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Das Thomas Platter-Haus
© by altbasel.ch

Gundeldingerstrasse 280

Tram 15 - Bruderholzstrasse / Bus 36 - Bruderholzstrasse

Eng mit der Person des Thomas Platter ist ein Gebäude verbunden, welches als einziges Baudenkmal des Gundeldingerquartiers gelten darf, das noch weitgehend aus der Renaissance stammt. Es handelt sich dabei um das Thomas Platter-Haus an der Gundeldingerstrasse. Die Liegenschaft war auch bekannt als das untere mittlere Gundeldingen und ist heute eines von zwei verbliebenen der einst vier Schlösschen die in dieser Gegend am nördlichen Fuss des Bruderholz standen.


Ursprung des Schlösschens

Die frühste Kunde von diesem Schlösschen stammt ziemlich sicher aus dem Jahr 1398, als dokumentiert wurde dass Edelknecht Rudolf von Arberg seine Besitzansprüche auf das Anwesen abtritt. Es handelte sich ursprünglich wohl um ein Weiherschloss welches von einer Mauer mit Zugbrücke und einem Wassergraben umgeben war. Heute lassen sich am Gebäude Elemente der Spätgotik erkennen, die mit Umbauten des 16.Jh vermischt wurden. Das Thomas Platter-Haus weist eine seltene Besonderheit auf.

plattnerhaus

Das Gundeldingerschlösschen von Süden her gesehen. Deutlich erkennt man hier den unteren Teil mit Steinmauern, und die obere Partie aus Fachwerk. Auf der linken Seite ist das Treppentürmchen aus Fachwerk mit kleinem Pyramidendach sichtbar.
Wenn ein oberes Stockwerk im Gegensatz zum Erdgeschoss in Fachwerk erstellt wurde, ragt es meistens leicht über die äussere Mauerflucht des unteren Geschosses hervor. Hier ist allerdings der Aufbau aus Fachwerk zurückgestellt und an der inneren Flucht der Mauer des Erdgeschosses orientiert. Dies legt die Vermutung nahe, dass auf das alte Erdgeschoss in späteren Zeiten ein Stockwerk aufgesetzt wurde, was auch den vollständig in Fachwerk erstellten Treppenturm erklären könnte.


Im Besitz von Thomas Platter

Aus der Hand von Ulrich Hugwald kaufte im Jahr 1549 Thomas Platter das Schlösschen mit zugehörigem Landgut zum Preis von 660 Gulden. Platter, der eine aussergewöhnliche Laufbahn vom Ziegenhüter im Wallis zum Rektor des Gymnasiums am Münsterplatz machte, hatte sich das Anwesen als behaglichen Landsitz ausersehen. Obschon von finanziellen Sorgen verfolgt, begann er sogleich mit Ausbau und Umbau seines neuerworbenen Besitztums.

Plattner liess die Arbeit mit den Brunnen beginnen, dann kamen Haus, Scheune, Stall, Reben und weiteres an die Reihe. Seine Begeisterung machte aus dem heruntergekommen Schloss eines der herausragensten Landgüter um Basel. Auf seinem Hof gab es Kühe, Kälber, Ochsen, Ziegen, Schweine, Gänse, Hühner, Tauben und Kaninchen. Der Weiher diente der Fischzucht und auch Obst wurde so reichlich geerntet, dass die Überschüsse in Basel auf dem Markt verkauft werden konnten.

Felix Platter übernahm von seinem Vater Thomas wohl das Landgut, aber nicht dessen Neigung zur Landwirtschaft. Noch zu dessen Lebzeiten unterstützte er seinen Vater bei der Erweiterung seines Besitztums. Auch züchtete der als Basler Stadtarzt in die Geschichte eingegangene Felix in Gundeldingen Zitronen-, Orangen- und Lorbeerbäume. Nachdem sein Vater verstorben war, veräusserte er jedoch das Landgut irgendwann vor 1596. Was blieb ist bis heute der Familienname.

Um 1830 wurde die Liegenschaft als ein Stegenhausgebäude in Riegel beschrieben, mit Anhanggebäude in Holz und Riegel, einer Scheune und doppelter Stallung aus Mauerwerk, einem Wohnhaus mit einem Stockwerk und Mansarden, zur Hälfte in Fachwerk, zur Hälfte in Mauerwerk. Seit den Tagen von Thomas Platter war einiges hinzugekommen. Im Jahr 1842 verkauften die Erben des früheren Eigentümers Samuel Hartmann das kleine Schloss ans Bürgerspital, welches die Liegenschaft bis 1958 besass.

details

Zwei Ansichten der Westfassade des Gebäudes. Man kann hier das ganz aus Fachwerk erbaute Treppentürmchen sehen, welches unter der Treppe im Erdgeschoss einen Abtritt hatte. Rechts ist die Tür im Detail zu sehen, am Türsturz kündet die Jahreszahl 1674 von einem Umbau.
Vor dem Abbruch gerettet und renoviert

Auf den Wiesen des Gutes grasten Kühe welche Milch für das Spital lieferten. Um 1927 wurde berichtet, dass Patienten sich oft besonders lobend über die wohlschmeckende Milch von den Gundeldingermatten äusserten. In den 60er Jahren war das Landgut derart verlottert, dass man über einen Abriss nachzudenken begann. Dass das Haus heute noch steht ist nur einem engagierten Kreis von Heimatschützern und dem Allgemeinen Konsumverein Coop zu verdanken. Sie retteten das historische Gebäude vor dem Abbruch.

Die "Stiftung Thomas Platter Haus" ermöglichte es, dass bis 1974 das letzte Schlösschen in Gundeldingen Aussen wie Innen renoviert wurde. Bis Frühjahr 2006 hatte in der Liegenschaft Gundeldingerstrasse 280 das Rektorat der Primarschule Grossbasel-Ost ihren Sitz. Sie teilte das Haus mit dem Unfalldezernat der Staatsanwaltschaft Basel-Stadt, die im mutmasslich jüngeren ersten Stock (Fachwerk) ihre Räumlichkeiten hat. Heute befindet sich im Erdgeschoss eine therapeutische Praxis.




Querverweis zum Quartier Gundeldingen-Bruderholz:

>> Herkunft des Namens Hechtliacker

>> Virtueller Rundgang durch den Wasserturm

>> Batterie und Wehrmännerdenkmal auf dem Bruderholz



Literatur:

Das Bürgerhaus in der Schweiz, Band XXII - Kanton Basel-Stadt, 1.Teil, 1926, Orell Füssli Verlag, Seite 37 sowie Tafeln 66 und 67

Eugen A.Meier, Der Basler Arbeitsrappen, 1984, Birkhäuser Verlag, ISBN 3-7643-1612-8, Seiten 110 bis 112

Eugen A. Meier, Basel Einst und Jetzt, 3.Auflage 1995, Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-85815-266-3, Seiten 90 bis 91

Dorothee Huber,Architekturführer Basel, 2.Auflage 1996, Herausgegeben vom Architekturmuseum in Basel, ISBN 3-905065-22-3, Seiten 58 bis 59

Hans Eppens, Baukultur in alten Basel, 1974, Verlag Frobenius AG Basel, Seite 5/2

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