Das Antrinken des neuen Jahres stand 2010 gleich unter zwei Sternen. Zum einen strahlte der goldenen Stern der gleichnamigen Zunft, die den Anlass traditionell durchführt. Zum anderen leuchtete das 750 Jahre Jubiläum von vier Basler Zünften verheissungsvoll den Feierlichkeiten im kommenden September voraus.
Wenn Basilisk und Baselstab unter dem Wasserstrahl anstossen am Spittelsprung (seit das Spital 1842 von der Freie wegzog auch bekannt als "Münsterberg"), ist einmal mehr Neujahr. Dieses wird seit vierzehn Jahren von der Zunft zum Goldenen Stern mit einem speziellen Brauch am Dreizackbrunnen begrüsst.
Wie Zunftbruder Johannes Fatio wirkte 1996 Alt alt Zunftmeister Ernst Mollet als Geburtshelfer, und zwar bei der Geburt der Aadringgete. Während Fatios Kopf nach seinem tragischen Ende 1691 am Rheintor hing, schaut Mollets Kopf alle Jahre über den Brunnenrand um das durch die Freie Strasse nahende Spiel zu begrüssen. Der eiserne Ernst stammt übrigens von der Hand von Goldschmied Pierre Fürbringer.
Rund um Melchior Berris Dreizackbrunnen sammeln sich Brüder der jubilierenden Zunft um gemeinsam mit jenen Baslerinnen und Baslern das neue Jahr zu begrüssen, welche die Silvesternacht bis um am 01.01.10 um 11.00 Uhr überwunden haben. Der Basilisk unter dem Goldstern wird wieder Hypokras speien.
Um 10.54 Uhr nahen E.E. Zunft zu Schneidern ,zum Himmel und zu Gartnern mit Spiel durch die Streitgasse - nicht zum Streit sondern zur gemeinsamen Freude über ein Jubiläum. Vor 750 Jahren nannte der Basler Bischof Berthold von Pfirt diese vier Korporationen (mehr oder minder deutlich), was eine Feier wert ist.
Zur gleichen Zeit schreitet das Spiel E.E. Zunft zum Goldenen Stern gemessenen Schritts die Freie Strasse herauf, um sich schliesslich vor dem Dreizackbrunnen mit den Pfeifern und Tambouren der anderen Spiele zu vereinigen.
Auch das Lokalfernsehen ist präsent. Vor der Kamera werden im Verlauf der Aadringgete Honoratioren/innen aus Zunft, Politik und Bevölkerung zu den Wünschen und Vorstätzen im Neuen Jahr befragt. Der allgemeine Tenor dabei ist, dass Gewalt auf Strassen und Übergewicht am Bauch ein Ende nehmen mögten.
Zum Kern seiner Rede macht Zunftmeister Furlano die Freude, derer wir in schnellebigen Zeiten mehr denn je benötigen. Die Ansprache wird als Novum nicht vom rutschigen Brunnenrand geprochen, sondern von einer eigens gefertigten Stehfläche, was indes nicht mit dem Titel "Meister vom Brett" verbunden ist.
Im Sinne Raoul I. Furlanos (und im Schatten Adolf Ogis) herrscht Freude als um 11.15 Uhr der Hypokas IWB sei Dank aus der Brunnenröhre fliesst. Diese Aadringgete belegt dass Petrus in Basel zünftig ist, da der befürchtete Regen nässenderweis erst eine Stunde nach der Aadringgete über die Stadt kommt.
E.E. Zunft zu Brotbecken und zu Metzgern sind darum besorgt, dass der Hypokras mit angemessenem Imbiss dargereicht wird. Alt und jung sind bestens versorgt (für jung gibt es transatlantisches Erfischungsgetränk anstatt Hypokras). Auch E.E. Zunft zum Himmel (im Rüschenkragen) lässt sich erfreut bewirten.
Tout Bâle hat sich am Dreizackbrunnen eingefunden, und demonstriert dass auch bewölkter Himmel und kachelmann'sch angedrohter Niederschlag die Aadringgete nicht zu hemmen vermag. Trotz des imposanten Zulaufs atmet der gesellige Anlass jene gediegene Ruhe, die unserer Tage oft zu kurz kommt.
Der Tambourmajor vor gemischtem Spiel, das sich optisch ein wenig ausnimmt wie George Washingtons Kontinentalarmee im Winterlager von Valley Forge. Doch hier braucht es keinen Baron von Steuben, der den Milizen die Flötentöne beibringt - in Basel kann ein bunter Haufen von Natur aus Pfeifen und Trommeln.
Um 12.00 Uhr endet eine gelungene Aadringgete 2010 mit dem Abmarsch der Spiele. Unter den Klängen von Trommeln und Pfeifen geht es hinter den Bannern der Gastzünfte die Freie Strasse hinab. Am 4. September wird übrigens das 750 Jahre Jubiläum die vier Zünfte im Rahmen eines Festes gefeiert.
Kurzfilm (Dialekt) zum Antrinken 2017 auf unserem YouTube-Kanal: