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Bestrebungen zur Wiedervereinigung 1933-1969
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1933 - Unterschriftensammlung

In den 1930er Jahren wurde das Thema einer Kantonsfusion von Baselstadt und Basel-Landschaft konkret angegangen. Ein erster Schritt zu diesem Vorhaben stellte eine Unterschriftensammlung in Stadt und Land dar. Dazu liess das Wiedervereinigungskomitee am 2. März 1933 verlauten, dass die Initiative mit 7500 Unterschriften vom Land und 13'000 aus der Stadt zustande gekommen sei. Staat und Regierung in Liestal wie Basel standen der Idee skeptisch gegenüber.

grenzstein basel landschaft

1936 - Wiedervereinigungsinitiative JA

An die Urne kam die Vorlage zu einer Wiedervereinigung knapp drei Jahre darauf. Unter den Parteien der Stadt beschlossen die Liberalen und die Nationale Volkspartei zu dieser Abstimmung Stimmfreigabe, während die übrigen Parteien offiziell das Vorhaben unterstützten. Auf dem Land stand man im oberen Baselbiet dem Gedanken ablehnend gegenüber, während der untere Kantonsteil mehr Sympathien dafür aufbrachte. Die Abstimmung fand am 22./23. Februar 1936 statt.

Baselstadt nahm die Vorlage (Stimmbeteiligung 58,6%) mit 20'171 Ja gegen 7450 Nein an. In Basel-Landschaft kam die Annahme (Stimmbeteiligung 87,5%) mit 12'272 Ja gegen 10'823 Nein wesentlich dünner einher. Entscheidend war der Bezirk Arlesheim, wo 8875 Stimmbürger ein Ja einwarfen, während 2099 Stimmenden ein Nein in die Urne legten. Die weiteren Bezirke der Landschaft verwarfen die Vorlage: Liestal 2007 Ja zu 3443 Nein, Sissach 1200 Ja zu 3388 Nein und Waldenburg 645 Ja zu 1893 Nein.

1938 - Wiedervereinigungsartikel JA

Die von einem speziellen Gremium erarbeiteten Verfassungsartikel wurden zwei Jahren später erneut dem Stimmvolk vorgelegt. Bei der Abstimmung am 1./2. Oktober 1938 fanden nur noch 38,3% der Basler Stimmbürger den Weg an die Urne. Die Annahme erfolgte in Baselstadt mit 14'637 Ja zu 4377 Nein. Auf dem Land fiel das Ja noch knapper aus als 1936. Bei einer engagierten Stimmbeteiligung von 78,6% legten hier 11'080 Stimmende ein Ja ein, während 10'722 Stimmbürger Nein sagten.

1947/48 - Ablehnung durch die Bundesversammlung

Damit die beiden Halbkantone ihre jeweiligen Verfassungen zum Zweck der Fusion ändern konnten, benötigten sie die Zustimmung der Bundesversammlung. Dort trat wegen des Zweiten Weltkriegs das Anliegen allerdings in den Hintergrund. Erst zwei Jahre nach dem Krieg befassten sich die eidgenössischen Räte wieder mit der Frage der Wiedervereinigung von Baselstadt und Basel-Landschaft. Am 10. Dezember 1947 lehnte der Ständerat mit 21 zu 14 Stimmen die Verfassungsänderungen ab.

Der Nationalrat beriet zwei Tage bevor er am 10. März 1948 ebenfalls die Gewährleistung verweigerte. Mit 88 zu 76 Stimmen folgte er somit dem Ständerat, womit das Projekt einer Wiedervereinigung nach 15 Jahren gescheitert war. Die Fusionsskeptiker auf dem Land feierten die Entscheidung Berns. Nach dem Nein der Bundesversammlung läuteten in Liestal eine halbe Stunde lang die Kirchenglocken, während der Regierungsrat den Eidgenössischen Räten eine Dankesadresse zukommen liess.

grenzstein baselstadt

1958 - Standesinitiative JA

Zehn Jahre nach der Verweigerung der Gewährleistung der Bundesversammlung hatte das Baselbieter Stimmvolk am 31. Mai/1. Juni 1958 über eine zweite Initiative zur Wiedervereinigung zu befinden. Diese sah die Schaffung eines Verfassungsartikels vor, dem gemäss der Landrat verpflichtet worden wäre, bei den Räten in Bern auf eine Wiedererwägung der Ablehnung von 1947/48 zu dringen. Bei einer Stimmbeteiligung von 76,7% wurde die Vorlage mit 16'752 Ja zu 11'877 Nein angenommen.

Ausgenommen die Gemeinde Schönenbuch, sprach sich der ganze Bezirk Arlesheim für die Volksinitiative aus. Bemerkenswert ist die Tatsache, dass von 74 Baselbieter Gemeinden lediglich deren 17 Ja stimmten. 15 dieser teils bevölkerungsreichen Gemeinden lagen im Bezirk Arlesheim, die beiden anderen (Pratteln und Augst), im Bezirk Liestal. Die selbe Standesinitiative war in Basel nicht an die Urne gekommen. Sie wurde stattdessen im Grossen Rat einstimmig angenommen.

1960 - Wiedervereinigungsartikel JA

Ein weiterer Schritt im Bestreben um eine Wiedervereinigung der beiden Halbkantone erfolgte am 24./25. September des Jahres 1960. An diesem Abstimmungswochenende nahm das Baselbieter Stimmvolk bei einer Stimmbeteiligung von 64,2% mit 15'058 Ja zu 9974 Nein einen neuen Verfassungsartikel an. Dieser bereinigte Artikel verpflichtete die Behörden dazu mit Nachdruck auf eine Kantonsfusion hinzuarbeiten. Im Vorfeld sorgte auch diese Abstimmung für heisse Debatten.

Am 9. September demonstrierten im Kasernenhof Liestal 3000 Leute für ein selbständiges Baselbiet. Bei der folgenden Abstimmung vom 24./25. September 1960 stimmte der Bezirk Arlesheim mit grosser Mehrheit für den Verfassungartikel. Dagegen entschied sich in diesem Bezirk einzig Benken. Die Stimmbürger der übrigen drei Bezirke sprachen gegen den Artikel aus, wo Füllinsdorf mit einem Ja hervorstach. Zugleich wählten beide Halbkantone den gemeinsamen Verfassungsrat.

1969 - Kantonsverfassung BS/BL NEIN

Nach über einem Jahrzehnt der Vorbereitung und der oft kontrovers geführten Diskussionen fand am 6./7. Dezember 1969 der bedeutsamste Urnengang (neu hatten auch Frauen das Stimmrecht) zu den neuen Verfassungen der beiden Halbkantone statt. In Basel Stadt legten 43'786 Stimmende ein Ja und 22'024 ein Nein ein (Stimmbeteiligung 44%). Auf dem Land unterlagen 33'222 Ja gegenüber 48'183 Nein (Stimmbeteiligung 76%). Damit war des Vorhaben der Wiedervereinigung gescheitert.

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Querverweis zum Thema:

>> Mythos Hülftenschanze - der 3. August 1833



Beitrag erstellt 08.11.12

Quellen:

Hans Ludwig Freyvogel, Basler Chronik vom 1. Oktober 1932 bis 30. September 1936, publiziert im Basler Jahrbuch 1933, herausgegeben von Ernst Jenny und Gustav Steiner, Helbing und Lichtenhahn, Basel, 1933, Seite 276 (Initiative März 1933)

Hans Ludwig Freyvogel, Basler Chronik vom 1. Oktober 1935 bis 30. September 1936, publiziert im Basler Jahrbuch 1937, herausgegeben von Ernst Jenny und Gustav Steiner, Helbing und Lichtenhahn, Basel, 1936, Seite 217 (Abstimmung Februar 1936)

Hans Ludwig Freyvogel, Basler Chronik vom 1. Oktober 1938 bis 30. September 1939, publiziert im Basler Jahrbuch 1940, herausgegeben von Ernst Jenny und Gustav Steiner, Helbing und Lichtenhahn, Basel, 1939, Seite 196 (Abstimmung Oktober 1938)

Markus Fürstenberger, Basler Chronik vom 1. September 1969 bis 31. August 1970, publiziert im Basler Stadtbuch 1971, herausgegeben von Hans Birkhäuser, Fritz Grieder, Adolf Portmann und Marc Sieber, Helbing und Lichtenhahn, Basel, 1970, Seite 223 (Abstimmung Dezember 1969)

Fritz Grieder, Basler Chronik vom 1. Oktober 1947 bis 30. September 1948, publiziert im Basler Stadtbuch 1949, herausgegeben von Gustav Steiner und Andreas Staehelin, Helbing und Lichtenhahn, Basel, 1948, Seiten 200 und 211 (Beschlüsse von National- und Ständerat 1947/48)

Fritz Grieder, Basler Chronik vom 1. September 1957 bis 31. August 1958, publiziert im Basler Stadtbuch 1959, herausgegeben von Gustav Steiner und Andreas Staehelin, Helbing und Lichtenhahn, Basel, 1958, Seite 225 (Abstimmung Juni 1958)

Fritz Grieder, Basler Chronik vom 1. September 1960 bis 31. August 1961, publiziert im Basler Stadtbuch 1962, herausgegeben von Gustav Steiner, Valentin Lötscher und Adolf Portmann, Helbing und Lichtenhahn, Basel, 1961, Seite 305 (Abstimmung September 1960)

Georg Kreis, Beitrag "Goldene Jahre mit irritierenden Erfahrungen", publiziert in Basel - Geschichte einer städtischen Gesellschaft, herausgegeben von Georg Kreis und Beat von Wartburg, Christoph Merian Verlag, Basel, 2000, ISBN 3-85616-127-9, Seiten 277 bis 280 (Vereinigungsbemühungen 1938 bis 1969)

Otto Rebmann, Baselbieter Chronik vom 1. Januar 1956 bis zum 31. Dezember 1958, publiziert im Baselbieter Heimatbuch Band 8, herausgegeben von der Kommission zur Erhaltung von Altertümern des Kantons Basel-Landschaft, Kantonale Drucksachen- und Materialzentrale, Liestal, 1959, Seite 303 (Abstimmung 1958)

Otto Rebmann, Baselbieter Chronik vom 1. Januar 1959 bis zum 31. Dezember 1961, publiziert im Baselbieter Heimatbuch Band 9, herausgegeben von der Kommission zur Erhaltung von Altertümern des Kantons Basel-Landschaft, Kantonale Drucksachen- und Materialzentrale, Leistal, 1962, Seiten 365 (Demonstration Kasernenhof September 1960) und 367 (Abstimmung 1960)

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