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fragen zum alten basel
Lichtstrasse, Gasstrasse und andere



Herr R. / 25. Juni 2016:

Wir haben ja in Basel den Voltaplatz, die Voltastrasse, die Voltamatte und das Voltacenter. Auf Ihrer Internetseite bin ich bereits ein wenig fündig geworden, jedoch bräuchte ich noch genauere Informationen über diese Namensgebung.

Antwort von altbasel.ch:

Der Voltaplatz wurde 1897 nach den Physiker Alessandro Volta (1745-1827) bekannt, dem die Welt die zu seinen Ehren benannte Masseinheit Volt zu verdanken hat. Wenn der Platz auch erst 1958 an seinen heutigen Ort kam, so blieb der Name, und stand seinerseits Pate für die ganzen anderen Volta-Bezeichnungen in dieser Ecke des Quartiers. Zugleich haben wir weitere Namen, die mit Energie zu tun haben in der Nähe des Platzes.

Der Ursprung dieser Neigung zu Energienamen liegt in der 1860 in Betrieb genommenen Gasanstalt vor dem St.Johanns-Tor, die zunächst zum Betrieb der städtischen Gasbeleuchtung diente. Später wurde das Gaswerk dann wichtig zur Gewinnung der immer wichtiger werdenden Elektrizität. So bekam es 1882 einen eigenen Bahnanschluss, damit die für den Betrieb so wichtige Kohle nicht mehr mühsam mit dem Fuhrwerk geliefert werden musste.

Das seit 1868 staatliche Gaswerk verfügte 1898 über den national grössen Gasometer. Der wachsende Energiebedarf führte unter anderem auch dazu, dass man die so wichtige Kohle 1904 erstmals über den Rhein per Schiff anlieferte. Da der Wasserweg für die Kohlelieferung viel versprechend war, wurde dazu ab 1906 der Rheinhafen St.Johann angelegt, der 2010/13 zu Gunsten von Neubauten der Novartis verschwand.

Um den wachsenden Hunger nach Elektrizität zu stillen (z.B. öffentliche elektrische Beleuchtung, Strassenbahnen), wurde im Jahr 1899 eine Kraftstation mit drei Gasmotoren an der Voltastrasse eingerichtet. Sie bekam 1901 einen zusätzlichen vierten Gasmotor, so wie 1902 eine erste und 1911 eine zweite Dampfmaschine. Erst mit der Eröffnung des Flusskraftwerkes Augst 1912, hatte man eine verlässliche alternative Energiequelle.

Diese Entwicklung brachte als Nebeneffekt einen Hang zu Strassennamen mit sich, die mit Energie, Energiegewinnung und Energienutzung zusammenhingen. Aus dieser Vergangenheit erklären sich rund um den Voltaplatz etwa die Gasstrasse (1898), die Kohlenstrasse (1899), die Lichtstrasse (1899) und die Kraftstrasse (1901), oder die 1911 nach dem Dampfmaschinenkonstrukteur James Watt (1736-1819) benannte Wattstrasse.


Beitrag erstellt 05.07.16

Quellen:

Christoph Manasse / David Tréfás, Vernetzt, Versorgt, Verbunden, herausgegeben von den Industriellen Werken Basel, Christoph Merian Verlag, Basel, 2006, ISBN 13 978-3-85616-286-3, Seiten 28 bis 38

André Salvisberg, Die Basler Strassennamen, Christoph Merian Verlag, Basel, 1999, ISBN 3-85616-104-X, Seiten 183 (Gasstrasse), 253 (Kohlenstrasse,) 254 (Kraftstrasse), 265 (Lichtstrasse), 420 (Voltaplatz), 426 (Wattstrasse)

Hans Adolf Vögelin, Die Entwicklung des Äusseren St.Johann-Quartiers, 146. Neujahrsblatt der GGG, Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1968, Seiten 20, 21, 61 bis 64 (Gaswerk,) 74 und 75 (Kraftstation), 98 (Rheinhafen St.Johann)

engel

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