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Erdbebenkreuz von Reinach


Herr D. / 03.Mai 2008:

Ich hoffe dass Sie meine Frage trotzdem sie nicht mit der Stadt Basel selbst zu tun hat beantworten können. Ich habe gesehen, dass Sie auch Artikel zu Themas auf dem Land auf Ihrer Homepage haben. Jetzt zu meiner Frage. Am Eingang von Reinach steht das Kürikreuz. Dort soll ein Ritter vor dem Erdbeben gerettet worden sein. Was steckt hinter dem Erdbebenkreuz?


Antwort von altbasel.ch:

Das von Ihnen angesprochene und dem Reinacher Bildhauer Niklaus Kury zugeschriebene Wegkreuz hat keinen Zusammenhang mit dem Erdbeben von 1356. Es wurde 1761 von Franz Anton Goetz gestiftet und von seinen Söhnen Franz und Konrad 1804 erneuert. Aber wie ich Ihre Frage verstanden habe, betrifft sie das Reinacher Erdbebenkreuz welches mit einer Anekdote um den Grafen Walram III. von Thierstein verknüpft ist, die von einem Vorfall am 18.Oktober 1356 berichtet.

das erbebenkreuz von 1978

Das heutige Erdbebenkreuz am Dornacherweg in Reinach mit der Informationstafel der Zunft zu Rebmessern, die den Neubau des Kreuzes am neuem Standort 1978 lanciert.

In Begleitung von Edelknecht Werner I. von Bärenfels (Bruder des Basler Bürgemeisters Konrad von Bärenfels) sei Walram an jenem Tag nach einer glücklichen Jagd in ausgelassener Stimmung auf der Landstrasse von Reinach her nach Basel geritten. Unterwegs seinen sie einem Priester begegnet, der sie wegen ihrer rücksichtslosen Art getadelt und vor grösserem Unglück gewarnt hätte. Spottend hätten die beiden Edelleute den Gottesmann zurückgelassen.

Sie machten sich weiter auf den Weg nach Basel. Vor den Mauern der Stadt habe Graf Walram aber sein Pferd gewendet um zurück zum Priester zu reiten und sich zu entschuldigen. Er fand ihn nicht, aber als er weiter zu seinem Schloss Pfeffingen reiten wollte, begann unter ihm die Erde zu beben. Da er sich in offenem Terrain befand, konnten ihm die Erdstösse nichts anhaben, derweil in seiner Sichtweite stolze Schlösser in Trümmer sanken.

Der nach Basel zurückgekehrte Werner von Bärefels indes, fand in den Trümmern der Stadt den Tod. Aus der schwer beschädigten Burg Pfeffingen konnte Walrams Frau mitsamt ihrem Kind lebendig geborgen werden. Der Graf habe die Begegnung mit dem Priester als Ursache seiner Rettung vor dem Tod in der Stadt gesehen, und zum Dank ein hölzerner Kreuz an der Stelle errichten lassen, an der er mit seinem Freund Bärenfels auf den Priester getroffen war.

Lange stand das Kreuz an der Stelle die später den Flurnamen "auf der Wacht" trug. Als nach der Französischen Revolution Reinach mit dem Birseck an Frankreich fiel, wurde das Kreuz entfernt (dies geschah übrigenes auch mit dem eingangs genannten Wegkreuz am Dorfeingang). 1866 sei das Kreuz in einer Ausführung aus Stein wieder errichtet worden. Im Volk nannte man es allgemein "Erdbebenkreuz". Im 20.Jh musste es von seinem Platz weichen.

Der Ausbau der Baslerstrasse verdrängte das Erdbebenkreuz von seinem alten Standort. Als 1978 die Reinacher Zunft zu Rebmessern ihr zwanzigjähriges Bestehen feierte, liess sie zu diesem Anlass das Erdbebenkreuz in künstlerischer Ausführung in Sichtweite des alten Standorts neu erstellen. Wie bei allen Legenden, so steckt in der Anekdote um Walram von Thierstein gewiss ein wahrer Kern. Aber den Details sollte man mit Vorsicht begegnen.

Sie finden das Erdbebenkreuz am Dornacherweg, einige Schritte südlich von der Stelle wo der Heideweg nach Arlesheim abzweigt. Die nächste Haltestelle der öffentlichen Verkehrsmittel ist die Tramstation Surbaum der Linie 11.




Quellen:

primär genutzte

Informationstafel der Zunft zu Rebmessern Reinach beim Erdbebenkreuz am Dornacherweg

Werner Meyer, Da verfiele Basel überall, 184. Neujahrsblatt der GGG 2006, Schwabe Verlag Basel, ISBN 3-7965-2196-7/ISSN 1423-4017, Seite 116 (Werner I. von Bärenfels)


sekundär genutzte

Hans-Rudolf Heyer, Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Landschaft, Band 1 - der Bezirk Arlesheim, 1969, Birkhäuser Verlag, Seite 411 bis 412 (Kury-Wegkreuz)

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