tuerbogen

zurueck

schlagwortsuche

logo

Das St.Oswalds Pfrundhaus
© by altbasel.ch

Rheinsprung 17lageplan

Tramstation Schifflände

Wenn man von der Schifflände her den Münsterhügel hinauf steigt, so gelangt man nach dem alten Kollegiengebäude am Rheinsprung 11 zu einer Terrasse, die einen schönen Blick auf Kleinbasel und den Schwarzwald bietet. Als Gegensatz zum stolzen Universitätsgebäude am unteren Terrassenende, erhebt sich oberhalb ein bescheidenes niedriges Haus. Allzuleicht glaubt man, dass die über dem Hauseingang stehende Zahl 1487 ein Baudatum sei.
oswald pfrundhaus

Das St.Oswalds Pfrundhaus am Rheinsprung. Man kann hier die strassenseitige Fassade erkennen, wo nach 1564 kein weiteres Fenster mehr eingebaut werden durfte. Ebenso wurde damals untersagt, einen Kamin zu bauen der das Hausdach wesentlich überrage.
Es handelt sich dabei aber vermutlich um die alte Hausnummer, welche bis zum Jahr 1862 für das St.Oswalds Pfrundhaus am Rheinsprung galt. Die Nummerierung wurde 1798 während der französischen Besatzung eingeführt, damit die einzuquartierenden Soldaten ihre Unterkünfte in den Häusern der Stadt leichter fanden. Kaum ein Franzose hätte sich die deutschen Hausnamen merken können. Schriftlich belegt ist das Haus erst seit dem Jahr 1495.


Der streitbare Gottesmann

Es kann davon ausgegangen werden, dass die Liegenschaft bereits lange vor 1495 als Wohnung des Kaplans des Altars von St.Oswald im Münster gedient hatte. Der Altar ist seit dem Jahr 1272 nachweisbar. Dies dürfte dem Haus auch seinen Namen gegeben haben - St.Oswalds Pfrundhaus. Im Jahr seiner ersten Erwähnung war das Haus Anlass eines Streits zwischen dem Kaplan Mathis Spitz und dem Bauherrn der Stadt, Lorenz Halbysen.

Der Streit ging auf den Beginn der 1490er Jahre zurück. Der Hausbewohner Spitz beharrte darauf, dass die Rheinhalde und das Gärtchen beim St.Oswalds Pfrundhaus zur Liegenschaft gehörten. Halbysen behauptete jedoch, dass es sich dabei um städtische Allmend handelte. Das Baukollegium der Stadt befasste sich mit dem Fall und entschied gegen den Geistlichen Spitz. Der streitbare Gottesmann zog aber für sein Gärtlein vor den Rat.

Auch der Rat Basels und der Bürgermeister wiesen das Ansinnen des Mathis Spitz zurück. Man befand Gärtchen und Halde für städtische Allmend. Und schlimmer noch, man ordnete an dass der Kaplan die entsprechenden Türen des Hauses in jene Richtung zumauern musste. In seinen rheinseitig zugemauerten Haus wohnte Kaplan Spitz noch mindestens 20 weitere Jahre, sein Name fiel zuletzt Anno 1516. Nach der Reformation 1529 ging das Haus ans Domstift über.


Wenig Interesse beim Domstift

Das Domstift hatte die reformierte Stadt Basel jedoch verlassen und zeigt in der Folge auch wenig Interesse an diesem kleinen Haus am Rheinsprung. So wurde das St.Oswalds Pfrundhaus 1534 an den Brunnknecht Joachim Peter verkauft. Dessen finanziellen Verhältnisse waren offenbar bescheiden, denn er nahm im selben Zug vom Domstift ein Darlehen auf. Nach Joachim ist ein Weber namens Ulrich Peter, (wohl Sohn des Brunnknechts) als Hausbesitzer belegt.

oswald pfrundhaus

Links die Haustür am Rheinsprung 17 mit dem Hausnamen und der alten Hausnummer die oft für das Baujahr gehalten wird. Rechts der Blick die Rheinhalde hinab zeigt, dass das kleine Haus in Wirklichkeit vier Stockwerke hat. Hier der Anbau des 19.Jh.
Er veräusserte dann 1561 das Haus am Rheinsprung, welches von Universitätsprofessor Ulrich Iselin, einem Doktor der kaiserlichen Rechte gekauft wurde. Er kaufte das Haus nicht um darin zu wohnen, denn der Jurist der mit Faustina Amerbach (Tochter von Bonifacius Amerbach) verehelicht war, besass bereits am Rheinsprung gegenüber dem St.Oswalds Pfrundhaus das stattliche Haus "Zur Augenweide". Der Professor starb im Jahr 1564 an der Pest.

Die Witwe Faustina Iselin verkaufte bald darauf das kleine Haus. Der Kaufvertrag zum St.Oswalds Pfrundhaus war nach dem Willen der Witwe Iselin mit einer Klausel versehen. Diese besagte, dass das Haus nie mit einem weiteren Stockwerk erhöht werden solle und dass es auch niemals mit einem höheren Kamin versehen werde. Damit sollte den Bewohnern des Hauses "Zur Augenweide" die Augenweide des freien Blicks auf Rhein und Schwarzwald erhalten werden.


Amtswohnung für Lehrer

Etwas wunderlich ist hierbei allerdings die Tatsache, dass es laut der Klausel der Witwe Faustina Iselin auch verboten war zur Strasse hin weitere Fenster oder ein Tagloch einzubauen. Um 1594 ist belegt, dass Carlo Zellario, der Probst am oberen Kollegium der Universiät, ein Darlehen des Rats zu verzinsen hatte, welches ihm zur Errichtung einer neuen Mauer zum Rhein hin gewährt wurde. Im Jahr 1674 gehörte das Haus schliesslich Franz Platter.

Franz war der Sohn von Stadtarzt Thomas Platter dem jüngeren. Im Jahr 1674 starb er und hinterliess das Haus Helena Platter, die ihrerseits Samuel von Brunn, Pfarrer zu St.Jakob und Riehen heiratete. Das St.Oswalds Pfrundhaus gelangte schliesslich in die Hände der Kirchen- und Schulgutsverwaltung die aus der Liegenschaft ab etwa 1721 eine Amtwohnung für Lehrer des Gymnasiums am Münsterplatz machte. Einer der Lehrer war Friedrich Staehelin-Fischer.

Er unterrichtete der am Gymnasium ab 1771 Singen, Rechnen und Latein, und pflegte seine Schüler mit dem Prügelstock zu züchtigen wenn deren Znüniäpfel nicht mehr ganz frisch rochen. 1819 wurde er mit einer jährlichen Rente von 800 Franken und dem Wohnrecht in der Amtswohnung am Rheinsprung pensioniert. Ab 1850 bewohnte für acht Jahre Heinrich Meyer-Krauss das St.Oswald Pfrundhaus. Er wirkte von 1843 bis 1870 als Religionslehrer am Gymnasium.

Als begabter Zeichner hinterliess er eine Westansicht des Hauses aus die Mitte des Jahrhunderts. Das Haus wurde zum Gärtlein hin im 19.Jh mit Anbauten versehen. Um 1848 ist belegt, dass die Liegenschaft mit vier Stockwerken und einem zweistöckigen Wasch- und Treppenhaus auf 5700 Franken geschätzt wurde. Das St.Oswalds Pfrundhaus wurde im Jahr 1981 möglichst einfühlsam saniert, um darin ein zeitgemässes Wohnen zu ermöglichen.


Literatur:

Gustav Adolf Wanner, Häuser Menschen Schicksale, Band 1, 1985, Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-85815-126-2, Seiten 75 bis 77

Eugen A.Meier, Der Basler Arbeitsrappen, 1984, Birkhäuser Verlag, ISBN 3-7643-1612-8, Seiten 229 bis 230

Hans Eppens, Baukultur in alten Basel, 1974, Verlag Frobenius AG Basel, Seite 107

Silvia Gmür in "Neues Wohnen in der alten Stadt", 1991, Buchverlag Basler Zeitung, ISBN 3-85815-233-1, Seiten 47 bis 50

Karl Gauss, Basilea Reformata, 1930, Verlag der Historischen und Antiquarischen Gesellschaft, Seite 157

le_stab

Zum Seitenanfang

Zurück

Schlagwortkatalog