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Zum Sausenberg und zum Sausewind
© by altbasel.ch

St.Alban-Vorstadt 5 und 7

Tram 15, 2 - Kunstmuseum

Die heutige Liegenschaft an der St.Alban-Vorstadt 5 hat Wurzeln die bis ins 13.Jh zurückgehen. Anno 1284 erhob sich an dieser Stelle ein Haus, welches mit Abgaben zugunsten des nahen Klosters St.Alban belegt war. Es gehörte der Witwe des Wernher Bischoff und war bis ins 15.Jh als "Bischoffin Hus" bekannt.


Häuser der Beginen

Zu den Bewohnern im 14.Jh gehörten auch Beginen (religiöse Gemeinschaft von Frauen ohne Ordensanschluss) die in Basel mehrere Sitze hatten. Wo heute das Haus Nummer 5 steht, gab es einst zwei Häuser. Unterschiedliche Kellerpartien und Gewölbe zeugen noch heute davon und Akten des späten 14.Jh belegen dies.

haus zum sausenberg

Das Haus zum Sausenberg (Nr.5) mit seiner Westfassade die nach 1953 von Giovanni Panozzo gestaltet wurde. Noch sichtbar ist das Nachbarhaus zum Sausewind (Nr.7), welches hier niedriger aussieht als es mit seinem Satteldach wirklich ist.
Vom benachbarten Haus St.Alban-Vorstadt 7 ist bekannt, dass es Anno 1320 erstmals als "Haus Gesingen" auftaucht, und dass es mit Zins zugunsten der Barfüsser belegt war. Auch hier lebten im 14.Jh Beginen, die das Zinsbuch des Klosters St.Alban 1366 als "Konversen von Gesingen" nennt.

Beide Häuser, "Bischoffin Hus" wie auch "Haus Gesingen", waren mit einem gemeinsamen Dach versehen und teilten sich einen Brunnstock und den Garten zum Rhein hin. Die Häuser hatten vermutlich schweren Schaden beim Erdbeben 1356 und dem folgenden Brand genommen. Der Stadtbrand 1417 brachte grosse Zerstörung.

Die Beginen wurden im Laufe der Zeit immer mehr angefeindet und sogar der Bischof von Basel wandte sich gegen sie. 1405 wurden sie vom Bischof exkommuniziert, worauf viele Frauen die Gemeinschaft verliessen. Sechs Jahre später verjagte man die übrigen Beginen aus Basel und konfizierte ihre Liegenschaften.


Niedergebrannt

Beim Brand von 1417 gingen viele Häuser der St.Alban-Vorstadt in Flammen auf. Auch das Haus Gesingen und gewiss auch Bischoffins Hus brannten nieder. Der Küfer Conrad von Gelterkinden liess das Haus mit seiner Frau Agnes wieder aufbauen. Dafür zeigten sich ihm die Barfüsser erkenntlich.

Die Beginen waren in geistlichen Belangen den Barfüssern (Franziskaner) untertan. Nach dem Verschwinden der Beginen gingen deren Häuser an die Barfüsser, die nunmehr die Verwaltung besorgten. Sie überliessen dem Küfer das Haus zu einem Zins von zwei Pfund und sechzehn Schilling.

Der Küfer von Gelterkinden wohnte noch Jahrzehnte im Haus Gesingen, denn 1450 wird erwähnt, dass er seiner zweiten Gattin Ennelin Haus und Hofstatt zu St.Alban vermache. Sie vermachte ihm im Gegenzug ihren Besitz. Nur noch einige Jahre lebten dann die Eheleute in ihrem Haus an der St.Alban-Vorstadt.

sich vom garten aus

Der Blick auf beide Häuser aus dem rheinseitigen Garten. Links neben der Tordurchfahrt das Haus zum Sausewind (Nr.7) welches hier deutlich höher erscheint als von der Strasse her. Rechts davon das Haus zum Sausenberg (Nr.5) und ganz rechts die etwas schiefe Orangerie.
Neue Besitzer wurden 1457 der Schindler Hans Zschampirin und seine Frau. Die Geschwister vom Zschampirin veräusserten das Haus an einen Kaplan des Domstifts, Niklaus Heimersdorf. Er tauschte die Liegenschaft wiederum gegen ein Haus am St.Alban-Graben, womit das Haus Gesingen in die Hand von Domkaplan Johannes Knebel kam.


Ein neuer Name erscheint

Das benachbarte "Bischoffins Hus" wechselte derweil den Namen. Ohne besondere zusätzliche Ausführungen, wird die Liegenschaft im Jahr 1446 unter dem Namen "zum Sausenberg" erwähnt. Der Ursprung dieser Bezeichnung ist wohl in der nahen Marktgrafschaft Baden zu suchen, wo sich bei Kandern das Schloss Sausenberg erhob.

Möglicherweise stand das Haus einst in irgend einer Beziehung mit einem Zweig des marktgräflichen Hauses, welches in Basel mehrfach seine Spuren hinterlassen hat. Der Name der heutigen Burgruine Sausenberg verlor mit den Jahren seine Bedeutung als Hausname, denn um 1771 wurde er zu "Sausewind" verfälscht.

Der Hausname zum Sausenberg wurde der Liegenschaft St.Alban-Vorstadt 5 erst nach der Übernahme durch die Christoph Merian Stiftung 1955 zurückgegeben. Zugleich erhielt das lange ohne Name gebliebene Nachbarhaus (Haus Gesingen) den Namen zum Sausewind. Dabei sei bemerkt, dass von 1590 bis 1738 beide Häuser unter dem Namen Sausenberg vereinigt waren.


Durch Umbauten verbunden...

Die beiden Häuser gingen nach der Reformation aus dem Besitz der Barfüsser in private Hände über. Da sie ab 1590 den selben Eigentümern gehörten, wurden sie durch bauliche Massnahmen im inneren miteinander verbunden. Zu den frühen Privatbesitzern gehörte der Kaufmann Reinhard Wasserhuhn, der sich 1609 das Leben nahm.

die orangerie

Die Orangerie im Garten lag bis 1938 an der Trennlinie zur benachbarten Liegenschaft Nr.1. Wie die ganze Liegenschaft wurde auch sie durch die Stiftung renoviert.
Die Erben verkauften das Haus zum Sausewind 1644 an den Schwiegersohn Wasserhuhns, den Spezierer und Gewürzhändler Germanus Iselin. Dieser erwarb das Haus jedoch nicht für sich selber, er liess vielmehr seinen Sohn Reinhard Iselin, Professor an der Universität Basel, darin wohnen. Nach dessen Tod 1668 erwarb Jakob von Waldkirch das Haus.

Auf den Stadtplänen von Matthäus Merian aus dem 17.Jh treten uns die beiden Häuser Nr.5 und 7 als eine Liegenschaft mit traufständigem Hauptbau an der St.Alban Vorstadt entgegen. Der Garten zum Rhein hin wies einen niedrigeren Flügelbau mit eigenem Satteldach auf, der an einen Treppenturm am Hauptbau anschloss.

Beide Häuser waren um 1710 im Besitz des Juristen Tobias Obrecht. Er liess im Garten an der Rheinhalde ein kleines Gebäude erstellen, zum Ärger des Nachbarn der deshalb vor Gericht zog. Obrechts Witwe wurde 1738 ebenfalls von einem Nachbarn vors Fünfergericht gezerrt, eventuell im Zusammenhang mit der Trennung der beiden Häuser.


...und wieder getrennt

Wohl waren die Häuser nun im Inneren wieder getrennt, aber sie befanden sich im ausgehenden 18.Jh noch immer in der selben Hand. Zunächst gehörten sie dem Zuckerbäcker Wernhard Burckhardt, der das grosse Haus 1771 unter dem verfälschten Namen "zum Sausewind" an Hauptmann Johann Rudolf Frey veräusserte.

Zuckerbäcker Burckhardt selber zog sich ins kleinere der beiden getrennten Häuser zurück, wo er von finanziellen Nöten gepeinigt 1774 verblich. Die grosse Liegenschaft zum Sausewind wurde in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts im Barockstil umgebaut. Bis heute gibt dieser Eingriff dem Gebäude seinen Charakter.

Das Haus Nr.5 kam 1837 in den Besitz von Gedeon Burckhardt-Bachofen, dem Sohn des Johann Rudolf Burckhardt der den "Kirschgarten" erbauen liess. Gedeon diente seiner Stadt als Kriminalrichter, Angehöriger des Kleinen Rats sowie als Deputat der Kirchen und Schulen. Er hinterterliess das Haus 1848 seinem Sohn Alfred Burckhardt.

Um 1870 gehörte das Haus Nr.5 zum Sausewind dem Bandfabrikanten Emil Thurneysen, der zugleich Eigentümer des kleinen Nachbarhauses Nr.7 war, welches mittlerweile namenlos war. Ihm folgte als Eigentümer Theophil Vischer, der im Sausewind wohnte und das kleine Nebenhaus Nr.7 vermietete. 1903 zog dort ein besonderer Untermieter ein.

der brunnen im garten

Brunnen im rheinseitigen Garten der Liegenschaft. Bereits im 14.Jh wurde erwähnt, dass das "Bischoffins Hus" (Nr.5) und das "Haus Gesingen" (Nr.7) einen gemeinsamen Brunnstock hatten.
Hermann Hesse als Mieter

Der Poet Hermann Hesse wollte hier den ersten Versuch machen "geschmackvoll und würdig zu wohnen". Er mietete ein Zimmer welches ihm besonders gefiel. Hesse zog 1904 schon wieder aus, denn des Dichters Frieden wurde bereits frühmorgens durch rumpelnde Fuhrwerke gestört, die vom St.Alban-Tor am Haus vorbei zum Markt fuhren.

Zu jener Zeit war das Haus zum Sausewind noch ein Reihenhaus. Bis zur Verbreiterung der Wettsteinbrücke erhob sich nämlich westlich von ihm ein Haus, welches bis 1938 Sitz des Erziehungsdepartments war. Mit seinem Abriss zeigte das Haus zum Sausewind als neuer Beginn der Vorstadt dem nahen Brückenkopf die kahle Trennmauer.

Diese Mauerpartie, fachmännisch Brandmauer genannt, wurde durch den Architekten Giovanni Panozzo neu gestaltet, nachdem die Christoph Merian Stiftung das Haus übernommen hatte. So strahlt heute diese Fassade dieselbe barocke Würde aus, wie jene die der St.Alban-Vorstadt zugewandt ist. Doch nun zurück zur Familie Vischer.

Der drittgeborene Sohn von Theophil Vischer, Alfred Vischer, war Direktor der Gesellschaft für Holzstoffbearbeitung. Zu seiner Zeit war das Haus zum Sausewind in zwei Hausnummern geteilt, Nr. 3 und Nr.5. St.Alban-Vorstadt Nr.1 bildete das 1938 abgerissene Nachbarhaus. In jenen Tagen als dieser Abbruch geschah, starb auch Alfred Vischer.


Sitz der Christoph Merian Stiftung

Im Haus zum Sausewind hatte danach für einige Zeit die Schola cantorum basiliensis ihren Sitz. Die 1933 von Paul Sacher ins Leben gerufene Hochschule für Alte Musik wurde 1954 in die Musikakademie Basel eingegliedert. Sie verliess ihr Domizil als 1953 das Haus zum Sausewind und das Nachbarhaus Nr.7 in den Besitz der Christoph Merian Stfitung übergingen.

Im Besitz der Stiftung erfuhren beide Häuser Renovationen. Wie erwähnt gestaltete Giovanni Panozzo die reizlose Brandmauer zur Wetteinbrücke neu. Auch im Garten wurde die Orangerie so wie das Gartenhäuschen an der Rheinhalde restauriert. Letzteres ist mit seinen zwei Geschossen und seinem Türchen zum Rheinufer hinab ein Unikat in Basel.

Zur Einweihung 1955 hatten die beiden alten Häuser wieder einen Namen. Der Nr.5 wurde der historische Name "zum Sausenberg" zurückgegeben. Die lange namenlose Nr.7 erbte den zuvor nebenan genutzten Titel "zum Sausewind". Wie schon 1590, erfolgten 1976 Innenumbauten welche beide Häuser erneut zu einem Gebäude verbanden.

So ist heute die Verwaltung der Christoph Merian Stiftung wohl in zwei Häusern mit verschiedenen Hausnummern daheim. Jedoch waren die beiden Häuser, begonnen bei den Beginen des 14.Jh, immer wieder durch gemeinsame Besitzer oder durch Türen im Inneren miteinander verbunden.

Literatur:

Paul Roth, "Das Haus zum Sausenberg" im Basler Jahrbuch 1957, 1956 Verlag von Helbing & Lichtenhahn, Seiten 62 bis 67

Rudolf Suter, Die Christoph Merian Stiftung 1886 - 1986, 1985, Christoph Merian Verlag, ISBN 8-856-16-025-6, Seiten 201 bis 203

Gustav Adolf Wanner, Häuser Menschen Schicksale, Band 1, 1985, Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-85815-126-2, Seiten 26 bis 29

Gustav Adolf Wanner, Häuser Menschen Schicksale, Band 3, 1988, Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-85815-173-4, Seiten 13 bis 15
Das Bürgerhaus in der Schweiz, Band XXIII - Kanton Basel-Stadt, 3.Teil und Kanton Basel-Land, 1931, Orell Füssli Verlag, Seite 50 sowie Tafel 41

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