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Brand vom 4. Juli 1845 und Gründung der Feuerwehr
Am frühen Morgen des 4. Juli, etwa um halb ein Uhr, brach in der Liegenschaft des Gerbermeisters Rudolf Hübscher-Falkner ein Brand aus. Der Gebäudekomplex lag am Riehenteich ausserhalb der Stadtmauer von Kleinbasel, Es gab eine Farbholzmühle die direkt am Teich lag. Die Liegenschaft umfasste auch ein Hauptgebäude welches von der Vorschule der Basler Mission genutzt wurde. Das Feuer griff rasch auf das Nachbarhaus und das Wohnhaus über.
Das Löschwesen der Stadt war damals wenig zweckmässig organisiert. Die Bürgerschaft war in diverse verzettelte Löschmannschaften eingeteilt. Mit viel Liebe zum Detail war im Gegensatz zur eigentlichen Brandbekämpfung allerdings der militärischer Aufmarsch während eines Brandes geordnet. Dieser sollte verhindern dass eine eventuell ausbrechende Panik die Stadt während des Brandes den gierigen Fingern von bösen Eroberern auslieferte.
Obschon die Standestruppe auch Feuerwehraufgaben hatte, legte man in Basels Amtstuben grösseres Augenmerk auf militärische Machtentfaltung bei einem Brand, als auf die Feuerbekämpfung. Das Löschen eines Brandes galt offenbar nicht als fachmännische Arbeit die einer detaillierteren Organisation bedurfte. Dies zeigte sich als am 1. Januar 1844 an der Klybeckstrasse 25 vor dem Bläsitor das Haus des Gärtners Samuel Hauser völlig niederbrannte.
Zu wenig Priorität bei der Feuerbekämpfung
Die Presse stellte daraufhin fest, dass sich die Basler Löschanstalten in einem erbärmlich schlechten Zustand befände, und dass es dringend an der Zeit wäre, ein Pompier-Corps aufzustellen, wie es bereits einige im benachbarten Elsass gäbe. Anstatt hundert unorganisierter Helfer würden wohl ein paar Pompiers Saveurs (Retter) und Sappeurs (Brandbekämpfer) mehr auf einem Brandplatz erreichen. Dennoch änderte Basel nichts am Löschwesen.
Nun sah man sich wiederum mit einem grossen Brand konfrontiert, und war schlechter gewappnet denn je. Auf einem der Münstertürme hatte ein Wächter seinen Sitz, dessen Aufgabe es unter anderem war, nach ausbrechenden Bränden Ausschau zu halten. Den Grossbrand in Gerbermeister Hübschers Färberei hatte er aber wegen vorschriftswidrigen Schlafens nicht mitbekommen. Weder Polizei, Feuerläufer noch Platzkommandant wurden alarmiert.
Als endlich Löschmannschaft zum Einsatz loszog, öffneten ihr beim Bläsitor im unteren Kleinbasel die Wächter das Tor nicht, sondern verwiesen sie zum Riehentor. Anstatt ausserhalb der Stadtmauer auf freiem Weg rasch zum Brandplatz eilen zu können, mussten die Helfer mit ihrer Feuerspritze nun durch die Gassen Kleinbasels zum oberen Stadttore eilen. Bürokratische Ordnungsliebe kostete damit wertvolle Zeit die beim Löschen fehlte.
Drei Männer unter Trümmern begraben
Als die Löschmannschaften vor Ort waren fehlten vorerst Leitern und Haken zur Brandbekämpfung. Immerhin waren keine Bewohner der Häuser zu Schaden gekommen - alle hatten die Gebäude rechtzeitig verlassen können. Auch das Vieh konnte vor dem Tod in den Flammen gerettet werden. Doch die anlaufenden Löscharbeiten waren unkoordiniert und kaum geführt. Man erkannte dass ein Stapel Brennholz neben dem Wohnhaus gefährlich war.
Obschon das Haus in Brand stand, begannen Männer der Löschmannschaft das Holz wegzuschaffen. Als sie noch am Holzstapel arbeiteten, brach über ihnen der Hausgiebel ab und begrub drei Mann unter sich. Die Umstehenden liessen vom Holzstapel ab und setzten alles daran die drei Männer zu retten. Es gelang sie unter Mühen zu bergen. Hinterher wurde unterstrichen, dass der Unfall bei ordentlicher Führung und Beobachtung kaum passiert wäre.
Die Verletzten waren der vierfache Familienvater und Tagelöhner David Bärfuss aus dem Kanton Bern. Der 39jährige erlitt einen komplizierten Beinbruch. Ebenfalls ein Bein brach sich der 23 Jahre alte Schuhmacher Martin Egli aus Kleinhüningen. Den 24jährige Färbergeselle Christian Oswald zog man mit einer Kopfwunde aus den Trümmern des Giebels. Der Holzstapel ging in Flammen auf, und das Wohnhaus musste verloren gegeben werden.
Leitern kamen erst nach dem Brand
Zusätzlich kam während des Brandes noch Wind auf, der das Feuer weiter anfachte. Die Knaben der Missionsschule entkamen dem Feuer unbeschadet. Einige Lehrer der Missionsschule sorgten für Spott nach dem Brand, denn anstatt tatkräftig beim Löschen und Retten mitanzupacken, seien sie ratlos umhergeirrt und ergingen sich im Zitieren von Bibelstellen und im verzweifelten Gebet - edle Dinge, aber wenig geeignet zur Brandbekämpfung.
Die eine Hälfte der Wohnhauses stand in vollem Brand, als jemand irgendwo eine Leiter aufgetrieben hatte. Damit gelang es aus zwei Zimmern des Obergeschosses doch noch einiges an Mobiliar zu retten. Als von der Liegenschaft beim anbrechenden Tag weitgehend nur noch geschwärzte Grundmauern übrig waren und das Feuer verlöschte, begannen die Helfer heimzukehren. Dann erst kamen Wagen mit Leitern und Haken auf der Landstrasse angerumpelt.
Die Ursache des Grossbrands blieb ungeklärt. Die einen glaubten dass er in der Farbholzmühle ausgebrochen sei, andere suchten die Ursache bei den Zöglingen der Missionsschule, unterstellten ihnen unvorsichtige Zündelei. Moderne Brandermittlung gab es noch nicht, so blieb es ein Geheimnis. Doch die Folgen des Brandes waren bemerkenswert. Die Presse bemerkte spitz, dass die Feuerordnung von allem etwas enthielte, bloss nicht vom Feuer.
Gründung des Popierkorps Basel
In der Tat war es an der Zeit, dass die Brandbekämpfung in professionelle Hände gelegt wurde. Die Am 9. Juli versammelten sich in der Safranzunft 124 Beherzte um die Gründung einer eigentlichen Feuerwehr zu lancieren, deren Formierung Zimmermeister Daniel Barth (1808-1873) übertragen wurde. Am 16. September 1845 erfolgte schliesslich offiziell die Gründung des Pompierkorps Basel, welches von Carl Leonhard Burckhardt (1813-1885) kommandiert wurde.
Beitrag erstellt 10.09.06
Quellen:
Emanuel Steiner, Festschrift zum 75-jährigen Bestehen des Artillerie-Verein Basel-Stadt, Buchdruckerei Franz Wittmer, Basel, 1910, Seite 24 (zu Daniel Barth)
Bruno Thommen, Die Basler Feuerwehr, Birkhäuser Verlag, Basel, 1982, ISBN 3-7643-1286-6, Seiten 82, 83 und 87
Artikel "Brandunglück von gestern Nacht", publiziert in Allgemeines Intelligenzblatt der Stadt Basel, Nummer 82, 5. Juli 1845, Schweighauser'sche Buchhandlung, Basel, 1845, Seiten 377 und 378
"Aufruf zur Unterstützung der bei dem Brande vom 5. Juli verunglückten Arbeiter", publiziert in Allgemeines Intelligenzblatt der Stadt Basel, Nummer 84, 8. Juli 1845, Schweighauser'sche Buchhandlung, Basel, 1845, Seite 386
Artikel "Schmiedet das Eisen diesweils noch warm ist!", publiziert in Allgemeines Intelligenzblatt der Stadt Basel, Nummer 85, 9. Juli 1845, Schweighauser'sche Buchhandlung, Basel, 1845, Seiten 389 und 390
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