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Der Orden der Johanniter
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Details zu den Wurzeln des 1206 in Basel auftretenden Johanniterordens liegen im Dunkeln. Es wird angenommen dass er auf Kaufleute aus Amalfi in der heutigen süditalienischen Provinz Salerno zurückgeht, die zwischen 1048 und 1071 ein Hospital für kranke und arme Pilger in Jerusalem gründeten. Die zum Spital gehörende Kirche war dem heiligen Johannes geweiht, womit sich der Ursprung des Ordensnamens erklärt.

Das Spital wurde von der Bruderschaft vom heiligen Johannes dem Täufer geführt, als dessen erster Leiter der Normanne Pierre Gerard (Gerhardus) überliefert ist, der später den Titel "Rektor" führte. Der Unterhalt des Spitals brachte diesen Johannitern auch den Beinamen "Hospitaliter". Jerusalem geriet zum Ende des 11.Jh in den Brennpunkt des ersten Kreuzzuges. Die Stadt wurde am 15.Juli 1099 durch christliche Kreuzfahrer erobert.

Im Jahr 1113 verlieh Papst Paschalis II. dem Hospital des heiligen Johannes zu Jerusalem ein Schutzprivileg. Damit war die Bruderschaft förmlich vom Papst anerkannt und wurde ihm zugleich unterstellt. Der Akt offenbart auch dass bereits mehrere Filialen des Spitals existierten. Weitere Hospitäler wurden nämlich für Bari, Otranto, Tarent, Messina, Pisa, Asti und Saint Gilles (in Südfrankreich) erwähnt.


Mönche werden zu Kriegern

Zum Schutz der christlichen Pilger auf ihren Wegen ins heilige Land stellten sich Ritter in den Dienst der Bruderschaft und des Spitals. Unter Raimund de Puy, dem Nachfolger von Frater Gerhardus, betrat die Bruderschaft neue Wege. Nach 1099 nannte sie sich "Ordo Militiae St. Johannis Baptistae Hospitalis Hierosolimitani" (Ritterorden von St.Johannes dem Täufer vom Hospital zu Jerusalem).

Das militärische Element gewann an Gewicht und die Spitalbruderschaft des heiligen Johannes wurde zum geistlichen Ritterorden. Symbol der Johanniter war das weisse Tatzenkreuz. Dessen acht Spitzen standen für die Seligpreisungen der Bergpredigt. Weiss stellte das Licht des Glaubens dar. Das Kreuz wurde auf einem schwarzen Mantel getragen. Im Kampf trugen die Ritter einen roten Rock mit weißem Kreuz.

Die Johanniter nahmen eine Ordensregel an, die vom Gedankengut der Augustiner und der Benediktiner beeinflusst war. 1137 bestätigte Papst Benedikt IX. diese Regel. Mitglieder des Ordens gelobten Armut und Ehelosigkeit und verpflichteten sich zum Schutz des Glaubens und zur Hilfe für die Bedürftigen. Die Grenze zwischen Mönchen und bewaffneten Rittern fiel. Der Johanniterorden verbreitete sich im Heiligen Land.


schrifttafel

Letzte Spur der Johanniter in Basel - Steinplatte mit der Bauurkunde des Komturs Hermann von Andlau von 1608. Rechts das Wappen der Andlau, links das weisse Tatzenkreuz der Johanniter auf rotem Grund.

Ausbreitung und Machtgewinn

Der Orden weitete seine Aufgaben im Kreuzfahrerreich auf dessen Verteidigung und der Sicherung heiliger Stätten aus. Er übernahm ab 1137 Festungen an den Grenzen des Reiches, begonnen mit der Burg Bethgibelin nahe Askalon. Es folgten weitere bis zur Mitte des Jahrhunderts, darunter die grossen Festungen Krak de Chevaliers, Margat und Belvoir. Die Johanniter bauten eigene Streitkräfte auf.

In Westeuropa wurde weitere Ordensritter rekrutiert. Das Engagement der Johanniter im Heiligen Land wurde zu einem grossen Teil durch Stiftungen in Europa finanziert. Fromme Gönner ermöglichten die steigende Einflussnahme des Ordens, der im 12.Jh zu einem mächtigen Faktor im Kreuzfahrerreich wurde. Wesentlicher Faktor des Erfolges war die Autonomie mit der die Johanniter im Heiligen Land handeln konnten.

Die Johanniter waren zwar Teil der Streitkräfte des Kreuzfahrerreichs. Da sie nur dem Papst unterstellt waren, entzogen sie sich dem Befehl lokaler Herrscher. Die Beteiligung der kampfstarken Johanniter an einem Feldzug konnte nicht einfach befohlen werden, man musste sie jedesmal aushandeln. Mit der Eroberung Jerusalems 1187 durch Sultan Saladin mussten der Ordenssitz nach Margat und dann nach Akkon verlegen.


Vertrieben aus dem Heiligen Land

Während des dritten Kreuzzuges soll 1190 als pflegende Bruderschaft der Orden der späteren Deutschritter entstanden sein. Rund siebzig Jahre zuvor wurde in Jerusalem der Orden der armen Ritter Christi (auch bekannt als Tempelritter) gegründet. Diese drei grossen Orden rangen um Macht und Einfluss, es herrschte bittere Rivalität zwischen den Johannitern und den beiden jüngeren Orden.

Mit dem Beginn der Belagerung von Akkon durch Al Aschraf Khalil am 5.April 1291 nahte das Ende des Kreuzfahrerreichs Die Lage wurde verzweifelt. Matthäus von Clermont, Grossmeister der Johanniter, leitete persönlich die Verteidigung eines Tors am 15.Mai. Drei Tage später kämpfte er gemeinsam mit Wilhelm von Beaulieu, dem Grossmeister der Templer, beim "verfluchten Turm" Akkons. Templer und Johanniter fochten Seite an Seite - am Abend waren beide Grossmeister gefallen.

Mit dem Fall Akkons als letzter Bastion der Kreuzfahrer im Heiligen Land verlegten die Johanniter ihren Sitz nach Zypern, bis sie sich 1309 auf Rhodos niederliessen, wo sie bis 1522 blieben. Nach der Aufhebung des rivalisierenden Ordens der Templer 1312 konnten die Johanniter grosse Teile von dessen Besitz an sich bringen und ihr Vermögen mehren. Mit der Eroberung durch die Türken verliess der Orden Rhodos und fand in Malta eine neue Heimat.

Die Johanniter hatten 1206 nationale Vereinigungen gebildet die man "Zungen" nannte. Die Zungen waren in Prioriate gegliedert, die sich ihrerseits in Balleyen und Kommende unterteilten. Der Beginn der Basler Kommende geht auf das Jahr 1206 zurück. Der Orden gab dem heutigen Quartier St.Johann seinen Namen. Von der Niederlassung des Ordens selber ist heute nichts mehr zu finden.




Querverweise:

>> Der Orden der Clarissen



Literatur:

Casimir Hermann Baer, Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 3, 1941, Birkhäuser Verlag, Seiten 428, 430 und 445

Aryeh Grabois, Enzyklopädie des Mittelalters, ohne Jahr, Atlantis Verlag, ISBN 3-7611-0726-9, Seite 317

Robert Payne, Die Kreuzzüge, 1988, Bastei Lübbe, ISBN 3-404-64080-2, Seiten 607, 608

Website der Johanniter (reformiert) unter: http://www.malteser.de/

Website der Malteser (katholisch) unter:http://www.malteser.de/

Ökumenisches Heiligenlexikon, publiziert in Internet unter: http://www.heiligenlexikon.de/index.htm?Orden/Johanniter.htm

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