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Alte Hauptpost (aktueller Bezug: Schliessung 2021)
© by altbasel.ch

Die 2016 angekündige Schliessung der Hauptpost ist vollzogen. Am 12. November 2021 waren die Schalter letztmals offen. Ab dem 15. übernahm eine nahe Buchhandlung einige Postdienstleistungen. Eine Geschichte die im 18. Jahrhundert begann endet. Das Direktorium der Kaufmannschaft, welches seit 1682 für das Postwesen zuständig war, unterhielt beim Stadthaus ein 1776 erbautes Posthaus.

stahlstich der alten hauptpost

Die Freie Strasse um 1875 mit Postgebäude rechts (rot mit Treppengiebel) vor Erweiterung von 1878. Links die noch schmale Rüdengasse | Lichtdruck v. Gebrüder Bossert nach Johann Jakob Schneider (Sammlung altbasel.ch)

Das Postamt beim Stadthaus war im Laufe der Zeit den Bedürfnisse der Stadt nicht mehr gewachsen, so dass man 1839 über einen Postneubau nachdachte. Als Standort bot sich das auf das Mittelalter zurückgehende Kaufhaus an der Freien Strasse an. Dieses alte Basler Handeszentrum stand ebenfalls im Umbruch, und bezog schliesslich 1846 einen Neubau am Barfüsserplatz.

Der städtische Bauinspektor Amadeus Merian (1808-1889) zeichnete ab 1845 insgesamt 21 Entwürfe für einen Postneubau an der Freie Strasse. Dabei hatte er auch eine Briefhalle für den Publikumsverkehr an der Ecke zur Gerbergasse in Gedanken. Doch alle Pläne Merians sollten vergebens sein. Eine Intrige hebelte seine grossen Bemühungen zu Gunsten eines anderen Architekten aus.

Das Projekt wurde suspekt lange verschleppt, wobei Johann Jakob Stehlin der Ältere (1803-1879) seines Zeichens Mitglied des städtischen Baukollegiums, Bundespolitiker und späterer Bürgermeister Basels, seinen Einfluss geltend machte. Es war kaum Zufall, dass ausgerechnet sein Sohn Johann Jakob Stehlin der Jüngere (1826-1894) schliesslich das Bauprojekt übertragen bekam.

Dieser legte 1851 Pläne vor, die grosse Partien des alten Kaufhauses mit einzelnen Elementen der Renaissance in den Neubau übernahmen. Im Durchgang zum Innenhof hat zur Freien Strasse hin etwa bis heute das historische Kaufhausportal überlebt, und an der Gerbergasse kann man ein Relief aus dem Jahr 1572 sehen, auf dem zwei Basilisken das Baslerwappen halten.

Stehlin schuf mit den Teilen des alten Kaufhauses einen Bezug zur Vergangenheit, in den er seinen neugotischen Entwurf der Hauptpost einbettete; mit Erfolg. Die eidgenössischen Behörden liessen ihn 1852/53 sein Postgebäude errichten. Die imposante Fassade mit Tor, Uhr, hochragendem Giebel und Wetterfahne an der Freien Strasse, legt bis heute Zeugnis von Stehlins Können ab.


die hauptpost von der falknerstrasse aus gesehen

Der von 1878/80 stammende Erweiterungsbau der alten Hauptpost mit einem Hauptportal zur Rüdengasse (links), und der ursprüngliche Postbau von 1852/53 an der Freien Stasse (rechts hinten, wie auf Lichtdruck oben).

Zwei Jahrzehnte später forderten die veränderten Verhältnisse im Postwesen einen Ausbau. 1873 bekam wiederum Johann Jakob Stehlin der Jüngere den Bauauftrag. Diesmal sollte er zur Rüdengasse hin einen Erweiterungsbau planen, und legte auch bald schon einen Entwurf vor. Dieser wurde indes von zwei Gutachtern so schlecht bewertet, dass man Stehlin in der Folge fallenliess.

Stattdessen wurde die weitere Planung, auf der Basis von Stehlins Vorarbeit, einem der beiden Gutachter übertragen, dem Wiener Dombaumeister Friedrich Freiherr von Schmidt (1825-1891). Nach seinen neugotisch ausgerichteten Plänen wurde 1878/80 an der Rüdengasse der Ereiterungsbau errichtet (verkleidet mit rotem Saverner Sandstein), mit der Schalterhalle als Kernstück.

Die Schalterhalle zählt national, neben dem Waffensaal das Landesmuseums, zu den grössten profan genutzten Sälen im Stile des Historismus. 1910 versah der Basler Künstler Burkhard Mangold (1873-1950) die Halle mit zwei monumentalen Gemälden, die das alte Kaufhaus und den Rheinhafen zum Thema hatten. Weitere kleine Umbauten der Hauptpost erfolgten 1930/31, 1953/60 so wie 1967.

Eine grosse Sanierung fand 1971 bis 1977 statt. Dabei entschied man sich, die in Frage stehende historische Schalterhalle beizubehalten. Auch wurden die 1930 übertünchten dekorativen Malereien wieder freigellegt. Nach der Restauration von 1977 erstrahlte die mit der Zeit verunstaltete Schalterhalle wieder in altem Glanz. Seither sind beinahe 40 Jahre vergangen.


Beitrag erstellt 03.11.16 / ergänzt 10.05.22

Quellen:

Jakob Buser, Das Basler Postwesen vor 1849, Buchdruckerei J. Schaub-Buser, Sissach, 1903, Seiten 17 bis 18 bis 119 (Postwesen der Basler Kaufmannschaft)

Markus Fürstenberger, Das Basler Stadthaus, 150. Neujahrsblatt der GGG, Helbing & Lichtenhahn, Basel, 1972, Seite 10 (Posthaus beim Stadthaus)

Dorothee Huber, Architekturführer Basel, 1996, herausgegeben vom Architekturmuseum in Basel, Basel, 1996 (2. Auflage), ISBN 3-905065-22-3, Seite 184 (Hauptpost)

Martin Möhle, Beitrag "Rüdengasse 2 / Freie Strasse 12 / Gerbergasse 13 (alte Nrn. 1631-1634E, 1651) - Post", publiziert in Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 7, (Altstadt Grossbasel I), herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern, 2006, ISBN 3-906131-84-X, Seiten 471 bis 478

engel

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