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E Hampfle Helge vom Glaine Glingedaal 2007

Alle Jahre im Januar begeht Kleinbasel mit dem Vogel Gryff seinen höchsten Feiertag. Ein Höhepunkt ist die Talfahrt des Wilden Mannes, die seit 1941 von seinem Horst ob der Schwarzwaldbrücke aus zum Kleinen Klingental führt wo Vogel Gryff und Leu seine Ankunft erwarten.



Gegen 11.00 Uhr kommt das Floss des Wilden Mannes beim Kleinen Klingental an. Die beiden Tambouren schlagen unterwegs das Rhy-ab-Marsch zu dem der Wilde Mann mit seinem Tännchen unentwegt tanzt, sich immer wieder gegen Kleinbasel verneigend, den Rücken stets gegen Grossbasel gewandt.



Unter Begleitung der Tambouren tanzt der Wilde Mann zwischen zwanzig und dreissig Minuten (Dauer der Fahrt je nach Wasserstand des Rheins) auf seinem Floss. Oft folgen Schulkinder dem Floss auf seiner Talfahrt am Rheinweg entlang rennend, vom Wild-Maa-Horst bis hinunter zum Kleinen Klingental.



Uie beiden Flosskanoniere untermalen die Talfahrt jeweils mit Böllerschüssen aus ihren kleinen Kanonen, "Katzenköpfe" genannt. Sie bemühen sich um möglichst viele Schüsse, und ganz besonders um Böllerlärm direkt unter der Mittleren Rheinbrücke. Ein Ladstock und ein Hammer wurden 2007 verschlissen.



Vor den Ruderern sitzen die Gäste des Spiels und die Flossgäste der vorsitzenden Ehrengesellschaft (2007 E.E. Zum Geifen). Sie tragen Schwimmwesten und als zusätzliche Sicherheitsmassnahme begleitet ein Boot des Polizei das Floss. Beim Kleinen Klingental muss das Floss gewendet werden um anlegen zu können.



Angekommen beim Kleinen Klingental, geht der Wilde Mann als erster vom Floss. Er ist die Symbolfigur der Kleinbasler Ehrengesellschaft zur Hären. Seine Talfahrt auf dem Rhein wird erstmals 1713 genannt. Im Rhein taucht er sein Bäumchen und bespritzt damit das Publikum - ein Fruchtbarkeitsritual.



Dem Wilden Mann folgen je zwei ruessende Tambouren und zwei Bannerherren des Spiels. Die Tambouren sind seit 1887 in Altfrankenkostüme gekleidet, während die Fähnriche bis ins Jahr 1935 Gehrock und Zylinder trugen. Erst zum Vogel Gryff 1936 wurden auch sie im Altfrankenstil eingekleidet.



Die Gäste verlassen das Floss, hier beschreitet Andreas Burckhardt, Präsident des Basler Grossen Rats den Steg. Im Zeichen der Dreiländerregio war unter anderem auch Oberbürgermeister Wolfgang Dietz aus Weil am Rhein an Bord, wo es diesmal wegen einem ausgebliebenen Ehrengast/in mehr Platz hatte.



Das Legat eines verstorbenen Mitglieds des Artillerie-Vereins Basel-Stadt ermöglicht seit 2001 jedes Jahr eine kleine Zuwendung an die Flosskanoniere, zu übergeben am Vogel Gryff. Heute wird jeweils nach dem Anlegen des Flosses ein Ehrensold durch einen Boten in historischer Montur überbracht.



Der Schreibende erinnert sich selber noch an seine Tage als Binggis, als er seinen ersten Vogel Gryff erlebte und sich gar als Grossbasler Setzlig zum Wild Maa Horst mogelte und am Ufer dem Floss nachseggelte. Die Faszination des Vogel Gryff bei der Jugend ist bis heute ungebrochen.



Gekommen war ich aus Grossbasel um den Sold an die Flosskanoniere zu überbringen. Ich hätte es mir nicht träumen lassen, dass mir an diesem Tag der Vogel Gryff selbst die Ehre erweisen würde. Wohl war sein Kopf mit Malstiften und Karton gemacht, aber er schritt nicht minder würdig einher als sein Vorbild.



Der Gryffedanz und die Reverenz des kleinen Salomon zeugte von Freude an der Sache, denn obwohl er ein lebhaftes Kind sei, schritt er unter seinem schönen Gryffenkopf ungewohnt ruhig und würdevoll einher. Ein Brauch mit solchem Echo bei der Jugend steht auf solidem Fundament.



Interne thematische Querverweise:

>> Die Geschichte des Vogel Gryff

>> Bilder vom Vogel Gryff 2009

>> Kinderlied in Dialekt zum Vogel Gryff


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