oekolampad_kreuzgang

zurueck

schlagwortsuche

logo

Das St.Alban-Tor
© by altbasel.ch

St.Alban-Vorstadt 101

Tram 3 - St.Alban-Tor


albantor

Das St.Alban-Tor sieht man auf der Illustration nach dem Stich Merians von der Stadtseite her mit dem Vorwerk im Stadtgraben. Es hat noch nicht das später aufgesetzte flache Pyramidendach sondern eine Zinnekrone. Im Inneren war aber schon damals anstelle einer Wehrplatte ein stadtwärts geneigtes Pultdach.

Zunächst ein Turm

Die Wachtordnung von 1374 bezeichnet das Bauwerk nicht als Stadttor, sondern als einen Turm den die Bewohner der St. Alban-Vorstadt zu bewachen hätten. Es gibt Thesen die von einem älteren Tor sprechen, welches schon vor dem Stadtmauerbau des 14.Jh an dieser Stelle errichtet worden sei. Bislang ist nur gewiss, dass in einem Waffeninventar von 1387 das "sant Albansthor" erstmals genannt wird.

Untersuchungen ergaben, dass das Geschoss über der Tordurchfahrt schon in den 1360er Jahren entstanden sein könnte. Erst erhob sich das Bauwerk als freistehener Turm, der später durch seitliche Verbindungsstücke mit der Stadtmauer verbunden wurde. Dass der Turm zunächst keine Torfunktion hatte, könnte man auch aus der Tatsache ableiten, dass er nicht in die Linie der Stadtmauer eingefügt wurde, sondern etwas hinter ihr zurückstand.

albantor

Das St.Alban-Tor, gesehen von der früheren Feldseite her. Das bei Merian abgebildete Vorwerk ist verschwunden, dafür kann man den neugotischen Polizeiposten erkennen, der im 19.Jh angefügt worden ist.
Man vermutet heute, dass damals zunächst an Toren und Türmen mit dem Bau begonnen wurde, und diese vielfach erst später durch die Mauer verbunden wurden. Ursprünglich hatte der Turm des St.Alban-Tores wahrscheinlich eine holzverkleidete und überdachte Wehrplatte (Boden in der Krone für Verteidigungseinrichtungen). Später wurde die Turmkrone verändert - die Wehrplatte ersetzte man durch ein Pultdach im Inneren.

Der Turm erhielt sein flaches Pyramidendach nach 1647, weshalb der Zeichner Emanuel Büchel rund hundert Jahre später das Tor so darstellte, wie es heute wieder ein vertrauter Anblick ist. Damit kam der Torturm zu einem Dachstock weshalb man die Zinnen der Krone zu schmalen Scharten umbaute.


Einbau eines Vorwerks im 15.Jahrhundert

Im Jahr 1473 wurde am Turm, in den Stadtmauergraben hinein, ein Vorwerk mit Zugbrücke errichtet. Dieses Vorwerk hatte die gleichen Grundrissmasse wie der Turm (8 mal 8 Meter), da aber die Werksmauern nicht so dick waren, fiel der Hof etwas geräumiger als das Torinnere aus. Der Mauerhof eines Vorwerks ist heute noch beim Spalentor zu sehen, während beim St.Alban-Tor der Mauerverlauf des Werkes als Mosaik auf dem Boden des Platzes vor dem Tor sichtbar angedeutet ist.

albantor

Die Führungsrille (rot eingerahmt) des alten Fallgatters auf der Feldseite des Torborgens. Man kann erkennen, wie weit über dem heutigen Gehniveau die Rille endet - auf dieser Höhe verlief früher die Strasse.
Fragwürdige Neugestaltung

Die Neugestaltung des Tores von 1871 bis 1873 verhinderte zwar den Abriss, brachte jedoch Veränderungen mit sich, welche den Bau in seinem Charakter beeinträchtigten. Das Bodenniveau der Umgebung wurde abgesenkt, wodurch die Toröffnung und der Turm höher erschienen. Daher endeten die seitlichen Führungsrillen des Fallgatters rund 114 Zentimeter über dem Niveau des Torwegs. Auf die Turmkrone wurde ein sehr unpassendes und hohes Dach mit Fensterchen nach allen vier Seiten aufgesetzt.

Die Pechnase am Turm wurde entfernt, dafür versah man den zweiten Stock auf der Feldseite mit einem kleinen Zierbalkon. Auf allen vier Seiten des Turmes baute man grosse Uhrzifferblätter ein, weshalb auf der Stadtseite im vierten Stock die Fenster vermauert werden mussten. Holztore wie Rammpfähle verschwanden. An der Nordseite wurde im Stil der Neugotik ein Polizeiposten angebaut, während auf der Südseite ein Treppenaufgang zu zwei Läufen angefügt wurde.


Wiederhergestellt im 20.Jahrhundert

Dank der Unterstützung durch die Christoph-Merian-Stiftung konnte nach über hundert Jahren das St.Alban-Tor weitgehend authentisch wiederhergestellt werden. Es erhielt ein flaches Pyramidendach welches sich am Vorbild des 17.Jh orientierte. Der kleine Balkon auf der Feldseite wurde entfernt, und zwei Stockwerke höher rekonstruierte man den einst aus der Pechnase hervorgegangenen Erker.

Zugleich mit Holztor und Rammpfählen wurden im zweiten Obergeschoss die Zug- und Aufhängevorrichtung der Rammpfahlanlage aus dem späten 16.Jh nachgebaut. Die riesigen Zifferblätter am Turm wurden entfernt, und durch wesentlich dezentere Zifferkränze an drei Seiten ersetzt (auf der Feldseite gab es an der entsprechenden Stelle nun wieder den Pechnasen-Erker). Dadurch konnten auch die beiden vermauerten stadtseitigen Fenster wieder geöffnet werden. Der ehemalige Polizeiposten und der Treppenaufgang wurden beibehalten, denn sie sind attraktive Ergänzungen in einem Baustil ihrer Zeit.

albantor

Die rekonstruierte Rammpfahlvorrichtung aus dem 16.Jh. Die eisenbewehrten Spitzen der Pfähle ragen auf dem ersten Stockwerk heraus. Die Pfähle konnten einzeln heruntergelassen werden, wodurch man in gefährlichen Zeiten den halben Torbogen schliessen konnte, während die andere Hälfte passierbar blieb.
Literatur:

Rudolf Kaufmann, Basel das alte Stadtbild, 1936, Birkhäuser Verlag, Beitrag 2 und 4

C.A. Müller, Die Stadtbefestigung von Basel, 1956, Seite 28 bis 29

Jahresbericht 1989 der Archäologischen Bodenforschung BS, Katalog der landseitigen Äusseren Grossbasler Stadtbefestigungen, Seiten 88 bis 89 mit vergleichendem Plan Seite 77

Guido Helmig, Jahresbericht 1985 der Archäologischen Bodenforschung BS in der Basler Zeitschrift für Geschichte und Altertumskunde, Seiten 182 bis 187

C.H.Baer, Kunstdenkmäler des Kantons Basel Stadt, Band 1, 1932/71, Birkhäuser Verlag, Seiten 237 bis 243

Hans Eppens, Baukultur in alten Basel, 1974, Verlag Frobenius AG Basel, Seite 45

Eugen A. Meier, Basel Einst und Jetzt, 3. Auflage, 1995, Buchverlag Basler Zeitung, Seiten 82 bis 83

Emil Major, Bauten und Bilder aus Basels Kulturgeschichte, 1986, Verlag Peter Heman Basel, Seite 44

Helmi Gasser und Fritz Lauber, St.Alban-Tor Einst und Jetzt, 1977, Christoph-Merian-Verlag

le_stab

Zurück

Schlagwortkatalog