Aadringgete 2012 E.E. Zunft zum Goldenen Stern Das Wetter war am Neujahrsmorgen 2012 in eine unsichere Affäre. Doch Petrus liess Gnade walten und sandte sogar einige wenige Sonnenstrahlen die das traditionelle Antrinken des neuen Jahres am Dreizackbrunnen trotz verhangener Stimmung und dem Schatten eines traurigen Ereignisses zeitweise aufhellten. Wenn E. E. Zunft zum Goldenen Stern an den Münsterberg ruft, eilen alle Jahre brauchtumsbewusste Baslerinnen und Basler an den Dreizackbrunnen, wo ihnen mit einem Glas Hypokras (so wie den Weggli der Brotbecken und den Würstli der Metzgern) die Hand zum neuen Jahr gereicht wird. Dienstbare Geister der IWB richten den Brunnen (der 1837 vom Basler Architekten Melchior Berri gestalt wurde) derart her, dass eine seiner vier Röhren nicht Wasser sondern Gewürzwein sprudeln lässt. Und an dieser besonderen Röhre werden die Becher gefüllt mit denen auf das neue Jahr angestossen wird. Auch hergerichtet wird das Bildnis von Alt alt Zunftmeister Ernst Mollet, einem Gründervater der Aadriggete. Er blickt zu Neujahr nicht bloss über den Tellerrand sondern ebenso über den Rand des Brunnens. Und damit er freundlich grüssen kann (und weil Mollet am 1. Jänner Geburtstag hat), kriegt er Blumen in die Hand. Mit Blumen in der einen und erhobenem Zinnbecher in der anderen Hand, blickt das Ebenbild voller Erwartung die Freie Strasse hinab. Von dort her wird auf 11.00 Uhr das Zunftspiel zur Aadriggte aufziehen, um erstmals im neuen Jahr die Basler Luft mit Piccolo- und Trommelklängen zu erfüllen. Um zwei Minuten nach Elf kommt dann das Spiel angeruesst und angepfiffen. Vorneweg wie gewohnt Bannerherr Jean-Pierre Frefel. Weihnachtsbelechtung und Stern von Bethlehem der vergangenen Festtage verblassen. Doch flatternd tröstet auf dem Banner ein anderer Stern über den erlöschenden Glanz hinweg. Der Tambourmajor dirigiert das Neujahrskonzert des vereinigten Zunftspiels. Er gilt als Referenzexemplar seiner Gattung. Es ist indes ein haltloses Gerücht, dass im Naturhistorischen Museum DNA-Proben von ihm lagerten, zur Bewahrung der Spezies des Basler Tambourmajors für die Nachwelt. Zunftmeister Raoul I. Furlano ruft in seiner Rede vom Brunnenrand zum Kampf wider destruktives Jammern und Klagen auf, um danach den ersten Becher mit Hypokras zu füllen. In diesem Jahr ist ihm der Auftritt eine schwere Bürde, denn wenige Tage zuvor war mit seinem Schwager ein guter Freund verstorben. Das Publikum findet sich einmal mehr so zahlreich zum Antrinken ein, dass die temporäre Enge rund um den Brunnen am unteren Münsterberg sogar jene des verkaufsoffenen Sonntags vor Weihnachten übertrumpft, und in die weihevolle Kategorie der Morgestreichdruggete aufsteigt. Am Hypokras speienden Rohr des Dreizackbrunnen ist auch die Basler Politik vertreten. Hier füllt SP-Regierungsrat Christoph Brutschin, Haupt des Departements für Wirtschaft, Soziales und Umwelt den Becher um sich für die gewiss nicht leichten Herausforderungen des jungen Jahres zu wappnen. Zugegen ist auch der CVP-Regierungsrat (Gesundheitsdepartement), Vizepräsident der Regierung und Zunftbruder zum Sternen Carlo Conti. Hinter ihm, offenbar mit einem Ass im Ärmel, Alt LDP-Grossratspräsident, Alt Handelskammerdirektor und ehedem Chef des Basler Stadtkommandos, Andreas Burckhardt. Um 12.14 Uhr kündet das Spiel den Schlusspunkt der Aadringgete an. Mit dem weit vor seiner Zeit verstorbenen Christian Vogt fehlt nicht nur ein naher Freund des Zunftmeisters, sondern auch ein Tambour im Zunftspiel. Seine Abwesenheit bringt Schwermut und Besinnung in diesen Neujahrsmorgen. Erinnert in der Royal Air Force eine offen gelassene Lücke in der Flugformation bei Überflügen an einen "Missing Man", wird die durch den Tod gerissene Lücke im vereinigten Zunftspiel durch das fortlebende Gedenken an den Verstorbenen gefüllt. Das Banner weht - das Leben muss weitergehen.