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Veranstaltungshinweis:

Traditionelles Einläuten der Basler Herbstmesse 2023

Am Samstag dem 28. Oktober 2023 um 12.00 Uhr wird zu St.Martin die zweiwöchige Basler Herbstmesse mit dem "Mässgleggli" im Kirchturm eingeläutet.

Der neue Messeglöckner Florian von Bidder wird aus dem Turm ins Horn blasen und den Handschuh zeigen, empfiehlt es sich, schon um 11.30 Uhr auf dem Martinskirchplatz zu sein um einen guten Platz zu kriegen.




Abgesagte Basler Herbstmessen
aktueller Bezug: Absage der Herbstmesse 2020 wegen COVID-19

© by altbasel.ch

Die Basler Herbstmesse war 1471 als Handelsmesse entstanden, welche die hiesige Wirtschaft beleben sollte, die nach dem Ende des Konzils von Basel in eine Flaute geraten war. Daher war sie lange vom Handel und weniger von der Schaustellerei geprägt wie heute. Ihr Charakter brachte mit sich, dass Handelsherren von weit her nach Basel zur Messe kamen um Geschäfte zu machen.

In Zeiten von Epidemien lief die Herbstmesse deswegen Gefahr, zu einem Ansteckungsherd zu werden. Die Handelsstadt ignorierte lange aus wirtschaftlichen Gründen die Risiken in Seuchenzeiten. So wurde während der heftigen Pest von 1563/64 die Herbstmesse durchgeführt als wäre nichts geschehen. Der spätere Ratsherr Andreas Ryff (1550-1603) steckte sich damals als Tuchhändlergehilfe an.

Einen Wandel im Umgang mit der Seuche brachte erst die Pest von 1667/68, als es die Nachbarherrschaften waren, die das bekanntermassen nachlässige Basel an den Grenzen isolierten. Von aussen abgeschnitten setzte nun ein Umdenken ein, welches danach dafür sorgte dass die Stadt künftig vorbildlich für ihre strengen Massnahmen bei der Seuchenbekämpfung wurde.

Absage wegen Pest 1721/22

Ende Mai 1720 legte in der Hafenstadt Marseille ein Schiff an, welches Waren für die Handelsmesse In Beaucaire geladen hatte. Im Hafen von Livorno in der Toskana war das Schiff zuvor abgeweisen worden, denn es kam von syrischen Häfen in denen die Pest umging. Auf der Seereise waren bereits einige Leute an Bord des Handelsschiffes an der Pest gestorben.

Die Hafenverwaltung von Marseille schickte das Schiff in Quarantäne zur Insel Pomègues. Erst am 3. Juni durfte es im Hafen anlegen. Rund zehn Tage später konnten Passagiere mit Waren das Schiff verlassen. Die Quaratänefrist wurde missachtet. Eine Woche später registriert man in Marseille die ersten Todesfälle die der Pest zuzuweisen waren. Die Hospitäler füllten sich rasend schnell.

Im September war die Sterberate auf 1000 Tote pro Tag angestiegen. In Marseille machte sich Panik breit und es folgten all jene Schrecknisse und Grausamkeiten die man von der Pest des Mittelalters her kennt. Unbestattete Leichen, Plünderungen, ausgestossene Kranke. Über 30'000 Menschen sollten sterben. Die Nachrichten von der Pest in Marseille verbreiteten sich bis Basel.

Die Herbstmesse 1720 hatte bereits begonnen, als Basel nach Warnschreiben aus dem deutschen Reich so wie Zürich und Bern beschloss sie abzubrechen. Die Händler mussten ihre Ware einpacken und die Stände wurden abgebaut. Ein schmerzlicher Entscheid, aber angesichts der anhaltenden Pest in Marseille wollte man nicht riskieren, die Pest durch Besucherströme in die Stadt zu holen.

Im Sommer 1721 war die Pest in Marseille praktisch erloschen und der Handel war zaghaft wieder in Gang gekommen. Dennoch sagte Basel auch die Herbstmesse 1721 ab und fühlte sich darin bestätigt, als Marseille im April 1722 von einer zweiten Pestwelle heimgesucht wurde. Diese war weit milder als die erste, aber der Schrecken sass tief. Sicherheitshalber sagte Basel auch die Messe 1722 ab.

Absage wegen Cholera 1831

In China und in Russland brach 1826 die Cholera aus. Die zur Niederschlagung des Novemberaufstandes in Polen eingesetzten russischen Truppen schleppten die Seuche in Europa ein. Sie wurde in Warschau registriert, danach in Berlin und in Hamburg. Obwohl es warnende Stimmen gab, nahm man in Europa die Gefahr lange nicht ernst. Im Winter 1831/32 gelangte sich bis nach Frankreich.

Dort machte man sich noch über die Cholera lustig, nannte sie ein Phantom und trieb Scherz und Spott während des Karnevals darüber. Dann begannen die Armen zu sterben, die von unsauberem Trinkwasser abhängig waren. Bis April hatte die Seuche in Frankreich 12'800 Leben ausgelöscht und sie wütete weiter. Die überforderten Behörden spielten das Unübersehbare herunter.

Bevor Frankreich die Gefahr richtig erkannt hatte, waren in Basel bereits Massnahmen ergriffen worden. Die Sanitätsbehörden empfahlen dem Rat die Messe abzusagen. Im September 1831 verbot dieser die Durchführung der Herbstmesse. Basel verzeichnete keine Cholerafälle (dagegen wüteten 1830 der Typhus und 1832/33 die Pocken). 1855 sollte die Stadt ihre einzige Choleraepidemie erleben.

Absage wegen Spanischer Grippe 1918

Die Spanische Grippe trägt ihren Namen zu Unrecht denn sie wurde 1918 von amerikanischen Truppen aus den USA eingeschleppt. Die Pandemie sollte mehr Menschenleben fordern als der damals tobende Erste Weltkrieg. In Basel wurden die ersten Grippefälle im Juni bei Wehrmännern der Bahnhofswache registriert. Dann stellte man sie in den Hotels um den Bahnhof fest.

Die Grippe breitete sich in der Stadt aus und im Juli 1918 erkannte man, dass die Verläufe plötzlich aggressiv und tödlich wurden. Die Sommerferien der Schulen wurden bis August verlängert und eine Meldepflicht eingeführt. Die erste Welle liess nach und man öffnete die Schulen wieder. Eine zweite Welle brach herein und erreichte ihren Höhepunkt im Oktober.

Unter diesen Eindrücken wurde am 17. Oktober 1918 (zehn Tage vor Beginn) die Herbstmesse abgesagt. Für viele Messefahrer war dies ein harter Schlag, denn schon seit Kriegsbeginn 1914 war die Messe nur in reduziertem Umfang auf einem Teil des Petersplatzes abgehalten worden. Die Spanische Gruppe sollte in Basel rund 770 Menschenleben fordern und erlosch im Frühling 1919 allmählich.




Beitrag erstellt 01.07.20

Quellen:

Sabine Braunschweig, Beitrag "Opfer treuer Pflichterfüllung - Der Einsatz des Pflegepersonals bei der Grippepandemie in Basel 1918 und 1919", Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, Band 114, herausgegeben von der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft, Schwabe Verlag, Basel, 2014, ISBN 978-3-7965-3367-9, Seiten 334 bis 336. Seiten 143 bis 165.

Albrecht Burkhardt, Demographie und Epidemiologie der Stadt Basel während der letzten drei Jahrhunderte 1601-1900, Universitätsbuchdurckerei Friedrich Reinhardt, Basel, 1908, Seiten 31, 50. 51, 57, 58

Markus Fürstenberger, 500 Jahre Basler Messe, Verlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1971, Seite 77 und 120

Jacques Ruffié / Jean-Charles Sourina, Die Seuchen in der Geschichte der Menschheit, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2. Auflage 1993, ISBN 3-423-30066-3, Seiten 56 bis 58 und 68 bis 73

engel

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