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Der St.Alban-Graben in Basel



Frau H. / 04. Dezember 2010:

Guten Tag Wir suchen den Ursprung des Namens St. Alban-Graben, und die Geschichte der Strasse. Was markiert hier "Graben"?

Antwort von altbasel.ch:

Der St.Alban-Graben in Basel bezeichnet den früheren Verlauf des Stadtgrabens, der sich vor der inneren mittelalterlichen Stadtmauer erstreckte. In diesem Fall handelt es sich um den Mauerabschnitt vom Kunos-Tor an der Rittergasse bis zum Eschmars-Tor an der oberen Freien Strasse. Ein Hinweis darauf sind die alten Quartierbezeichnungen "St.Albanvorstadt" und "Aeschenvorstadt". Ihre Namen stammen aus Tagen als dies noch Siedlungen waren die vor dieser alten Stadtmauer, also vor der Stadt lagen.

Zu diesem rund 14 Meter breiten Graben gehörte auch ein stadtseitig aufgeschütteter Wall, der sich aus dem Aushub des Grabens ergab. Dieser Wall wurde hinter der Stadtmauer zu einer Erdterrasse mit höherem Gehniveau, was noch heute wahrzunehmen ist.
[1] So liegen die Gartenareale am St.Alban-Graben 11 hinter ihrer Stützmauer wesentlich wesentlich höher als die heutige Strasse. Bis zum Bau des äusseren Mauerrings nach dem Erdbeben 1356 hatte der Graben eine Wehrfunktion.

der st.alban-graben auf einem plan von 1640

Rot hervorgehoben der Stadtgraben um 1640 der heute im St.Alban-Graben aufgegangen ist. Unter 1 ist der Zugang zum Kunos-Tor (St.Alban-Schwibbogen) und unter 2 der Zugang zu Eschmars-Tor (Aeschenschwibbogen) zu sehen. Der "Harzgraben" verlief ganz unten, vom Kunos Tor abwärts Richtung Rheinufer (hier nicht mehr zu sehen)

Nachdem im 14. Jahrhundert der äussere Mauerring erbaut war (zu dem auch das St.Alban-Tor gehörte) hatte die alte Stadtmauer kaum mehr Bedeutung für die Verteidigung. Dennoch blieb der Graben vor dieser Mauer bis in die Neuzeit bestehen. Weitere Strassennamen wie "Leonhardsgraben" und "Petersgraben" künden vom Verlauf dieser alten Mauer. Die Fläche im Graben wurde als Gartengelände an Anwohner vermietet. Diese entrichteten dafür seit 1434/35 erwähnte Garten- und Grabenzinse.
[2]

Zu diesen Gärten führten früher Treppen der Liegenschaften oben am Graben hinab. Umgekehrt führt heute etwa am St.Alban-Graben 11 eine solche Treppe nunmehr nicht mehr hinab zum Grund des Grabens, sondern vom Gehniveau der Strasse hinauf zum Garten hinter der Stützmauer. Im St.Alban-Graben befand sich neben den Gärten auch die Werkstatt des städtischen Büchsenmachers.
[3] Eine Urkunde vom Juli 1535 dokumentiert die Anstellung von Nikolaus Mennlin als städtischer Pulvermacher.

Darin wird eine folgendermassen lokalisierte Liegenschaft genannt "... item unnd den graben bim Tutschen huse mit sinem begriff für ein behusung ze geben unnd abzerichten...".
[4] Dieser Abschnitt lag also an jener Stelle an der die Liegenschaft des Ordens der Deutschritter (welcher der Rittergasse ihren Namen gab) an den Graben stiess. Also handelt es sich dabei um jenen Teil zwischen der Rittergasse und dem Rheinufer (heute Grossbasler Brückenkopf Wettsteinbrücke).

Untersuchungen 1990 ergaben dass zumindest an der Stelle der Messung bei der ehemaligen Domprobstei (St.Alban-Graben 7) der Stadtgraben 5,7 Meter tief war.
[5] Die selben Untersuchungen ergaben bei der Überprüfung der Südostfassade der Liegenschaft Rittergasse 24 und den in ihr aufgegangenen Resten der Stadtmauer, dass die Gesamthöhe der Mauer am St.Alban-Graben maximal 13 Meter betragen haben muss. [6] Zwischen 1782 und 1786 wurde mit dem Zuschütten des alten Stadtgrabens begonnen.

Vorerst wurde der Abschnitt von der Freien Strasse bis und mit der heutigen Liegenschaft St.Alban-Graben 11 mit Schutt aufgefüllt. Der dort anstossende vordere Ramsteinerhof (Rittergasse 22/24) behielt vorderhand noch sein Grabenstück, wo der seit 1452 belegbare Garten Liegenschaftsbesitzer lag.
[7] Dieser Teil bis zum Kunos-Tor an der Rittergasse wurde erst zwischen 1815 und 1817 zugeschüttet. Der Abschnitt zwischen Tor und Rheinufer wurde bereits zuvor aufgefüllt.

Dieser Teil der Grabens von der Rittergasse zur heutigen Wettsteinbrücke beherbergte wie bereits erwähnt einst die Werkstatt des Büchsenmachers. Der Grabenabschnitt wurde ab dem 16. Jahrhundert auch "Harzgraben" genannt. 1643 erscheint eine Erklärung für den Namen. Offenbar wurden dort Harzringe für militärische Zwecke hergestellt. Dies waren mit Schwarzpulver gefüllte Leinwandsäcke die in Pech getränkt waren.
[8] Der Harzgraben wurde bis 1808 aufgeschüttet.[9]

Das durch die Auffüllung des Grabens gewonnene Terrain wurde als Bauland durch die Stadt an Privatleute versteigert. So entstanden die Liegenschaften St.Alban-Graben 5 und 7, die heute im Antikenmuseum aufgegangen sind. Beide Liegenschaften wurden an der mit dem Verschwinden des Grabens verbreiterten Strasse 1825/26 durch den Architekten Melchior Berri (1801-1854) erbaut.
[10] Es sind zugleich Zeugen des Wandels am ehemaligen Stadtgraben als auch des frühen Werkes von Berri.

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Beitrag erstellt 21.07.10

Anmerkungen:

[1] G. Helmig, Beitrag "Ein Aufschluss der Inneren Stadtmauer am St.Alban-Graben, St.Alban-Graben (A)/Rittergasse 20, 1990/25", in Abschnitt "II. Grabungs- und Foschungsberichte", publiziert im Jahresbericht 1990 der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt, Basel, 1992, Seite 27 Spalte 1

[2] A. Nagel, Beitrag "St.Alban-Graben", Abschnitt "Auf Burg - die Rittergasse und ihre Umgebung", publiziert in Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 7 (Altstadt Grossbasel I), Bern, 2006, Seite 242 Spalte 2

[3] C.A. Müller, Abschnitt "Albangraben und Aeschen-Schwibbogen", publiziert in Die Stadtbefestigung von Basel, Teil 2, 134. Neujahrsblatt der GGG, Basel, 1956, Seite 13

[4] R. Thommen, Urkunde 178, publiziert im Urkundenbuch der Stadt Basel, Band 10, Basel, 1908, Seiten 204 bis 205

[5] G. Helmig, Beitrag "Ein Aufschluss der Inneren Stadtmauer am St.Alban-Graben, St.Alban-Graben (A)/Rittergasse 20, 1990/25", in Abschnitt "II. Grabungs- und Foschungsberichte", publiziert im Jahresbericht 1990 der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt, Basel, 1992, Seite 27 Spalte 1

[6] G. Helmig, Beitrag "Ein Aufschluss der Inneren Stadtmauer am St.Alban-Graben, St.Alban-Graben (A)/Rittergasse 20, 1990/25", in Abschnitt "II. Grabungs- und Foschungsberichte", publiziert im Jahresbericht 1990 der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt, Basel, 1992, Seite 33 Spalte 1

[7] J. Haller, Urkunde 362, publiziert im Urkundenbuch der Stadt Basel, Band 7, Basel, 1899, Seite 485

[8] A. Nagel, Beitrag "St.Alban-Graben", Abschnitt "Auf Burg - die Rittergasse und ihre Umgebung", publiziert in Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 7 (Altstadt Grossbasel I), Bern, 2006, Seite 243 Spalte 1 so wie Anmerkung 623 Seite 558

[9] A. Nagel, Beitrag "St.Alban-Graben", Abschnitt "Auf Burg - die Rittergasse und ihre Umgebung", publiziert in Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 7 (Altstadt Grossbasel I), Bern, 2006, Seite 243 Spalte 2

[10] D. Huber, Beitrag "2 Wohnhäuser am St.Alban-Graben 5 und 7", in Unterabschnitt "Melchior Berri", in Abschnitt "Bauen im 19. Jahrhundert", publiziert im Architekturführer Basel, Basel, 1996, Seiten 109 und 110


Quellen:

Ulrich Barth, Beitrag "Die Grossbasler Rheinmauer zwischen Wettsteinbrücke und Mittlerer Brücke", publiziert im Basler Stadtbuch 1987, Christoph Merian Verlag, Basel, 1988, ISBN 3-856-16-033-7, Seiten 149 bis 158

Johannes Haller, Urkundenbuch der Stadt Basel, Band 7, herausgegeben durch die Historische und Antiqarische Gesellschaft Basel, Verlag R.Reich. Basel, 1899, Seite 485

Guido Helmig, Beitrag "Ein Aufschluss der Inneren Stadtmauer am St.Alban-Graben, St.Alban-Graben (A)/Rittergasse 20, 1990/25", publiziert im Jahresbericht 1990 der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt, herausgegeben von Rolf d'Aujourd'hui, Basel, 1992, ISBN 3-905098-11-3, Seiten 27 bis 34

Dorothee Huber, Architekturführer Basel, 2. Auflage 1996, herausgegeben vom Architekturmuseum in Basel, Basel, 1996, ISBN 3-905065-22-3, Seiten 109 und 110

Christian Adolf Müller, Die Stadtbefestigung von Basel, Teil 2, 134. Neujahrsblatt der GGG, herausgegeben von der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen, Kommissionsverlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1956, Seiten 12 bis 14

Anne Nagel, Beitrag "St.Alban-Graben", publiziert in Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 7, (Altstadt Grossbasel I), 2006, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern, 2006, ISBN 3-906131-84-X, Seiten 242, 243 und 558

Paul Roth, Die Strassennamen der Stadt Basel, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1959, Seite 14 (St.Alban-Graben)

Rudolf Thommen, Urkundenbuch der Stadt Basel, Band 10, herausgegeben durch die Historische und Antiqarische Gesellschaft Basel, Verlag Helbing & Lichtenhahn vormals Reich-Detloff, Basel, 1908, Seiten 204 bis 205

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