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Das Aeschenbollwerk
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Aeschengraben / Centralbahnplatz

Tram & Bus - Bahnhof SBB


Das grösste Bollwerk der Stadtmauer

Das Strassburgerdenkmal in der Elisabethenanlage ist ein Wahrzeichen des Centralbahnplatzes. Kaum jemand der es sieht ahnt, dass sich an seiner Stelle einmal ein Bollwerk der äusseren Basler Stadtmauer befand. Es verschwand im 19. Jahrhundert um wie der benachbarte Gottesacker der Münstergemeinde zur Grünanlage umgestaltet zu werden. Das Bollwerk entstand um 1549/54.

das aeschenbollwerk auf einem stich um 1640

Das Aeschenbollwerk um 1640 mit den Wällen zum Aeschentor und zum Elisabethenbollwerk (heutige Strassennamen zur Orientierung) Für grössere Ansicht mit Erklärungen Bild anklicken | Stich von Matthäus Merian

In der Wachtordnung von 1374 erscheint ohne Namen ein Wehrturm in der Stadtmauer, der zu einer Dreiergruppe von Türmen zählte, deren zunftweise Bewachung den Gärtnern, Scherern, Malern und Sattlern übertragen war. Der Turm musste um 1549 dem Bau des Aeschenbollwerks weichen. Man nannte es "Grosses Bollwerk" oder auch "Grosses Rondell", was etwas über seine Dimensionen verrät.

Es war mit einem Durchmesser von etwa 38 Metern das grösste der Bollwerke in der Basler Stadtmauer. Auf dem Niveau des Fundamentes waren seine Mauern 6 Meter dick. Der mächtige hufeisenförmige Mauerring war mit Erde verfüllt. Darauf wurde eine runde Wehrplatte errichtet. Sie bot Platz für mehrere Geschütze, die durch den Zinnenkranz hindurch das Vorfeld unter Feuer nehmen konnten.

Das Bollwerk bildete die südliche Ecke des äusseren Basler Mauerrings. Am heutigen Aeschengraben zog sich die anstossende Stadtmauer zum Aeschentor hin. Auf der anderen Seite verlief ein Wall zum nahen Elisabethenbollwerk, das etwa zur gleichen Zeit angelegt wurde. Eine Rampe mit Tor führte von Westen her auf das Werk. Über sie konnten Kanonen auf die Wehrplatte geschafft werden.

Wegen seiner Lage kam dem Werk eine besondere Funktion zu. Der Basler Künstler Emanuel Büchel (1705-1775) vermerkte auf einer Zeichnung von 1745, dass auf dem Werk die "Lossungs Stuck" stünden (Signalkanonen). Dies hiess, dass von hier aus die Alarmierung der ländlichen Herrschaft mit Signalschüssen erfolgte. Die Hochwachten im Baselbiet nahmen diese auf und gaben sie weiter.

das aeschenbollwerk um 1745

Das Aeschenbollwerk 1745 vom Elisabethenbollwerk aus, nach Emanuel Büchel. Man erkennt den Zinnenkranz mit den Geschützscharten. Links der Harzturm

Quelle: Das grosse Rondell, 1745.6.12 , Staatsarchiv Basel-Stadt, Signatur BILD Falk. Fa 3, 5

Grünanlage ersetzt Bollwerk

Das Ende des Bollwerks kam im 19. Jahrhundert. Zunächst wurde zur Erweiterung des 1817 eröffneten Gottesackers Erdreich von den Wällen abgetragen. Das Werk blieb weiter in Gebrauch und erscheint 1849 in einer Liste. zur Stadtbefestigung als "Aeschenbollwerk sambt einem Wachtstüblein". 1858 wurde im Rahmen der Entfestigung Basels der Abriss des Bollwerks beschlossen.

Das Areal war zwischenzeitlich nämlich für die Eisenbahn interessant geworden. Vor dem Bollwerk war ein Bahnhof geplant (dessen Nachfolger der heutige Bahnhof SBB ist). Zu seiner Erschliessung musste die Stadtbefestigung weichen. 1858/59 wurden die Stadtgräben aufgefüllt. Das Bollwerk riss man 1861 ab. An seiner Stelle steht heute das 1895 eingeweihte Strassburgerdenkmal.


Zusammenfassung

Zur Verstärkung des mittelalterlichen Mauerrings entstand um 1550 am Ort eines älteren Wehrturms ein Bollwerk an der Südecke der Stadtmauer. Es war das grösste seiner Art in der ganzen Mauer und trug im Laufe der Zeit Bezeichnungen wie "Grosses Bollwerk", "grosses Rondell" und schliesslich "Aeschenbollwerk". Mit einem Durchmesser von 38 Metern diente es als Geschützplattform.

Auf dem Bollwerk standen im 18. Jahrhundert auch jene Kanonen, mit deren Signalschüssen man die Hochwachten in der Baselbieter Herrschaft alarmierte. Zudem gab es eine kleine Wachtstube. Mit dem Abbruch der Stadtmauer und dem Bau des Bahnhofs kam 1861 der Abriss des Aeschenbollwerks. An seiner Stelle steht heute das Stassburgerdenkmal in der Elisabethenanlage.


Beitrag erstellt 16.05.21

Quellen:

Guido Helmig / Christoph Philipp Matt, Beitrag "Inventar der Basler Stadtbefestigung - Planvorlage und Katalog, 1. Die landseitige Äussere Grossbasler Stadtmauer", publiziert im Jahresbericht 1989 der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt, herausgegeben von Rolf d'Aujourd'hui, Basel, 1991, ISBN 3-905098-10-5, Seite 117 bis 118

Christian Adolf Müller, Die Stadtbefestigung von Basel, Teil 2, 134. Neujahrsblatt der GGG, herausgegeben von der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen, Kommissionsverlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1956, Seiten 32 bis 33

Jochen Wiede, Beitrag "Die Elisabethenanlage als garten- und kulturgeschichtliches Denkmal von städtebaulicher Bedeutung" publiziert im Basler Stadtbuch 1989, Christoph Merian Verlag, Basel, 1990, ISBN 3-856-16-038-8, Seiten 149 bis 153

o.A. Fundbericht 1972, in Jahresbericht 1972 der Archäologischen Bodenforschung, publiziert in der Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, 73. Band, Verlag der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft, Basel, 1973, Seiten 227 bis 228 (Funde Centralbahnplatz beim Strassburgerdenkmal)

engel

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