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Egolfstor / Leimentor
Auf der Lyss, Einmündung Schützengraben
Abgebrochen 1861
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Tor der Vorstadtbefestigung
Als Grossbasel noch von der erweiterten Stadtmauer des Bischofs Burkhard von Fenis (gestorben 1107) umschlossen war, errichteten vor ihren Toren die Vorstädte eigene Befestigungen. Auch die Spalenvorstadt hatte eine solche eigene "Stadtmauer". Ein Teil davon war das so genannte Egolfstor. Es erscheint erstmals um 1290/95 in den Urkunden und wurde wohl kurz zuvor erbaut.
Das Vorstadttor befand sich auf der heutigen Lyss. Es hatte seine Bezeichnung von einem Mann namens Egelolph (Varianten "Egenolph" und "Egclof"), der Zunftmeister der Gärtner gewesen sei und um 1280-1300 beim Tor gelebt habe. Beim Bau der äusseren Stadtmauer nach dem Erdbeben 1356 wurde es in diese integriert, verlor aber seine Torfunktion; wurde verschlossen und zum Mauerturm.
Die um 1399 vollendete neue Stadtmauer schlug im Verlauf vom Egolfstor zum Spalentor einen merkwürdigen Bogen. Bis dahin verlief sie vom Steinentor und seinen Bollwerken her gerader Linie. Wieso keine gerade Linie direkt zum Spalentor? Der Bogen mit dem Egolftor als Angelpunkt ist ein Indiz dafür, dass die neue Mauer sich hier an der alten Vorstadtbefestigung orientierte.
Das vermauerte Egolfstor im 17. Jahrhundert mit dem nach rechts verlaufenden Mauerbogen Richtung Spalentor (heutige Strassennamen zur Orientierung) Für grössere Ansicht mit Erklärungen Bild anklicken | Stich von Matthäus Merian
Die neue Stadtmauer bekam auf ganzer Länge Zunft- und Anwohnerkontingente zugeteilt, die einzelne Abschnitte zur Bewachung übernahmen. Noch während des Mauerbaus entstand die Wachtordnung von 1374. Da es schon früher bestand, wird das Egolfstor darin auch erwähnt, im Gegensatz zu anderen, unvollendeten Toren. Seine Bewachung war darin der Zunft der Grautücher übertragen.
Das Egolfstor der Vorstadtmauer wurde mit der Verschliessung zum späteren Egolfsturm. Geschichtsforscher Christian Adolf Müller (1903-1974) erwähnt 1955 in seinem Werk zur Basler Stadtbefestigung, dass das Egolfstor 1434 zugemauert worden sei. Träfe dies zu, hätte dieser kleine Stadtausgang Richtung Leimental nebst dem nahen Spalentor noch über dreissig Jahre fortbestanden.
Eine Urkunde von 1459 nennt an Stelle des Tors schliesslich einen "Eglofsthurm", was unterstreicht dass kein Durchgang mehr vorhanden war. Spätere Nennungen als Tor sind vermutlich nur noch als Fortnutzung des alten Namens zu verstehen. Der Turm wurde später als mehrgeschossiges Wohnhaus genutzt, wobei bis zu seinem Abriss der vermauerte stadtseitige Torbogen sichtbar blieb.
Erneute Öffnung
Als im 19. Jahrhundert auf dem Mostacker vor der Stadt neue Häuser entstanden, kam erneut das Bedürfnis nach einem nahen Stadteingang auf. Der alte Torturm habe um 1840 wieder einen Durchgang gehabt, der für einige Zeit genutzt worden sei. Das ehemalige Egolfstor trug damals die neue Bezeichnung "Leimentor". Das Basler Militärkollegium hatte den Bau zuvor als "Lyssthurm" verzeichnet.
Der Lokalchronist Eugen A. Meier (1933-2004) hielt dazu fest, dass das Kollegium den Wunsch hatte, den Turm zu kaufen. Das alte Egolfstor war nämlich Privatbesitz, was für einen Angelpunkt der Stadtmauer ungewöhnlich war. Erst mit dem allmählichen Abbruch der Mauer erwarb die Stadt 1861 die Liegenschaft mit der Hausnummer 367 für 40'000 Franken, um sie kurz darauf abzureissen.
Das Leimentor auf der heutigen Lyss um im 19. Jahrhundert und die selbe Stelle heute. Bild anklicken für Vergrösserung | Lichtdruck nach Johann Jakob Schneider (Sammlung altbasel.ch)
Zusammenfassung
Das Egolfstor entstand im 13. Jahrhundert als Teil der Befestigung der Spalenvorstadt. Diese lag damals vor der Stadtmauer des 11./13. Jahrhunderts. Den Namen hatte das Tor von einem Zunftmeister der dort lebte. Nach dem Erdbeben 1356 baute Basel eine neue Stadtmauer welche die Vorstädte mit einschloss. Das Egolfstor wurde in diese Mauer integriert und später verschlossen.
Das zugemauerte alte Stadttor ging in Privatbesitz über und wurde als Wohnhaus genutzt. Mit der Besiedlung der Areale vor der Mauer wurde im 19. Jahrhundert das alte Tor wieder mit einem Durchgang versehen und diente nun um 1840 zeitweise als "Leimentor". Mit dem Abriss der Mauer nach der Jahrhundertmitte kaufte die Stadt 1861 auch das Tor um es kurz darauf abzubrechen.
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Beitrag erstellt 26.07.24 | Korrektur Quellen 12.08.2024
Quellen:
Casimir Hermann Baer, Abschnitt "Die Entfestigung" in Kapitel "Basels Befestigungen", publiziert in Kunstdenkmäler des Kantons Basel-Stadt, Band 1, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Birkhäuser Verlag, Basel, 1932, Seite 172 (Abrissjahr)
Daniel Albert Fechter, "Topographie mit Berücksichtigung der Cultur- und Sittengeschichte", publiziert in Basel im vierzehnten Jahrhundert, herausgegeben von der Basler Historischen Gesellschaft, H. Georg's Verlag, Basel, 1856, Seite 77 (Vorstadtbefestigung Spalen) und 114 (Name Eglofstor)
Guido Helmig / Christoph Philipp Matt, Beitrag "Inventar der Basler Stadtbefestigung - Planvorlage und Katalog, 1. Die landseitige Äussere Grossbasler Stadtmauer", publiziert im Jahresbericht 1989 der Archäologischen Bodenforschung des Kantons Basel-Stadt, herausgegeben von Rolf d'Aujourd'hui, Basel, 1991, ISBN 3-905098-10-5, Seiten 82 (Lageplan) so wie 99 bis 100
Eugen Anton Meier, Basel Einst und Jetzt, Buchverlag Basler Zeitung, Basel, 3. Auflage, 1995, ISBN 3-85815-266-3, Seite 172
Christian Adolf Müller, Die Stadtbefestigung von Basel, Teil 2, 134. Neujahrsblatt der GGG, herausgegeben von der Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen, Kommissionsverlag Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1956, Seite 38
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