war aber im Allgemeinen des Grauen Sache nicht. Im Normalfall zog er den leisen unerwarteten Auftritt vor, und als Publikum wählte er vorzugsweise die Töchter des Hauses Schetty.

Joseph Schetty selbst soll auch in seinem alten Anwesem gespukt haben, und damit eine junge Dienstmagd aus dem Haus gejagt haben. Sie habe in seinem einstigen Büro im Parterre den seligen Herrn plötzlich an seinem Schreibtisch sitzen sehen. Sie fuhr fort mit der Raumpflege. Doch als sie das Fell unter seinen Füssen hervorziehen wollte um es zu bürsten, habe er es ihr mit zornigen Blick nachgeworfen. Offenbar wollte er seine Ruhe haben.

claraplatz und aebtischer hof

Diese Aufnahme aus den 1940er Jahren (Privatsammlung E. Hindenlang) zeigt im Hintergrund den 1951 abgerissenen Äbtischen Hof am Claraplatz. Dort habe "Der Graue" mit Vorliebe die Kinder der Familie Schetty erschreckt.

Zwei Geister im Pfarrhaus

EIm Pfarrhaus von St.Theodor an der Rebgasse 38 habe ein von 1888 bis 1907 dort lebendes Ehepaar einen Geist registriert. Die Haushälterin von Pfarrer Johann Jakob Uebelin (1793-1873) soll Geld des Pfarrherrn für sich behalten haben, wofür sie nach ihrem Tode spuken musste. Sie sei im Treppenhaus auf den Stufen sitzend erschienen und man habe sie im ersten Stock umhergehen hören, und dies obwohl sie Pfarrer Johann Jakob von Brunn (1797-1861) gebannt habe.

Dieser Pfarrer Brunn sei ein in Basel bekannter Geisterjäger gewesen, und er habe unter anderem eben den Geist der ungetreuen Haushälterin Margarethe ("Grethi") Beck in eine Ecke eines Zimmers im ersten Stock des Hauses gebannt. In eben dieser Ecke hätte dann später der Haushund immer aufgeheult wie ein Wolf. Dann war da noch die Gattin des Pfarrers Uebelin, die um 1839 im Wochenbett verstorben war, und später wegen ihres Ehemannes keine Ruhe mehr fand.

Pfarrer Uebelin sorgte im November 1845 für einen Skandal, als er gestand dass er als Witwer seit dem Tod seiner Gattin Margaretha ein des öfteren sinnliches Verhältnis mit seiner Köchin Henriette Rosine Trautwein gehabt habe. Der Pfarrer trat vom Amt zurück und heiratete die geschwängerte Köchin. Danach sei aber seine erste Gattin wegen der Untreue ihres Gemahls als Geist im Pfarrhaus umgegangen, bis auch sie von Johann Jakob von Brunn gebannt wurde.

Weitere Geister aus dem klerikalem Umfeld

Die Armenherberge lag am Petersberg im verschwundenen Münchhof (heute Herbergsgasse). In dieser Herberge soll es 1626 gespukt haben. Zum einen hörte man in der Stube das Feuer im Ofen knistern, obwohl im Ofen gar kein Feuer brannte. In den Räumen sei auch mehrfach ein schwarzer Mönch mit einen kleinen Hund im Arm erschienen. Bauern die zum Zinszahlen in der Herberge übernachtete, seien gelähmt vor Furcht in den Betten gefunden worden.

Am Münsterberg, ehemals "Spittelsprung" genannt, soll sich einst ein anderer Mönch gezeigt haben. Er sei jeweilen nachts in einem der Häuser an der Gasse erschienen, wo er im Schein des Lichts durch die Wohnstube ging und in seinem Brevier las. Die laute Aufregung erschrockener Kinder die ihn sahen konnte seine Konzentration nicht stören, er sah nicht von seinem Buch auf. Kamen jedoch Erwachsene in seine Nähe, verflüchtigte er augenblicklich spurlos.

Auch die Kaserne in Klingental soll Gespenster gesehen haben. Das sogenannte Nonnengässlein wurde nachts von den einquartierten Soldaten gemieden, weil man dort zuweilen auf laut betende Nonnen traf. Diese taten Busse weil sie nicht alle Regeln des Ordens getreulich befolgt hatten. Dies war daher gespenstisch weil das Klingentalkloster mit der Reformation aufgehobenen wurde und die reumütigen Damen allesamt seit rund 300 Jahren tot waren.

Der spukende Ketzer am Heuberg

Der Sektenführer David Joris (ca 1502-1556) lebte jahrelang unerkannt als Johann von Brügge im Spiesshof am Heuberg. Einige Jahre später wurde das Doppelleben des reichen Herrn ruchbar, und man grub seinen Leichnam aus um ihn zu verbrennen. Zu Lebzeiten hatte er sich nichts in Basel zuschulden kommen lassen. Er war im Gegenteil als grosszügig und freundlich bekannt. Dennoch verdammte man ihn als Erzketzer, was ihn offenbar sehr verärgerte.

spiesshof am heuberg

Der Spiesshof am Heuberg, in dessen Renaissancetrakt der nach seinem Tode aus dem Grab gerissene Sektenführer David Joris kopflos gespukt haben soll. Man sah ihn auch im Binninger Bann beim geistern.

Auf jeden Fall habe er in den Zeiten danach begonnen im Spiesshof herumzuspuken. Begleitet von zwei schwarzen Doggen wandelte er noch im 19. Jahrhundert durch die Räume seines alten Anwesens. Kurioserweise habe er dabei seinen Kopf unter dem Arm getragen, obwohl er eines natürlichen Todes ohne Enthauptung gestorben war. Aber vermutlich gehört dies, wie das Rasseln mit Ketten, zu den Pflichten Hausgeister die etwas auf sich halten.

In Binningen, wo Joris das Holeeschlösschen und das Weiherschloss besass, sei sein Geist auch gesehen worden. Bei Nebel oder Sonnenschein sah man ihn auf seinem ausgedehnten Landgut spazieren gehen. Auf den Pfaden von Holeeholz oder vom Täuferloch pflegte er auch posthum zu Fuss oder zu Pferd gemächlich zum Dorf hinab zu streben. Trotz seiner Friedfertigkeit bannten eines Tages Kapuziner den Geist ins Glockentürmchen des Schlosses Binningen.

Lieblingsplätze von Gespenstern

Auch der Münsterkreuzgang hatte seine Gespenster. In ihm pflegte der unsichtbare Geist des Schneiders Hagenbach unvermittelt Ohrfeigen an Passanten zu verteilen. Nicht gewalttätig war verstorbene Bäcker und Zeichner Emanuel Büchel (1705-1775). Dem Vernehmen nach sei er noch nicht völlig tot gewesen, als man ihn im Kreuzgang beerdigte. Erstickt in seinem Sarg schreckte er noch lange Zeit Vorbeigehende mit Rumpeln und Wehklagen auf der Tiefe.

Besonders beliebt bei Geistern waren offenbar die Plätze wo früher hingerichtet wurde. Beim "Kopfabheini" (heute Parkplatz des Zoologischen Gartens am Birsig) hätte man nachts unheimliche Lichter sehen können. Es seien die Seelen der Geköpften gewesen, die dort umgingen. Am Galgenhügel auf dem Gellert hätten seinerzeit auch die ruhelosen Geister der Gehängten rumgespukt. Auch sie pflegten sich mit schummerigen Lichtern zu manifestieren.

kreuzgang des muensters

Der Kreuzgang des Münsters, wo der bekannte Zeichner Emanuel Büchel scheintot begraben worden sei. Von flanierenden Damen seien zuweilen Klopfgeräusche und flehendes Klagen an jener Stelle gehört worden, wo Büchel begraben wurde.

In den Nächten bevor eine Seuche über die Stadt kam, habe sich auf dem Petersplatz, auf dem Kirchhof St.Peter und beim Totengässlein das "Totenvolk" versammelt, um seine stummen Prozessionen feierlich durch die nächtliche Stadt zu beginnen. Die Verstorbenen hätten mit ihren Zügen die nahenden Gefahr angekündet. Diese Prozessionen von Toten seien jeweils von Skeletten angeführt geworden, die in altertümliche Tracht gekleidet gewesen waren.

Der Ruhelose Torwächter

Im 1839 abgerissenen Rheintor, welches die Grossbasler Seite der alten Rheinbrücke hütete, lebte im 17. Jahrhundert angeblich ein trunksüchtiger Torwächter. Mehr noch als den Fusel liebte er aber seine vier Jahre alte Tochter. Das Mädchen sei eines Tages beim Spielen vor den Augen des Vaters von der Brücke gefallen. Nüchtern genug um das Entsetzliche zu erkennen, war er doch zu betrunken um rasch zu seinem Kind zu laufen und es zu halten.

Bei der Schiffleutezunft an der Brücke waren einige Rheinschiffer in ihre Nachen gesprungen, um das Kind zu retten. Bei St.Johann zogen sie es aus dem Wasser, doch es war zu spät. Zu St.Martin wurde das Mädchen beigesetzt. Am Grab stand starr der Torwächter, auch nachdem alle längst gegangen waren. Seine Frau hatte sich von ihm abgewandt und andere Trauergäste hatten nur verachtende Blicke für ihn übrig. Schwer trug er an seiner Schuld.

Eines Morgens fand man seine Leiche im Wasser beim Klingentaler Eckturm am Rhein. Da man Selbstmord vermutete, wurde er nicht bei seiner Tochter in geweihter Erde begraben. Stattdessen verlochte man ihn auf dem alten Laienfriedhof zu Klingental, bei den Landfremden, Pestopfern und Ertrunkenen. Doch noch zu Zeiten von Pfarrer Theodor Falkeysen (1725-1815) sah man in Mondnächten seine starre gebeugte Gestalt auf den Kirchhof zu St.Martin stehen.



Thematischer Surftipp:

> www.gespenster-und-geister.de




Beitrag erstellt 17.05.05 / ergänzt 08.01.17

Quellen:

Paul Barth, Beitrag "Kleinbasler Erinnerungen", publiziert im Basler Jahrbuch 1910, herausgegeben von Albert Burckhardt-Finsler, Albert Gessler und August Huber, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1909, Seiten 253 bis 254

Karl Gauss/Hans Schäfer/Fritz LaRoche, Basilea Reformata 2002, herausgegeben von den Evangelisch-reformierten Kirchen Basel-Stadt und Basel-Landschaft, Basel/Liestal 2002, ISBN 3-9522134-0-4, Seiten 166, 318 und 322

Franz Hui, Beitrag "Hexen- und Gespenstergeschichten aus dem alten Basel" publiziert im Basler Jahrbuch 1935, herausgegeben von August Huber und Ernst Jenny, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1934, Seite 47

Paul Koelner, Basler Friedhöfe, Verlag der National-Zeitung, Basel, 1927, Seite 57

Eugen Anton Meier, Das sagenhafte Basel, Litera Buch- und Verlags-Aktiengesellschaft, Basel, 1987, ISBN 3-906 701 02 6, Seiten 54 bis 55, 78 bis 86, 96 bis 98 und 124 bis 126

Dietrich Staehelin, St.Theodor - Aus der Geschichte einer Basler Kirchgemeinde, Basler Schriften Band 30, Pharos-Verlag Hansrudolf Schwabe AG, Basel, 1991, ISBN 3-7230-0225-0, Seiten 72 und 95

John F. Vuilleumier, Beitrag "Aus dem Reiche der Färberherren", publiziert im Basler Jahrbuch 1946, herausgegeben von Ernst Jenny und Gustav Steiner, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1945, Seite 97

Adolf Wanner, Rund um Basels Denkmäler, Verlag Basler Nachrichten, Basel, 1975, Seiten 77 bis 79

engel

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