Aadringgete 2015 E.E. Zunft zum Goldenen Stern Auf zwei Jahrezehnte darf der Neujahrsanlass am Dreizackbrunnen in diesem Jahr zurückblicken. Sowohl die Sonne als auch Geburtstagsgäste fanden sich grosszügig zur diesjährigen Aadringgete am Münsterberg im Zeichen des Goldenen Sterns ein. Jovial wie Mr. Winterbottom, erhebt aus dem Brunnen heraus das Ebenbild von Alt alt Zunftmeister Ernst Mollet den Zinnbecher, um "The same procedure as every year" einzuleiten. Mollet ist Mitbegründer der Aadriggete und feiert zugleich am 1. Januar jeweils seinen Geburtstag. Bevor offiziell der Brunnen angezapft und der Hypokras ausgeschenkt wird, ist eine Hauptprobe angebracht. Sowohl die Funktionssicherheit des umfunktionierten Brunnens als auch die Qualität des Gewürzweines werden einem letzten Test unterzogen, den sie gemeinsam souverän bestehen. Wo Wien den ersten Januar mit dem Neujahrskonzert der Philharmoniker begeht, erfreut sich Basel an den traditionsschweren Klängen von Piccolos und Trommeln. Tambourmajor Herbert Blaser führt das Zunftspiel, dessen Darbietung von "The Hundred Pipers" die Herzen freiheitsdurstiger Schotten gewiss rühren würde. Dem flatternden Stern von Bannerherr Jean-Pierre Frefel folgend, zieht das Spiel beim Dreizackbrunnen auf. Zahlreich ist das Publikum zusammengelaufen, um den Basler Klängen zu lauschen. Und ein Blick an den Strassenrand offenbart, dass Tradition hier nicht nur knorrige Wurzeln sondern auch junge Triebe hat. Während die Menge noch dem Spiel lauscht, sammelt sich in ihrem Rücken Zunftmeister Raoul I. Furlano für seine Neujahrsrede. Als Novum wird übrigens der wasserspeiende Basilisk mit einem Schlauch am Schnabel ruhig gestellt, auf dass er nicht, wie in den Vorjahren, die meisterlichen Hosenbeine nässe. Die Meisterrede legt den Finger auf wunde Punkte, und hebt ihn zugleich warnend. Man dürfe Terror im Deckmantel einer Religion nicht mit allen Gläubigen derselben gleichsetzen. Wir bräuchten keine Feindbilder, sondern starke Wurzeln, die uns befähigten, über politische und religiöse Grenzen hinweg aufeinander zuzugehen. Der Rede im Zeichen der Zeit folgt der Sprung vom Brunnenrand im Zeichen der Tradition. Rede so wie anschliessende sportliche Darbietung werden vom Publikum mit Applaus bedacht. Vor Publikum zu sprechen ist eine Sache, aber erst der kühne Sprung ins neue Jahr belegt, dass ein Meister im Vollbesitz seiner Spannkraft ist. Ein Hauch von Lourdes liegt über Melchior Berris Dreizackbrunnen, wenn sich um 11.00 Uhr die Pilger mit und ohne Zunftzeichen am Revers in die Schlange einreihen, um ihre Becher mit Hypokras zu füllen. Es ist eine alte Basler Festtagstradition, den Gewürzwein mit geschätzen Menschen zu teilen. Da im Kanton Basel-Stadt keine Wahlen anstehen 2015, hält sich auch der vor solchen Anlässen übliche Zulauf aus den Reihen der Politik in Grenzen. Wer dennoch kommt, tut es wegen des gemeinschaftlichen Erlebnisses, jenseits allen kalkulierten Schaulaufens vor potentiellem Stimmvolk. Zu jenen, die dem Ruf von Stéphane Hallers hausgemischten Hypokras gefolgt sind, zählen Zunftbruder Carlo Conti, dessen verjüngender Bart an Robert Downey Jr. in "Ironman" erinnert. Neben ihm steht Filmberater und Kostümfachmann Patrick Schlenker, der im klassischen Outfit wiederum ganz bewusst alt wirkt. Auch in gewählter Gardebrobe, im Trenchcoat mit einer Spur "Columbo", ist Johann Wanner zugegen. Nachdem die Betriebsamkeit seiner Hauptsaision hinter ihm liegt, gönnt er sich die Musse für den Gang zur Aadringgete. Neujahr ist ja auch irgendwie der Beginn der nächsten Vorweihnachtszeit. Um 11.30 Uhr hebt der Tambourmajor Achtung gebietend seinen Stab, woraufhin beim Spiel eilends halbleere Becher geleert und Rauchzeug gelöscht wird, um zum abschliessenden kleinen Platzkonzert überzugehen. Mir dem Abmarsch des Spiels durch die Freie Strasse endet die Jubiläumsaagringgete 2015.