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Der Brunnen an der Augustinergasse
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Augustinergasse 1lageplan

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Ein Brunnen in der Augustinergasse tritt 1441 in Erscheinung, wobei erst 1461/62 konkret die Rede von "der Augustiner brunnen" ist. [1] Gespeisen wurde der Brunnen beim Kloster der Augustinereremiten vom Münsterbrunnwerk. Dessen hölzerne Teuchelröhren versorgten den Münsterhügel seit dem 13. Jahrhundert mit Wasser von St.Margarethen im Binningerbann. Sein Trog war, wie bei den meisten mittelalterlichen Brunnen Basels üblich, aus Holz. Er sei im 15. Jahrhundert sechseckig gewesen. [2]

Überliefert wäre, dass der Brunnen eine Röhre gehabt habe.
[3] Ob er einen geschmückten Stock hatte ist unbekannt. Die Vermutung dass den Stock eine Darstellung des heiligen Augustin krönte ist verlockend, bleibt aber Spekulation. Detaillierter greifbar wird die Gestalt des Brunnens erst im 16. Jahrhundert. Direkt neben dem Brunnen wurde 1468/69 ein zweiter städtischer Kornspeicher errichtet. [4] Dessen Bauinschrift ist noch heute mit zwei Löwen als Wappenhalter (aber verschwundenem Baselstab) zu sehen.

der brunnen an der augustinergasse um 1843 auf einer alten grafik

Der Brunnen an der Augustinergasse um 1843 vor seiner Verschiebung und der Verkleinerung des Beckens 1846, Blick vom Rheinsprung zum Münsterplatz | Lichtdruck v. Gebr. Bossert nach Johann Jakob Schneider (Sammlung altbasel.ch)

Der Basiliskenbrunnen des 16. Jahrhunderts

Im 16. Jahrhundert wurde der Brunnen umgestaltet. Er bekam einen achteckigen Steintrog und einen Brunnstock mit einem Basilisk als Basler Wappenhalter obenauf. Früher nahm man an, dass Stock und Basilisk um 1530, also direkt nach der Reformation entstanden seien.
[5] Heute hat sich aber die Vermutung durchgesetzt dass der Brunnstock um 1550 entstanden sei. Vergleiche mit dem Rebhausbrunnen an der Riehentorstrasse und dem Holbeinbrunnen in der Spalenvorstadt lassen diesen Schluss zu. [6]

Eine Stadtansicht von Matthäus Merian (1593-1650) um 1615
[7] zeigt dass sich der Brunnen damals scheinbar freistehend in der Gasse erhob, mit dem Brunnstock zum Rhein, und nahe einer gezinnten Mauer an der Rheinhalde. Eine andere Darstellung von Johann Jakob Neustück (1799-1867) um 1842 [8] offenbart eine Veränderung. Der Brunnen stand nunmehr mit dem Stock zum Münster dicht an der Wand eines Gebäudes, welches zwischenzeitlich vor der Mauer an der Rheinhalde zur Gasse hin erbaut wurde.

Die Umgestaltung von 1846

Der Brunnen, beziehungsweise der Brunnstock, hatte demnach zwischen 1615 und 1842 seine Position verändert. Er verengte bis zu diesem Moment, an der Stelle wo Martinsgasse, Augustinergasse und Rheinsprung aufeinander trafen, die Durchfahrt erheblich. Als das Augustinerkloster dem 1844/49 erbauten Museum von Melchior Berri (1801-1854) weichen musste, war der Brunnen im Weg. Er wurde 1846 mit einem halb so grossen Kalksteintrog direkt an die Fassade der Liegenschaft Augustinergasse 1 versetzt.

Dort steht er mit seinem Nebentröglein seither unnatürlich nahe an der Hausfassade. Damals erhielt der Brunnen sein Wasser bereits nicht mehr vom Münsterbunnwerk. Vielmehr wurde er, wie der Brunnen auf dem Martinskirchplatz und der Pisonibrunnen, vom St.Alban-Brunnwerk gespiesen. Im St.Albantal wurde mit einem 1837/39 eingerichteten aufwendigen System das Wasser der Haas'schen Quelle in die St.Alban-Vorstadt hochgepumpt, und entlastete das mittelalterliche Münsterbrunnwerk.
[9]

Im Jahr 1876 tauschte man den Basilisken durch eine Kopie aus. Das Original ist heute im Historischen Museum zu sehen. Der Brunnstock selbst wurde zweimal, 1926 so wie 1964, durch eine Kopie ersetzt. Untersuchungen am historischen Original machten im Jahr 1986 die Rekonstruktion ursprünglicher Farben möglich. Die Grundierung des Stocks bildete einst ein spezielles Rot mit einem Zug ins Violette, genannt caput mortuum. Das reiche Zierwerk des dreigliedrigen Brunnstocks wurde vergoldet.

Blattwerk so wie Körper des Basilisken sind in grün gehalten. Schnabel und Krallen wurden gelb, der Kamm rot bemalt. Das Wappen in den Basler Standesfarben Schwarz und Weiss ist mit vergoldeten Ornamenten an den Seiten geschmückt. Die Basiliskenskulptur auf dem Augustinerbrunnen könnte sein Vorbild im ähnlichen Gemeinschaftssignet der in Basel tätigen Buchdrucker Johannes Amerbach (ca 1440-1513), Johannes Petri (1441-1511) und Johannes Forben (ca 1460-1527) von 1511 haben.
[10]

der brunnen an der augustinergasse in basel

Der Brunnen an der Augustinergasse mit seinem Renaissance-Stock und dem verkleinerten Trog an seinem heutigen Standort

Beschädigt 2005

Es zeigte sich 2005, welch grosses Glück es war dass der originale Stock schon lange im Museum lagerte. Ansonsten wäre er heute ein Trümmerhaufen, wenn ihn nicht zuvor bereits die Unbilden der Witterung angenagt hätten. In jenem Jahr begab es sich nämlich, dass ein unbegabter Lastwagenfahrer den Brunnstock stark beschädigte und dem Basilisken den Garaus machte. Die Bildhauerkunst sorgte indes dafür, dass man nun wieder einem neu erstandenen Basilisken auf der Säule begegnen kann.

Zusammenfassung

Ein Brunnen in der Augustinergasse ist schon für das Jahr 1441 belegt. 1461/62 wird erstmals ein Brunnen der Augustiner genannt. Der Trog war vermutlich sechseckig und aus Holz. Sein Wasser bekam er vom Münsterbrunnwerk. Über den Brunnstock nicht nichts näheres bekannt. Im 16. Jahrhundert erscheint ein neuer Brunnen an diesem Ort. Er hatte einen acheckigen Steintrog und einen kunstvollen Brunnstock, den ein Basilisk mit Baslerwappen krönte. Der Brunnstock entstand nach heutiger Einschätzung um 1550.

Der Basilisk könnte von einem Buchdruckersignet aus dem Jahr 1511 inspiriert worden sein. Im 17. Jahrhundert stand der Brunnen frei in der Gasse und mit dem Brunnstock zum Rhein hin. Bis ins Jahr 1842 wurde er derart verändert, dass er dicht an einem rheinseitigen Gebäude stand, mit dem Stock zum Münster. Während der Museumsbaus an der Augustinergasse war der Brunnen dem Verkehr im Weg und wurde im Jahr 1846 umgestaltet. Er bekam einen neuen Trog aus Kalkstein der halb so gross ausfiel.

Der Brunnen wurde ferner direkt an die Hauswand Augustinergasse 1 gestellt. Nach 1839 wurde seine Wasserversorgung umgestellt. Er wurde nicht mehr vom mittelalterlichen Münsterbrunnwerk mit Wasser versorgt, sondern vom neuen St.Alban-Brunnwerk. Der originale Basilisk wurde 1876 durch eine Kopie ersetzt. Der Brunnstock musste zweimal, 1926 und 1964, ausgetauscht werden. Die letzte grössere Sanierung war nötig, nachdem 2005 ein Lastwagen den Brunnstock mit dem Basilisk stark beschädigt hatte.


details des brunnens mit basilisk auf dem brunnstock von 1550



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Beitrag erstellt 08.04.11 / Design überarbeitet 14.03.22

Anmerkungen:

[1] M. Möhle, Beitrag "Augustinerbrunnen", Abschnitt "Auf Burg - zwischen Münsterplatz und Martinskirche", publiziert in Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 7 (Altstadt Grossbasel I), Bern, 2006, Seite 257 Spalte 1 und Anmerkung 11 Seite 559

[2] A. Burger, Beitrag "Historische Brunnstätte Nr.34: Augustinergasse", Kapitel 5 "Grossbasler Brunnewerke im 15. Jahrhundert", publiziert in Brunnengeschichte der Stadt Basel, Basel, 1970, Seite 47

[3] A. Burger, Beitrag "Historische Brunnstätte Nr.34: Augustinergasse", Kapitel 5 "Grossbasler Brunnewerke im 15. Jahrhundert", publiziert in Brunnengeschichte der Stadt Basel, Basel, 1970, Seite 47

[4] R. Wackernagel, Kapitel 4 "Handel und Handwerk", 8. Buch, publiziert in Geschichte der Stadt Basel, Band 2/I, Basel, 1911, Seite 429

[5] Diverse Autoren, Unterabschnitt "Augustinergasse", Abschnitt "I - Von der Schifflände über den Rheinsprung zum Münster und zurück zum Rathaus", publiziert in Basel - die schöne Altstadt, Basel, 2. Auflage 1950, Seite 31 so wie R.B. Christ / P. Heman, Beitrag "Augustinerbrunnen", publiziert in Zauber der Basler Brunnen, Birkhäuser Verlag, Basel, 1967, Beitrag 10 (o.S.)

[6] M. Möhle, Beitrag "Augustinerbrunnen", Abschnitt "Auf Burg - zwischen Münsterplatz und Martinskirche", publiziert in Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 7 (Altstadt Grossbasel I), Bern, 2006, Seite 257 Spalte 2

[7] C.H. Baer, Abbildung 94, Beitrag "Kirche und Kloster der Augustiner", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 3, Basel, 1941, Seite 162

[8] C.H. Baer, Abbildung 95, Beitrag "Kirche und Kloster der Augustiner", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 3, Basel, 1941, Seite 167

[9] A. Burger, Beitrag "St.Alban-Brunnwerk", Kapitel 9 "1835-1863 - Suche nach Wasser", publiziert in Brunnengeschichte der Stadt Basel, Basel, 1970, Seiten 108 bis 122 so wie E. Golder, Unterabschnitt "4.2.5. Die vordere Spiegelmühle", Abschnitt "4.2. Die Lehen am vorderen Teich", Kapitel "4. Die Lehen und Gewerbe", publiziert in St.Alban-Teich - die Geschichte eines Gewerbekanals, Basel, 1986, Seiten 71 bis 74

[10] M. Möhle, Beitrag "Augustinerbrunnen", Abschnitt "Auf Burg - zwischen Münsterplatz und Martinskirche", publiziert in Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 7 (Altstadt Grossbasel I), Bern, 2006, Seite 257 Spalte 2


Quellen:

Casimir Hermann Baer, "Kirche und Kloster der Augustiner", publiziert in Die Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 3, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Birkhäuser Verlag, Basel, 1941, Seiten 162 und 167

Arthur Burger, Brunnengeschichte der Stadt Basel, herausgegeben vom Verkehrsverein Basel, Basel, 1970, Seiten 47, 108 und 122

Robert Balthasar Christ / Peter Heman, Zauber der Basler Brunnen, Birkhäuser Verlag, Basel, 1967, Beitrag 10 (o.S.)

Eduard Golder, St.Alban-Teich - die Geschichte eines Gewerbekanals, herausgegeben von der Korporation für die Nutzung der St.Alban-Teichs, o.V. Basel, 1986, Seiten 71 bis 74

Martin Möhle, Beitrag "Augustinerbrunnen", publiziert in Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 7, (Altstadt Grossbasel I), 2006, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern, 2006, ISBN 3-906131-84-X, Seite 257 und Anmerkung Seite 559

Rudolf Wackernagel, Geschichte der Stadt Basel, Band 2/I, Verlag von Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1911, Seite 429

Diverse Autoren, Basel - die schöne Altstadt, herausgegeben von der Vereinigung für Heimatschutz beider Basel, Wepf & Co, Basel, 2. Auflage 1950, Seite 31

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