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Das Hebelhaus
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Totentanz 2lageplan

Tram 11 - Universitätsspital / Bus 34,36 und 38 - Universitätsspital

Ein kleines Gartenhaus verehrte man lange aufgrund einer mittlerweile veralteten Deutung als die Geburtstätte des Poeten Johann Peter Hebel. Die Theorie hatte sich mit den Jahren so sehr durchgesetzt, dass sie 1861 dazu führte, dass man dieses heute verschwundene Häuschen (Hebelstrasse 3) mit einer Gedenkplatte versah und die Neue Vorstadt 1871 in "Hebelstrasse" umbenannte.

Das neue Geburtshaus Hebels

Erst im Jahr 1926 gelang es dank intensiven Forschungen des Mundartdichters Fritz Liebrich, den Standpunkt zu festigen dass Hebel im Haus am Totentanz Nummer 2 das Licht der Welt erblickte. Um das Jahr 1302, lange vor der Geburt des Dichters, gab es bereits ein Haus an dieser Stelle. Anno 1425 wird im Zinsbuch des Spitals ein Conrad Wäselin erwähnt, der hier wohnte.

hebelhaus gedenkplatte

Die Gedenkplatte, welche von 1861 an der im Jahr 1871 umbenannten Hebelstrasse am damals mutmasslichen Geburtshaus angebracht wurde. Heute hängt sie am Haus Totentanz 2.
Haus zum Ehrengut

Das Haus wurde seinerzeit als "Hus nebent dem Brotmeister und stosset uff den Rin." bezeichnet. Damit wird auch deutlich, dass im Haus nebenan ein Bäcker wohnte, der sein Handwerk gemäss den damaligen Vorschriften zur Brandverhütung in der Vorstadt ausüben musste. Für das späte 15.Jh ist der Name "zum Ehrengut" überliefert. Später kam die Bezeichnung "zum Kopf" hinzu.

Im Januar 1482 wechselte das Haus zum Ehrengut die Besitzerin. Elisabeth Mast verkaufte es für nur 10 Pfund an die Witwe Anna Kessler. Bei diesem Handwechsel ist zu erfahren, dass nebenan mit Konrad Lienhart noch immer ein Bäcker sein Domizil hatte. Das nächste mal erscheint das Haus im Rahmen eines gerichtlichen Streits 1524.

In den Haaren lagen sich damals Werlin Leberlin und Agnes Einfaltig. Streitpunkt war das "Privat", womit man offenbar die Toilette meinte. Aus dem Jahr 1526 wird berichtet, dass Andres Egli von Zürich das Haus an den Ratsherrn Hans Graf veräusserte. Die Rede ist dabei vom Haus im Wert von 80 Pfund welches zinsfrei sei, und das zwischen jenem des Werli Zimmermann und jenem des Bäckers Bath Sinner läge.

Erneuter Streit um die Toilette

Offenbar wurde das Haus im Jahr 1555 ganz oder teilweise umgebaut. Davon zeugt die im Türsturz am Totentanz eingehauene Jahrezahl. Erneut wurde das "Privat", aber auch ein Schweinestall, im Jahr 1583 zum Streitfall. Das Protokoll des Fünfergerichts im Fall Fridlin Brogli versus Conrad Labhardt, besagt dass die Toilette des Beklagten auf der Laube zum Rhein hinaus lag.

hebelhaus am totentanz

Links die Eingangspartie mit der eingehauenen Jahreszahl 1555 am Türsturz. Rechts das Hebelhaus am Totentanz wie es sich im Frühjahr 2004 zeigt.
Auch zehn Jahre später war es einmal mehr Ungemach, welches für eine Erwähnung des Hauses am Totentanz sorgte. Der Schneider Hans Speyr drohte 1593 damit die Apolonia Weinbrenner zu Betreiben, falls sie ihre Schulden nicht bezahle. Dabei erfährt man ferner, dass die Frau einst Wirtin war und dass unser Haus, in dem sie wohnte, nun "zum Kopf" genannt wurde.

Hebels Eltern als Mieter

Von einem anderen Schneider hört man 1747. Meister Sixt veräusserte das Haus, welches er 1730 gekauft hatte, an seinen Schwiegersohn den Schneidermeister Niklaus Riedtmann. In den 1750er Jahren vermietete er einige Räume des Hauses zum Kopf an einen Diener der im Hause von Major Johann Jakob Iselin vor dem St.Johanns-Tor angestellt war - einen gewissen Johann Jakob Hebel.

Der Herrendiener Hebel aus der Kurpfalz hatte im Anwesen Iselins mit der Hausangestellten Ursula Oertlin aus Hausen im Wiesental seine grosse Liebe gefunden. Während der Wintermonate verdingten sich die jungen Eheleute in Hausen mit Heimarbeit. Während der warmen Jahreszeit arbeiteten sie im Hause Iselin, wobei ihnen das Haus am Totentanz als Wohnlogis diente.

Traurige Kindheitserlebnisse

Hier wurde dann am 10. Mai 1760 Johann Peter Hebel geboren. Da der vorgesehene Patenonkel unerwartet ausblieb, erschien zur Taufe in der Peterskirche der Hausbesitzer Niklaus Riedtmann als Ersatzpate. Er sollte der geliebte "Vizegötti" des künftigen Dichters werden. Zeitlebens erinnerte sich Hebel liebevoll an sein Geburtshaus am Totentanz 2.

Von einer unbeschwerten Kindeheit kann weniger die Rede sein, denn Johann Jakob Hebel starb am 25. Juli 1761 in Hausen, als sein Sohn im zweiten Lebensjahr stand. Als Hebel dreizehn war sah er seine kranke Mutter sterben, in einem Ochsengespann auf der Strasse zwischen Brombach und Steinen, als sie unterwegs ins Heimatdorf Hausen war.

Hebel war in einer der Stuben auf der Rheinseite des Hauses geboren worden. Im Weinkeller sass er später oft mit Pfarrer Friedrich Wilhelm Hitzig zu einem "proteusischen" Stündlein bei einem guten Tropfen zusammen. Einen Weinkeller richteten sich auch Niklaus Riedtmann junior und dessen Gattin Elisabeth Löw im Haus zum Kopf ein.

Gutbesuchte Weinwirtschaft

Sie hatten das Haus 1792 von Riedtmann senior als Pfand für ein Darlehen von 600 neuen französischen Talern erhalten. 1798 ging die Liegenschaft dann ganz in ihren Besitz über. Der junge Riedtmann war wie Hebel in diesem Haus geboren worden, und hatte offenbar Mühe, alleine mit seinem Handwerk über die Runden zu kommen.

Er richtete im Haus am Totentanz 2 eine kleine aber gutbesuchte Weinwirtschaft ein, wobei der wohlsortierte Weinkeller einer der Schlüssel zum Erfolg gewesen sein muss. Johann Peter Hebel schwärmte noch 1825 von seinem Geburtshaus, welches er wünschte dereinst zu kaufen um dort als alter zufriedener Mann zu leben, und jeden Morgen die Kirche zu besuchen.

Sehnsucht nach dem Vaterhaus

Johann Peter Hebels Wunsch nach dem Ruhestand im Geburtshaus am Totentanz sollte unerfüllt bleiben. Er starb am 22. September 1826 in Schwetzingen, wo sich sein Grab befindet. Krank er war zuvor noch nach Heidelberg und Mannheim gefahren, um in Gymnasien Prüfungen zu besuchen. Das Haus zum Kopf hatte er letztmals 1812 besucht.

Über hundert Jahre blieb das Haus am Totentanz 2 im Besitz der Nachkommen von Hebels "Vizegötti" Niklaus Riedtmann. Es erfuhr 1840 einen Ausbau zum Rhein hin, wobei man dort Glaslauben anfügte. 1853 wurde der Wert des Hauses auf 9600 Franken geschätzt. Kurz zuvor waren neue Zimmer und Treppen darin eingerichtet worden. Einen weiteren Umbau gab es 1956.

Die vorangegangenen Umbauten und die Renovationen der Fassaden in den Jahren 1966 und 1979 wurden mit Geldern aus dem ehemaligen Basler Arbeitsrappen unterstützt. Mittlerweile findet man auch die einst lange Jahre an der Hebelstrasse angebrachte Gedenkplatte zum Geburtshaus von Johann Peter Hebel am heute anerkannten Ort seiner Geburt.



Interne thematische Querverweise:

>> Buchbinder Augustin Scholer. Gestalt aus Hebels "Erinnerung an Basel"

>> Z'Basel an mym Rhy ("Erinnerung an Basel", Gedicht von Hebel)



Quellen:

Hans Bühler, "Das Geburtshaus von Johann Peter Hebel am Totentanz", publiziert im Basler Stadtbuch 1966, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1965 Seiten 7 bis 12

Albert Gessler, "Hebelhaus und Hebeldenkmal", publiziert im Basler Jahrbuch 1901, herausgegeben von Albert Burckhardt und Rudolf Wackernagel, Verlag von R.Reich, Basel, 1901, Seiten 220 bis 232 (Bezüglich der Theorie des Geburtshauses in der Neuen Vorstadt)

Eugen Anton Meier, Verträumtes Basel, Birkhäuser Verlag, Basel, 1974, ISBN 3-7643-0730-7, Seite 132

Eugen Anton Meier, Der Basler Arbeitsrappen, Birkhäuser Verlag, Basel, 1984, ISBN 3-7643-1612-8, Seiten 293 bis 294

Fritz Meier, Basler Heimatgeschichte, 5. Auflage, Lehrmittelverlag des Kantons Basel-Stadt, Basel, 1974, Seiten 247 bis 250

André Salvisberg, Die Basler Strassennamen, Christoph Merian Verlag, Basel, 1999, ISBN 3-85616-104-X, Seite 203

Gustaf Adolf Wanner, Was Basler Gedenktafeln erzählen, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1964, Seiten 24 bis 25

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