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fragen zum alten basel
Ursprung des Basler Strassennamens "Im Surinam"



Frau H. / 03. Sepember 2012:

Mich interessiert woher der Name der Strasse "im Surinam" kommt. Es würde mich freuen, wenn Sie mich darüber aufklären können. Hat es eventuell etwas damit zu tun, dass Sibylle Merian anno dazumal nach Surinam gereist ist.

strassenschild im surinam

Antwort von altbasel.ch:

Die Verdienste von Maria Sibylla Merian (1647-1717) bei der Erforschung der Pflanzen- und Tierwelt von Surinam sind unbestritten. Aber der Strassenname "Im Surinam" im Hirzbrunnenquartier hat nichts mit der Tochter des Basler Kupferstechers Matthäus Merian dem Älteren (1593-1650) zu tun. Historiker André Salvisberg (geboren 1965) verweist in seinem Buch zu Basels Strassennamen 1999 auf einen Beitrag von Hans Thieme (1906-2000) im Basler Stadtbuch 1970.

Der Beitrag zu einem Basler in Niederländisch-Indien geht auch auf den Ursprung des Strassennamens ein. Dessen Wurzeln lägen beim Handelsmann und Offizier in niederländischen Diensten, Johann Jakob Faesch (1732-1796). Er heiratete die in Surinam geborene Catharina de Hoy (1740-1766). Nach ihrem Tod ehelichte er Valeria Schweighauser (1741-1789) und überlebte auch sie. 1796 nahm er sich mit einem Sprung aus dem Seidenhof in den Rhein das Leben.

Seine erste Gattin Catharina brachte elterliche Plantagen auf Surinam in die Ehe. Johann Jakobs Bruder Johannes Faesch (1725-1768) hatte die Schwester Catharina de Hoys geheiratet. Damit kriegten die Brüder Anteil an den Plantagen Herstelling, Marienburg, Voorburg und Hoyland, die sie aus Amsterdam verwalteten. Mit der Arbeit von Skalven wurde auf den Pflanzereien Zucker und Kaffee gewonnen. Mit de Hoys Besitz waren die Faesch zu Sklavenhaltern geworden.

Dieser Makel ging auch auf die nächste Generation über. Catharinas Tochter Margarethe Maria Faesch (1763-1827) bekam Plantagenbesitz vom Vater bei ihrer Hochzeit 1782 mit dem Apotheker Johann Rudolf Ryhiner (1763-1827) geschenkt. Dieser kaufte 1797 ein Grundstück zwischen Langen Erlen und Riehenstrasse und liess er dort 1803 einen Landsitz bauen. Dessen Name war "Zum kleinen Surinam". Daraus ging die 1811 erstmals genannte Bezeichnung "Im Surinam" hervor.




Erstellt 24.09.12 / ergänzt 16.11.21 / Bild einfügt 24.03.22

Quellen:

Kathrin Fuchs, Sabine Ziegler, Beitrag "Sklaverei", publiziert in Fremde Bilder - Koloniale Spuren in der Schweiz, Unterrichtshilfe für Lehrpersonen (Pdf), Luzern, 2011, Seite 82 (zu Johann Jakob und Johannes Faesch)

André Salvisberg, Die Basler Strassennamen, Christoph Merian Verlag, Basel, 1999, ISBN 3-85616-104-X, Seite 226

Franz August Stocker, Basler Stadtbilder, H.Georg's Verlag, Basel, 1890, Seiten 68 bis 69 (zu Johann Jakob Faesch)

Hans Thieme, Beitrag "Ein Basler in Niederländisch-Indien", publiziert in Basler Stadtbuch 1970, herausgegeben von Hans Birkhäuser, Fritz Grieder, Adolf Portmann und Marc Sieber, Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1969, Seite 39

engel

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