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Das Haus zum hohen Dolder
© by altbasel.ch

St.Alban-Vorstadt 35

Tram/Bus Aeschenplatz und Kunstmuseum

Einst war das längst verschwundene Haus zum alten Esel, gegenüber der Galizianmühle (wo heute das Papiermuseum daheim ist) Treffpunkt der Müller und anderer Gewerbetreibender am Teich im St.Alban-Tal. Eine Urkunde von 1494 nennt sie die Leute "unter dem Berg". Es war wohl dieses Haus in dem ihre Stube lag, welches der Gesellschaft den Namen "zum Esel" gab. Im Jahr 1489 ordnete der Rat die Vereinigung mit den "Leuten auf dem Berg" (St.Alban-Vorstadt) an.
haus zum hohen dolder

Das Haus zum hohen Dolder (hervorgehoben) in der St.Alban-Vorstadt. Diese Perspektive zeigt die Tiefe des relativ grossen Altstadtgebäudes. Der Dachstuhl hat mehrere Ebenen.
Die rivalisierenden Gruppen sollten in einer Gesellschaft zusammengebracht werden. Sie bezogen gemeinsam ein zugewiesenes Lokal im Lindenturm, der zur rheinseitigen Stadtmauer gehörte. Nach dem Brunnen bei diesem Turm nannte man sich nun "Gesellschaft zum Lindenbrunnen". Nach einem Brand im Turm 1492 musste sich die Vorstadtgesellschaft eine neue Heimat suchen, und fand diese im Haus "zum Tolden", welches sie für ihre Zwecke mieten konnte.


Johannes zum Tolden

Im Jahr 1503 konnte die Gesellschaft das Haus (eigentlich zwei Häuser) als neuen Stammsitz erwerben. Nach diesem Haus benannte sich die Gesellschaft nun "zum hohen Dolder". Das traufständige Haus mit seinen drei Geschossen und dem auffallend hohen Dach bestand im 14.Jh noch aus zwei einzelnen Häusern. 1349 wird von einem Haus berichtet, welches an die heutige Nr.37 anstiess. Neben ihm erhob sich stadtwärts ein zweites Haus, von dem 1366 die Rede ist.

Die Häuser erhielten ihren Namen von einem Johannes zum Tolden. Dieser entrichtete damals als Nutzer der Häuser dem Kloster St.Alban, welches die Grundherrschaft innehatte, Abgaben in Bargeld und Naturalien. Eines der Häuser vermietete Verena zum Tolden, wohl eine Erbin von Johannes, 1392 an Henman zu Allenwinden. Das Geld liess sie für eine Jahrzeit dem Steinenkloster zukommen. Nach dem Tod Verenas ging das Haus wohl ganz ans Steinenkloster über.

Ein Indiz für die Übernahme durch das Kloster findet sich 1434, als dieses die Liegenschaft an den Münchensteiner Rebbauern Lienhard Rutsch verlieh. 1459 erwarb Ritter Konrad von Ramstein dann das Haus. Ab 1467 ist belegbar, dass er auch das zweite Haus "zem Tolden" besass. Beide Häuser wurden zur heutigen Nr.35. Konrad vom Ramstein hatte es oft versäumt die Zinsen mit denen die Liegenschaften belastet waren an das Kloster St.Alban zu bezahlen.


Von der Vorstadtgesellschaft erworben

Ramstein wurde mehrfach betrieben. Mit dem Einverständnis des Klosterschaffners durfte er beide Häuser dann 1503 für 80 Pfund an die Gesellschaft zum Lindenbrunnen verkaufen. Die Häuser die 1503 von der Gesellschaft unter dem Namen "zum Tolden" erworben wurden, umfassten auch jeweils einen Garten zum Rhein hin. Bereits vor dem Kauf wurden Umbauten im Inneren getätigt, davon zeugt die Jahreszahl 1502 an einer gotischen Fenstersäule im ersten Stock.

In dieser Zeit dürfte die grosse Stube des Gesellschaftshauses entstanden sein. Das nun als eine einzige Liegenschaft geltende Haus zum hohen Dolder erfuhr 1545/47 umfassende Umbauten. Die Maler Maximiliam Wischack aus Schaffhausen und Mattäus Han wurden beigezogen, um das Haus zu schmücken. Wischack stellte auf der Ostwand der grossen Stube Tells Apfelschuss, den Tellensprung und den Rütlischwur dar. Später wurden die Bilder übermalt.

Die Renovation des Hauses wurde beim Neujahrsmahl 1548 von 109 anwesenden Gästen bei einem üppigen Bankett gefeiert. Grosse Kosten mit der Liegenschaft kamen im 17.Jh auf die Gesellschaft zu. Viel Geld musste ausgegeben werden, um die marode Stützmauer an der Rheinhalde zu sichern. Die Ausgaben überstiegen den Kaufpreis des Hauses fast um das zehnfache. Eine Einnahmequelle für die Gesellschaft bot die Vermietung einzelner Räumlichkeiten.


Umbauten und die Not der Gesellschaft

Zeitweise nutzte das Spital das Erdgeschoss des Hauses als Kornlager, wofür der Gesellschaft 1 Pfund Miete pro Jahr zu entrichten waren. Im Jahre 1777 gelangten die Meister der Gesellschaft ans Fünfergericht in einer Sache ihren Stubenknecht betreffend. Das für bauliche Fragen zuständige Gericht wurde um die Erlaubnis ersucht, dem Stubenkecht Ulrich Maring im Haus zum hohen Dolder den Einbau einer Bäckerei und einer Küche zu erlauben.

details

Links das 1935 aufgemalte Hauszeichen - die hohe Tanne mit langem Stamm. Rechts der Eingang zum Gesellschafthaus. Durch das eisenvergitterte Oberlicht wird das Innere erhellt.
Der Umbau sollte es ihm ermöglichen, im Haus als Pastetenbäcker zu arbeiten. Dies illustriert, wie weit man bereit war das Haus anderen Nutzungen zu öffnen. Mit der Staatsumwälzung 1798 kamen Zeiten der Unsicherheit. Die Zukunft der Gesellschaft war so ungewiss wie der weitere Besitz des Hauses. Dieses diente 1798/99 französischen Besatzungstruppen als Kantonnement. Dadurch entstandene Schäden musste die Gesellschaft auf eigene Kosten reparieren lassen.

Im März 1804 bestätigten die Behörden der Stadt der Gesellschaft dass sie das Haus auch künftig behalten dürfe, aber für seinen Unterhalt aufkommen müsse, ohne von der Stadt dafür Geld zu verlangen. Das gehörig heruntergekommene Haus hatte während der Besatzungszeit wie gesagt zusätzlich Schaden genommen. Das Haus zum hohen Dolder brauchte dringend eine Renovation, und dazu fehlten der Gesellschaft die benötigten finanziellen Mittel.


Brauerei und Kinderhort

Es wurde beschlossen das historische Silbergeschirr zu verkaufen, was 1071 Pfund einbrachte, womit die wichtigsten Reparaturen durchgeführt wurden. Doch es musste weiterhin nach Geldquellen Ausschau gehalten werden. Die Zeiten grosser Mähler waren mit dem Silbergeschirr verflossen. Bald war das Haus die einzige Liegenschaft im Besitz der Gesellschaft. Doch weiterhin hatte lange Zeit der Stubenknecht die Stube für die Vorstadtgenossen zu heizen.

Dafür hatten diese ihm das sogenannte Heizgeld zu entrichten, dessen Höhe vom Holzpreis abhing. Das schon zuvor praktizierte Vermieten von Teilen des Hauses erwies sich als hilfreich. Bereits im Jahr 1802 hatte man Johann Georg Salathé erlaubt den Waschofen des Hauses in einen Ofen zur Bierbrauen umzubauen. Dafür sollten jährlich sechs Louisdor Zins entrichtet werden. Im Hinterhaus gab es in der Zeit zwischen 1807 und 1817 eine Brauerei.

Die Nachfolge des Bierbrauers trat Stubenverwalter Lotz an, der als Wirt tätig war. Auf ihn geht eine 1832 im Hof eingebaute Kegelbahn zurück. Das Haus zum hohen Dolder bot im 19.Jh diversen Einrichtungen und Institutionen Obdach. Anno 1850 mietete der Frauenverein Lokalitäten im Haus der Gesellschaft. Ein Zimmer diente als Kleinkinderschule. Diese Kleinkinderschule des Quartiers St.Alban wurde im Jahr 1910 vom Staat übernommen.


Neu entdeckte Malereien

In der grossen Stube der Gesellschaft war ab 1904 eine Nähschule untergebracht. Ferner gab es eine Kochschule die von der Gemeinnützigen Gesellschaft unterhalten wurde. Im Winter wurde das Haus zum hohen Dolder auch als Kinderhort genutzt. Ein Nebenbau der Liegenschaft diente als Magazin für die Brandbekämpfung in der St.Alban-Vorstadt. Bis 1868 hatten dort die Wassersäcke für die Löschketten, die Wasserspritze und anderes Löschgerät ihren Platz.

staffelfenster

Die zu einem Band zusammengefassten dreiteiligen gotischen Staffelfenster im ersten Stock. Hinter ihnen liegt die grosse Stube. Zusammen mit einem Saffelfenster nebenan bilden sie das dominante horizontale Element der Fassade.
Hier unterhielt dann die Gemeinnützige Gesellschaft später eine Speisehütte für Fabrikarbeiter. Noch im eingehenden 20.Jh besassen die Gewerbetreibenden des St.Alban-Teiches (es wurden ihrer immer weniger) das Recht den Gesellschaftssaal im hohen Dolder zu nutzen. Das Haus wurde 1906 restauriert. Eine umfassendere Sanierung, betreut von Architekt Rudolf Grüninger, folgte 1935/37. Im Erdgeschoss entdeckte man gemalte Wappenschilder aus dem 16.Jh wieder.

Sie waren in späteren Jahren übertüncht und vergessen worden. Nach diesem Fund untersuchte man die Wände der grossen Stube im ersten Stock, und tatsächlich traten dort die Tellgemälde von Maximiliam Wischack aus den 1540er Jahren zutage. Zwar waren die Malereien schlecht erhalten, aber sie konnten auf Kosten der Freiwilligen Basler Denkmalpflege restauriert werden. Heute gehört die Fassade des Hauses zum gewohnten Gesicht des Quartiers.

Die Staffelfenster im ersten Stock zeigen wo die Vorstadtgesellschaft zum hohen Dolder noch heute ihre Stube hat. Das Haus wurde im ausgehenden 20.Jh für rund 400'000 Franken letztmals renoviert. Der hohe Dolder in der St.Alban-Vorstadt ist heute immer wieder für verschiedene Anlässe genutztes Lokal, seien es Referate oder Versammlungen. Es ist also nach wie vor Leben im Stammhaus der gleichnamigen Vorstadtgesellschaft.




Querverweis zum Lindenturm:

>> Der Lindenturm am Mühlenberg



Literatur:

Gustav Adolf Wanner, Zunftkraft und Zunftstolz, 1976, Birkhäuser Verlag, ISBN 3-7643-0856-7, Seiten 235 bis 237

Robert Schiess, Die Zunft-und Gesellschaftshäuser der Stadt Basel, 2001, Schwabe & Co AG, ISBN 3-7965-1889-3, Seiten 56 bis 57

Gustav Adolf Wanner, Häuser Menschen Schicksale, Band 1, 1985, Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-85815-126-2, Seiten 42 bis 43

E. Blum und Th. Nüesch, Basel Einst und Jetzt, Eine kulturhistorische Heimatkunde, 1913, Verlag Hermann Krüsi, Seite 38

René Teuteberg, Das Kloster St.Alban und die Vorstadtgesellschaft zum hohen Dolder, 1992, Christoph Merian Verlag, ISBN 3-85616-050-7, Seiten 35, 43 bis 46 und 62 bis 66

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