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Krawall und Tumult im alten Basel
© by altbasel.ch

Auch wenn viele Leute glauben, dass früher alles besser gewesen sei als heute, kam es im Laufe der Geschichte immer wieder zu Krawallen welche denen unserer Tage ebenbürtig sind oder sie sogar übertrumpfen. Einige Auschreitungen sind nachfolgend aufgelistet (rote Titel verlinkt mit erweiterten Beiträgen):

1274 Verwüstung der Bischofspfalz

Im Streit zwischen Kaiser Friedrich II. (1194-1250) und Papst Innozenz IV. (ca 1195-1254) hatte sich die Stadt Basel auf die Seite des Kaisers geschlagen, während Lütold II. von Rötteln (gestorben 1249) als Bischof von Basel für den Papst Partei ergriff. Der Konflikt verschärfte sich, als der Bischof alle Anhänger des Kaisers exkommunizieren liess. Die Situation eskalierte in der Folge. In der Bevölkerung wuchs die Verbitterung bis sich der Zorn entlud.

Im ersten Halbjahr 1247 rotteten sich kaiserlich gesonnene Bürger zusammen um auf den Münsterhügel zu ziehen. Der Bischof befand sich vermutlich grade ausserhalb der Stadt. Doch fiel seine Resident beim Münster, die bischöfliche Pfalz, dem Volkszorn zum Opfer. Sie wurde vom Mob regelrecht zerstört. Der Papst verhängte daraufhin über Basel das Interdikt und stellte den machtlosen Bischof 1248 kalt. Im selben Jahr beugte die Basel dem Papst.

1376 - Böse Fasnacht

Am Fasnachtsdienstag 26. Februar 1376 hielt Herzog Leopold III. von Österreich (1351-1386) mit seiner adligen Entourage ein Turnier auf dem Münsterplatz ab. Etwas an diesem Anlass wurde von der Basler Bürgerschaft als provokant empfunden. Unvermittelt läutete die Sturmglocke und die wehrpflichtigen Männer eilten auf die Zünfte um sich zu bewaffnen. kehrten sie auf den Münsterplatz zurück und gingen gewaltsam gegen den Herzog und seinen Adel vor.

Bei dem Aufruhr auf Münsterplatz und im Eptingerhof an der Rittergasse kamen mehrere Menschen ums Leben. Der Herzog entkam über den Rhein. Nach Untersuchung der Ausschreitungen wurden zwölf hauptbeteiligte Basler Bürger vor dem Rathaus enthauptet. Über die Stadt selbst wurde die Reichsacht verhängt, womit die Handelsstadt zu Recht- und Wehrlos erklärt wurde. Es brauchte ein gutes Jahrzehnt, bis sich die Situation Basels wieder normalisierte.

1757 - Krawall am Blumenrain

Die traditionsschwere Feindschaft zwischen Kleinbasel und der Steinenvorstadt gipfelte am Fasnachtsdienstag 1757 am Blumenrain in wüsten Szenen. Der Fasnachtszug der Kleinbasler mit Vogel Gryff, Wild Maa und Leu traf auf den Zug der Steinlemer. Wegen eines Lehrlings der den Zug wechseln wollte kam es zu einem Streit. Damals war es der militärischen Tradition wegen üblich, zu fasnächtlichen Umzügen der Quartiere Waffen mitzuführen.

Das Wortgefecht mündete in Handgreiflichkeiten bei denen mit Hellebarden, Säbeln und Musketen dreingeschlagen wurde. Zum Glück hatte man bei solchen Zügen nie Munition dabei. Die Kleinbasler zogen als Sieger mit erbeuteten Steinlermer-Musketen zurück über die Rheinbrücke. Am Nachmittag provozierten einige übermütige Kleinbasler mit einem Tambouren, angetan mit Grenadieruniformen und Säbeln, beim einstigen Steinenkloster einen kleinen Nachkrawall.

1823 - Aufruhr in der Steinenvorstadt

Im Haus zum Alder kam im Juli es zu einem mehrtägigen Familienstreit. Dieser ging so laut von statten, dass sich vor dem Haus immer zahlreicheres Publikum versammelte, unter dem sich auf viele Studenten befanden. Die Stimmung kippte über zum Tumult, so dass zwei Polizisten geschickt wurden um für Ruhe zu sorgen. Der Volksauflauf ging langsam auseinander, traf sich am nächsten Abend aber erneut zu noch mehr Krawall mit über 1000 Beteiligten.

Ein Grosseinsatz der Polizei konnte erst nach 22 Uhr für Ruhe sorgen. Sicherheitshalber besetzte ein Zug der Basler Standekompagnie (kantonales Berufsmilitär) die Steinenvorstadt. Bis zum Einbruch der Dunkelheit herrschte Ruhe, aber dann kam es erneut zu Ausschreitungen. Polizei und Militär gelang es unter Mühen mit Zwangsmassnahmen die streitfreudige Menge zu zerstreuen. Das Nachspiel des Steinenkrawalls spielte sich vor den Schranken des Gerichts ab.



Beitrag erstellt 11.03.23

Quellen:

Markus Fürstenberger, 175 Jahre Basler Polizei, Friedrich Reinhard Verlag, Basel 1991, ISBN 3-7245-0738-0, Seite 39 (zu 1823)

Paul Koelner, Die Basler Fastnacht, herausgegeben vom Fasnachts-Comité, Universtitätsbuchdruckerei Friedrich Reinhardt, Basel, 1913, Seiten 16 bis 20 (zu 1757)

Eugen Anton Meier, "Die Fasnacht im alten Basel", publiziert in Die Basler Fasnacht, herausgegeben vom Fasnachts-Comité, Basel, 2. Auflage 1986, ISBN 3-9060-7200-1, Seiten 50 bis 51 (zu 1757)

Rudolf Wackernagel, Geschichte der Stadt Basel, Band 1, Verlag von Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1907, Seiten 20 so wie 26 bis 29 (zu 1247) so wie Seiten 295 bis 297 (zu 1376)

Katja Zimmer, "in bökenwis und in tüfels hüten", 183. Neujahrsblatt der GGG, Schwabe Verlag, Basel, 2005, ISBN 3-7965-2092-8/ISSN 1423-4017, Seite 71 (zu 1376)

engel

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