Aadringgete 2011 E.E. Zunft zum Goldenen Stern Das Basler Lokalfernsehen sprach vom "ersten Promianlass" des neuen Jahres. Die Rede ist vom Antrinken des neuen Jahres am Dreizackbrunnen. Doch beim Anlass E. E. Zunft zum Goldenen Stern steht nicht Prominenz im Mittelpunkt, sondern die freundschaftliche Geselligkeit mit allen die sich einfinden. Aber zur Geselligkeit sind gewisse Voraussetzungen nötig, und ein wichtiges Utensil dafür wird hier gerade herangetragen. Da Zunftmeister Raoul I. Furlano zwar über Redebegabung jedoch nicht über die biblische Fähigkeit des übers Wassergehens verfügt, war dieses Brett für die Brunnenrede besonders wichtig. Nachdem das Brett als Brunnenpodest in Stellung gebracht wurde, galt es noch den Becher mit Hypokras bereitzustellen, den der Meister nach der Rede zum Toast auf das neue Jahr erhebt. Und da der Becher nicht leer sein darf, wurde er noch vor dem offiziellen "Anzapfen" mit dem Gewürzwein gefüllt. Zwar ist der alkoholhaltige Hypokras gar kein Getränk für die jüngere Jugend. Aber dass aus einer Brunnenröhre, die 364 Tage Wasser spendet am 365. Tage Wein sprudelt hat etwas Wundersames, beinahe wie einst an der Hochzeit zu Kana. Die Mischung von Wunder und Tradition darf da schon neugierig machen. Das Trinken aus dem Schnabel des Basilisk ist jedoch den älteren Semestern vorbehalten. Floss 11 Stunden zuvor noch auf dem nahen Münsterplatz der Silvestersekt in Strömen, hat hier nun der baslerisch schlichte Hypokras das Zepter übernommen. Und ein erster Hauch von Fasnacht liegt auch in der Luft. Dann nahte mit Trommeln und Pfeifen das Zunftspiel die Freie Strasse hinauf, um dem Anlass am Münsterberg den musikalischen Rahmen zu verleihen. Der Bannerherr wird hier gerade von einer leichtbekleideten Dame angeschmachtet, die am taktisch abgestellen Werbefahrzeug eines lokalen Fudischwenk-Lokals prangt. Kampflos liess sich Bannerherr Jean-Pierre Frefel aber die Show nicht von einer Blondine im Ami-Bikini stehlen. Entschlossen schwenkte er sein eigenes Sternenbanner, das an diesem Neujahrsmorgen mehr Aufmerksamkeit genoss als die 50 Sterne (gezählt habe ich sie nicht) auf der Brust der jungen Dame. Nach der Begrüssung des Spiels erklomm Zunftmeister Furlano das bereitgestellte Brett auf dem Brunnenrand. Seine Rede zum neuen Jahr 2011 stand, wie zu sehen ist, ebenfalls unter einem guten Stern, nämlich dem Goldenen seiner Zunft. Das ehemals intime Antrinken am Dreizackbrunnen zieht viel Publikum an. Auch wenn die hohe Basler Politik (ganz gewiss aus diversen gut erklärbaren Gründen oder ob simpler Vergesslichkeit) 2011 der Aadringgete fernblieb, litt der traditionelle Anlass keinen Mangel an Zulauf. Im Publikum ging die Fama, dass Benedikts Urbi et Orbi fast gleich viel Publikum hatte wie Furlanos Rede. Wo viel Volk zusammenläuft sind oft auch die Medien nicht weit. Zum ersten Becher Hypokras aus der Brunnenröhre war schliesslich das Lokalfernsehen in Position gegangen. Unter dem aufmerksamen Auge der Öffentlichkeit floss dann nach der Rede aus dem Schnabel des Basilisk der Gewürzwein in die Becher. In diversen Interviews wurde nach Neujahrsvorsätzen und -Wünschen gefragt. Auch der Zunftmeister, unterstützt von seinem Fleisch und Blut, wünschte der Stadt Basel auf diesem Weg viel Freude im neuen Jahr. Im weissen Hemd im Hintergrund steht der offenbar gegen Januarkälte immune Willy Surbeck. Um 11.40 Uhr formierte sich das Spiel um sich mit einem Ständchen zu verabschieden und durch die Freie Strasse hinab wieder zu entschwinden. Während die Tambouren und Pfeifer sich bereitmachen, versucht Tambourmajor Herbert Blaser gerade die genealogische Zuordnung eines jungen Zuschauers abzuklären. Um Viertel vor Zwölf verliess dann das Spiel den Schauplatz, um einem warmen Plätzchen im Schnabel an der Schnabelgasse zuzustreben. Die Freie hinab folgte zahlreich Publikum der Musik, erfreut über eine gelungene Aadringgete 2011, die trotz verhangenem Himmel von Regentropfen verschont blieb.