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Der reformierte Bildersturm in Basel 1528/29
© by altbasel.ch

Während der Reformation vernichtete der sogenannte Bildersturm in der Stadt Basel zahlreiche Kunstwerke welche Kirchen und Klöster zierten. Das Phänomen des Bildersturmes als Zerstörung religiöser Darstellungen in Gotteshäusern war keine auf Basel beschränkte Erscheinung. Auch in Zürich, Bern oder St.Gallen vernichteten Anhänger der Reformation Bilder und Statuen. Der Reformator Ulrich Zwingli (1484-1531) lehnte die Verehrung Gottes in der Gestalt von Bildern als Götzendienst ab.

Diese Sichtweise war eine Basis des Bildersturmes. Erste Zerstörungen in Basel gab es am 10. April 1528. In der Martinskirche wurden an diesem Karfreitag Bilder von Altären gerissen und auf einen Haufen geworfen. Der Basler Reformator Johannes Oekolampad (1482-1531), Leutpriester zu St.Martin, distanzierte sich von diesem Akt. Dennoch drangen am folgenden Ostermontag rund 30 Männer in selber Absicht in die Kirche des Augustinerklosters ein. Die Bilderstürmer wurden auf Geheiss des Rates festgenommen.

Auf Druck einflussreicher Gesinnungsgenossen wurden sie allerdings wieder auf freien Fuss gesetzt. Der Rat liess sie nicht nur laufen; sondern gab dazu noch ein weitgehendes Versprechen ab. Er kündigte an, dass die Behörden das Zierwerk aus den Gotteshäusern von St.Martin und St.Leonhard sowie in der Barfüsserkirche und jener der Augustiner enfernen würden. Im Spital sollte dasselbe geschehen. Zu St.Leonhard und in der Barfüsserkirche wurden aber in den Kapellen und im Chor die Zierden belassen.

Überzeugte Kirchgänger des alten Glaubens sollten dort weiterhin Andacht halten können. Während der Predigten mussten aber diese Teile der Kirchen verschlossen werden. Höhepunkt des Bildersturmes war am Montag nach Herrenfasnacht; dem 8. Februar 1529. Um 06.00 Uhr versammelten sich rund 800 Bürger in der Barfüsserkirche. Sie beschlossen Vertreter ins Rathaus zu schicken, um dem Rat ihre Forderungen vorzulegen. Von den Kanzeln sollten nur noch reformierte Geistliche predigen.

Ausserdem sollte ein Dutzend Ratsherren aus ihren Ämtern entlassen werden, da sie der alten Geistlichkeit nahe standen. Ferner sollten die Zunftvertreter im Rat von allen Zunftangehörigen gewählt werden, nicht bloss vom Vorstand. Die Forderungen wurden mit einer martialischen Geste unterstrichen. Zahlreiche Bürger besetzten das Zeughaus am Petersplatz, wo sie sich kriegsmässig bewaffneten. Sie brachten Artillerie auf dem Kornmarkt vor dem Rathaus in Stellung und verschlossen die Stadttore.

Beginn im Münster

Hunderte verbrachten um ihre Wachtfeuer geschart die Nacht zum 9. Februar in Waffen auf dem Kornmarkt unter den Augen der Räte. Bürgermeister Heinrich Meltinger (gestorben 1531) floh in einem Nachen über den Rhein. Der Rat beugte sich schliesslich dem Druck und ebnete der Reformation den Weg. Gegen 13.00 Uhr soll sich indes eine Gruppe von 40 Bewaffneten vom belebten Marktplatz ins Münster begeben haben. Ein Zunftbruder habe dort mit der Hellebarde ein Altarbild angestossen.

Das Bild sei daraufhin zu Boden gefallen und zerbrochen. Danach hätten die Bewaffneten wieder das Münster verlassen, welches sogleich von den Kaplänen verschlossen wurde. Am Münsterberg seien den Zurückkehrenden rund 200 Gesinnungsbrüdern auf dem Weg zum Münster begegnet. Die ganze Gruppe wäre daraufhin auf den Münsterplatz marschiert, wo sie sich vor den verriegelten Portalen der Kirche versammelt habe. Zornig hätten sie an die unerwartet verschlossenen Tore gepoltert.

Schliesslich sei die bewaffnete Gruppe gewaltsam durch aufgebrochene Tore in das Münster eingedrungen, um mit ungebändigter Raserei Kruzifixe, Marienbilder und Heiligendarstellung zu zerschlagen und zertreten. Die Männer wären über die Altäre hergefallen und hätten sich in blinder Zerstörungslust ergangen. Im weiteren Verlauf des Nachmittags weitete sich der Bildersturm aus. St.Ulrich an der nahen Rittergasse wurde verwüstet. Weiter ging es nach St.Alban, St.Peter und in die Predigerkirche.

zerstoertes grabmal im muensterkreuzgang

Detail des Grabmals von Wolfgang von Utenheim im grossen Münsterkreuzgang. Noch heute sieht man, dass besonders die Kreuzigungsgruppe während des Bildersturms 1529 zerschlagen und schwer beschädigt wurde.

Der katholische Gelehrte Erasmus von Rotterdam (ca 1465-1536) beschrieb den Bildersturm zu Basel in einem Brief vom 9. Mai 1529 folgendermassen:

"...Von Standbildern wurde nichts unversehrt gelassen, weder in den Kirchen noch in den Vorhallen, noch in den Kreuzgängen, noch in den Klöstern. Was von gemalten Bildern vorhanden war, wurde mit einer Übertünchung von Kalk bedeckt; was brennnbar war wurde auf den Scheiterhaufen geworfen, was nicht wurde Stück für Stück zertrümmert. Weder Wert noch Kunst vermochten, dass irgend etwas geschont wurde..."

Sonderfall Kleinbasel

In Kleinbasel stockte die Vernichtungsaktion. Ein Grossteil der Bevölkerung war dort dem alten Glauben treu geblieben war. Sie entfernte einen Teil der Gehpartie der Rheinbrücke um die reformierte Zerstörungswelle aus Grossbasel von sich fernzuhalten. Sogar Artillerie fuhren sie zu ihrem Schutz auf. Als es am 14. Februar dennoch einer Gruppe Bilderstürmer gelungen war bis zur Theodorskirche zu gelangen, habe sie sich einer von Schmied Jörg Jeuchdenhammer geführten Kleinbasler Volksmenge gegenüber gesehen.

Die Menge habe im Handgemenge ihre Pfarrkirche verteidigt. Kleinbasel wurde dann durch politischen Druck Grossbasels zum Entfernen des Zierrats am 14./15. Februar gezwungen. Diese Aufgabe scheinen die drei Kleinbasler Ehrengesellschaften übernommen zu haben, die sich ursprünglich für den Erhalt des Kirchenschmucks einsetzten. Daher wurde behutsamer vorgegangen als in Grossbasel, wo man auf Aeschermittwoch 1529 alles Brennbare auf dem Münsterplatz aufgestapelt und angezündet hatte.



Querverweis zum Thema:

>> Marx Bertschi, reformierter Pfarrherr zu St.Leonhard

>> Jakob Immeli, reformierter Pfarrherr zu St.Ulrich



Beitrag erstellt 12.11.03 / nachgeführt 03.04.05

Quellen:

Kaspar von Greyerz, Beitrag "Reformation, Humanismus und offene Konfessionspolitik", publiziert in Basel - Geschichte einer städtischen Gesellschaft, herausgegeben von Georg Kreis und Beat von Wartburg, Christoph Merian Verlag, Basel, 2000, ISBN 3-85616-127-9, Seiten 80 bis 85

Emil Major, Bauten und Bilder aus Basels Kulturgeschichte, Verlag Peter Heman, Basel, 1986, ISBN 3-85722-010-5, Seiten 97 bis 99

Ernst Miescher, Die Reformation in Basel und speziell zu St.Leonhard, Basler Missionsbuchhandlung, Basel, 1917, Seiten 43 bis 47

Paul Roth, Die Durchführung der Reformation in Basel, 121. Neujahrsblatt der GGG, Helbing und Lichtenhahn, Basel, 1943, Seiten 12 bis 15

Fridolin Ryff, Beitrag "Wie aber ein burgerschafft zusamen kam, um das breiff und sigel nit gehalten wasz worden" und "Wie zu Basel die götzen und älter verbrent und abbrochen wurden", publiziert in Basler Chroniken Band 1, herausgegeben von Wilhelm Vischer und Alfred Stern, Verlag von S. Hirzel, Leipzig, 1872, Seiten 80 bis 89

Dietrich Staehelin, St.Theodor - Aus der Geschichte einer Basler Kirchgemeinde, Basler Schriften Band 30, Pharos Verlag Hansrudolf Schwabe AG, Basel, 1991, ISBN 3-7230-0225-0, Seite 13

René Teuteberg, Basler Geschichte, Christoph Merian Verlag, Basel, 2. Auflage 1988, ISBN 3 856 16 034 5, Seiten 213 bis 214

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