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Theobald Baerwart
1879 - 1942
Von Geburt war er eigentlich kein Basler sondern Riehener. Auch lebte er später jenseits der Kantonsgrenze in Bottmingen, jenem Dorf dem er 1918 mit seinen "Rosswiler Geschichten sein erstes Werk widmete. Theobald Ludwig Baerwart erblickte das Licht der Welt am 14.Mai 1872 als Sohn des Bäckermeisters Theobald Baerwart und dessen Gattin Elsa Philippine geborene Layh.
Seine Jugendzeit allerdings verlebte Baerwart in Kleinbasel am damaligen Maulbeerweg, der seit 1906 Maulbeerstrasse heisst, wo er in der Hausnummer 11 zwischen 1877 und 1891 aufwuchs. Ein Weg der die Isteinerstrasse mit der Mattenstrasse verband trug lange den inoffiziellen Namen Theobald Baerwarts-Gässli, zur Erinnerung an den einstigen Wohnort des heranwachsenden Poeten.
Das Theobald-Baerwarts-Gässli in den frühen 1960er Jahren. Mit diesem inoffiziellen Gassennamen ehrte Kleinbasel einst den Dialektpoeten.
Sein beruflicher Werdegang liess eher wenig vom lyrischen Talent Baerwarts ahnen, er wurde Sekretär der Eidgenössischen Zolldirektion in Basel. Als solcher wohnte er dann auch bis zu seinem Tod in Bottmingen. Eben dort griff er erstmals zur Feder, um Erlebtes zu Papier zu bringen. Seine 1918 publizierten "Rosswiler Geschichten" waren noch in Hochdeutsch gehalten.
Mit diesem ersten Werk erwachte in Theobald Baerwart der Wunsch, Erinnerungen seiner Jugend in Kleinbasel in Worten festzuhalten. Dazu ging er von Schriftdeutsch zum Dialekt über, was seinem gemütvollen Humor jenen Ausdruck gab, der ihn über den Tod hinaus in Basler Herzen lebendig erhielt. Sein Baseldeutsch war nie gestochen und geschliffen, was den speziellen Charme ausmachte.
Im Jahr 1921 warf sein Talent mit der Schilderung eines "Fasnachtszigli" (Fasnachtszüglein) im Basler Dichterbuch einen ersten Schatten. Mit "Sällmol" begann 1926 seine Serie baslerischer Memoiren, denen 1929 seine "Glaibasler Erinnerige" folgten. Über ein Jahrzehnt lang sollten nun weitere Werke folgen, die den Geist eines längst verschwundenen Basel atmeten.
Seine Kleinbasler Jugendskizzen holten jene kleine Welt zurück, in der er als Bub zwischen den Langen Erlen und der Riehenstrasse, dem Bäumlihof und dem damaligen Badischen Bahnhof (am heutigen Riehenring gelegen) seine Abenteuer erlebte. Viele dieser Geschichten mit Lokalkolorit waren bereits in den frühen 20er Jahren in der Basler National-Zeitung erschienen.
Über die mindere Stadt hinaus reichten Baerwarts prosaischen Plaudereien bis tief nach Grossbasel hinein. Brauchtum wie der Vogel Gryff, die Fasnacht oder die Herbstmesse wurde ebenso in Versform beschrieben wie die Jahreszeiten oder kleinbasler Archetypen. Dabei war Baerwart aber nicht ein Dichter im stillen Elfenbeinturm sondern ein Mensch nahe am Leben.
Während vier Dezennien wirkte Theobald Baerwart in der Basler Sängertafel. Die Zunft zu Brodbecken konnte sich während Jahrzehnten auf ihn als Schreiber verlassen und kam auch oft in den Genuss von humoristischen Stiggli und Gedichten aus seiner Feder. Das gleiche Privileg genoss die Basler Hebelstiftung, die Baerwart in die ihre Kommission berief.
Baerwart griff auch für einzelne Basler Fasnachtscliquen zur Feder um ihre "Zeedel" zu verfassen. Ferner brachte er Schnitzelbänke zu Papier - im Schnitzelbank-Comité wirkte er gar in jenem Gremium mit, welches über dieses fasnächtliche Brauchtum wachte. In seiner Wahlheimat Bottmingen starb mit Theobald Baerwart am 5.Oktober 1942 die poetische Stimme des alten Kleinbasel.
S'Läbe
Unser Läbe-n-isch e Liedli
Bald in Dur und bald in Moll;
Mängmol waiss me nit, ob lache
Oder ob me gryne soll.
's Schiggsal spilt's uff synere Gyge
Und der Friehlig ruuscht derzue,
D'Summersunne strahlt im Forte,
Lys verglingt d'Oktoberrueh.
Und der Winter im Staccato
Widerholt di alti Gschicht. -
Still und stiller wird's im Stibli,
Bis die letschti Saite bricht.
Theobald Baerwart - "Sunnebligg"
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Beitrag erstellt 13.02.04 / Nachgeführt 16.07.08
Quellen:
Otto Kleiber, Nachruf auf Theobald Baerwart, publiziert im Basler Stadtbuch 1944, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1943, Seiten 94 bis 101
Uff Baaseldytsch (100 Baseldeutsche Texte aus 200 Jahren), herausgegeben von Rudolf Sutter, Friedrich Reinhardt Verlang, Basel, 1988, ISBN 3-7245-0637-6, Seite 378
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